"Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich" (Mark Twain)
Schau Dir nur die Geschichte der letzten 500 Jahre an. Die Conquista im 16. Jh, der 30jährige Krieg im 17. Jh., die preußisch-österreichisch-russischen Kriege im 18. Jh., der mexikanisch-amerikanische Krieg im 19. Jh, die Weltkriege im 20 Jh. und jetzt halt der russisch-ukrainische Krieg im 21. Jh. Man könnte mit dieser Aufzählung auch 2000 Jahre früher anfangen und sie zudem mit 100en von Beispielen mästen.
Unserer allgemein inzwischen ziemlich verwahrlosten Diskurskultur täte es gut, für den Anfang mit der Verwechslung von "verstehen" und "gutheißen" aufzuhören. Wenn man versucht, Putin zu verstehen, hat dies nichts mit gutheißen zu tun. Genauso wie ein Psychologe, der einen Mehrfachmörder als Patienten hat, Mord nicht gut findet, nur weil er jobmäßig herauszufinden hat, was die Gründe dafür sind. Menschen, die sich das Attribut "aufgeklärt" anheften, haben denselben Job: Kapieren und nicht empörungs-hedonistische Reflexe abliefern.
In den Naturwissenschaften gibt es die Technik der Falsifizierung, was bedeutet, dass Wissenschaftler nicht nach Bestätigung ihrer These suchen, sondern nach dem, was sie zu Fall bringen könnte. Jeder, der auf westlicher Seite steht, müsste demnach die Gründe erkennen wollen, warum Russland die Ukraine angegriffen hat - so als stünde man in den Schuhen der Gegenseite. Solch wahrlich kritisches Vorgehen hilft, Herr der eigenen Narrative zu bleiben und nicht zu deren Sklave zu werden.