Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite I

Politik und Weltgeschehen
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Johncom
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von Johncom »

oTp hat geschrieben: Mi 18. Okt 2023, 18:33 Und ob das suggerierend ist.
Ja, das ist suggerierend. Bestreite ich doch gar nicht.
Du behauptest nur etwas.
Da haben wir wohl etwas gemeinsam.
oTp
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von oTp »

Wir haben etwas gemeinsam ?
Hoffentlich nicht.
...Jedenfalls nicht betreffs politischer Orientierung.
Du darfst nicht alles glauben, was du denkst
Claymore
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von Claymore »

Johncom hat geschrieben: So 15. Okt 2023, 06:22Wie es wirklich aussieht, ein objektives Bild vermitteln, dazu müsste man Reporter in alle Gebiete schicken. Das unterlassen die westlichen Medien in den heißen Phasen der Kriege, es wird dann gesagt, die Situation sei zu gefährlich. Oder man bekommt vom Mann auf der Straße keine ehrlichen Aussagen, so war es im Syrien-Krieg. Russische Kriegsreporter waren übrigens überall in Syrien und einige haben es nicht überlebt.
Na ja, die perfekte Presse wird es nie geben.

Wenn Berichte fehlen, weil sie zu gefährlich oder meinetwegen zu aufwändig und teuer sind, ist das natürlich nicht schön. Aber entschuldbar. Das echte Problem ist doch, wenn Beteiligte die Informationen besitzen, aber sie bewusst vertuschen oder verzerren wollen.

In den russischen Medien (also die im Land, nicht Exil-Medien) hörtest du ganz brav wiederholt, 8000 russische Soldaten seien im Ukraine-Krieg gefallen*, Butscha wäre Fake, oder damals 2014, die grünen Männchen auf der Krim seien spontan gebildete Sicherheitskräfte der Bevölkerung.

* Wenn wir nur die Soldaten zählen, wo wir den Tod durch öffentliche Daten verifizieren können, wie Social Media Posts oder Berichte lokaler Medien etc., kommt die Untersuchung von Meduza und Mediazone schon auf 33.000.

Das ist halt ungefiltert die Message, die der Kreml vorgibt. Ab und zu mag mal ein rebellischer Gedanke oder echte Kritik durchrutschen, aber das ist die Ausnahme.

Klar, bei Collateral Murder hat das Pentagon genauso sehr erbärmlich die "Authentizität des Videos" bestritten. Aber wenn es in den USA laufen würde wie in Russland, dann hätten CNN & Co rund-um-die-Uhr das Video als Fake hingestellt.
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Johncom
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von Johncom »

Claymore hat geschrieben: Do 19. Okt 2023, 00:26
Johncom hat geschrieben: So 15. Okt 2023, 06:22Wie es wirklich aussieht, ein objektives Bild vermitteln, dazu müsste man Reporter in alle Gebiete schicken. Das unterlassen die westlichen Medien in den heißen Phasen der Kriege, es wird dann gesagt, die Situation sei zu gefährlich. Oder man bekommt vom Mann auf der Straße keine ehrlichen Aussagen, so war es im Syrien-Krieg. Russische Kriegsreporter waren übrigens überall in Syrien und einige haben es nicht überlebt.
Na ja, die perfekte Presse wird es nie geben.

Wenn Berichte fehlen, weil sie zu gefährlich oder meinetwegen zu aufwändig und teuer sind, ist das natürlich nicht schön. Aber entschuldbar. Das echte Problem ist doch, wenn Beteiligte die Informationen besitzen, aber sie bewusst vertuschen oder verzerren wollen.

In den russischen Medien (also die im Land, nicht Exil-Medien) hörtest du ganz brav wiederholt, 8000 russische Soldaten seien im Ukraine-Krieg gefallen*, Butscha wäre Fake, oder damals 2014, die grünen Männchen auf der Krim seien spontan gebildete Sicherheitskräfte der Bevölkerung.

Kannst du das belegen, verlinken? Ich lese ja RT und gelegentlich Thomas Röper, der russische Medien übersetzt, da sind mir solche Meldungen nicht aufgefallen. Russland macht es genauso wie die Ukraine und verweigert Zahlen über eigene Verluste.

Ich finde es auch nicht entschuldbar, wenn Redaktionen "kein Geld haben" um vor Ort Leute einzusetzen.
Damals im Syrien-Krieg gab der Kairo-Korrespondent der ARD zwischendurch mal zu, er warte auf die Nachrichten aus Washington. Als es in der Türkei einen Putsch gegen Erdogan gab, las ich alle Nachrichten über Nacht, die minütlich auf den Ticker gingen. Es war ein hin und her, aber ab dem Moment wo Obama seine Erklärung gab, schwenkte alles auf die Washingtoner Linie, sofort.

Ja sicher kann es in Richtung perfekte Presse gehen, wenn zB in einer Runde wie Presseclub genau die Journalisten in einen fairen Dialog kommen, aussprechen dürfen, deren Regierungen verfeindet sind.
2016 war Ivan Rodionov von RT noch bei Phoenix, das war eine Zeit, in der man sich wenigstens zuhörte.
Klar, bei Collateral Murder hat das Pentagon genauso sehr erbärmlich die "Authentizität des Videos" bestritten. Aber wenn es in den USA laufen würde wie in Russland, dann hätten CNN & Co rund-um-die-Uhr das Video als Fake hingestellt.
Wie es in Russland läuft, und wie Russland die westlichen Medien kommentiert, kann über
https://www.anti-spiegel.ru/
verfolgt werden.
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Johncom
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von Johncom »

Zum Thema passend:

Auf beiden Seiten der Front!

Genau das muss freier unabhängiger Journalismus tun, beide Seite kennenlernen, Kriegsgünde beleuchten, recherchieren.

Ein langjähriger Mainstream-Journalist macht das. Allerdings ohne Auftrag und ohne Geld seines vorigen Arbeitgebers NDR. Sein Buch ist jetzt draußen:

:arrow: https://www.westendverlag.de/buch/auf-b ... der-front/


oTp
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von oTp »

Wird dir nicht schwindelig wenn du dich derart "rundum" informierst ? Darstellung und Gegensicht. Da weiß man ja nachher nicht mehr wo vorne und hinten ist, und Verarbeitung des Gesagten ist kaum noch möglich.
Und was Einem dadurch eingeredet, suggeriert wird, praktisch in den Kopf eingehämmert wird, schwächt und trübt die Fähigkeit, die Wahrheit trotzdem wahr zu nehmen.

So entstand die kommunistische Traumwelt, die gegen den Westen und die USA hetzte, und heutzutage die Scheinwelt Nordkoreas. Damit brachte es Hitler auf Millionen Tote, Stalin, Mao. Und damit kommt die unmenschliche Hamas bei dafür anfälliger Muslimen durch.
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von CoolLesterSmooth »

Johncom hat geschrieben: Do 19. Okt 2023, 05:32 Zum Thema passend:
Muss immer wieder lachen, wenn Leute ihren Shows slogans wie hier "Die richtigen Fragen" verpassen und dann jede falsche Aussage unkommentiert durchwinken, statt die richtigen Fragen zu stellen. Dass das Fans findet ist hingegen weniger zum Lachen.
Spannungsmeter:
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Magdalena61
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von Magdalena61 »

Über das Buch https://www.westendverlag.de/buch/auf-b ... der-front/
„Auf beiden Seiten der Front – meine Reisen in die Ukraine“

Von Patrik Baab


Patrik Baab hat die Ukraine bereist – den Westen vor Beginn des Krieges, den Osten danach. Gemäß der journalistischen Handwerksregel „audiatur et altera pars“ – auch die andere Seite soll gehört werden – hat er auf beiden Seiten der Front mit Menschen gesprochen und ihre Leben beobachtet. Er hat die Interessen hinter den blutigen Kämpfen recherchiert. Hier schildert er seine Eindrücke.

Er analysiert den geostrategischen und wirtschaftlichen Konflikt, um den es in Wahrheit geht. Es ist das neue „Große Spiel“ der Vereinigten Staaten, von Russland und der Europäischen Union unter deutscher Führung; ein Poker am Rande eines Atomkriegs mitten in Europa – ein Tanz auf dem Vulkan.

„Scheinobjektivität“ – Auszug aus dem Vorwort

„Damals hätte ich mir nicht träumen lassen, im Herzen eines völkerrechtswidrigen Angriffskrieges und am Rand eines atomaren Desasters zu landen. Schon gar nicht fiel mir ein, dass die Fahrt zu einer Bildungsreise in den deutschen Journalismus geraten könnte. Zumindest das hätte ich besser wissen müssen.

Denn es waren große Teile der Medien, die mit einer Mischung aus Hurra-Patriotismus und Halbwahrheiten jene Kriegshysterie herbeigeschrieben haben, die den nüchternen Blick auf den russischen Überfall auf die Ukraine und seine Ursachen vernebelt.
Sachfremde Professoren denunzierten meine Reise in den Donbass als Versuch, 'Scheinobjektivität' herzustellen. So, als ob interessengeleitete Kopfgeburten die Erfahrung zu prägen hätten und nicht umgekehrt. So, als ob mich der Kontakt zu Russen schon zu einer Art Vaterlandsverräter machte.
Die Guten im Westen, die Bösen im Osten – dieses Denken besticht nicht nur durch die Primitivität der Weltsicht, sondern auch durch seinen unduldsamen Ausschließlichkeitsanspruch. Aber dies zeigt ja nur das Maß an Selbstgleichschaltung akademischer Eliten. Untrennbar greifen Byzantinismus, ideologische Manipulation und wirtschaftlicher Zwang beim Ringen um Anstellungen und Vertragsverlängerungen ineinander. Der Akademiker erliegt dem Dämon der Macht und bringt dessen Gedanken unters Volk.

Aus dem Newsletter von Epoch- Times vom 15. Oktober 2023
Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen.
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Magdalena61
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von Magdalena61 »

So geht man hierzulange mit Journalisten um, die, im Gegensatz zu den Haltungs"journalisten" noch nicht gekauft sind:
„Audiatur et altera pars“: Lasse sowohl die eine als auch die andere Seite zu Wort kommen! Dieser eherne journalistische Grundsatz wurde dem deutschen Publizisten Patrik Baab beinahe zum Verhängnis. Denn seine Recherchereise in den Donbass missfiel der Christian-Albrecht-Universität Kiel (CAU) so sehr, dass sie ihren erfahrenen Dozenten am 27. September 2022 kündigte und von seinen Lehraufträgen für das Wintersemester entband.

Baab wehrte sich gegen die „Cancel Culture“. Legte am 13. Oktober Widerspruch ein. Und zog schließlich vor Gericht.

Zehn Monate später steht nun rechtskräftig und endgültig fest: Die Universität Kiel hat Baab Unrecht angetan.

Malte Sievers, der Vorsitzende Richter am Verwaltungsgericht Schleswig-Holstein, war schon am 25. April 2023 zu diesem Urteil gelangt – ein Zwischenerfolg für Baab. Die Uni Kiel darf ihre Stellungnahme zur Vertragskündigung auch nicht mehr weiter verbreiten – ein weiterer Sieg für Baab. Zudem muss die Hochschule ihre Vertragspflichten aus dem Lehrauftrag einhalten – noch ein Sieg für Baab. Und schließlich lief mit dem 19. Juli 2023 die Berufungsfrist für die Uni Kiel ungenutzt aus. Diese Urteile sind nicht nur eine Rehabilitierung von Baab, über den in den letzten Monaten eine mediale Schlammschlacht ergangen ist. Es bestätigt auch das Grundverständnis journalistischer Arbeit, das die Kündigung infrage gestellt hatte.
Quelle
Fast ein Wunder, dieses Urteil...

Ich würde ja gerne den ganzen Artikel zitieren--

https://www.epochtimes.de/epoch-tv/mein ... h_20230618

Wer die Artikel ohne Einschränkung lesen will, sollte den Newsletter abonnieren. Derzeit kommen von Epoch Times wiederholt Angebote, für 1 Euro pro Woche freien Zugang zu allen Artikeln, ein Jahr lang.
LG
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von Claymore »

Magdalena61 hat geschrieben: Fr 20. Okt 2023, 00:43So geht man hierzulange mit Journalisten um, die, im Gegensatz zu den Haltungs"journalisten" noch nicht gekauft sind:
Für mich wieder ein Beispiel von "vom Regen in den Starkregen".

Wieso nur schlägt die Über-Skepsis gegenüber dem Westen in Lichtgeschwindigkeit zur heiligen Einfalt beim Kreml um?

Benehmen wir uns doch mal wie erwachsene Menschen, dann besteht kein Zweifel daran, dass russische Wahlen eine Farce sind.

Denn warum geht Russland gegen unabhängige Wahlbeobachter vor? Oder warum gibt es Videos von bereits gefüllten Wahlurnen (ein Trick aus der Anfangsphase, mittlerweile ist der Betrug besser organisiert)? Oder warum überstieg in manchen Bezirken die Anzahl der Stimmen die dort registrierten Wähler? Warum verbleiben die Stimmzettel für Tage im Wahllokal nach der Auszählung, sodass sie im Nachhinein manipuliert werden können und jegliche Transparenz verloren geht? Warum lieferten hunderte Ergebnisse von Wahllokalen bis auf die Nachkommastelle das exakt gleiche Ergebnis?

Gegenüber jemandem wie Herr Baab, der sich als Feigenblatt "Wahlbeobachter" für Putins Wahlbetrug einspannen lässt, hab ich keinen Respekt.

Und da jetzt von "nicht gekauft" zu sprechen ist auch einigermaßen absurd und wieder die selektive sancta simplicitas bei unseren Erwachten.
Magdalena61 hat geschrieben: Fr 20. Okt 2023, 00:39So, als ob mich der Kontakt zu Russen schon zu einer Art Vaterlandsverräter machte.
Sich für Putins Wahlbetrug einspannen zu lassen ist moralisch fragwürdig, da gibt's eher wenig zu deuteln.
Magdalena61 hat geschrieben: Fr 20. Okt 2023, 00:39Die Guten im Westen, die Bösen im Osten – dieses Denken besticht nicht nur durch die Primitivität der Weltsicht, sondern auch durch seinen unduldsamen Ausschließlichkeitsanspruch.
Und sie machen dann auf Grau-in-Grau. Genauso primitiv.
Magdalena61 hat geschrieben: Fr 20. Okt 2023, 00:43Fast ein Wunder, dieses Urteil...
Am Ende ist es für deine Meinung egal. Entweder denkst du "das hat mich voll und ganz bestätigt" oder "ein Wunder".

Natürlich stimmt es, dass der linksliberale Elitenheini nicht gerade die Grundsätze John Stuart Mill vom Marktplatz der Ideen teilt. Der schaut auf die Erwachten und denkt sich, dass es besser wäre, einfach den Schwachsinns-Nachschub (oft aus Russland importiert) einfach abzustellen.

Kann man es ihm verdenken? Naja... nicht wirklich. Denn den Erwachten sind Argumente egal, oder?

Mein Eindruck ist, dass du an die hunderte Male mit Belegen widerlegt und korrigiert wurdest. Es schien aber nie einen Effekt zu haben.

Da stimme ich dem linksliberalen Elitenheini also zu. Er ist natürlich verlogen, da er genauso seine eigenen liebgewonnen Meinungen vor Kritik immunisiert. Das erzeugt die absurde Situation in westlichen Gesellschaften, wo die eine staatlich gesponserte NGO mir sagt, Mann und Frau seien sozial konstruierte Kategorien, und im nächsten Moment der Faktenchecker von Wissenschaft labert.

Egal, wenn alle so ticken würden, wäre ein gesunder Marktplatz der Ideen unmöglich. Denn falsche Ideen werden nicht mehr durch Widerlegung aussortiert, sondern immer wieder in geringer Variation neu aufgegossen.

J. S. Mill war allerdings realistisch, was das anging, und behauptete nicht, dass sich alles wunderbar fügen wird und der Marktplatz der Ideen in der Lage ist, effizient, fehlerfrei und schnell Unsinn auszusortieren und das optimale Ergebnis produziert.

Er meinte nur, dass das immer noch besser ist, als irgendwelche Versuche, mit Zensur die richtige Meinung durchzusetzen. Die komplett Verbohrten sind eine Minderheit, mit der man fertig wird. Der eingesetzte Zensor jedoch wird durch Macht korrumpiert. Und er ist im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung in der Bevölkerung, so problematisch sie auch sein mag, mit hoher Wahrscheinlichkeit nur gewaltsam wieder wegzubekommen.

Und "Zensur" sind IMHO nicht nur dedizierte Zensur-Strafgesetze, sondern auch Methoden wie:
  • De-Banking (siehe hier)
  • unverhältnismäßige Hausdurchsuchungen wegen Äußerungen, die als Politikerbeleidigung ausgelegt werden (tatsächlich meist relativ harmlose Äußerungen)
  • Jobverlust bei falscher Meinung
  • Missbrauch des Urheberrechts zur Zensur (eine beliebte Methode der Öffentlich-Rechtlichen. War früher die Standardprozedur von Scientology)
  • Missbrauch der Jugendschutz-Gesetze. Hier geht es natürlich um Zensur, aber halt von Gewaltdarstellungen und Pornografie zum Schutz der Jugend. Man missbraucht das Gesetz jedoch, wenn man damit bloße Meinungen zensiert.
  • Missbrauch von Verordnungen zur Erteilung einer Sendeerlaubnis (DNS-Sperren)
  • etc. pp.
Diese Methoden sind ja schon rein rechtlich abenteuerlich, um es milde auszudrücken und weisen auf eine stetige Aushöhlung des Rechtsstaates hin. Man will die Debatte über neue Zensur-Gesetze vermeiden, also werden bestehende Gesetze, die für etwas anderes gedacht waren, "kreativ" angewendet.

Noch entscheidender aber entspringt vieles davon dem gleichen Geist wie "Plutonium in den Tee", auch wenn es natürlich deutlich ziviler abläuft.

Im Sinne von Nietzsches "Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird." muss man aufpassen, dass wir nicht zu einer Art Russland werden, das sich nur noch in der LGBT-Freundlichkeit vom Original unterscheidet. Da sind wir auf dem besten Weg dort hin.

Allerdings, nur weil die Behauptungen, die du verbreitest, Zensur unterliegen, macht sie das nicht wahr.

Es ist mir schon klar, dass psychologisch Zensur den Verdacht befeuert, da könnte doch was dran sein. Das ist aber rein narratives Denken, was auf die Emotionen abzielt, nicht kritisch-rationales Denken.

In Russland unterliegen allerlei im Westen hochgehaltenen Meinungen knallharter Zensur. Macht sie das automatisch wahr? Sicher nicht. Und genauso wenig beweist es das Grau-Grau-Weltbild.

Der Witchcraft Act von 1735 in Großbritannien setzte Behauptungen, jemand sei eine Hexe, unter Strafe. Da sagte die harte Hand der aufklärerischen Staatsgewalt "Leute, jetzt ist mal Schluss mit den Hexen". Und das rein logisch berechtigte Argument "Aber was ist, wenn jemand wirklich eine Hexe ist?" fand kein Gehör.

Es ist aber falsch zu meinen, dass hier Grau-Grau vorliegt, und die alte Regierung, die "Hexen" verfolgte, nur genauso übersteuerte wie jetzt die neue Regierung durch "Leugnung des Hexenproblems" übersteuert.

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Etwas ganz anderes ist aber das Gejammer wegen "oh, ich werde ausgegrenzt", "oh die sind alle so gemein", "oh ich werde diffamiert".

Mein Mitleid für die Blumen, die unter dem rauen Klima des politischen Meinungskampfes leiden. Sie sind so zart, dass sie es schon als Intoleranz bezeichnen, wenn man einen Preis ablehnt. Seltsam, wenn sie dann die AfD gut finden. Hast du mal ein paar Reden der Damen und Herren Abgeordneten aus der AfD-Fraktion gehört? :lol:

Klar, echte Diffamierung, also gezielte Verleumdung und üble Nachrede, ist ein Problem. Das ist sowas wie von Alice Schwarzer oder Jan Böhmermann, oder auch von manchen Pro-Kreml-Bloggern (siehe den Fall Jessikka Aro). Man setzt ohne Vorsicht und ohne Belege schwer rufschädigende Behauptungen, wie angeblich begangene Verbrechen, in die Welt. Das vernichtet Existenzen.

Sich aber "Putin-Troll" anhören zu müssen, das ist keine Diffamierung im obigen Sinne. Es ist nur Polemik. Schlimmstenfalls ist es eine Beleidigung, aber das ist in vielen westlichen Ländern keine Straftat. Und es sollte auch keine Straftat sein - die harte Hand des Strafrechts kann sich nicht um Mimosen kümmern.

Wenn im freundlichsten Tonfall - aber ohne Belege (wie immer) - behauptet wird, die Ukrainer hätten den Kachowka-Staudamm gesprengt, dann steckt die Unverschämtheit in der beleglosen Behauptung selber. Dass die Reaktion darauf aggressiv ausfällt, besonders von Betroffenen, ist nur menschlich.

Du selber verlinkst hier Seiten wie Journalistenwatch.de, die du offensichtlich sehr gut findest. Die versuchen Parallelen zwischen den Grünen und dem kambodschanischen Regime der Roten Khmer, das Millionen Menschen ermordete, zu ziehen. Kann man machen. Aber "Grüne Khmer" ist wirklich nichts anderes als die Nazikeule. Statt Adi halt Pol Pot.

Klar, in einer idealen Welt würde all das nicht passieren. Aber es ist völlig unrealistisch, dass der politische Diskurs wie ein philosophischer Diskurs ablaufen kann. Derartige niveaulose Entgleisungen und billige Polemik gehören dazu. Die muss man ertragen können, ansonsten hat man im politischen Meinungskampf nichts verloren. Was ja ok ist.
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