Der dreieine Gott hat keinen Sohn

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Rilke
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Re: Der dreieine Gott hat keinen Sohn

Beitrag von Rilke »

Tomek hat geschrieben: So 10. Nov 2024, 18:25 Es gibt wohl eigentlich nur Tertullian der an eine Art Trinität glaubte, aber nicht so wie heute. Er sagte auch, dass die meisten Christen nicht an seine Dreiheitslehre glauben und ihm den Vorwurf machen er glaubt an drei Götter. Tertullian ist eine Ausnahme, er glaubt im Übrigen auch im Gegensatz zu den meisten heutigen Trinitariern, dass es eine Zeit gab, in der der Sohn nicht existierte.
Hallo Tomek!
Tertullians Vorstellung von der Prolatio ("Hervorbringung"), in der der Logos aus dem Vater hervorging, und eine eigenständige Person wurde, passt wohl zu deiner Aussage. Wobei man klarstellen muss, dass Tertullian davon ausging, dass es den Logos schon von Beginn an gab, aber der Sohn als personifizierte "Wortgestalt" kam erst mit Schöpfung der Erde hervor. Und somit lehrte er, dass es eine Zeit gab, in der der Sohn nicht war, eine Ansicht, die vom Konzil von Nizäa ganz klar abgelehnt wurde.
Aber gerade diese Unterschiede zur heutigen orthodoxen Lehre machen eigentlich deutlich, dass Tertullian die Trinität lehrte, auch wenn seine Lehre nicht frei von Fehlern war.
Tomek hat geschrieben: So 10. Nov 2024, 18:25 Origenes hat starke antitrinitarische Argumente gebracht, er glaubte definitiv nicht, dass Jesus der allein wahre Gott ist. Man muss aber bei ihm auch aufpassen, manche Schriften von ihm sollen später trinitarisch verändert worden sein.
Was Origenes angeht, kann man klar sagen, dass seine Ansichten zur Trinität sehr komplex waren.
Er vertrat zum Beispiel die Ansicht, dass der Sohn dem Vater untergeordnet wäre. Gott der Vater wurde von Origenes als Quelle oder Ursprung der Gottheit Jesu angesehen. Diese Lehre ("Subordinatianismus") ist auch der Grund, warum Origenes in späterer Zeit von vielen Theologen als problematisch bezeichnet wurde.
Aber Origenes schrieb auch von der ewigen Zeugung des Sohnes, was ausdrückt, dass der Sohn ohne Anfang vom Vater hervorgebracht wurde. Auch wenn Origenes also den Sohn als dem Vater untergeordnet ansah, lehrte er im Gegensatz zu Tertullian nicht, dass es eine Zeit gab, in der es den Sohn nicht gab.
Ich denke wir können Origenes nicht als antitrinitarisch bezeichnen, auch wenn sein "Subordinatianismus" als unorthodox gesehen wird.

Was dies aber widerspiegelt ist die Tatsache, dass die Trinität vor dem Konzil von Nizäa gelehrt wurde (nicht nur von Tertullian und Origenes, sondern auch zB von Athenagoras, Irenäus von Lyon, Hippo und Novatian) und diese verschiedenen Lehrmeinungen unter einen Hut gebracht werden mussten. Dazu wurde das Konzil von Nizäa in 325 einberufen und es wurde erklärt, dass der Sohn eines Wesens mit dem Vater sei ("homoousios"), dh. die wesentliche Gleichheit von Vater und Sohn, aber gleichzeitig auch ihre Unterscheidung in den Personen.

Ich verstehe nicht ganz warum du sagst, dass die Trinität nicht vor dem Konzil oder durch das Konzil gelehrt wurde sondern später. Das macht historisch betrachtet keinen Sinn, wenn du mich fragst.
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Helmuth
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Re: Der dreieine Gott hat keinen Sohn

Beitrag von Helmuth »

Rilke hat geschrieben: So 10. Nov 2024, 19:32 Deine Dogmen unterscheiden sich von denen anderer Christen, aber ich denke niemand kann behaupten an kein Dogma zu glauben.
Das ist wahr, so wie du an deine glaubst, glaube ich an meine. Was nun sind biblische und was unbiblische Dogmen? Das ist die Gretchenfrage. Dazu könnte man Grundlagen erarbeiten, wofür ich hier nicht den Platz sehe.

Man darf aber kein Mehrheitsargument verwenden, weil man meint, man habe eine mächteigen Kirchenapparat hinter sich, auf den man sich stützen könnte. Wo steht, dass Mehrheit recht hätte? Das wäre ein weiteres Dogma. Die Masse der Ungläubigen bildet die größte Mehrheit auf Erden und ihre Dogmen verwerfen wir allesamt.

Interessant auch Jesu Weissagung, dass wir ohnehin nur eine kleine Herde sein werden, diese aber dem Vater gefällt. Er schloss in der Abgrenzung allerdings auch alle Christen völlig mit ein. Dazu diene dieses Wort aus seinem Mund als Beleg:
Mt 7,21-23 hat geschrieben: Nicht jeder, der zu mir sagt: „Herr, Herr!“, wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen erklären: Ich habe euch niemals gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!
Starke Aussage wie Jesus bekennende Christen verwirft, die meinen doch entsprechende Werke für ihn getan zu haben. Sie werden von ihm nicht einmal Brüder, sondern bloß Übeltäter genannt, die er verwirft. Ich sehe gerade, dass ich das im meinem Thread bzgl. des Bekenntnisses verwerten könnte.

Zu uns hier. Man muss also gültige Dogmen von ungültigen abgrenzen. denn damit gehen ja auch entsprechende Taten einher. Das wäre wieder ein interessantes neues Thema, was hier aber m.E. erneut den Rahmen sprengt. Ich habe zu "Der dreieine Gott hat keinen Sohn" aber noch kein gütiges Argument gehört, das die (wohl nur fiktive) Behauptung des TE widerlegt.

Das rein biblisch zu entkräften geht nicht leicht, denn die Schrift weist Jesus als den Sohn aus. Es gibt also keine Grundlage für Gott hätte keinen Sohn. Aber Paulus tätigt auch Beweisführungen, in dem er eine gegenteilige Behauptung zuerst in den Raum stellt und zwar bei der Frage bzgl. der Auferstehung —> 1. Kor. 15.

Man kann von dort für unsere Zwecke zumindest die Methodik seiner Beweisführung lernen. In der Mathematik nennt man das indirekte Beweisführung. Man nimmt das Gegenteil eines Lehrsatzes an und führt ihn zu einem Widerspruch.

Ich habe zuvor allerdings vauch on der jeweiligen Logik gesprochen, die sich entsprechend der Dogmensetzung einstellt. In der Weise ist die Themenaussage des TE eine logische Aussage.

Nicht etwa aber so, dass sie wahr wäre, und das meint der TE auch gar nicht, aber gem. der Methode einer paulinischen indirekten Beweisführung ist sie richtig und logisch, weil sie durch Hinführung zu einem Widerspruch als richtig bestätigt wird.
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Rilke
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Re: Der dreieine Gott hat keinen Sohn

Beitrag von Rilke »

Helmuth hat geschrieben: Mo 11. Nov 2024, 07:37 Das ist wahr, so wie du an deine glaubst, glaube ich an meine. Was nun sind biblische und was unbiblische Dogmen? Das ist die Gretchenfrage. Dazu könnte man Grundlagen erarbeiten, wofür ich hier nicht den Platz sehe.
Stimmt, an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit gerne.
Helmuth hat geschrieben: Mo 11. Nov 2024, 07:37 Man darf aber kein Mehrheitsargument verwenden, weil man meint, man habe eine mächteigen Kirchenapparat hinter sich, auf den man sich stützen könnte. Wo steht, dass Mehrheit recht hätte? Das wäre ein weiteres Dogma. Die Masse der Ungläubigen bildet die größte Mehrheit auf Erden und ihre Dogmen verwerfen wir allesamt.
Da hast du meine Zustimmung, Mehrheit macht keine Wahrheit.
Die Wahrheit basiert nicht auf der Quantität der Gläubigen, sondern auf göttlicher Offenbarung. Ich glaube, dass Gott sich in Jesus Christus auf eine objektive und universelle Weise offenbart hat und die Kirche die Hüterin dieser Offenbarung ist, die der frühen Kirche durch die Apostel und die Überlieferung anvertraut wurde.
Mehrheit war noch nie das Argument der RKK - weder von außen noch von innen. Wir glauben, dass der Heilige Geist im Glaubensvolk wirkt und so einen Konsens unter den Gläubigen schafft. Demokratie ist kein Thema in der Kirche, deswegen ist der Vatikan ja auch die letzte absolutistische Monarchie Europas.
Helmuth hat geschrieben: Mo 11. Nov 2024, 07:37 Zu uns hier. Man muss also gültige Dogmen von ungültigen abgrenzen. denn damit gehen ja auch entsprechende Taten einher. Das wäre wieder ein interessantes neues Thema, was hier aber m.E. erneut den Rahmen sprengt.
In der Tat, auch wenn wir beide ganz unterschiedliche Vorstellungen haben wodurch Dogmen definiert werden können (Schrift bzw. Kirche). Von daher wäre ein Dialog zwischen uns beiden auf dieser Grundlage im Vorhinein gesehen schon schwierig.
Helmuth hat geschrieben: Mo 11. Nov 2024, 07:37 Ich habe zu "Der dreieine Gott hat keinen Sohn" aber noch kein gütiges Argument gehört, das die (wohl nur fiktive) Behauptung des TE widerlegt.
Ich denke, dass Tomek die Idee der Dreifaltigkeit missverstanden hat.
Die Beziehung Vater - Sohn bezieht sich auf die Beziehung der beiden Personen innerhalb des einen Wesen Gottes.
Laut Trinitätslehre ist Jesus Christus gezeugt, nicht geschaffen, und steht in ewiger Beziehung zum Vater. Der Sohn ist also von Anbeginn an, er ist von Ewigkeit her als Sohn im Wesen Gottes existent. Der Begriff "Sohn" ist keine Verneinung seiner Göttlichkeit, sondern Ausdruck der Beziehung zum Vater und der Herkunft des Logos vom Vater.

Das nicänische Glaubensbekenntnis beschreibt Jesus Christus auch als "Gott aus Gott, Licht aus Licht" und formuliert damit eindeutig, dass Jesus in seinem Wesen ganz und gar göttlich ist. Jesus ist der Sohn, der aus dem Vater hervorgeht, aber nicht als eigenständiges oder zweites Wesen - so wie Licht aus Licht hervorgeht.
Helmuth hat geschrieben: Mo 11. Nov 2024, 07:37 Ich habe zuvor allerdings auch on der jeweiligen Logik gesprochen, die sich entsprechend der Dogmensetzung einstellt. In der Weise ist die Themenaussage des TE eine logische Aussage.
Nein, das denke ich nicht und zwar aus dem Grund, dass der TE die Trinitätslehre missrepräsentiert. Es spricht nichts gegen die Argumentation für/gegen die Trinitätslehre, aber man sollte sie zuvor richtig definieren.
Aber die Behauptung: "Jesus ist laut Trinität nicht der Sohn Gottes sondern selbst ein Teil Gottes. Wer eben an die Trinität glaubt, muss daran glauben, dass Gott keinen Sohn hat" (Zitat TE) ist meiner Ansicht nach kein würdiges Argument gegen die Trinitätslehre, weil sie in ihrer Aussage die Trinitätslehre missrepräsentiert.
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Helmuth
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Re: Der dreieine Gott hat keinen Sohn

Beitrag von Helmuth »

Rilke hat geschrieben: Mo 11. Nov 2024, 09:00 Ich denke, dass Tomek die Idee der Dreifaltigkeit missverstanden hat.
Natürlich musst du so antworten, eben gemäß deiner Logik. Und daran denke ich wiederum zu erkennen, dass auch du Dinge missverstehst. Viellicht will sich Tomek mit dir argumentativ über die Richtigkeit der 3E-Lehre unterhalten, ich hege dazu gar kein Absicht.

Das missverstehst du also. Ich beleuchte die Hintergründe warum jeder denkt wie er denkt. Du willst mir aber nur die Richtigkeit deiner dogmatischen Denkweise erklären. Bei mir Themenverfehlung, Bruder! :mrgreen:

Dun kennst mich noch nicht genauer. Ich diskutiere diese Lehre nur mehr noch mit ausnehmend wenigen Personen, du gehörst dazu, aber nicht hier in dem Thread, Im Forum unterstütze ich zuerst den TE in seinem Anliegen, was ich so verstanden habe die Unlogik der 3E zu beleuchten. Darin will ich ihn unterstützen.

Dazu gehört für mich auch die Hintergründe unterschiedlicher Denkweisen zu erarbeiten, weil ich denke, dass damit so auch die Unterscheidung der Geister erfolgt. Und als Christ müssen wir ja wissen, mit welchen Geistern wir zusammenarbeiten und mit welchen nicht.
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Rilke
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Re: Der dreieine Gott hat keinen Sohn

Beitrag von Rilke »

Helmuth hat geschrieben: Mo 11. Nov 2024, 10:29 Natürlich musst du so antworten, eben gemäß deiner Logik. Und daran denke ich wiederum zu erkennen, dass auch du Dinge missverstehst. Viellicht will sich Tomek mit dir argumentativ über die Richtigkeit der 3E-Lehre unterhalten, ich hege dazu gar kein Absicht.
Verstehe nicht wie du das meinst. Was ist missverständlich daran? Ich gehe gerne auf inhaltliche Kritik meiner Argumentation ein, aber du sagst mir, ich läge falsch ohne mir zu erklären warum und erklärst weiter, dass du das auch nicht weiter vorhättest.
Das Argument war meine Antwort dazu, dass du noch kein gutes Argument gegen TE's Aussage gehört hättest.
Helmuth hat geschrieben: Mo 11. Nov 2024, 10:29 Das missverstehst du also. Ich beleuchte die Hintergründe warum jeder denkt wie er denkt. Du willst mir aber nur die Richtigkeit deiner dogmatischen Denkweise erklären. Bei mir Themenverfehlung, Bruder! :mrgreen:
Ah, verstehe nun. Aber die Themenverfehlung kann ich nicht sehen in einem Thread, der über den logischen Fehler in der Trinitätslehre spricht. Um Hintergrunde der Denkweise ging es hier eigentlich nicht.
Helmuth hat geschrieben: Mo 11. Nov 2024, 10:29 Dun kennst mich noch nicht genauer. Ich diskutiere diese Lehre nur mehr noch mit ausnehmend wenigen Personen, du gehörst dazu, aber nicht hier in dem Thread, Im Forum unterstütze ich zuerst den TE in seinem Anliegen, was ich so verstanden habe die Unlogik der 3E zu beleuchten. Darin will ich ihn unterstützen.
Das freut mich, ich denke wir können einen interessanten Dialog dazu führen. Zitiere mich dazu in einem passenden Thread, wenn du möchtest.
Über eine Unlogik der Trinitätslehre kann man ja diskutieren, aber der TE hat sein Argument zu Beginn bereits versemmelt.
Das ist als würde ich sagen: "Der Helmuth kann keine Flügel haben, weil Krokodile haben keine Flügel." Ja selbst wenn die Aussage, dass du keine Flügel hättest richtig ist, ist mein Argument unsinnig eben weil du kein Krokodil bist und ich dich falsch dargestellt habe. So betrachte ich das vorliegende Argument gegen die Trinität, es ist missrepräsentativ.
Das war meine Aussage.
Helmuth hat geschrieben: Mo 11. Nov 2024, 10:29 Dazu gehört für mich auch die Hintergründe unterschiedlicher Denkweisen zu erarbeiten, weil ich denke, dass damit so auch die Unterscheidung der Geister erfolgt. Und als Christ müssen wir ja wissen, mit welchen Geistern wir zusammenarbeiten und mit welchen nicht.
In Ordnung, verstehe ich. Und das ist grundsätzlich eine gute Idee.
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Tomek
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Re: Der dreieine Gott hat keinen Sohn

Beitrag von Tomek »

Rilke hat geschrieben: So 10. Nov 2024, 19:51
Tomek hat geschrieben: So 10. Nov 2024, 18:25 Es gibt wohl eigentlich nur Tertullian der an eine Art Trinität glaubte, aber nicht so wie heute. Er sagte auch, dass die meisten Christen nicht an seine Dreiheitslehre glauben und ihm den Vorwurf machen er glaubt an drei Götter. Tertullian ist eine Ausnahme, er glaubt im Übrigen auch im Gegensatz zu den meisten heutigen Trinitariern, dass es eine Zeit gab, in der der Sohn nicht existierte.
Hallo Tomek!
Tertullians Vorstellung von der Prolatio ("Hervorbringung"), in der der Logos aus dem Vater hervorging, und eine eigenständige Person wurde, passt wohl zu deiner Aussage. Wobei man klarstellen muss, dass Tertullian davon ausging, dass es den Logos schon von Beginn an gab, aber der Sohn als personifizierte "Wortgestalt" kam erst mit Schöpfung der Erde hervor. Und somit lehrte er, dass es eine Zeit gab, in der der Sohn nicht war, eine Ansicht, die vom Konzil von Nizäa ganz klar abgelehnt wurde.
Aber gerade diese Unterschiede zur heutigen orthodoxen Lehre machen eigentlich deutlich, dass Tertullian die Trinität lehrte, auch wenn seine Lehre nicht frei von Fehlern war.
Also Unterschiede zeigen noch nicht die Gleichheit auf. Inwiefern Tertullian wirklich an die Trinität glaubte müsste man genauer untersuchen. Außerdem sagte er ja selbst, dass an seine Dreiheitslehre die meisten Christen nicht glauben (und ich denke er meint hier die Christen in seinem Umfeld). Er war also in der Minderheit mit seiner Dreiheitslehre.
Tomek hat geschrieben: So 10. Nov 2024, 18:25 Origenes hat starke antitrinitarische Argumente gebracht, er glaubte definitiv nicht, dass Jesus der allein wahre Gott ist. Man muss aber bei ihm auch aufpassen, manche Schriften von ihm sollen später trinitarisch verändert worden sein.
Was Origenes angeht, kann man klar sagen, dass seine Ansichten zur Trinität sehr komplex waren.
Er vertrat zum Beispiel die Ansicht, dass der Sohn dem Vater untergeordnet wäre. Gott der Vater wurde von Origenes als Quelle oder Ursprung der Gottheit Jesu angesehen. Diese Lehre ("Subordinatianismus") ist auch der Grund, warum Origenes in späterer Zeit von vielen Theologen als problematisch bezeichnet wurde.
Aber Origenes schrieb auch von der ewigen Zeugung des Sohnes, was ausdrückt, dass der Sohn ohne Anfang vom Vater hervorgebracht wurde. Auch wenn Origenes also den Sohn als dem Vater untergeordnet ansah, lehrte er im Gegensatz zu Tertullian nicht, dass es eine Zeit gab, in der es den Sohn nicht gab.
Ich denke wir können Origenes nicht als antitrinitarisch bezeichnen, auch wenn sein "Subordinatianismus" als unorthodox gesehen wird.


Bei Origenes geht es mir auch nicht darum ob der Sohn schon ewig existiert sondern welchen Status er ihm gibt. Das habe ich ja geschrieben, dass er ihn nicht als den allein wahren Gott ansieht. Er sieht in viel mehr als einen Gott an wie ja auch die Menschen Götter genannt werden oder die Engel und er ist der höchste davon, aber eben nicht der allein wahre Gott.
Was dies aber widerspiegelt ist die Tatsache, dass die Trinität vor dem Konzil von Nizäa gelehrt wurde (nicht nur von Tertullian und Origenes, sondern auch zB von Athenagoras, Irenäus von Lyon, Hippo und Novatian) und diese verschiedenen Lehrmeinungen unter einen Hut gebracht werden mussten. Dazu wurde das Konzil von Nizäa in 325 einberufen und es wurde erklärt, dass der Sohn eines Wesens mit dem Vater sei ("homoousios"), dh. die wesentliche Gleichheit von Vater und Sohn, aber gleichzeitig auch ihre Unterscheidung in den Personen.
Ich denke nicht, dass diese die Trinität lehrten. Oft werden diese nur einseitig betrachtet und Stellen umgedeutet, da muss man vorsichtig sein ihnen eine Trinität zu unterstellen.
Ich verstehe nicht ganz warum du sagst, dass die Trinität nicht vor dem Konzil oder durch das Konzil gelehrt wurde sondern später. Das macht historisch betrachtet keinen Sinn, wenn du mich fragst.
Nun wenn das Konzil die Trinität bestätigen würde und die Trinität bekannt gewesen wäre, wäre sie dort auch diskutiert worden und ihm Bekenntnis festgehalten. Das Bekenntnis unterscheidet aber den Vater als den einen Gott den wir haben von dem Sohn, der zwar in gewisser weise auch Gott ist, in welcher Weise da hat man sich aber auch danach noch jahrelang gestritten.

Wir finden eigentlich höchstens bei Tertullian (nach meinem jetzigen Kenntnisstand) wirklich eine Aussage zur Trinität. Wäre diese geglaubt worden, wäre sie sehr oft zur Sprache gekommen. In den Schriften der Kirchenväter wird immer und immer wieder über Gott gesprochen aber nirgends wird ausgesagt, dass Gott einer ist, aus drei Personen bestehen, abgesehen vielleicht von Tertullian.

Das ist übrigens nicht nur meine Meinung, aber es kommt nicht auf die Meinungen von Menschen an und wer überhand hat an Meinung sondern was die Schriftsteller damals wirklich meinten und ich kann nicht erkennen, das an die Trinität (außer vielleicht in Ausnahmen) geglaubt wurde.
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Helmuth
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Re: Der dreieine Gott hat keinen Sohn

Beitrag von Helmuth »

Rilke hat geschrieben: Mo 11. Nov 2024, 10:40 Ah, verstehe nun. Aber die Themenverfehlung kann ich nicht sehen in einem Thread, der über den logischen Fehler in der Trinitätslehre spricht.
Die Themenverfehlung gilt nur zwischen dir und mir. Wenn der TE mir dir über die Lehre reden will, dann ist das seine legitime Sache, wie er das Thema steuert. Momentan ist er bei der Darlegung, dass diese Lehre anfangs gar nicht geglaubt wurde. Darüber müssen sich mehr die Geschichtsexperten unterhalten. Nach meinem Wissensstand stand sie 325 mit Konzilbeschluss zu Nicäa fest, vorher wurde darum gefeilscht.

Interessant finde ich Tomeks Aspekt, dass sie da zwar schon am Papier feststand, zumindest meinen das wir zwei, aber inwieweit sie eine breite Zustimmung gefunden hat, sagt das in der Tat nicht aus.

Das ist ein Wesesmerkmal und vor allem Hinweis einer sehr weltlichen Handhabe. Eine Minderheit, aber von einer mächtigen Lobby vertreten, bestimmt, was gesetzlich beschlossen wird. Kommt dir das bekannt vor?

Was die Basis dazu meint ist nicht weiter relevant. Darum finde ich das so interessant. Dazu bedarf es nun guter Historiker das zu be- oder widerlegen. Ich neige dem zuzustimmen, denn ich halte die Zeugnisse der damaligen Kleriker für nicht kompetent, es fehlt dem das Zeugnis des HG. Fakt ist lediglich, dass sich die 3E-Lehre hartnäckig gehalten hat, sie aber bis heute keine einheitlich Zustimmung findet.
Rilke hat geschrieben: Mo 11. Nov 2024, 10:40 Über eine Unlogik der Trinitätslehre kann man ja diskutieren, aber der TE hat sein Argument zu Beginn bereits versemmelt.
Das meinst du eben und ich verweise erneut auf die unterschiedliche Denklogik. Jeder meint das von seiner Warte also. Verstehen kann ich beide Argumentationsweisen, weil ich objektives Denken gelernt habe, zustimmen kann ich wohl oder übel aber nicht beiden.
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Re: Der dreieine Gott hat keinen Sohn

Beitrag von Larson »

renato23 hat geschrieben: Sa 9. Nov 2024, 21:06 Gott wollte aber schon, dass jemand die jüdischen Glaubensgeschwister von Jesus mit längst fällig gewesenem glaubwürdigem Gottesglauben vertraut machte. Bisher lag ein Zwiespalt vor. Will Gott Opfer oder nicht etc.Ist Gott sichtbar oder unsichtbar.
Ich verstehe diesen Satz nicht wirklich, denn da ist kein Zwiespalt, das eine schliesst das andere nicht aus.
Jes 45,9 Wehe dem, der mit seinem Bildner rechtet – ein Tongefäß unter tönernen Tongefäßen! Darf wohl der Ton zu seinem Bildner sagen: Was machst du? Und dein Werk von dir: Er hat keine Hände?
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Re: Der dreieine Gott hat keinen Sohn

Beitrag von Rilke »

Helmuth hat geschrieben: Mo 11. Nov 2024, 13:02 Das ist ein Wesesmerkmal und vor allem Hinweis einer sehr weltlichen Handhabe. Eine Minderheit, aber von einer mächtigen Lobby vertreten, bestimmt, was gesetzlich beschlossen wird. Kommt dir das bekannt vor?
Ich denke du musst das im zeitgeschichtlichen Kontext sehen. Zu dieser Zeit gab es die sogenannte arianische Kontroverse, und viele Christen waren sich uneinig darüber ob Christus ewig, geschaffen oder göttlich sei oder eben nicht. Ziel des Konzils war es nicht politische Kontrolle auszuüben sondern Einheit im Glauben zu schaffen. Dazu nahm man die Schriften und die Überlieferungen der frühen Kirche zurate und man stellte somit sicher, dass Kontinuität mit den apostolischen Überlieferungen gegeben sei.
Die Entscheidung wurde nicht von einer kleinen Lobby durchgesetzt sondern fand breite Zustimmung. Wir haben historische Berichte, die belegen, dass die große Mehrzahl der Bischöfe auf dem Konzil den Formulierungen der Wesensgleichheit zugestimmt haben. Von 300 Bischöfen stimmten 280 für das nicäische Bekenntnis.
Kontroversen gefährdeten die Einheit der Christenheit und auch wenn Kaiser Konstantin gerne als Buh-Mann hinhalten muss, ist es historischer Fakt, dass er die theologischen Fragen den Bischöfen überließ und einem Konsens uneingeschränkt zustimmte.
Autorität des Konzils war aber nicht die Mehrheit selbst, sondern die Offenbarung Gottes, zu der sich die Mehrheit bekannte.
Helmuth hat geschrieben: Mo 11. Nov 2024, 13:02 Was die Basis dazu meint ist nicht weiter relevant. Darum finde ich das so interessant. Dazu bedarf es nun guter Historiker das zu be- oder widerlegen. Ich neige dem zuzustimmen, denn ich halte die Zeugnisse der damaligen Kleriker für nicht kompetent, es fehlt dem das Zeugnis des HG. Fakt ist lediglich, dass sich die 3E-Lehre hartnäckig gehalten hat, sie aber bis heute keine einheitlich Zustimmung findet.
Ich würde die Zeugnisse der frühen Kirche nicht als inkompetent darstellen. Viele Kirchenväter und Theologen ihrer Zeit waren überaus in der Schrift gebildet und lehrten in dem Glauben, dass sie die apostolische Überlieferung bewahren. Diese Männer erfanden nichts neues, sondern stellten sicher, dass sie die Botschaft Jesu Christi und der frühesten Christen unverfälscht weitergaben.
Desweiteren bin ich davon überzeugt, dass der Heilige Geist die Kirche in die Wahrheit führt, wie es in der Schrift verheißen wurde (Joh 16:13). Wir glauben - und damit sind wir mit den Ostkirchen im Einklang - dass der Heilige Geist die Christen leitet und ihnen auch bei den Konzilien beisteht um wesentliche Wahrheiten im Glauben zu erkennen und zu festigen. Deswegen verstehen wir die Trinitätslehre nicht als menschengemachte Tradition, sondern als göttlich geleitete Klärungen über den christlichen Glauben.

Wie siehst du das denn? Ist jeder Christ in seinem Glauben auf sich allein gestellt?
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Larson
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Re: Der dreieine Gott hat keinen Sohn

Beitrag von Larson »

Rilke hat geschrieben: Mo 11. Nov 2024, 16:04 Dazu nahm man die Schriften und die Überlieferungen der frühen Kirche zurate und man stellte somit sicher, dass Kontinuität mit den apostolischen Überlieferungen gegeben sei.
Der Beschluss war aber keine Kontinuität der Überlieferungen, sondern das Machtwort gegen eine Mehrheit vom Kaiser, dem ein Vielfacher-Gott in seiner Gottesanschauung willkommener war, als nur ein unsichtbarer ewige einziger Gott, was in der griechisch- römischen Welt undenkbar war.
Jes 45,9 Wehe dem, der mit seinem Bildner rechtet – ein Tongefäß unter tönernen Tongefäßen! Darf wohl der Ton zu seinem Bildner sagen: Was machst du? Und dein Werk von dir: Er hat keine Hände?
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