Kingdom hat geschrieben: ↑Do 14. Nov 2024, 15:09Jesus kam ja ins Fleisch wie Joh. 1.1, somit wurde Ihm in dieser Form wo er uns erschienen ist, eben auch der Leibliche Körper gegeben, sowie eben auch alle Macht.
"kam ins Fleisch" und "mir wurde alle Macht gegeben" sind komische Formulierungen - ich denke, da müssten wir uns einig werden können.
Das Problem ist bei solchen Formulierungen, dass keine Interaktion mit dem Autor bzw. den Autoren der Texte duchgeführt werden kann.
Was diese Leute sich darunter vorstellten, kann nicht mehr geklärt werden.
"kam ins Fleisch" übersetzt du mit "tauchte als Mensch auf" bzw. "wurde Mensch" - aber das Problem ist halt, dass dies dort nicht steht.
Des Weiteren ist selbst bei deiner Übersetzung unklar, was das letztlich bedeutet, denn es gibt in der Antike viele Behauptungen von Göttern, die in Menschengestallt aufgetaucht sein sollen.
Analog bei "mir wurde alle Macht gegeben".
Du verwendest diese Teilaussage, ohne die Gesamtpassage zu beachten.
Man kann heute ganz leicht feststellen, dass es menschliche Missionare sind, die den Glauben verteilen wollen.
Nirgendwo ist da irgendetwas von "einem Akteur mit gegebener Macht" feststellbar.
Dadurch verkommt die Teilaussage, die du zur Begründung der Trinität anführst, zu einer eigenartigen Randbemerkung.
In der Gesamtpassage ist es eher nur ein "Verneigen des Schreibers" (eine Glorifizierung) - ich sehe es sogar als einen Rechtfertigungsversuch für das sehr menschliche, aktive Verbreiten der Glaubensvorstellungen an.
Insgesamt sind diese Bibelstellen kein klarer Weg zur Trinität bzw. sie sind nicht die Trinitätslehre.
Man kann vielleicht sagen, dass man durch diese Bibelstellen verleitet werden kann, sich so etwas wie die Trinitätslehre auszumalen, aber das Beanspruchen einer Ausschlieslichkeit ist aus meiner Sicht fehl am Platz.
Kingdom hat geschrieben: ↑Do 14. Nov 2024, 15:09Für mich ist klar Gott würde die Allmacht im Himmel oder eben auf Erden, nie einem Menschen oder Engel geben.
Sei mal ehrlich, du hast doch (genau wie ich) kein Konzept wie dieses "Allmacht geben" überhaupt ablaufen können soll. Wenn du Jesus für (einen) Gott hältst, was soll „mir wurde gegeben“ dann bedeuten - soll „er“ durch das Geben zu (einem) Gott geworden sein, oder durch was soll „er“ davor Gott-Status haben?
Da schreibt ein Unbekannter eine derartige Formulierung in einen Text, begründet damit eher nur seine favorisierte Missionierungsvorstellung und Jahrhunderte später wird versucht, Schlussfolgerung à la "Trinität" aufzustellen.
Bist du dir bewusst, dass du dir durch diesen Vorgang keine Funktionalität der Welt, sondern nur deinen favorisierten Glaubensentwurf erschliessen kannst?
Sprich: du landest bei der "Trinität", weil dir das "Gegenüberstehen einer Trinität" für deine Religionsaktivität am besten gefällt, nicht weil "sie" vorliegt - du entwirfst deine Rolle.
Kingdom hat geschrieben: ↑Do 14. Nov 2024, 15:09Ich bin das Leben, kann nicht ein Mensch sein oder ein Engel.
Die Personifizierung von Realitätsanteilen ist in der Antike ein weit verbreitetes Prinzip.
Die Vielgötterei ist letztlich nichts anderes, als jedem (abstrakten) Aspekt, der nach Bedeutung aussieht, ein "göttliches Eigenleben" zuzuschreiben.
Ganz leicht fällt es bei Aspekten, die sowieso schon mächtig sind: Berge, Sonne, Sturm usw. usf.
(Bei jeder dieser "Personen" kann man sagen "es ist kein Mensch und kein Engel". Dass es etwas nicht ist, ist aber kein Ersatz dafür, dass es erst einmal etwas sein müsste.)
Diesen Vorgang kann man auch auf das Christentum anwenden.
Die drei Anteile "Gott", "Schrift/Glaube/Prophetie", "Messias" sind für Christen von ganz starker Bedeutung.
Wenn sich solche Gläubige dann irgendwann fragen, wie diese Anteile zueinanderpassen, dann kommt ein gewisser Prozentsatz der Gläubigen unweigerlich bei der allseits praktizierten Personifizierung heraus.
Am Ende hat man drei Personen, darf aber wegen der Gebote nur eine haben, also kommt es zum "Hypostasen"-Trick.
Wie verwaltest du die Trinitätslehre:
Beanspruchst du für sie absolute Gültigkeit oder siehst du sie als "Möglichkeit innerhalb der christlichen Richtung" an?