Demokratie oder Feudalismus?

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Galahad
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Demokratie oder Feudalismus?

Beitrag von Galahad »

Eine staatspolitische Frage an die moderne Christenheit

Heutzutage wird immer davon ausgegangen, die Demokratie sei die einzige unterstützenswerte Staatsform. Wenn etwas undemokratisch sei, dann ist es abzulehnen.

Presse, Medien und Politik werden vom demokratischen Staat instrumentalisiert, um den demokratischen Staat als einzige vertretbare Staatsform darzustellen.

Es sind die Profiteure dieser Staatsform, die diese hochhalten. Keine Überraschung hier.

Aber ist das christlich?

Das christliche Abendland entstand in der römischen Kaiserzeit. Nachdem das Toleranzedikt für die Christianisierung des Reiches Tor und Tür geöffnet hatte, kam es schließlich zur Erklärung des Christentums als Staatsreligion. Das römische Reich wurde somit der erste christliche Staat.

War das demokratisch?

Nach dem Zusammenbruch der römischen Staatsmacht im Westen, entstand in den frühen Jahrhunderten des Mittelalters das christliche Abendland. "Der Westen", wie es auch oft genannt wurde.

In Deutschland und Österreich hörten die Staaten mit Ende des 1. Weltkrieges auf, offiziell christliche zu sein.

Was war in den Jahrhunderten dazwischen, in der christlichen Zeit?

Die Staaten des Westens, diese, die sich in ihrem Selbstverständnis als christlich betrachteten, waren so gut wie allesamt feudalistisch organisierte Staaten.

In der Tat war der Feudalismus des Westens durch den Aufbau der Zivilisation durch die Christen entstanden.

Ist also der Feudalismus die christliche Staatsform? Muß man nicht konsequenterweise als Christ auch Feudalist sein?

Ist nicht die moderne Demokratie gar nicht die Lösung, sondern Teil des Problems? Wäre eine Erneuerung des christlichen Feudalismuses nicht ein Schritt in die richtige (christliche) Richtung?

:lol: Mein Avatar sagt 'ja' – was sagt ihr?
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Abischai
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Re: Demokratie oder Feudalismus?

Beitrag von Abischai »

Dein Avatar sagt, daß Du Dich zu etwas bekennst, was Du vielleicht gar nicht durchschaust; sklavische Unterwerfung unter den Vatikan.

Demokratie war ein Ideal, welches bar jeglicher Religion und Machtstruktur die ganz kleine Funktionalität beschreibt, unschuldig und nie wirklich gelebt, aber begrifflich mißbraucht, als wenn eine altgediente Prostituierte ihre Jungfräulichkeit beschwört und jeden Kritiker verhaften läßt, als sei er ein Holocaustleugner.

Es gibt sie zwar nicht, aber ich bin für das Ideal der Demokratie, und damit bin ich ein erklärter Gegner der recenten sog. "Demokratie", weil ich sie im Wortsinn meine, und nicht als Phrase gegen jene geschwungen, die noch nicht mal ansatzweise gewillt sind zu ergründen, was Demokratie eigentlich bedeutet.
Das alte biblsiche Israel war eine echte Demokratie, soweit man das voraugen sehen konnte. Hintergründig war es eine Theokratie, bei der Gott dem Menschen aber völlig freie Hand ließ, gemäß der Gesetze zu leben, die Einschränkungen waren gering, die Regelungen zum Wohle ALLER (!!) extrem gut formuliert und organisiert. Gemäß den Gepflogenheiten der damaligen sklavenhalterischen/feudalistischen Zeit sogar hervorragend.
Und dem Menschen wurde vom Theokraten (Gott) die Herrschaft bzw. die Verwaltung über diese gute Struktur überlassen. Blöd wurde es erst mit der Abschaffung der Demokratie und der völlig überflüssigen aber gierig lüsternen Einführung der Monarchie. Die war nämlich dann plötzlich nicht mehr so einfach regenerierbar an die Theokratie gekoppelt, das kann man schon beim ersten König (Saul) sehen. Und im Verlesen des "Königsgesetzes" durch Samuel vor dem Volk wird das Elend deutlich, welche Rechte ein König plötzlich haben sollte, und wie es garaus sein würde mit der bis dato recht guten Demokratie, vordergründig vor der Theokratie im Hintergrunde. In Germanien war die Demokratie noch sehr lange gang und gäbe. Natürlich wurde diese einfachste und gründlichste aller Regierungsformen weder in Israel noch in Germanien so bezeichnet, aber sie entsprach exakt dem, was die Griechen als "demo-kratein" formuliert hatten.
Gute Bewegungen beginnen eigentlich fast immer echt demokratisch, bis das irgendwann nur noch gestützes Gerüst und Fassade ist, weil der Sinn verloren gegangen ist. Die Legitimation behält man vor dem ganz einfachen aber zahlreichen Volk jedoch nur, wenn man offiziell demokratisch bleibt, und daher muß dieser Schein unbedingt bewahrt werden, koste es was es wolle. Recentes Beispiel ist die bundesdeutsche Politik und Selbstdarstellung.
Langandauernde Demokratiene können meines Erachtens nur funktionieren, wenn die Verantwortlichen gottesfürchtige Menschen sind, die vor Gott und Mitmenschen angemessenen Respekt haben und sich ihr Handeln stet in der Reinigung durch den Glauben, immerwährend gelebte Umkehr und Treue zu Gott regeneriert wird, und es so nie zum lanfriostigen Verfall kommen kann.
Menschen sind durch ihre sündige Natur zum Verfall und zum Zerfall jeglicher demokratischer Ordnung verdammt, Gott aber kann das hindern. Die Beispiele dazu finden wir bei Abraham, Josef, David, Daniel, Mordechai, Esra und Nehemia uvm.
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stereotyp
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Re: Demokratie oder Feudalismus?

Beitrag von stereotyp »

Hi,

Israel sollte ursprünglich keine "Staatsform" (keinen König) haben. Bis dahin war es ein Stammesvolk, geführt von "Patriarchen", wenn man das so sagen kann. Eine, wie ich finde, natürliche Ordnung.

Für das Christentum, bzw. die Gemeinde, war auch niemals eine Staatsform vorgesehen. War ja auch keine Nation, also kein Volk mehr, das auserwählt wurde. Eine christliche Nation kann es also gar nicht geben.

Idealistisch gesehen gibt es auch keinen Unterschied zwischen einer christlichen Demokratie oder eine christlichen Diktatur. Wenn alle eines Sinnes sind, tun alle freiwillig, was der Diktator vorgeben würde.

Praktisch gesehen, verfehlen wir uns alle, und sollten uns davor hüten, unsere politischen Vorstellungen allen anderen aufzubürden, und damit den Namen unseres Erlösers in den Dreck zu ziehen. Christen mögen, sofern es möglich ist, ihre Stimme zur Ermahnung erheben. Aber sollten es vermeiden, anderen Gesetze aufzuerlegen, die sie bestenfalls aus Gesetzlichkeit halten würden.

Der christliche Glaube ist von diesen irdischen Dingen völlig losgelöst. Sie schließen sich gewissermaßen gegenseitig aus.

MfG
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Helmuth
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Re: Demokratie oder Feudalismus?

Beitrag von Helmuth »

stereotyp hat geschrieben: Do 12. Okt 2023, 01:50 Israel sollte ursprünglich keine "Staatsform" (keinen König) haben. Bis dahin war es ein Stammesvolk, geführt von "Patriarchen", wenn man das so sagen kann. Eine, wie ich finde, natürliche Ordnung.
Das Patriachat ist auch ein Ordnungssystem, ein grundsätzlich feudales. das dem Königtum gleichkommt und sich auf Basis der Schöpfungsordnung Gottes bildet. Es herrscht der Erstgeborene der Stammeslinie über diesen Stamm. Dieser erhält (in der Bibel) den Titel Sohn Gottes und ihm obliegt die Gerichtsbarkeit über seinen Stamm. Aber er muss damit auch vor Gott priesterlich dienen, ansonsten büßt er seine Autorität ein.

Er ist damit ihr König und Priester. Derart entstanden Stadtstaaten mit einem umliegenden Land, wie wir es in der Genesis lesen. Dazu braucht man, um sich zu versorgen, auch das umliegende Land. Jeder Stamm soll sein eigenes autonomes Land besitzen und so sollte es eine friedliche Koexistenz aller Stämme geben. Das war der Plan Gottes, mit dem sich die Erde füllen sollte.

Im Idealfall fuktioniert das, im Realfall kommt die Sünde dazwischen, die alles zunichte macht. Also begann Gott wieder das so enstandene tohu wa-bohu neu zu ordnen und rief Abraham aus diesem Chaos der Sünde heraus, um aus ihm das Volk Gottes zu machen. Er war traditionell auch Patriarch, und wird auch Erzvater genannt. Gott hielt ihn dafür geeignet, weil er bedingungslos glaubte, und aus ihm entstammt das erste Volk Gottes, Israel.

Israel sollte wieder ein solches Königtum von Priestern werden, in dem Gottes Wille regiert und nicht die Sünde. So erfolgte der erste Bundesschlus mit dem Obersten aller Herren, JHWH, also Gott selbst. Eines fehlte dem neuen Volke noch: Ein Gesetz. Es war sich bislang jeder selbst Gesetz, wie die Sünde das so bewirkt, was Gott dann unter Mose gegeben hatte.

Das Königtum war von Gott immer schon vorgesehen, sonst würde der Heilsplan nicht aufgehen, nur stand es zur Zeit Samuels noch nicht auf Gottes Plan. Daher reagierte er missbilligend auf die Bitte des Volkes, doch gab er ihrer Bitte auch nach. Aber es klingt für mich auch wie eine Rache Gottes, dass er ihnen zuerst Saul, einen untauglichen König gegeben hatte.

Die folgenden Könige David und Salomo brachten unter Salomo das Königtum auch zu einem noch nie dagewesenen Aufschwung einer über die Maßen gesegneten Zeit. Leider hielt sie nur von kurzer Dauer, denn schon Salomo billigte am Ende wieder den Götzendeinst, weshalb Gott das Land teilen ließ. Den Rest bis zur Entstehung des Christentums kann man in der Bibel nachlesen, es war Chaos pur, also wieder tohu wa-bohu.
stereotyp hat geschrieben: Do 12. Okt 2023, 01:50 Für das Christentum, bzw. die Gemeinde, war auch niemals eine Staatsform vorgesehen. War ja auch keine Nation, also kein Volk mehr, das auserwählt wurde. Eine christliche Nation kann es also gar nicht geben.
Die Staatasform ist nur ein größeres Gebilde einer Organsisation. Die Gemeinde ist ebenfalls kein herrscherloser Haufen, sondern hat ihre Strukturen durch Patriarchen, also wieder das Muster der Schöpfungsordnung Gottes. In Christus bgeinn man einen Neustart, der nun alle Welt umfassen sollte, das tohu wa-bohu zu ordnen. Es geht um die Neuschöpfung, von der die Apostel reden.

Natürlich darf man in unserer Gesellschaft ein Kirchenhaupt heute nicht "Patriarch" nennen, weil der Begriff negativ konnotiert worden ist, daher sind es Älteste. Aber im Prinzip ist das wieder nichts anderes als seit Beginn der Menschheit und manche Kirchen nennen ihre Häupter sogar Patriarch.

Das neue Prinzip ist nun so, dass die irdische Abstammung nur bedingt von Relevanz ist, es zählt die geistliche, weshalb man auch sagt "aus Gott geboren", unter denen Jesus der Erste und damit Erstgeborene dieser Schöpfung ist. Wer nichr aus Gott geboren ist, der ist kein Bürger dieser neuen Ordnung, und das wieder im Idealfall. Im Realfall mischen sich scharenweise auch Pseudochriten darunter.

Es geht darum den guten Teil von dem bösen Teil der Menschheit zu trennen, und wieder ist das der Idealfall. Die Sünde tut das Ihre und so wird es nie eine perfekte Kirche oder gar einen Staat geben. Überdies hat sich die Kirche gleichfalls immer mehr gespalten und zersplittert, was damit der Teilung und Zersplitterung des alten Israel Gottes gleichkommt.
stereotyp hat geschrieben: Do 12. Okt 2023, 01:50 Idealistisch gesehen gibt es auch keinen Unterschied zwischen einer christlichen Demokratie oder eine christlichen Diktatur. Wenn alle eines Sinnes sind, tun alle freiwillig, was der Diktator vorgeben würde.
Wie du richtig sagst, wenn alle eines Sinnes sind, womit wir wieder beim Idealfall ohne Sünde versus Realfall mit der angelangt sind. Im Idealfall ist es egal wie du das Haus nennst, patriarchisch, feudal, demokratisch, theokratisch christokratisch, es ist egal, denn es regiert das Gesetz Gottes und das in Liebe, das darüber steht.

Aber meine Meinung ist die, dass wir nicht den Auftrag haben eine solche Kirche oder Staat zu errichten, denn auch das zeigt die Geschichte was z.B. unter einer RKK daraus geworden ist: Eine neue Versklavung unter Satan. Die Kirche ist lediglich ein Werkzeug Gottes, damit wir aus der übrigen Menschheit die herausrufen, die sich von ihrer Sünde abkehren wollen, sie ist also kein Selbstzweck.

Kirche bedeutet nichts anderes als "die Herausgerufene". Das ist der eigentliche Wortsinn von ekklesia. Das vollkommene Reich Gottes entsteht erst mit Jesu Wiederkunft, wenn der Satan auch gebunden und später vernichtet wird. Ich konzentriere mich daher auf keine Kirche und noch weniger auf gegenwärtige politische Systeme mit ihren Strukturen, sondern auf den Auftrag Jesu, die Sünder durch das Evangelium herauszurufen:
Mk 16,15-16 hat geschrieben: Geht hin in die ganze Welt und predigt der ganzen Schöpfung das Evangelium. Wer da glaubt und getauft wird, wird errettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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ProfDrVonUndZu
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Re: Demokratie oder Feudalismus?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Helmuth hat geschrieben: Do 12. Okt 2023, 09:37 Das Patriachat ist auch ein Ordnungssystem, ein grundsätzlich feudales. das dem Königtum gleichkommt und sich auf Basis der Schöpfungsordnung Gottes bildet. Es herrscht der Erstgeborene der Stammeslinie über diesen Stamm. Dieser erhält (in der Bibel) den Titel Sohn Gottes und ihm obliegt die Gerichtsbarkeit über seinen Stamm. Aber er muss damit auch vor Gott priesterlich dienen, ansonsten büßt er seine Autorität ein.

Er ist damit ihr König und Priester. Derart entstanden Stadtstaaten mit einem umliegenden Land, wie wir es in der Genesis lesen. Dazu braucht man, um sich zu versorgen, auch das umliegende Land. Jeder Stamm soll sein eigenes autonomes Land besitzen und so sollte es eine friedliche Koexistenz aller Stämme geben. Das war der Plan Gottes, mit dem sich die Erde füllen sollte.
Nach der Schöpfungsordnung soll der Mann Vater und Mutter verlassen, um seiner Frau anzuhängen. Das weltliche Patriarchat verkehrt diese Ordnung aber ins Gegenteil, holt nicht nur die Frau ins Haus des Mannes, sondern sorgt auch dafür, dass der Mann sich nicht vom Elternhaus löst, sondern es als geerbtes Eigentum, für das er nun verantwortlich ist, mit sich herum schleppt. Sofern er denn überhaupt wesentlich was zu erben hat. Die tatsächlichen Großerben bilden das Patriarchat, nicht jeder männliche Nachkomme seiner Eltern ist gleich ein Patriarch, nur wenn er eine eigene Familie gründen wird.
Bei den Großerben tritt üblicherweise der ältesten Sohn in die Fußstapfen des Erbes, wie du ja auch sagst, aber zwingend ist das allein ja auch nicht, und Erstgeborener zu sein, macht einen Sohn nicht automatisch zum Patriarchen. Das Patriarchat ist das Resultat nicht der Schöpfungsordnung Gottes, sondern das einer gefallenen Anti-Ordnung. Bestenfalls könnte man es als faulen Kompromiss bezeichnen. Aber Patriarchat ist Welt, nicht Reich Gottes.

Wie kommst du darauf, dass der Patrarchenerbe als Sohn Gottes bezeichnet wird ? Söhne Gottes werden im Johannes Evangelium so charakterisiert :
Johannes 1,12 so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder GottesGott zu werden, denen, die an seinen Namen glauben,
13 welche nicht aus Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
Söhne Gotts sind demnach nicht Menschen, die keinen biologischen Vater haben, sondern Menschen, die sich vom Vater emanzipiert haben.
Mit einer mancipatio konnte ein pater familias aber auch seine väterliche Gewalt über einen Sohn oder eine Tochter an einen Dritten übertragen und diesem das Kind damit in Dienst geben. Demgegenüber bedeutet e-mancipatio im juristischen Sinne die Entlassung „aus“ der väterlichen Gewalt in die Selbständigkeit.
https://de.wikipedia.org/wiki/Emanzipation#Wortherkunft
Zuletzt geändert von ProfDrVonUndZu am Do 12. Okt 2023, 13:02, insgesamt 1-mal geändert.
stereotyp
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Re: Demokratie oder Feudalismus?

Beitrag von stereotyp »

Hallo
Helmuth hat geschrieben: Do 12. Okt 2023, 09:37 Das Patriachat ist auch ein Ordnungssystem, ein grundsätzlich feudales.
Ja, sicher ist das ein Ordnungssystem. Und wie du schon sagst, ist die Gemeinde der einzige Ort, an dem eine christliche Ordnung eingehalten werden sollte. Und da sollten weder Demokratie, noch Feudalismus herrschen. Ich denke man könnte die ideale Ordnung dort ein geistliches Patriarchat nennen, in dem die geistlich Erwachsenen (=vollkommenen) herrschen/leiten.

MfG
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Helmuth
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Re: Demokratie oder Feudalismus

Beitrag von Helmuth »

stereotyp hat geschrieben: Do 12. Okt 2023, 12:48 Ja, sicher ist das ein Ordnungssystem. Und wie du schon sagst, ist die Gemeinde der einzige Ort, an dem eine christliche Ordnung eingehalten werden sollte. Und da sollten weder Demokratie, noch Feudalismus herrschen. Ich denke man könnte die ideale Ordnung dort ein geistliches Patriarchat nennen, in dem die geistlich Erwachsenen (=vollkommenen) herrschen/leiten.
Ich sagte dazu recht viel, aber der Kern war, darauf keinen übermäßigen Blick zu verschwenden. Der wichtigste Auftrag der Kirche ist die Verkündigung des Evangeliums und nicht sich ständig innerkirchlich zu organisieren. Über Feudalismus oder Demokratie brauche ich keine Sitzungen um solches zu klären.

Aber die großen Kirchen mit amtlich ausgestatteten Befugnissen der Staaten driften vom Auftrag Jesu immer mehr ab, weshalb sie insgesamt für Christus immer untauglich werden. Die kleinen bzw. freien unabhängigen Christengemeinden kommen dem wesentlich näher. Sie müssen sich auch darum sorgen, wie sie sich aufstellen, aber Vorrang hat immer noch das Evangelium.

Jesus würde das viellicht so formulieren: Das eine sollte man tun, das andere nicht lassen.
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Galahad
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Re: Demokratie oder Feudalismus?

Beitrag von Galahad »

Gute Beiträge bisher, die viele für das Thema interessante Dinge ansprechen. Es scheint danach keine allgemeine, christliche "Pflicht" zum Demokratiebekenntnis zu geben.

Mir sind mehrere eurer Aussagen nicht gänzlich klar.
Abischai hat geschrieben: Mi 11. Okt 2023, 22:07 Dein Avatar sagt, daß Du Dich zu etwas bekennst, was Du vielleicht gar nicht durchschaust; sklavische Unterwerfung unter den Vatikan.
Nun, wir führen im Schilde was wir im Schilde führen, weil wir den Heiligen Gral entdeckt haben! Etwas mehr Respekt an dieser Stelle, wenn ich bitten darf :lol:

Ich kann deiner Aussage nur bedingt zustimmen. Die Kaiser waren nicht unbedingt dem Papst unterworfen. Aber das sind mehrere Themen, wie so ein Feudalsystem denn (christlich) aufgebaut sein sollte. Es hat Gründe gegeben, weshalb es im christlichen Abendland so entstand.

Aber man sollte nicht zu früh abdriften :D

Auf welchen Aspekt der Sache genau wolltest du hinaus?
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Abischai
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Re: Demokratie oder Feudalismus?

Beitrag von Abischai »

Galahad hat geschrieben: Do 12. Okt 2023, 18:16 Auf welchen Aspekt der Sache genau wolltest du hinaus?
Die Treue gegenüber dem Papst ist ein oft vergessener Aspekt des wohl ganzen "Rittertums". Und das verzerrt die Verhältnisse, weil das eben verschwiegen wird und damit gar nicht in Betracht gezogen werden kann.

Die größte und folgenschwerste Entgleisung in Bezug auf das sog. "Christentum" ist wohl das Papstum, ein Blendwerk, welches durch seine gezielt verharmlosende Selbstdarstellung den potenten Respekt aller irgendwie "gläubigen" Menschen erzwingt, die zwar ein gewisses Unbehagen verspüren, dieses aber nicht wirklich definieren können. Aus ihrer tiefsten und ehrlichsten Glaubensüberzeugung und wahrer Gottesfurcht heraus wagen sie es dann nicht, etwas infragezu stellen, was von sich selbst ja immerhin behauptet, DIE Kirche Jesu Christi zu sein. Ab und zu macht das doch mal einer, vor 500a ein gewisser Augustinermönch z.B. Und ganz ungefährlich ist es nicht, weil das System dann nämlich etwas erzeigt, was es in Wahrheit im Schilde führt.

Demokratie läßt sich unter diesen Bedingunngen nicht leben. Denn das bedeutet ungefähr: "ihr könnt machen was ihr wollt, alles egal, aber Grundlage ist, was ich euch sage." (so der Papst)

Da schwingt sich einer (gemeint ist das gesamte System, repräsentiert durch einen einzelnen) zum angeblichen Herrscher der Welt auf, indem er von sich behaupten läßt, der Stellvertreter des Sohnes Gottes auf Erden zu sein. Und es gibt aus unerklärlichem Grunde zu jener Zeit aktuell, viele einflußreiche Leute, die dem das glauben und auf Anforderung hin ewige Treue schwören. So entsteht ein Netzwerk, welches fortan nie mehr aufgelöst werden kann. Es ist eine "Kraft" entstanden, mit deren Hilfe die gesamte Welt beherrscht werden kann.

Ein heimlicher bzw. unheimlicher Herrscher der ganzen Welt hält zwar nicht alle Fäden in der Hand, hat aber bereits alles unter seine Herrschaft gebracht.

Welchen Sinn soll es haben, mit Vertretern dieser Gilde von ewige Treue geschworen habenden Menschen über wertneutrale, freie Grundlagen zu verhandeln? Die wissen doch gar nicht was das überhaupt ist, oder wenn sie es wissen, werden sie sich hüten das zuzugeben. Sowas ist einseitig, weil nur die Seite "frei" ist und so denkt, die ihrerseits nicht mla ahnt, was ihr als angeblich ebenbürtig gegenübertritt.

In diesem Sinne gilt jeglichem Rittertum der Vergangenheit und Gegenwart mein höchstes Mißtrauen. Ich lasse mich gern eines besseren belehren, bisher aber ohne Erfolg.

Ich meine damit ganz bewußt nicht direkt und persönlich Dich, verehrter Galahad, und darum meine ich, daß Du vieleicht nicht weißt, was das ist, wovon Du da selbst vorträgst.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
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Galahad
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Re: Demokratie oder Feudalismus?

Beitrag von Galahad »

Man möchte also die israelitische Epoche der sogenannten Richterzeit für eine als "echt" empfundene Demokratie beanspruchen (Abischai, Helmuth) oder plädiert für eine apolitische Haltung (stereotyp).

Alle drei Redner kommen dabei auf zwei weitere Aspekte zu sprechen, die in der allgemeinen Diskussion heutzutage so gut wie nie behandelt werden: das Verhältnis des gesellschaftlichen Kollektives zu Gott (oder den religiösen Dingen) und das ethische Vermögen des Einzelnen.

Sie alle drei lassen durchscheinen, daß es im Grunde auf das Verhalten der Menschen ankommt und weniger auf das "System", hier primär die Staatsform.

Unter den alten griechischen Politologen gab es die Vorstellung, daß es die Aufgabe der Staatsform sei, das möglichst beste ethische Verhalten des Einzelnen zu provozieren. War das bei den Israeliten in der Richterzeit auch so?

Ich würde das Israel der Richterzeit jedenfalls weder als Demokratie noch als Theokratie bezeichnen, da damals keine Steuern erhoben worden sind. Es gab keinen Etat ie. Staat.

Will man das Israel der Richterzeit als Vorbild, vorbildlich oder anlehnungswürdig hinsichtlich unseres Themas ansetzen, dann kann das bisher Gesagte nicht für eine Position überzeugen.

Mehrfach wurde auch von einer Schöpfungsordnung bzw. einer Ordnung Gottes gesprochen und gleichzeitig von der Gefahr, diese irgendwie zu verlassen. Aber geht das überhaupt? Kann ein Engel eine Kuh werden und so die Ordnung verlassen?

Die Behandlung dieser Sache mit der "Ordnung" erscheint mir ironischerweise etwas faselig vonstatten zu gehen.

Eine Schöpfungsordnung als Richtschnur bedarf eines biblisch untermauerten Fundamentes, welches ich zumindest hier nicht ausmachen konnte. Vielleicht kann da nachgeliefert werden? Oder kann dieses "Argument" als "Keule" entlarft ad acta gelegt werden?

Zu Recht wurden die familiären Dinge angesprochen. Und hier sehe ich auch ein starkes Argument für den Feudalismus. Er basiert auf familiäre Strukturen und auf die Ethik des Einzelnen.

Gewiss, den Amtseid kennt auch die moderne Demokratie. Aber wer nimmt den da ernst? Der feudale Eid ist da viel tiefgründiger und wird mit ganz anderem Ethos und konsequenten Begründungen befolgt.

Die Familie erscheint mir eine viel logischere Einheit für Besitz und seiner Verteidigung als stets geplünderte öffentliche Kassen der modernen demokratischen Staatsgebilde, die z.B. Staatsverschuldung zulassen. Was ist das?
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