Magdalena61 hat geschrieben: ↑Fr 20. Okt 2023, 00:43So geht man hierzulange mit Journalisten um, die, im Gegensatz zu den Haltungs"journalisten" noch nicht gekauft sind:
Für mich wieder ein Beispiel von "vom Regen in den Starkregen".
Wieso nur schlägt die Über-Skepsis gegenüber dem Westen in Lichtgeschwindigkeit zur heiligen Einfalt beim Kreml um?
Benehmen wir uns doch mal wie erwachsene Menschen, dann besteht kein Zweifel daran, dass russische Wahlen eine Farce sind.
Denn warum geht Russland gegen unabhängige Wahlbeobachter vor? Oder warum gibt es Videos von bereits gefüllten Wahlurnen (ein Trick aus der Anfangsphase, mittlerweile ist der Betrug besser organisiert)? Oder warum überstieg in manchen Bezirken die Anzahl der Stimmen die dort registrierten Wähler? Warum verbleiben die Stimmzettel für Tage im Wahllokal nach der Auszählung, sodass sie im Nachhinein manipuliert werden können und jegliche Transparenz verloren geht? Warum lieferten hunderte Ergebnisse von Wahllokalen bis auf die Nachkommastelle das exakt gleiche Ergebnis?
Gegenüber jemandem wie Herr Baab, der sich als
Feigenblatt "Wahlbeobachter" für Putins Wahlbetrug einspannen lässt, hab ich keinen Respekt.
Und da jetzt von "nicht gekauft" zu sprechen ist auch einigermaßen absurd und wieder die selektive
sancta simplicitas bei unseren Erwachten.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Fr 20. Okt 2023, 00:39So, als ob mich der Kontakt zu Russen schon zu einer Art Vaterlandsverräter machte.
Sich für Putins Wahlbetrug einspannen zu lassen ist moralisch fragwürdig, da gibt's eher wenig zu deuteln.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Fr 20. Okt 2023, 00:39Die Guten im Westen, die Bösen im Osten – dieses Denken besticht nicht nur durch die Primitivität der Weltsicht, sondern auch durch seinen unduldsamen Ausschließlichkeitsanspruch.
Und sie machen dann auf Grau-in-Grau. Genauso primitiv.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Fr 20. Okt 2023, 00:43Fast ein Wunder, dieses Urteil...
Am Ende ist es für deine Meinung egal. Entweder denkst du "das hat mich voll und ganz bestätigt" oder "ein Wunder".
Natürlich stimmt es, dass der linksliberale Elitenheini nicht gerade die Grundsätze John Stuart Mill vom Marktplatz der Ideen teilt. Der schaut auf die Erwachten und denkt sich, dass es besser wäre, einfach den Schwachsinns-Nachschub (oft aus Russland importiert) einfach abzustellen.
Kann man es ihm verdenken? Naja... nicht wirklich. Denn den Erwachten sind Argumente egal, oder?
Mein Eindruck ist, dass du an die hunderte Male mit Belegen widerlegt und korrigiert wurdest. Es schien aber nie einen Effekt zu haben.
Da stimme ich dem linksliberalen Elitenheini also zu. Er ist natürlich verlogen, da er genauso seine eigenen liebgewonnen Meinungen vor Kritik immunisiert. Das erzeugt die absurde Situation in westlichen Gesellschaften, wo die eine staatlich gesponserte NGO mir sagt, Mann und Frau seien sozial konstruierte Kategorien, und im nächsten Moment der Faktenchecker von Wissenschaft labert.
Egal, wenn
alle so ticken würden, wäre ein gesunder Marktplatz der Ideen unmöglich. Denn falsche Ideen werden nicht mehr durch Widerlegung aussortiert, sondern immer wieder in geringer Variation neu aufgegossen.
J. S. Mill war allerdings realistisch, was das anging, und behauptete nicht, dass sich alles wunderbar fügen wird und der Marktplatz der Ideen in der Lage ist,
effizient, fehlerfrei und
schnell Unsinn auszusortieren und das optimale Ergebnis produziert.
Er meinte nur, dass das immer noch besser ist, als irgendwelche Versuche, mit Zensur die richtige Meinung durchzusetzen. Die komplett Verbohrten sind eine Minderheit, mit der man fertig wird. Der eingesetzte Zensor jedoch wird durch Macht korrumpiert. Und er ist im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung in der Bevölkerung, so problematisch sie auch sein mag, mit hoher Wahrscheinlichkeit nur gewaltsam wieder wegzubekommen.
Und "Zensur" sind IMHO nicht nur dedizierte Zensur-Strafgesetze, sondern auch Methoden wie:
- De-Banking (siehe hier)
- unverhältnismäßige Hausdurchsuchungen wegen Äußerungen, die als Politikerbeleidigung ausgelegt werden (tatsächlich meist relativ harmlose Äußerungen)
- Jobverlust bei falscher Meinung
- Missbrauch des Urheberrechts zur Zensur (eine beliebte Methode der Öffentlich-Rechtlichen. War früher die Standardprozedur von Scientology)
- Missbrauch der Jugendschutz-Gesetze. Hier geht es natürlich um Zensur, aber halt von Gewaltdarstellungen und Pornografie zum Schutz der Jugend. Man missbraucht das Gesetz jedoch, wenn man damit bloße Meinungen zensiert.
- Missbrauch von Verordnungen zur Erteilung einer Sendeerlaubnis (DNS-Sperren)
- etc. pp.
Diese Methoden sind ja schon rein rechtlich abenteuerlich, um es milde auszudrücken und weisen auf eine stetige Aushöhlung des Rechtsstaates hin. Man will die Debatte über neue Zensur-Gesetze vermeiden, also werden bestehende Gesetze, die für etwas anderes gedacht waren, "kreativ" angewendet.
Noch entscheidender aber entspringt vieles davon dem gleichen Geist wie "Plutonium in den Tee", auch wenn es natürlich deutlich ziviler abläuft.
Im Sinne von Nietzsches
"Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird." muss man aufpassen, dass wir nicht zu einer Art Russland werden, das sich nur noch in der LGBT-Freundlichkeit vom Original unterscheidet. Da sind wir auf dem besten Weg dort hin.
Allerdings, nur weil die Behauptungen, die du verbreitest, Zensur unterliegen, macht sie das nicht wahr.
Es ist mir schon klar, dass psychologisch Zensur den Verdacht befeuert, da könnte doch was dran sein. Das ist aber rein narratives Denken, was auf die Emotionen abzielt, nicht kritisch-rationales Denken.
In Russland unterliegen allerlei im Westen hochgehaltenen Meinungen knallharter Zensur. Macht sie das automatisch wahr? Sicher nicht. Und genauso wenig beweist es das Grau-Grau-Weltbild.
Der Witchcraft Act von 1735 in Großbritannien setzte Behauptungen, jemand sei eine Hexe, unter Strafe. Da sagte die harte Hand der aufklärerischen Staatsgewalt
"Leute, jetzt ist mal Schluss mit den Hexen". Und das rein logisch berechtigte Argument
"Aber was ist, wenn jemand wirklich eine Hexe ist?" fand kein Gehör.
Es ist aber falsch zu meinen, dass hier Grau-Grau vorliegt, und die alte Regierung, die "Hexen" verfolgte, nur genauso übersteuerte wie jetzt die neue Regierung durch "Leugnung des Hexenproblems" übersteuert.
----------------
Etwas
ganz anderes ist aber das Gejammer wegen "oh, ich werde ausgegrenzt", "oh die sind alle so gemein", "oh ich werde diffamiert".
Mein Mitleid für die Blumen, die unter dem rauen Klima des politischen Meinungskampfes leiden. Sie sind so zart, dass sie es schon als
Intoleranz bezeichnen, wenn man einen Preis ablehnt. Seltsam, wenn sie dann die AfD gut finden. Hast du mal ein paar Reden der Damen und Herren Abgeordneten aus der AfD-Fraktion gehört?
Klar,
echte Diffamierung, also gezielte Verleumdung und üble Nachrede, ist ein Problem. Das ist sowas wie von Alice Schwarzer oder Jan Böhmermann, oder auch von manchen Pro-Kreml-Bloggern (siehe den Fall Jessikka Aro). Man setzt ohne Vorsicht und ohne Belege schwer rufschädigende Behauptungen, wie angeblich begangene Verbrechen, in die Welt. Das vernichtet Existenzen.
Sich aber "Putin-Troll" anhören zu müssen, das ist keine Diffamierung im obigen Sinne. Es ist nur Polemik. Schlimmstenfalls ist es eine Beleidigung, aber das ist in vielen westlichen Ländern
keine Straftat. Und es
sollte auch keine Straftat sein - die harte Hand des Strafrechts kann sich nicht um Mimosen kümmern.
Wenn im freundlichsten Tonfall - aber
ohne Belege (wie immer) - behauptet wird, die Ukrainer hätten den Kachowka-Staudamm gesprengt, dann steckt die Unverschämtheit in der beleglosen Behauptung selber. Dass die Reaktion darauf aggressiv ausfällt, besonders von Betroffenen, ist nur menschlich.
Du selber verlinkst hier Seiten wie Journalistenwatch.de, die du offensichtlich sehr gut findest. Die versuchen Parallelen zwischen den Grünen und dem kambodschanischen Regime der Roten Khmer, das Millionen Menschen ermordete, zu ziehen. Kann man machen. Aber "
Grüne Khmer" ist wirklich nichts anderes als die Nazikeule. Statt Adi halt Pol Pot.
Klar, in einer idealen Welt würde all das nicht passieren. Aber es ist völlig unrealistisch, dass der politische Diskurs wie ein philosophischer Diskurs ablaufen kann. Derartige niveaulose Entgleisungen und billige Polemik gehören dazu. Die muss man ertragen können, ansonsten hat man im politischen Meinungskampf nichts verloren. Was ja ok ist.