Das ist ja das Problem. Also nicht, dass man "das, was der Fall ist" im Speziellen nicht beantworten kann, sondern auch im Allgemeinen nicht.Hiob hat geschrieben: ↑Fr 23. Jun 2023, 22:471+1 = 2 ist eine systemische Aussage, also eine Aussage auf Basis der Axiome der Mathematik. Ich weiß gar nicht, ob es Sinn macht, dies ins Ontische zu transponieren. Persönlich glaube (sic!) ich, dass die Mathematik Ontisches formal korrekt abbilden kann. Ob "muss", weiß ich nicht. Lass "das, was der Fall ist" (übrigens wörtlich und nicht wittgensteinisch gemeint) doch einfach offen, wenn es eh keiner beantworten kann.
In der Mathematik ergibt ein Satz wie "Es existiert ein größter Primzahlzwilling" einen Sinn. Wir wissen zwar nicht, ob der größte Primzahlzwilling nun existiert, oder nicht. Aber der Satz ergibt einen Sinn, der Satz hat eine Bedeutung.
Genauso sollten wir doch eine Antwort darauf haben, ob er, wenn er existiert, er auch im Sinne Deiner Philosophie existiert. Ansonsten verstehst Du die Bedeutung von "existieren" nicht - es ist nur irgendein undefiniertes, mysteriöses Wort, was fatalerweise auch noch dramatisch von der vor-philosophischen Bedeutung von "existieren" abweicht.
Warum sollte "das Ontische" von der Wahrnehmung unabhängig sein? Das Photon, was auf deine Netzhaut prallt, wird bei diesem Akt der Wahrnehmung sogar vernichtet.
Oder noch einfacher: betaste mal ein Kissen, ohne es zu verändern.
Gehört das nicht zum "Ontischen" dazu?
Es gilt vielleicht eher für das Nichts. Das Nichts ist von der Wahrnehmung unabhängig.
Ich denke schon, dass sich Elizabeth II. verändert hat. Die Veränderung, nennt man "sterben" - und die führte dazu, dass sie jetzt nicht mehr existiert.
Ich finde Dein hin- und her zwischen volkstümlichen Holzhammer-Binsenweisheiten wie "nicht jeder verurteilte Mörder ist ein Mörder" - zu verkopft-verknoteten Bizarrerien wie "Elizabeth II. existiert immer noch - und zwar im Jahre 2021" extrem befremdlich.
Passt perfekt.Joseph Carroll hat geschrieben:die Vermischung oder das Hin- und Herwechseln zwischen Aussagen, die einerseits radikal absurd und andererseits schlicht und einfach wahr sind. Indem sie eine Ebene der Allgemeinheit finden, auf der die beiden Arten von Aussagen ineinander übergehen, können Rhetoriker die radikale Absurdität nutzen, um der Binsenweisheit den trügerischen Anschein eines stichhaltigen Arguments zu verleihen, und sie können die Binsenweisheit nutzen, um der radikalen Absurdität den Anschein von Überzeugungskraft zu verleihen.
In jeder mir bekannten Sprache der Welt hat "sein" eine Vergangenheitsform. Die du für ungültig oder überflüssig erklärst. Wie weit liegt Dein "sein" vom vor-philosophischen "sein" entfernt!
PS: irgendeine Veränderung muss es geben. Selbst wenn die Welt in der Zeit statisch gedacht wird, müssen wir uns wenigstens in der Zeit bewegen.
Deine extrem verknoteten, abstrusen Elfenbeinturm-Theorien werden durch diese volkstümlichen Sprüche auch nicht sinnvoller.Hiob hat geschrieben: ↑Fr 23. Jun 2023, 22:47Anthropozentrisch ist es dann, wenn man es als Niederlage empfindet, dass dieses Paradoxon nicht gelöst werden kann. Natürlich ist es NICHT der SChluss von menschlichem Denken zum Sein, sondern der Schluss der Vorstellung, man habe solches Denken methodisch in der Hand. Das menschliche Denken muss hier erkennen, dass der SChwanz (das menschliche Denken) nicht mit dem Hund (das, was ist) wedeln kann, sondern umgekehrt der Hund mit dem SChwanz wedelt. Eine wertvolle Erkenntnis.
Ich diagnostiziere bei Dir den Schluss vom Denken zum Sein. Oder einfacher, Du gehst nach folgender Methode vor: "So und so muss es sich verhalten, alles andere begreife ich nicht, deswegen ist es so".
Normalerweise müsste man irgendwas zur Veränderung, also dem Werden und Vergehen sagen.
Nur, weil das menschliche Denken Probleme hat, Veränderung widerspruchsfrei zu begreifen, kann man doch nicht schließen, dass es "ontisch" keine Veränderung gibt und das "wahre, absolute Sein" statisch, unnahbar und immerwährend in-sich-ruhend ist.
So baust Du Deine harten Dichotomien von Sein vs. Schein oder Sein vs. Nichts auf.
So einfach ist das aber alles nicht.
Wenn Du gemäß Deines Radikalskeptizismus meinst, dass das ontische "unwissbar" ist, d.h. alle unsere Überzeugungen also evtl. radikal falsch sind, wir in unserem Geist ein falsches Bild der Realität haben - haben wir dann ein Bild vom Nichts? Oder von nicht-seienden Dingen?
Ein Bild vom Nichts ist aber kein Bild.
Und nicht-seiende Dinge existieren nicht.
Mit deinem Radikalskeptizismus bezweifelst Du doch die Existenz Deiner eigenen Nase.Hiob hat geschrieben: ↑Fr 23. Jun 2023, 23:11 Du wirst erstaunt sein, wenn ich Dir hier ausdrücklich zustimme. Die Kehrseite: Genau aus diesem Grund sind Christen keine Anthropozentriker, weil dann Gott in der Tat eine "Sockenpuppe" wäre. Insofern hat auch Xenophanes recht - aber es ist das pure Gegenteil dessen, was Christentum im Soll-Zustand ist.
Und nun willst du es als klipp und klar bewiesen ansehen, dass bei der Entstehung des Christentums unter der Oberfläche keine fragwürdigen Faktoren am Werk waren? Wieso? Woher??
Fassen wir nochmal zusammen - im Angebot wären:
- Hume - Angst vor unerklärlichen Phänomenen
- Feuerbach - Projektionstheorie
- Marx - Ohnmacht der ausgebeuteten Klassen
- Nietzsche - Selbstverleugnung
- Freud - kollektive Zwangsneurose
Und damit wäre das Christentum der Gipfel des Anthropozentrismus.