Was bin ich?

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Jakobgutbewohner
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Re: Was bin ich?

Beitrag von Jakobgutbewohner »

Johncom hat geschrieben: Sa 29. Jun 2024, 00:35Nicht vom Ich. Das Ich erinnert sich beim Zurückkommen.
Gerade ein Begriff wie "Ich", den manche wohl mit "Ego" als problematischem Begriff gleichsetzen, kann ganz unterschiedlich definiert werden. Ich zitierte an Beginn des Threads von einer Yoga-Seite. Dort wird "Ich" offenbar als das verstanden, was wirklich wäre: "Ich bin „DAS“, das, was alles andere beobachtet, aber nicht beobachtet werden kann."
Nachher vielleicht ein Staunen, Tränen laufen, Dankbarkeit.
Du beschreibst also eine schroffe Trennung vielleicht zwischen dem Erleben, das "Ich bin „DAS“, das, was alles andere beobachtet, aber nicht beobachtet werden kann" entsprechen würde. Diese schroffe Trennung entspricht einer Zustandkluft zwischen Meditationszustand und Alltagszustand?
Man kann es ganz einfach machen, es ist nichts Fremdes: Man steht morgens auf und weiß noch, etwa 22:00 bin ich zu Bett gegangen. Wer hat diese 8 Stunden beobachtet?
Wenn es danach ein Staunen gäbe, würde es wohl ein gewisses Erinnern geben.
Ein geistiges Erwachen kann man auch sehr einfach beschreiben: erkennen, das Ich ist immer und bedingungslos. Also außerhalb von Raum und Zeit.
Hier würdest du "Ich" nun anders definieren als zuvor in deinem letzten Beitrag? Ich würde sagen, eine lebendige Seele wäre auch nicht an sich in dieser Welt räumlich und zeitlich. Aber sie würde "Geistformen" aufweisen, die beobachtet werden könnten.
Dieses Erkennen ist wie ein Schock, wie eine Über-Wachheit. Das Erkannte läuft dann mit im normalen Alltag.
Es müßte also auch laut dir nicht zwangsläufig eine "Zustandskluft" geben.
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Oleander
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Re: Was bin ich?

Beitrag von Oleander »

Johncom hat geschrieben: Sa 29. Jun 2024, 00:35 Nachher vielleicht ein Staunen, Tränen laufen, Dankbarkeit.
Ich sah gestern Abend einen Film und der Inhalt bewirkte bei mir einen Fluß von Tränen, löste ne Menge Gedanken und Emotionen aus.
https://de.wikipedia.org/wiki/Drei_Schritte_zu_Dir

Es fällt mir oft schwer, zu danken für mich, dass ich bisher "verschont" wurde etc....Wieso grade ich?
Ich kann es auch begründen: Weil in dem Moment mein Fokus nicht mehr auf mich gerichtet ist, sondern auf jene!
Und dann mitunter denke: Oh HERR, ich versteh das "warum" nicht, warum diese....aber wünsche mir für jene...
HERR erbarme dich! Hilf ihnen!

Arian! Er wurde tot aufgefunden!
Es gab wohl etliche, die für ihn gebetet hatten. :|
Meine Gedanken sind bei den Eltern!
HERR gib ihnen Kraft, mit der Situation fertig zu werden, zur Ruhe zu kommen etc.

Versteh aber nicht, warum Gott zulies, daß...und immer wieder beschäftig mich der Gedanke , warum Gott zulies...wo blieben die "Schutzengel"?

Zum Ich: Warum reagiert ein "Ich" oder ein "Du" so und so auf?

Ursache- Wirkung
Aktion- Reaktion
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
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Johncom
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Re: Was bin ich?

Beitrag von Johncom »

Jakobgutbewohner hat geschrieben: Sa 29. Jun 2024, 13:52Gerade ein Begriff wie "Ich", den manche wohl mit "Ego" als problematischem Begriff gleichsetzen, kann ganz unterschiedlich definiert werden. Ich zitierte an Beginn des Threads von einer Yoga-Seite. Dort wird "Ich" offenbar als das verstanden, was wirklich wäre: "Ich bin „DAS“, das, was alles andere beobachtet, aber nicht beobachtet werden kann."
Ja, und so spricht Jesus aus dem absoluten "Ungeborenen" heraus: "Ehe Abraham ward bin ich."
Muss man so nicht glauben, man kann es so finden.

"Das Reich Gottes ist inwendig in euch und überall um dich herum; nicht in Gebäuden aus Holz und Stein. Spalte ein Stück Holz und ich bin da, hebe einen Stein auf und du wirst mich finden."
Thomasevangelium

Diese schroffe Trennung entspricht einer Zustandkluft zwischen Meditationszustand und Alltagszustand?
Nein, es wird zu einem begleitendem Gewahrsein.
Jakobgutbewohner hat geschrieben: Sa 29. Jun 2024, 13:52
Johncom hat geschrieben: Sa 29. Jun 2024, 00:35Man kann es ganz einfach machen, es ist nichts Fremdes: Man steht morgens auf und weiß noch, etwa 22:00 bin ich zu Bett gegangen. Wer hat diese 8 Stunden beobachtet?
Wenn es danach ein Staunen gäbe, würde es wohl ein gewisses Erinnern geben.
Ich meine, es ist normal, haben wir alle. Wir können uns an fast nichts erinnern, aber wir waren "da" während des Schlafs.
Jakobgutbewohner hat geschrieben: Sa 29. Jun 2024, 13:52 Hier würdest du "Ich" nun anders definieren als zuvor in deinem letzten Beitrag? Ich würde sagen, eine lebendige Seele wäre auch nicht an sich in dieser Welt räumlich und zeitlich. Aber sie würde "Geistformen" aufweisen, die beobachtet werden könnten.
Es sind meistens Vorstellungen, bzw niemand weiß genau was er mit lebendige Seele meint. Ode ein anderer meint was anderes. Auch mit Geistform kann ich gerade nichts anfangen. Mit Geist ist im Deutschen das denkende Ich gemeint, der Verstand. Manchmal auch ein Geist, der spukt.
Es müßte also auch laut dir nicht zwangsläufig eine "Zustandskluft" geben.
Genau. Vielleicht eher eine Wachheit, Klahrheit, ein mehr ruhiges Hinschauen.
Natürlich ist auch die Vorstellung einer Zustandskluft möglich. Im Ernst: die Sprache ist sehr konkret in äußeren Dingen, in geistig-seelischem klingt alles sehr altmodisch.
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Johncom
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Re: Was bin ich?

Beitrag von Johncom »

Oleander hat geschrieben: Sa 29. Jun 2024, 14:10 Zum Ich: Warum reagiert ein "Ich" oder ein "Du" so und so auf?
Ich bin fast sicher: wenn wir zutiefst berührt sind, auch in gemeinsamer Trauer .. dann sind wir "echt". Das Klimbim des Alltags, die Zänkereien und was auch immer, fällt ab. Ist kein Thema mehr. Und es heißt ja, Tränen lügen nicht. Wurde man von etwas Höherem berührt?
Ich sah gestern Abend einen Film und der Inhalt bewirkte bei mir einen Fluß von Tränen, löste ne Menge Gedanken und Emotionen aus.
Betonung auf "lösen". Dieses, wenn Tränen kommen .. ist vielleicht schon eine Be-rührung mit dem Heiligen. Menschen, die versöhnen, sich gegenseitig vergeben, die ihre Fehler bereuen, sind den Tränen nahe. Andere sind ebenso berührt .. Man erlebt, eine Last wird einem genommen.
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Re: Was bin ich?

Beitrag von oTp »

Auch Petrus weinte bitterlich, nachdem er Jesus verleugnet hat.

Tränen reinigen und nehmen dem Menschen etwas von der Last.

Die Momente, wo ich mich Gott am nächsten fühlte, waren gleichzeitig Schmerzen über das Leiden aller Menschen. Auf der einen Seite der Liebe Gottes bewusst, zerriss es mir andererseits das Herz in tiefem Schmerz.

Oleander, dein Schmerz muss ja nicht gleich bewirken, wie Mutter Theresa nach Kalkutta zu gehen, aber er bewirkt doch sicher auch den Wunsch, selber was für Andere machen zu können ?
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Re: Was bin ich?

Beitrag von oTp »

Johncom, nützt es etwas, über den Schlaf zu diskutieren ?
Kein Mensch kann ja bezeugen, er wäre im Schlaf hellwach in anderen Welten herumgewandert.

Man weiss nur, dass ein Mensch, dem fortlaufend der Schlaf entzogen wird, stirbt.

Vorher tickt seine Psyche nicht mehr richtig.
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Re: Was bin ich?

Beitrag von oTp »

"Das Reich Gottes ist inwendig in euch und überall um dich herum; nicht in Gebäuden aus Holz und Stein. Spalte ein Stück Holz und ich bin da, hebe einen Stein auf und du wirst mich finden."
Thomasevangelium
Das sollte Jedem klar sein. Der Mensch, der innerlich verbunden ist mit Gott, der hat das Himmelreich in sich.



Dazu braucht es die blumigen Worte dieses Thomas gar nicht.

Gott in sich verinnerlichen hat wirklich mit einer neuen Geburt zu tun. Der Mensch wird zu einem geistigen Wesen, das innerlich wächst und eine neue Kreatur wird. Sozusagen wird er ein himmlischen Wesen. Aber erst nach dem Tod wird die volle Tragweite real. Dann sind die radikalen Grenzen des Gehirndenkens überwunden.
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Johncom
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Re: Was bin ich?

Beitrag von Johncom »

oTp hat geschrieben: So 30. Jun 2024, 07:25 Gott in sich verinnerlichen hat wirklich mit einer neuen Geburt zu tun. Der Mensch wird zu einem geistigen Wesen, das innerlich wächst und eine neue Kreatur wird. Sozusagen wird er ein himmlischen Wesen. Aber erst nach dem Tod wird die volle Tragweite real. Dann sind die radikalen Grenzen des Gehirndenkens überwunden.
Die andere Sicht: Gott gewahr werden und den Qualitäten, die Jesus lehrt, Raum geben. Alles das im Heute, genau in diesem Leben. Was sich nach dem Tod zeigt wird nicht so viel anders sein, als was man hier lebt, nehme ich an. Was heißt Nachfolge Christi? Soll die erst im Jenseits beginnen?
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Re: Was bin ich?

Beitrag von oTp »

Die andere Sicht: Gott gewahr werden und den Qualitäten, die Jesus lehrt, Raum geben. Alles das im Heute, genau in diesem Leben
.
Hallo, johncom
Habe ich Anderes gesagt ?
Wer Jesus in sich in diesem Leben Raum gibt, in dem ist das Himmelreich, wenn auch latent. Er lebt ja geistig dennoch in der sichtbaren Welt.
Andere Menschen erleben wohl etwas Heiliges an ihm. Und ein sensitiver Mensch würde an ihm vielleicht bemerken, dass er in beeindruckendem Glanz strahlt.

Angefangen tut das mit dem Beginn eines neuen Lebens mit Jesus. Könnte man auch eine Geburt nennen. Und man kann es das Ablegen des sündigen Menschseins nennen. Nur so kann man ja nach dem Tod ins Himmelreich eingehen.

In diesem Leben Gott gewahr werden ist der große Traum des Yogie. Und auch das Ziel des kontemplativen Monches. Aber die allermeisten Menschen werden dieses Gewahrwerden Gottes in diesem Leben nur ansatz- und stückweise verwirklichen können. Es ist deshalb eher eine Illusion.
Deshalb muss ich dann schon auf den Himmel verweisen. Der Mensch, der gottgemäss in diesem Leben lebt, erhält den vollen Lohn erst nach seinem Tod.

Du kennst dich sicher auch mit östlicher Spiritualität aus. Das merkt man an Einigem, was du hier sagst.

Ich denke, der Christ kann in sich die Fähigkeiten entwickeln, um mit Jesus im Himmel leben zu können. Was die östliche Spiritualität lehrt, hat der Christ nicht nötig. Ich denke jetzt an das erlangen des "Allbewusstseins" , der völligen Entpersönlichung, Entgrenzung, des Bewusstseins. Wofür auch ? Nach dem Tod wird man eh als Persönlichkeit weiterleben.

Ich habe anscheinend etwas andere Ansätze zu dieser Frage, als ihr beide. Aber eure erscheinen mir im Moment noch wenig greifbar.
Du darfst nicht alles glauben, was du denkst
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Johncom
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Re: Was bin ich?

Beitrag von Johncom »

oTp hat geschrieben: So 30. Jun 2024, 19:34 Nach dem Tod wird man eh als Persönlichkeit weiterleben.
Das kann man so sehen. Ich glaube, es ist gut sich vor dem Tod nicht zu fürchten.
Ich glaube auch, es kenn nicht schaden, seine "Persönlichkeit" ganz genau anzuschauen und das vielleicht in täglicher Routine:
1) wie heilig war ich heute
und 2) wie sündig war ich heute.
3) Kann ich morgen etwas besser machen?
Zum anderen das Gebet, das Gott mich führe.
Im alten christlichen Glauben gab es die Vorstellung des Fegefeuers. Teilweise auch bei Buddhisten heute noch. Auch diese Vorstellung muss keine Angst machen. Aber man könnte erahnen, das so manches verbrennen muss bevor wir als "reine Seelen" in die höheren Himmel gelassen werden.

Ein 1000 Mal gesprochenes Bekenntnis (ich glaube an ...) verspricht noch kein Gratis-Ticket für das ewige Leben ganz nah beim Herrn. Im evangelischen Glauben ist leider der Begriff der "Heiligkeit" fast verschwunden. Die Bibel im NT fordert Heilige.
Angefangen tut das mit dem Beginn eines neuen Lebens mit Jesus. Könnte man auch eine Geburt nennen. Und man kann es das Ablegen des sündigen Menschseins nennen. Nur so kann man ja nach dem Tod ins Himmelreich eingehen.
Genau so. Und das neue Lebens mit Jesus beginnt jeden Morgen neu. Eigentlich jede Minute: will ich streiten oder nachgeben. Will ich Tratsch weitergeben oder schweigen. Will ich über die Welt fluchen oder will ich Danke sagen.
In diesem Leben Gott gewahr werden ist der große Traum des Yogie. Und auch das Ziel des kontemplativen Monches.
Nein, dass ist deren tägliches Erleben. Der Traum der vielen Sekundar-Gläubigen ist ein Herrscher-Gott mit einem langen Bart auf einem Thron, der mit dem Zepter richtet. Der Yogi, der kontemplative Mönch, der geduldige taoistische Laie, übt eine Art geistige Demut im Alltag. Erst in der Demut (ich bin nichts aber "Ich Bin" ist alles) kommt es zu einem Erkennen, dass Gott im Grashalm genauso antwortet wie in den Wolken am Himmel.
Eine Neu-Orientierung der Wahrnehmung.
Es macht frei, wenn der Einzelne sich selbst so wichtig nimmt wie ein Staubkorn. Die komplette Gebets-Empfehlung von Jesus: Dein Wille geschehe. Nicht meiner.
Solange "ich" noch einen Wunsch habe, zB nicht in die Hölle zu kommen, werde ich genau dort landen. Auch jetzt im diesseitigem Leben: jeder Ego-Wunsch, auch wenn erfüllt, führt zum Frust.
Deshalb muss ich dann schon auf den Himmel verweisen. Der Mensch, der gottgemäss in diesem Leben lebt, erhält den vollen Lohn erst nach seinem Tod.
Der Wunsch auf Lohn ist etwas "irdisch". Gottgemäss leben, nach Jesus, ist die Liebe leben!
Aber der Liebende erwartet keinen Lohn. Wenn einen die Liebe überkommt ist alles andere egal. Wer die Liebe erlebt, der ist so gesegnet, dass er "nach dem Tod" keine Steigerung erwartet.
Ich denke, der Christ kann in sich die Fähigkeiten entwickeln, um mit Jesus im Himmel leben zu können. Was die östliche Spiritualität lehrt, hat der Christ nicht nötig. Ich denke jetzt an das erlangen des "Allbewusstseins" , der völligen Entpersönlichung, Entgrenzung, des Bewusstseins.
Die Entgrenzung des Ego-Bewusstsein heißt bei Jesus: Liebe deine nächsten wie dich selbst. Natürlich muss der Christ aus dem Osten nichts übernehmen. Wenn er den eigenem Meister versteht und ihm folgt und ganz real die Welt überwindet. Aber vor dem Tod.
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