oTp hat geschrieben: ↑So 17. Nov 2024, 07:47
Es ist also zu fragen, wie real das Vollkommenheitssteben der Yogies ist. Weil sowieso 99,9% der Menschen in die Himmel kommen. Seltsamerweise erfährt man von Yogies so gut wie gar nichts vom herrlichen Leben in den Himmeln. Das scheint uninteressant für sie zu sein. Sie wollen ganz nach oben. Obwohl höchstens 0,0000..% der Yogies dieses absolute Ziel und auch nur angeblich, dieses Ziel erreichen. Und dann also nicht mehr mit geistigem Leib und nicht vollkommenen Bewusstsein selig in den Himmeln leben, sondern jenseits von allem Geschaffenen als Teilchen Gottes völlig im Wesen Gottes. Der Himmel ist für sie also gar nichts. Dort gibt es ja auch noch persönliche Stärken und Befriedigung von Bedürfnissen.
Was die Yogalehre wohl als mangelhaften Seinszustand sieht.
Der Hinduismus ist ja nicht zentral festgelegt. Verschiedene Schulen gehen nicht alle den gleichen Wege. Da gibt es zB die Krishna-Jünger, die nur Verehrung ihres persönlichen Gottes praktizieren, und wahrscheinlich "glaubt" die große Mehrheit des hinduistischen Indiens ähnlich. Die meisten Inder beten, bringen traditionelle Opfer zuhause oder in großen Tempeln und hoffen, dass ihren weltlichen Zielen geholfen wird.
Die Krishna-Jünger glauben 1) an einen persönlichen Gott und erwarten, hoffen dass sie in Krishnas Paradies aufgenommen werden, in Krishna Loka. 2) Die Erde ginge immer wieder durch 4 Zeitalter, jetzt wäre Kali Yuga, das Schlimmste und Meditation wäre unmöglich, sogar veführerisch, dämonisch und was sonst noch alles. Deshalb sein nur Bhakti Yoga geeignet, stundenlanger Lobpreis. Fleisch, Genussmittel und Sex außer um Kinder zu zeugen ist verboten. Asketen. Krishna, eine Inkarnation Vishnus. Jesus wird ebenso als Vishnu gesehen, der als Gott regelmässig die Erde besucht um die Menschheit neu zu belehren.
Grob gesagt, die anderen Yogis, die du vor Augen hast, sind Shivaiten, über Meditation zur Selbsterkenntnis, die in Gott-Erkenntnis übergehen kann. In dieser Ideologie werden himmlische Begegnungen vielleicht erlebt oder auch nicht, sind aber kein Ziel. Dieses wäre der Ego-Tod. Der "verwirklichte" Yogi lebt wie jeder andere, spricht, isst, reagiert, lacht, weint aber ist als ich-hafte Persönlichkeit nicht mehr vorhanden. Das nennt man befreit. Von manchen, nicht allen, geht eine Liebe aus, Heilung, Trost, Weisheit usw ...
Wie viel Prozent irgendwas erreichen, über so was denkt niemand. Eine kleine Gnaden-Erfahrung ist gewaltiger als alles, wo von die Menschen reden, und ob er in der nächsten Minute Befreiung erreicht oder erst in 1000 Jahren, das ist ja nur relativ. Die Zeit, das denken in Zeit, ist irdisch, und das materiell gesinnte Leben auf der Erde wird als Tretmühlenartiges Existieren gesehen, aber das weißt du ja: deshalb die Vorstellung dauernder Wiedergeburten. Aber die Erde wird nicht verdammt, sie sei eben das Spiel Gottes, und wer genug hat, sehnt sich wieder in die Ewigkeit. Natürlich ist das Vollkommenheitsstreben der Yogis "real", sonst gäbe es die nicht. Es gäbe auch kein Mönche im Christentum, keine Einsiedler in der Wüste, keine buddhistischen Orden. Alle spirituell übenden Menschen haben irgendwo eine Seligkeit erfahren, das muss nicht viel gewesen sein, aber es war genug, dann haben sie es vielleicht verdrängt, Familie gegründet, Geld verdient, und später nahmen sie das Thema wieder auf. Das Leben als Sadhu ist gesellschaftlich akzeptiert, mit einer Art Gelübde verbunden. Eigentlich sind es meistens Ältere, die dann ihre Familie verlassen haben. Ganz jung Entschiedene wie Sundar sind eher seltener.
Der Himmel ist für sie also gar nichts.
Der ist genau hier: "Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es! oder: Dort ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch." ---- Es wurde auch übersetzt mit "inwendig in euch".
Wenn das passiert, das Ego bricht weg, welchen Himmel will man noch anstreben?
Dort gibt es ja auch noch persönliche Stärken und Befriedigung von Bedürfnissen.
Nein, das gibt es nicht mehr.
