Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite I

Politik und Weltgeschehen
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Johncom
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von Johncom »

R.F. hat geschrieben: Di 23. Jan 2024, 13:55 Oskar Lafontaines Sicht hat mit Sicherheit mehr Einfluss auf Europa, als die meisten ahnen.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=109821
Das würde mich freuen. Warum reicht dieser Einfluss nicht schon in die Medien. Lafontaine wird kann nur Nachdenkseiten, Weltwoche oder Kontrafunk, also freien Medien publizieren.
oTp
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von oTp »

Tagesthema:
Endlich zeigt der Bürger Profil. Viele Demonstrationen gegen Rechts. Seit Tagen.

Hier muss man erst darauf aufmerksam machen.... :mrgreen:

Wo ist die Ehrlichkeit der alternativen Medien und Denker ?
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Hiob
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von Hiob »

oTp hat geschrieben: Mi 24. Jan 2024, 06:20 Endlich zeigt der Bürger Profil. Viele Demonstrationen gegen Rechts. Seit Tagen.
Jetzt müsste man nur noch wissen, was "rechts" ist. Harald Schmidt hat neulich in etwa gesagt: "Wenn man Steuern zahlt und Kinder hat, gilt man heute als rechts".

Leute wie Björn Höcke halte ich wirklich für rechtsextrem. Aber kann man einen Facharbeiter, der nicht jeden Zirkus aus der politisch korrekten Welt mitmacht, damit gleichsetzen? Einmal mehr: Dadurch dass selbst für geringe Abweichungen von als politisch korrekt definierten Standards verbal reingehaut wird, verliert die Sprache ihre Kompetenz, auf die Frage zu antworten: "Was ist denn nun WIRKLICH wahr?".

Harmloses Beispiel: Jemand fährt in einer verkehrsberuhigten Zone 40 km/h statt 30 km/h und wird deshalb als "Raser" bezeichnet. Als "Raser" galt man früher, wenn man mit 130 statt 80 km/h durch eine Baustelle fuhr oder auf der Autobahn über 200 km/h für oder innerhalb geschlossener Ortschaft mit 80 km/h. Zum Thema: Was bedeutet inhaltlich "Demonstration gegen rechts"?
oTp
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von oTp »

Jetzt müsste man nur noch wissen, was "rechts" ist.
Ja, deshalb habe ich es bewusst unscharf, mehr allgemein formuliert.

Eigentlich weiß man, was bei Parteien eine Tendenz nach Rechts ausmacht. Und wenn eine Partei aus unterschiedlichen Kräften sich zusammensetzt, oder sich verstellt, wird es schwer mit dem Urteilen darüber.

Deine Frage
Was bedeutet inhaltlich "Demonstration gegen rechts"
heisst ja nicht, dass du die Mechanismen die Rechts ausmachen, nicht kennst.
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Spice
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von Spice »

Johncom hat geschrieben: Mi 24. Jan 2024, 02:02
Spice hat geschrieben: Di 23. Jan 2024, 14:20 Nein, auch wenn es nur eine Minute wäre: Was von RT kommt ist nichts als Propaganda.
.. sagt das Männlein auf der Straße. Woher wissen sie das? - Na, kam doch im Fernsehen. :angel:
Keineswegs, sondern ein klar denkender, politisch gebildeter Bürger, der den Mut hat sich des eigenen Verstandes zu bedienen.
Weißt du nicht, dass Putin in seinem Land alle oppositionellen Medien ausgeschaltet hatund das Land nur staatliche Propaganda und Desinformation fährt, sowohl im Inland, wie im Ausland?
Also auf russische Darstellungen und Medien kannst du getrost verzichten. Da kommt nichts, was von Wert wäre.
Spice
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von Spice »

oTp hat geschrieben: Mi 24. Jan 2024, 06:20 Wo ist die Ehrlichkeit der alternativen Medien und Denker ?
:thumbup:
Hiob
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von Hiob »

oTp hat geschrieben: Mi 24. Jan 2024, 07:30 heisst ja nicht, dass du die Mechanismen die Rechts ausmachen, nicht kennst.
Für mich kenne ich es, aber ob dies der gegenwärtigen Lage entspricht , weiß ich nicht. "Rechts" war zwischen 1945 und etwa 2015 bspw. die Bayernpartei oder die CSU. Sogar die CDU verstand man tendenziell als "rechts", wobei "rechts" kein Schimpfwort war. Wir haben uns zwar als Linke (auch dies etwas ganz anderes als das, was man heute als "links" bezeichnet) über die Rechten echauffiert, aber keiner hätte im Traum daran gedacht, die CSU in ihrer Verfasssungstreue in Frage zu stellen.

Heute gelten die "Freien Wähler" in Bayern als rechts bis rechtsextrem, die antisemitisch, AFD-nah und sonst was seien, was in der wirklichen Wirklichkeit einfach nicht stimmt - es gilt nur in der medialen Wirklichkeit. Nun sind mir die Aiwanger-Anhänger überhaupt nicht nahe, aber ich muss sie gegen solche genauso ideologischen wie wirksamen Vorgänge verteidigen. Manchmal empfinde ich schon, dass die politisch korrekte Mediengesellschaft etwas Faschistoides an sich hat, weil sie den Eindruck erweckt, als einzige das Wahrheitsministerium zu besetzen. Die in Sowjet-Zeiten oft zitierte Zeitung "prawda" bedeutet übrigens "Wahrheit".
oTp
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von oTp »

Ja, hätte zumindest von rechtsextrem reden sollen, statt von rechts.

Obwohl, die Proteste waren ja klar, wogegen.
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Claymore
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von Claymore »

Hiob hat geschrieben: Mi 24. Jan 2024, 10:55Heute gelten die "Freien Wähler" in Bayern als rechts bis rechtsextrem, die antisemitisch, AFD-nah und sonst was seien, was in der wirklichen Wirklichkeit einfach nicht stimmt - es gilt nur in der medialen Wirklichkeit. Nun sind mir die Aiwanger-Anhänger überhaupt nicht nahe, aber ich muss sie gegen solche genauso ideologischen wie wirksamen Vorgänge verteidigen. Manchmal empfinde ich schon, dass die politisch korrekte Mediengesellschaft etwas Faschistoides an sich hat, weil sie den Eindruck erweckt, als einzige das Wahrheitsministerium zu besetzen. Die in Sowjet-Zeiten oft zitierte Zeitung "prawda" bedeutet übrigens "Wahrheit".
Man muss hier aufpassen: Ich denke, dass der sog. Hostile-Media-Effekt nicht ein neuer Trick ist, um die ideologische Färbung von Medien zu leugnen, sondern wirklich existiert. Er wurde bereits in den 1980ern nachgewiesen.

Jedoch, auch unter diesem Vorbehalt, scheint für mich bei den Mainstream-Medien überall unterschwellig die Mainstream-Ideologie mitzuschwingen (die ich später definieren werde). Das ist so perfekt eingeübt, so subtil eingewoben, dass es schon gar nicht mehr auffällt.

Ganz besonders deutlich wird das durch ein rotes Stopp-Schild im Kopf für Journalisten "Diese Frage wollen wir jetzt nicht weiter verfolgen". Es ist schon manchmal so wie als hätten sie Schopenhauers 38 Kunstgriffe der Eristik gelesen und als Anleitung für journalistische Praxis verstanden. Wenn das rote Stopp-Schild aufleuchtet, greift der moderne Journalist besonders gerne zu Nr. 32:
Arthur Schopenhauer hat geschrieben:Eine uns entgegenstehende Behauptung des Gegners können wir auf eine kurze Weise dadurch beseitigen oder wenigstens verdächtig machen, dass wir sie unter eine verhasste Kategorie bringen, wenn sie auch nur durch eine Ähnlichkeit oder sonst lose mit ihr zusammenhängt: z. B. »das ist Manichäismus, das ist Arianismus; das ist Pelagianismus; das ist Idealismus; das ist Spinozismus; das ist Pantheismus; das ist Brownianismus; das ist Naturalismus; das ist Atheismus; das ist Rationalismus; das ist Spiritualismus; das ist Mystizismus; usw.« – Wir nehmen dabei zweierlei an:
  1. dass jene Behauptung wirklich identisch oder wenigstens enthalten sei in jener Kategorie, rufen also aus: oh, das kennen wir schon! – und
  2. dass diese Kategorie schon ganz widerlegt sei und kein wahres Wort enthalten könne.
Aus dem Artikel, den wich weiter oben schon zitierte (über den Leuchtturm, die New York Times), in meiner Übersetzung:

Das Problem der Times hat sich von einer liberalen Voreingenommenheit zu einer illiberalen Voreingenommenheit gewandelt, von der Neigung, eine Seite der nationalen Debatte zu bevorzugen, zu dem Impuls, die Debatte ganz zu beenden. Alle Empathie und Demut der Welt werden gegen den Druck von Intoleranz und Tribalismus nicht viel bedeuten, ohne eine unschätzbare Eigenschaft, die Sulzberger [der Herausgeber der New York Times] nicht hervorgehoben hat: Mut.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Der meiste Journalismus erfordert offensichtlich nicht den Mut, den man von einem Soldaten, Polizisten oder Demonstranten erwartet. Aber viel mehr als damals, als ich Journalistin werden wollte, erfordert die richtige Arbeit heute eine besondere Art von Mut: nicht nur den unbekümmerten Mut, einen Beruf zu wählen, der am Rande des Abgrunds steht; nicht nur der Mut einer Bulldogge, sich endlos aufzuraffen und die sich ständig weiterentwickelnde Technologie anzunehmen; aber auch, in einer Zeit, in der Polarisierung und soziale Medien starre Orthodoxien bösartig durchsetzen, der moralische und intellektuelle Mut, die andere Seite ernst zu nehmen und Wahrheiten und Ideen zu darzustellen, die die eigene Seite aus Angst, sie könnten ihrer Sache schaden, verteufelt.


Allerdings fährst du genauso auf der Orwell-Schiene. Es hat also einen fahlen Beigeschmack, wenn ausgerechnet Du dies anderen vorwirfst. Das ist ähnlich wie die "intellektuellere" russische Propaganda, die ständig den westlichen Medien Manipulation à la 1984 vorwirft und ihren Konsumenten "helfen will" sich davon zu befreien. Wie als wäre Putin-Russland nicht das real gewordene Orwell-Alptraumszenario ...

Natürlich ist der besagte Facharbeiter nicht rechtsextrem im ursprünglichen Sinne. Aber es bagatellisiert die Sache genauso, wenn man es wie Du auf bloße oberflächliche Unterschiede reduziert; fast wie eine "kulturelle Differenz", also: Smoothies, Hafermilch, Regenbogenfahnen, Work-Life-Balance, Dekadenz und abgehobene Obrigkeit.

Die Mainstream-Medien verteidigen die echten heiligen Kühe. Das sind gewisse Projekte der Eliten (oder zumindest werden sie so wahrgenommen), wie Klimaschutz bzw. Energiewende, das Individualrecht auf Asyl, "Eindämmung" von Russland, die EU in dieser Form, etc.

Um diese heiligen Kühe geht es. Die AfD will sie alle schlachten. Daher würde es sich nichts wesentlich ändern, wenn morgen Höcke & Co einfach verschwunden wären. Die Meinungen sollen in diesem Korridor ablaufen und alles außerhalb ist nicht zu akzeptieren. Es ist fundamental illegitim. So wird es zumindest von weiten Teilen der Bevölkerung wahrgenommen und es ist sicher was dran. Überspitzt formuliert: Dass Herr Höcke echt rechtsextrem ist, ist bloß günstig, denn die wahren Gründe für die Ablehnung liegen woanders.

Und tatsächlich liegt wohl 99 % der AfD-Wähler mindestens eine der heiligen Kühe besonders "am Herzen". :lol:

Und eben das ist es, was heute als "rechts" bezeichnet wird. Die CDU ist in diesem Sinne nicht rechts. Sie präsentiert sich zwar als Law & Order bzgl. irgendwelchen eher abseitigen Themen, wie Cannabis oder Prostitution, aber bzgl. der zentralen Punkte bewegt sie sich vollständig im Meinungskorridor. Insgesamt ein ziemlich lächerliches Schauspiel.

So ... anstatt nun gegen die echte Manipulation der Mainstream-Medien auf ehrliche Weise vorzugehen, wurden stattdessen die Alternativen Medien aufgebaut, die (von wenigen Ausnahmen wie Achgut oder Tichy vielleicht abgesehen) primär das Ziel haben, einfach den Informationsraum mit Schwachsinn zu fluten.

X % der eingefleischten AfD-Wähler glauben diesen wirklich atemberaubenden Schwachsinn tatsächlich und 100 % - X % ist so zynisch, dass es ihnen egal ist. Wie groß X ist, das weiß ich nicht.

Ich kann bei dem Spiel nicht mitmachen. Denn jede Form der Heilung muss über eine Rückkehr auf die gemeinsame Faktenbasis geschehen. Man kann nicht Manipulation mit Manipulation beantworten.

Ich denke nicht, dass die Kapazitäten dieses Landes ausreichen, um alle o.g. "Projekte" weiterzubetreiben. Von daher hat die Mainstream-Ideologie so oder so keine Zukunft. Aber wie und wovon man sich am Ende verabschiedet, das muss vernünftig geschehen. Wenn wir uns stattdessen auf der Schiene wie jetzt weiterbewegen (und damit meine ich beide Seiten), wird das Ende definitiv ungut werden.
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Sunbeam
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von Sunbeam »

Hiob hat geschrieben: Mi 24. Jan 2024, 10:55 Manchmal empfinde ich schon, dass die politisch korrekte Mediengesellschaft etwas Faschistoides an sich hat
Durchaus und volle Zustimmung

Ich möchte das mit einem Ausschnitt des Beitrages des Users Claymore ergänzen:
Claymore hat geschrieben: Mi 24. Jan 2024, 13:57
Wenn wir uns stattdessen auf der Schiene wie jetzt weiterbewegen (und damit meine ich beide Seiten), wird das Ende definitiv ungut werden.
Ich denke, da kann man das eine nicht mehr von dem anderen trennen.
Orwells 1984 wird hier immer wieder angemahnt, ist zum allgegenwärtigen Schlagwort auch in der Realität geworden, wurde zu einer Art Parole und "Erkennungswort" für viele diesem System gegenüber kritisch eingestellte Menschen.
Wie weit sind wir da schon, auf dem Weg dahin?
Denn so wirklich von sich weisen, oder einfach so bei Seite schieben kann man das in unserer Zeit wohl nicht mehr, jedenfalls nicht wenn man sich noch einen Funken von Selbstachtung bewahrt hat:

Krieg ist Frieden;
Freiheit ist Sklaverei;
Unwissenheit ist Stärke.
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