Nö, schau dir diese Aussage hier an:
Das passt schon sehr gut zu dem, was ich kurz aufgeschnappt habe.https://www.swr.de/wissen/1000-antworte ... s-100.html
Für die überwiegende Mehrzahl der Juden spielte in allen historischen Zeiten, die wir durch Texte belegen können, die Frage nach dem Messias keine Rolle. Der Messias ist das Zentrum des Glaubens der Christen. Für Juden – sehr religiöse oder orthodoxe – könnte das eine relevante Frage sein. Aber sie ist aus jüdischer Perspektive im Zuge der Entstehung des Christentums völlig an den Rand geraten.
Langsam, dass der Begriff irgendwo vorkommt und aufgesagt wird, ist die eine Sache, dass es aber eine Rolle spielt, ist eine andere Sache.Rilke hat geschrieben: ↑Do 8. Feb 2024, 14:06Amidah Gebet
Die 15. Bitte lautet auf Deutsch übersetzt so:
Den Sprößling deines Knechtes David laß rasch emporsprießen, sein Horn erhöhe durch deine Hilfe, denn auf deine Hilfe hoffen wir den ganzen Tag. Gelobt seist du, Ewiger, der das Horn der Hilfe emporsprießen läßt!
Zu sagen, dass Juden nicht jeden Tag auf den Messias hoffen, ist mir eine sehr fremde Einstellung. Könnte ich nicht so sagen.
Wenn man z.B. Christen damit konfrontiert, dass sie glauben "Jesus" sei Gott, dann wird man viel Unverständnis vorfinden
"Martin Hengel" hat sich mit den Zeloten beschäftigt und folgendes zum Achtzehn-Bitten-Gebet in Bezug auf die Zeit nach der Kriegsniederlage geschrieben:
Er beschreibt hier die Nachwehen der Zelotenbewegung (insbesondere des jüdischen Krieges) in der jüdischen Bevölkerung."Martin Hengel", "Die Zeloten", PDF-Seite 112, "Das Weiterwirken der Vorstellung von der Alleinherrschaft Gottes"
Aber auch die Botschaft von der "Alleinherrschaft Gottes" 1) lebte
als endzeitliche Hoffnung weiter, vor allem in den Gebeten der
Synagoge 2). Stärker als etwa in die gelehrte Diskussion der Rabbinen
hatten sich die enttäuschten messianischen Hoffnungen des jüdischen
Volkes in das Gebet geflüchtet. Wir finden dort nicht nur die Beteuerung,
daß Gott allein der wahre König über Israel sei, sondern es
wird auch damit die Bitte um eine baldige Realisierung dieser Herrschaft
verbunden. An erster Stelle ist die palästinische Rezension
des Achtzehn-Bitten-Gebets zu nennen, das bis in das 1. Jh. n. Chr.
zurückreicht
Die Zeloten haben also derart nachhaltig Eindruck hinterlassen, dass ihre zentrale Überlegung als Gebetsformel (auch wenn es nur grobmotorisch aufgesagt wird) Einzug gehalten hat.
Für dich spielt das Ganze jedoch so geringe Rolle, dass du als (ehemaliger?) Jude gar nicht weisst, was du da vor dir hast.
Also selbst wenn du ein jüdischer Fan der Messias-Idee wärst, zeigst du enorme Schwachstellen - ganz einfach, weil du in deinem Glaubensumfeld nicht die entsprechende Gewichtung zur Verfügung hast.
Neue Schriftauslegung ist nicht wichtig.
Ihre Idee einer Gottesunterstützung durch das Zeigen von religiöser Reinheit, Kampf und ganz wichtig: das Martyrium, für die Anhängerschaft Gottes machte sie in der Bevölkerung sehr populär und es wurde letztlich ein jüdischer Krieg gegen ROM.
Das Martyrium wurde von den Zeloten wohl auf eine neue Qualitätsstufe gehoben.
Die Idee, durch religiös motiviertes Maximalleiden ("Blutzeuge") einen Bonus, nicht nur für sich selbst, sondern für alle im gläubigen Volk zu erwirken, wurde derart Eingehalten, dass es letztlich selbst die Römer bewunderten.
In der christlichen "Jesus"-Legende ist derartiges Leiden als "Sterben für die ganze Welt" literarisch verankert.
Das bewunderungsvolle Maximalleiden kommt im 1. Jahrhundert zentral durch die Zeloten vor, sie haben es "praktiziert".
Das ist eher eine christlich motivierte Ausblendung der Vergangenheit.
Warum möchtest du die Zeloten in einen Vergleich zwingen?
Schau dir mal die Folgen des jüdischen Kriegs an.
Das ist nicht die Vernichtung einer kleinen "Boygroup", sondern das Auflösen von Staatszusammenhängen.
Es kam zu Gold-Währungsschwankungen und am Sklavenmarkt brachen, wegen des Überangebots, die Preise ein.
Die Juden stellten damals wohl eine der bevölkerungsreichsten Gruppen im römischen Reich dar und wenn viele davon in den Mittelmeerraum geflohen und viele als Sklaven in diesen Bereich verschleppt wurden, dann kannst du dir sicherlich vorstellen, welche Aspekte in den Paulus- und Apostel-Texten literarisch aufbereitet wurden, um die entsprechende Zielgruppe zu erreichen.
Du musst bedenken, dass die Zelotenbewegung in den Verlust des Tempels, des Allerheiligsten, des "gelobten Landes" und zentral zum Ausbleiben der erwarteten Gottesunterstützung geführt hat.
Da steckt viel Motivation drin, um die Messias-Idee rückwirkend etwas "alternativ" zu formen.
Für all diejenigen, die beim Judentum geblieben sind, spielt das keine Rolle, aber all die anderen haben einen neu erfundenen Glauben bekommen: das Christentum.
Im Judentum stellen die Zeloten ein kurzes aber verhängnisvolles Aufflammen der Messias-Idee dar, für das Christentum stellen sie den eigentlichen Ursprung dar.
Historisch begabte Juden müssen mit der Messias-Idee den Verlust des Tempels und einen umfassenden Untergang in Verbindung bringen, also werden sie das Zeugs eher nicht nocheinmal nachhaltig anfassen.
Bei Christen ersetzt die Messias-Idee sogar die Vergangenheit.
Es gibt sicherlich im Judentum Gruppen und einzelne Maximalmotivierte, die der Messias-Idee anhängen - hier eine Aussage:
"sehr orthodox" bedeutet dann wohl "fast schon zelotisch" und "progressives Judentum" bedeutet wohl "kein Warten auf den Messias, sondern selber für eine gute Zeit sorgen".https://www.deutschlandfunkkultur.de/me ... n-100.html
Für viele Jüdinnen und Juden motiviert die Hoffnung auf das Kommen des Messias alles Handeln. Wobei auch hier die jüdische Praxis vielfältig ist, sagt Shani Tzoref.
„Im progressiven Judentum sagt man: Lasst uns nicht um den Messias beten, sondern lasst uns messianische Qualitäten in unsere Welt bringen. Und irgendwie passt das sogar mit meiner sehr orthodoxen Erziehung zusammen, dass ich etwas tun kann, um den Messias zu bringen. Das nannte man natürlich nicht so, es sollte ein Umsturz allein durch Gott sein – aber meine guten Taten sollten ihn auslösen.“
Das sehe ich hier bestätigt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liberales ... Definition
Statt auf das Kommen eines persönlichen Messias zu warten, hofft man auf das Anbrechen einer messianischen Zeit.