Nicht in Bezug auf Geld (wiewohl Teltschik mal gemeint hat, dass die paar Milliarden ein unerwartet niedriges Schnäppchen gewesen wären). Das "über den Tisch ziehen" bezieht sich auf die Osterweiterung und die Nicht-Umsetzung von Absichtserklärungen.
Ich verstehe nach wie vor nicht, warum Du die Ostausbreitung des russischen Kernlandes als Kolonialisierung bezeichnest und die Südausbreitung des US-Kernlandes nicht. NAtürlich versteht sich Putin als Vertreter einer nicht-kolonialen Macht, weil sie nicht das hatte, was man im Kontext von England, Deutschland, Frankreich, Belgien und der USA (siehe Hawaii, etc.) als Kolonien bezeichnete. Du wirst keinen Russen finden, der bei seinem Land eine koloniale Vergangenheit sieht. Nicht nur, weil ihre Geschichtsschreibung das sagt, sondern weil auch sie gelegentlich auf den Globus gucken und nichts Russisches finden außer dem russischen Kerngebiet von St. Petersburg bis nach Wladiwostok. Natürlich kann man dann irgendwie begründen, dass es zwischendrin Bereich gibt, die man als "Kolonie" bezeichnet. Würdest Du Indianer-Reservate als "Kolonie" bezeichnen?
Die Aufarbeitung der Vergangenheit steht bei Russland ziemlich hintenan - das richtig. Und selbstverständlich war der Holodomor Völkermord. Aber auch hier: Guck mal, wie lange es gedauert hat (wenn es überhaupt stattgefunden hat), bis sich Europa und Amerika ihren Geschichtsverbrechen gestellt haben. Mit anderen Worten: Du hast Recht, aber man kann dies nicht einseitig nur auf Russland beziehen.
Zumindest sind sie da besser als die Russen. Aber woher kommt eigentlich die Auffassung, ein Land müsse sich seiner Geschichte bis ultimo zurück stellen? Macht man Putin auch für etwaiges Leugnen der Verbrechen Katharina der Großen verantwortlich?
Man sollte es für möglich halten, dass es Gegenden in der Welt gibt, in denen man derart mit dem gegenwärtigen Überlebenskampf zu tun hat, dass es keine Erinnerungskultur gibt. Manche geben ihre Vergangenheit innerlich ab, indem sie sagen: "Es ist geschehen und nicht änderbar. Lass es uns besser machen". Das ist eine generelle und keine russland-spezifische Aussage. - Hältst Du unsere neurotischen Selbstbezichtigungs-Zeremonien für glaubwürdig?
Du bringst halt die falschen Beispiele. Wenn das Thema wäre "Wo gibt es echte Unterschiede zwischen Russland und den USA" würde mir schon was einfallen. Aber die USA weltgeschichtlich als "gut" und Russland als "böse" hinzustellen, ist arg westlich, also parteiisch geprägt. Damit braucht man Nicht-Westlichen nicht zu kommen. Verstehst Du Dich als Lobbyist des Westens oder willst Du unabhängig erkennen?
Sowie ca. 10 weitere Ethnien, die irgendwo in Russland störten. Das war Stalinismus pur. - Trotzdem war die Krim ethnisch nie ukrainisch, sondern ursprünglich (im weiteren Sinne des Wortes) "türkisch". Siehe russische Geschichte des 18. Jh.
Egal, wie ein Gebiet ethnisch definiert wird, gilt letztlich das Völkerrecht - da werden wir wohl Einigkeit erzielen können. Aber auch hier: Wenn der Westen nach Bedarf Völkerrecht bricht (meines Wissens das letzte Mal in den 1990ern bei der Serbien-Bombardierung), nimmt sich auch der Osten das Recht. Die hoffentlich unverdächtige ZEIT hatte vor 5 oder 6 Jahren ein Dossier, in dem sie alle Völkerrechtsverletzungen seit 1945 aufzählte. Die USA kam allein auf 10 Fälle. China wird diesbezüglich zukünftig auffallen. Und die Russen haben es halt dieses Mal gemacht.
Das gilt für ihn sicherlich auch. Da wird sich keiner mit Ruhm bekleckern dürfen.
Nee, das muss nach 2014 gewesen sein, als man sich in der Euphorie der Maidan-Revolution den Donbas vorgenommen hat. Die Akteure wurden relativ schnell vom Westen eingefangen, aber es saß - die Russen haben das nie vergessen, weil sie daraus abgeleitet haben: Wenn die Ukraine machen kann, was sie will, führt dies zu Pogromen in russisch-geprägten Gebieten der Ukraine.
Darum geht es mir gar nicht, da wir uns spielend gegenseitig widerlegen können. Beide können dann "nachweisen", dass der andere unrecht hat. Mit geht es darum, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen, also sich in die Schuhe aller Beteiligten zu stellen. Nur so wird man einem intellektuell redlichen Anspruch gerecht. Du sprichst wie ein West-Lobbyist, weshalb ich wie ein Ost-Lobbyist spreche - einfach damit in der Summe ein Gleichgewicht da ist. Wir könnten meinetwegen problemlos die Rollen tauschen - aber das geht nur, wenn Du in der Lage sein willst, Dich in die Denk- und Fühlweisen des Ostens einzufinden.
Verstehe ich nicht - dies ist als historische Gesamt-Aussage für die Zeit seit 1990 gemeint.
Ich habe echt keine Ahnung, was Du damit sagen willst.Claymore hat geschrieben: ↑Fr 5. Jan 2024, 12:24 Die Krim wurde 2014 annektiert. Wo befinden sich denn die russischen Truppen jetzt? Was war denn die Hauptstoßrichtung Februar 2022?
Und dass jetzt nicht noch gleich die nächste Lüge nachgeschoben wird "das war eine Ablenkung". Für eine Ablenkung waren die Verluste etwas zu hoch.
Naja - wenn DAS nicht plausibilisiert ist, dann gute Nacht. Willst Du sagen, dass die Entspannungsphase seit 1990 von vorneherein vom Westen als Fake angelegt war? Wie auch immer: So weit würde ich nicht gehen.
Welchen Sinn hätte eine Entspannungsphase, wenn die Umsetzung deren Versprechungen nicht plausibel wäre? Was Du da sagst, ist sehr verdächtig.
Ob es dann besser gelaufen wäre, KANN man nicht wissen, weil man Zeitabläufe nicht klonen kann. Jedenfalls hätte es schlimm kommen müssen, dass es schlechter ist als jetzt.
Das hatten wir schon. Natürlich darf sich die Ukraine wünschen, wie sie sich orientieren will. Aber sie hat kein Recht darauf, dass ihre Wünsche erfüllt werden. Konkret: Die NATO kann sagen "Schön, dass wir für Dich, Ukraine, attraktiv sind, aber übergeordnete Gründe zwingen uns, Dir Deinen Wunsch nicht zu erfüllen. Lass uns über andere Lösungen nachdenken, bei denen Du Dich sicher fühlen kannst".
Nee - die Annahme war, dass Absprachen/Versprechungen/Absichtserklärungen (such Dir was davon aus) in Bezug auf die NATO-Osterweiterung und Handelshemmnissen eingehalten werden würden. Der Grund, den Du nennst, ist falsch.