Gutenachtgeschichte von...

Säkularismus
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Oleander
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Gutenachtgeschichte von...

Beitrag von Oleander »

Eine liebe Freundin lies mir heute eine "Gutenachtgeschichte" zukommen, die sie selber mal verfasste.

Ich fand mich selber darin wieder, wie es mir oft erging und ich dachte, die wäre doch etwas fürs Forum.
Mit ihrer Erlaubnis möchte ich die nun einstellen und vielleicht findet sich mancher user auch darin wieder und möchte vielleicht eigene Gedanken dazu einbringen. :)


https://ehra-alles-hat-seine-zeit.blogs ... ichte.html

Mitternacht! – Alles war still und schien so friedlich und unzerstörbar.

Bine lag in ihrer Hängematte im Garten. Genau da, wo der Fluss am Garten vorbei geht, zwischen zwei Bäumen, die sicher schon etliche Jahre oder Jahrzehnte auf dem Buckel haben.

Ein lauer Wind streifte durch die Bäume und streichelte Bine’s Gesicht. Sie seufzte: „Warum kann es nicht immer so sein? So friedlich und so heil scheinend. Ist da, wo das Leben stattfindet immer nur Kampf angesagt?

Bine fällt der Streit mit ihrer Mutter ein. Dabei fühlt sie sich unverstanden und einsam. Sie hat versucht zu sagen, was sie bedrückt. Aber das hat nur mehr Öl ins Feuer gegossen. Mutter hatte sie nicht verstanden. Eigentlich ging es ihr oft so, nicht nur mit der Mutter. Lag es doch an ihr selbst? War sie selbst nicht „richtig“? Was ist überhaupt richtig?

Und dann ließ Bine die Situtation heute und danach vergangene ähnliche Situationen an sich vorbeiziehen. Sie ließ sich einfangen von ihren Gedanken. Es wurde dunkler und friedloser in ihr, obwohl es um sie herum genauso war wie vorher, als alles noch so unzerstörbar schien.

Dann zerriss ein Schrei die Stille und Bine kehrte auch innerlich wieder zurück, dahin, wo sie wirklich war: ihrer Hängematte zwischen den Bäumen am Fluss. Scheinbar spielte sich irgendwo in einer dunklen Ecke ein Kampf zwischen zwei Tieren ab. Ein paar Sekunden … vielleicht eine Minute … und dann war alles wieder still.

Bine seufzte: Überall ist Kampf, auch hier, wo alles so friedlich erscheint. Sie lauschte eine Weile den Plätschern des Flusses und dem leichten Säuseln des Windes. Sie ließ sich treiben von der Schönheit und fühlte wieder den Frieden, der unzerstörbar schien. Der Mond schien klar und ruhig auf sie. Um den Mond herum blinkten Millionen von Sternen,. Sie wirkten alle durcheinandergewirbelt und waren doch geordnet. Es gibt Leute, die daraus sogar ein Muster erkennen konnten.

„Da oben ist es friedlich“, flüsterte sie. Ist es deshalb, weil die Himmelskörper nur ihren Platz kennen und diesen einfach ausfüllen ohne darüber nachzudenken? Ist es einfach deshalb, weil sie gar keine andere Option kennen? Wissen sie überhaupt, was Frieden ist, wenn sie nicht das Gegenteil kennen? „Ist das wirklich das, was ich will?“ überlegte Bine. Wie kann ich den Frieden genießen und all das Schöne, wenn ich nicht weiß, wie es anders ist?

Aber Bine war müde. Müde von ihren zerstörerischen Gedanken. Müde vom kämpfen. So müde, dass sie nicht einmal mehr Schlaf fand.
Sie sah sinnierend dem Fluss zu, der unaufhaltsam seinen Weg lief. Dabei fiel ihr auf, dass auch der Fluss Hindernisse hatte. Zwischendrin gab es größere Steine und kleine Inseln die er umgehen musste. An einer Stelle gab es ein größeres Hindernis, so dass der Fluss lauter wurde während er es bezwang. Aber er floss weiter … unaufhaltsam.

Auf einem größeren Stein konnte Bine jetzt erkennen, dass ein Entenpaar dort saß. Eine Ente schlief und die andere saß da und schaute dem Fluss zu, wie der unaufhaltsam dahin floss. Ein friedliches Bild, so mitten in dem strömenden Fluss. Und der Fluss lief weiter … unaufhaltsam….

Während Bine so gedankenverloren diesem Entenpaar zusah und dem Fluss, wie er weiter lief … immer weiter …, wurde es friedlich in ihr. So friedlich, wie sie es sich oft wünschte. Alles was den Frieden fühlbar stören konnte, schien weit weg. Es floss einfach weiter … immer weiter … und sie selbst war auf einer Insel … an einem sicheren und friedlichen Ort.

Dabei ging in ihr eine kleine Kerze an, deren Licht ihre Gedanken erhellte: „Das ist das Leben!“
Leben ist schön, weil es unaufhaltsam fließt … es ist lebendig, beweglich und veränderlich. Und ich bin mittendrin – um zu leben.

Und es gibt Inseln, auf denen ich mich ausruhen darf. Da, wo ich ruhen darf, muß ich nicht immer mit dem Fluss laufen. Ich darf stille stehn, alles ablegen, wohl wissend, dass das Leben weitergeht. Und ich bin mittendrin, auch wenn ich ruhe. Ich darf ablegen, alles was Hindernisse hervorgerufen haben und mich straucheln ließen. Ich lebe immer noch, auch wenn ich ruhe. Und die Hindernisse sind keine Feinde sondern Chancen, um Wege zu finden und Inseln zu bilden. Inseln des Friedens zum ausruhen.

Bine lag da in ihrer Hängematte und schaute dem Fluss zu. Unaufhaltsam floss er an den Hindernissen vorbei. Immer weiter … und weiter … und weiter …
„Frieden ist mittendrin“, murmelte sie …. Und dann schlief sie ein auf ihrer Insel des Friedens.
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
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Lena
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Re: Gutenachtgeschichte von...

Beitrag von Lena »

Oleander hat geschrieben: Mo 24. Jun 2024, 14:27 Ich fand mich selber darin wieder, wie es mir oft erging und ich dachte, die wäre doch etwas fürs Forum.
Das hast du gut gedacht, liebe Oleander.
Eine herzige und berührende kleine Geschichte.
Auch ich fand mich darin wieder. :Herz2:
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Oleander
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Re: Gutenachtgeschichte von...

Beitrag von Oleander »

Lena hat geschrieben: Mi 26. Jun 2024, 16:35 Eine herzige und berührende kleine Geschichte.
Folgende Aussage brachte mich allerdings auf einen anderen Gedanken:
Sie sah sinnierend dem Fluss zu, der unaufhaltsam seinen Weg lief.

Dabei fiel ihr auf, dass auch der Fluss Hindernisse hatte.


Zwischendrin gab es größere Steine und kleine Inseln die er umgehen musste.
Manchmal gleitet "Wasser" aber auch über Hindernisse hinweg.
Oder teilt sich eben...ähnlich, als würde ich meinen Fuß unter den Wasserhahn halten.
Dann läuft das Wasser links oder rechts daran ab... weicht dem Hinderniss aus....oder so. :)

Bannt sich einen eigenen Weg...wie bei Überschwemmungen...

Dass es womöglich damit Schaden bei xxx anrichtet, weiß es nicht.

A&E wußten wohl auch nicht, welche Konsequenzen ihr eigenes Handeln auf ihren Nachwuchs haben könnte... :?:
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Oleander
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Re: Gutenachtgeschichte von...

Beitrag von Oleander »

Lena hat geschrieben: Mi 26. Jun 2024, 16:35liebe Oleander.
Es gab und gibt Momente in meinem Leben, die dazu beitrugen, wo andere mich als "lieb" betitelten, weil...
Und andere, die dazu beitrugen, mich eher nicht so zu sehn... ;)

Meine eigene Erkenntnis über mich selber trug dazu bei, dass ich erkannte, dass in mir eben 2 unterschiedliche Wölfe "wohnen" und es an mir liegt, welchem ich Raum gebe.
UND dass das gar ned so einfach ist, die Kontrolle über die zu behalten.

Ich unterliege halt auch immer wieder inneren , als auch äußeren "Reizen", und daraus ergibt sich....
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
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Re: Gutenachtgeschichte von...

Beitrag von Lea »

Oleander hat geschrieben: Mi 26. Jun 2024, 16:44 Manchmal gleitet "Wasser" aber auch über Hindernisse hinweg.
Oder teilt sich eben...ähnlich, als würde ich meinen Fuß unter den Wasserhahn halten.
Dann läuft das Wasser links oder rechts daran ab... weicht dem Hinderniss aus....oder so.

Bannt sich einen eigenen Weg...wie bei Überschwemmungen...

Dass es womöglich damit Schaden bei xxx anrichtet, weiß es nicht.
Wasser läuft einfach - denkt nicht nach, ob es nun rechts oder links am Hindernis vorbei sollte, und was noch vor ihm liegt. Es nimmt den Weg des geringsten Widerstandes.
Menschen brauchen Wasser. Der Körper braucht Wasser um zu leben. Also ist das Wasser hier lebensspendend. Aber es kann auch lebensgefährdend sein - wenn es zur Flut wird, die höher und stärker ist, als die Menschen. Dann braucht der einzelne Mensch Hilfe von außen, um die Flut zu überwinden. In vieler Weise ist das Wasser Sinnbild für das Leben.

Auch Jesus spricht von lebendigem Wasser. Aber es gibt auch Geschichten in der Bibel, wo Wasser tödlich wurde ... zB bei der Sintflut und bei den Verfolgern der Israeliten beim Durchzug durch das Rote Meer. Für die Verfolger wurde es tödlich - das Volk Israel wurde dadurch gerettet.

Ich finde, so kann das auch Sinnbild für den Ausgleich zwischen Gut und Böse verstanden werden.
Glauben (an Gott) funktioniert nicht, indem man "über" den Glauben redet, sondern indem man Glauben LEBT.
Sichtbar werden die Spuren indem sie hinführen zu Gott. Denn Gott findet man nur bei Gott selbst.
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Lena
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Re: Gutenachtgeschichte von...

Beitrag von Lena »

Oleander hat geschrieben: Mi 26. Jun 2024, 17:08 Es gab und gibt Momente in meinem Leben, die dazu beitrugen, wo andere mich als "lieb" betitelten, weil...
Und andere, die dazu beitrugen, mich eher nicht so zu sehn...
Je nachdem auf was wir schauen - haben wir einen lieben oder einen nicht so lieben Menschen vor uns.
In den Sendschreiben spricht Jesus die Gemeinden an. Er erwähnt beide Seiten.
Beide Seiten sind die ganze Wahrheit.

Ich denke grad an dich, Mann aus dem hohen Norden... ;)
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Oleander
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Re: Gutenachtgeschichte von...

Beitrag von Oleander »

Lena hat geschrieben: Fr 28. Jun 2024, 17:18 Ich denke grad an dich, Mann aus dem hohen Norden
Über viele Jahre konnte ich in div. Foren mitverfolgen, dass dieser es dir wohl besonders angetan hatte...
Ein Reiz für xxx wurde... :?: um...?

Warum?

Ich hatte ab und wann den Eindruck, du stellest dich lieber gewissen Herausforderungen, jenen gegenüber(die du gar nicht real kennst und mit ihnen zusammen leben mußt) lieber, die dich "zur Sau" machen wollten, als jenen Zustimmung zu erteilen, die etwas so sehen, wie du... :?:
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