Tomek hat geschrieben: ↑So 26. Nov 2023, 19:54
Wir sind gefordert Glauben zu haben, es liegt an uns.
Glaube ist kein einfacher Begriff, uns liegt im Deutschen nur dieses eine Wort, vielgeschunden und absichtlich mißgedeutet vor. Im Deutschen kommt dieses eine Wort von Gelöbnis ("globen"), was man sich in seiner Bedeutung recht einfach herleiten kann. Der Glaube ist aber mehr.
In dem besagten Zusammenhang in Lukas 17 und der parallelen Stelle in Matthäus geht es um etwas, was die Menschen haben sollen und durchaus auch können, aber frevelhafterweise nicht haben (aufbringen).
Die Jünger bitten den Herrn, ihnen den "Glauben" (a) zu mehren, und möglicherweise meinen sie damit das, was nur Gott geben kann, wovon Du richtigerweise sagst, daß das nicht das entscheidende in dieser Sache ist. Der Herr Jesus entgegnet, wenn ihr Glauben (b) habt wie... Ob er damit nun einen anderen Aspekt meint (a./.b) als die Jünger, erkennt man auf den ersten Blick nicht. In Matthäus sehen wir kurz zuvor was die Jünger gern wollten und nicht konnten, wegen des Glaubens, den sie nicht oder nur ungenügend hatten. Diese Vorgeschichte wird bei Lukas nicht erwähnt, meint aber ggf. das selbe Ereignis.
Was wir sollen, ist treu sein. Das können wir (mehr oder weniger) machen, also leisten, und das erwartet Gott auch von uns. In diesem Sinne können wir glauben.
Was wir nicht können, ist machen, daß wir überzeugt sind, wie in Hebr. 11 benannt. Umgangssprachlich können wir uns selbst "überzeugen", indem wir hinschauen und nicht auf das Wort anderer achtgeben, sondern uns selbst ein Bild der Lage machen. Aber dieses "überzeugen" ist in Hebr. 11 nicht gemeint.
Die Jünger haben "zu wenig" Glauben, das merken sie und bitten darum, daß dieser Glaube gemehrt werde. Jesus rügt sie (bei Mt.) daß sie so wenig oder keinen Glauben hätten. Offensichtlich meinen hier Herr und Jünger nicht genau das selbe. Es gibt den Aspekt des Glaubens, den Jesus meint, der die Grundlage für die "Glaubenskraft" (nennen wir das mal so) ist. Mit der "Glaubenskraft", stellt ein Jünger sich beherzt und mutig hin und spricht zum Maulbeerfeigenbaum: öh, du da, hebe dich hinweg! (und der tut das dann auch).
Dann ist da aber der "Sand im Getriebe": <wie könnt ihr Glauben haben, wenn ihr Ehre voneinander nehmt?!>
Der Grundlagenglaube und die Glaubenskraft gehören also untrennbar zusammen. Wer in der Geschichte was meint; wir lesen da nur "Glaube". Die Jünger wollten etwas "können", also bewirken können vermittels ihres Glaubens, der Herr benennt die Haltung die selbstverständlich ist, damit das Ganze dann auch wirklich was mit Glauben zu tun hat, also das Wesen des Senfkorns und das Wesen des Sklaven.
Mein Ziel ist es nicht, wie ein Sklave zu sein, ich bin Sklave (Jesu), aber das ist nicht mein Ziel, sondern es ist der Weg auf dem ich bin. Mein Ziel ist auch nicht, Senfkorn zu sein oder wie ein Senfkorn, auch das ist Mittel zum Zweck auf dem Wege auf dem ich bin. Fernziel ist "der Glaube der Berge versetzt", der Weg dahin ist, zu glauben wie ein Senfkorn (was immer das eben auch bedeuten mag) und mich als Sklave so zu verhalten, wie es gebührlich ist.
Wir alle kennen die eindringlichen Mahnungen des Herrn: "der Größte unter euch sei aller Diener", um nur ein Beispiel zu nennen.
Ich nehme an, das ist damit gemeint.
Also das Senfkorn tut genau das was seine Bestimmung ist, der Sklave ebenso. Darin sozusagen "treu" zu sein, ist dieser grundlegende "Glaube" (jemand übersetzt das mit "Treun", ein Kunstwort, welches den Inhalt tragen soll).
Oder anders gesagt: Ein Kind im Hause der Eltern tut das, was seine Bestimmung ist: es ist Kind und es beibt auch dabei, was keine besondere Leistung ist, sondern einfach am Platz bleiben, wo man hingestellt ist. In dieser Stellung als treues Kind hat es Autorität alles zu handhaben, was das Elternhaus bietet und es muß sich nicht anmelden, wenn es etwas von Vater oder Mutter will, es geht einfach ungefragt hin. Hierzu fällt mir das Gleichnis vom Verlorenen Sohn ein.