Kingdom hat geschrieben: ↑Sa 23. Nov 2024, 18:53Silver Bullet zumindest sagst du was er für Dich ist.
Hier würde ich trennen zwischen, "was er ist" im Sinne von "wie liegt er vor" und "was er für den einzelnen Menschen ist", also "welchen Hintergrund der einzelne Mensch diesem Vorliegen zugesteht".
Für den ersten Punkt wird es zwischen uns kaum eine Abweichung geben ("Jesus ist eine literarische Figur"), denn ich sehe nur den Text und du gibst in deinen Beiträgen auch nur den Text als Quelle an.
Eine Abweichung ergibt sich erst im zweiten Punkt. Während ich der Textentstehung grosse Freiheiten zubillige ("poetische Freiheiten"), zielst du eher auf einen "exakten" Rahmen ab ("historische Tatsächlichkeit").
Kingdom hat geschrieben: ↑Sa 23. Nov 2024, 18:53Der Messias ist im AT prophezeiht. Er ist also keine Stütze, sondern die Erfüllung einer Prophezeiung.
Der Text ist immer nur eine Stütze.
Du bist derjenige, der den Hintergrund einer "Erfüllung" hineinlegt und als Werkzeug für dieses Design verwendest du den Text.
Kingdom hat geschrieben: ↑Sa 23. Nov 2024, 18:53Weil es ihnen prophzeit wurde und und weil es ohne ihn kein Messianisches Friedensreich geben wird.
Moment, hier hast du den Kontext gewechselt. Nicht der Messias wird von mir als Stütze bezeichnet, sondern der Text.
Weiter oben ging es um den "Missionierungsbefehl", bei dem der Abstand zwischen Theorie und Praxis sehr deutlich wird:
textuell wird bei diesem Befehl eine umfangreiche Macht behauptet ("Allmacht"), aber die eigentliche Verbreitung soll durch Menschen erfolgen, die letztlich wieder nur den Text weitergeben.
Im Zentrum steht also immer der Text.
Kingdom hat geschrieben: ↑Sa 23. Nov 2024, 18:53Glauben kommt von Gott, Erkenntnis kommt von Gott ohne Gott geht gar nichts.
Das liest du aus dem Text.
D.h. auch hier: der Text steht im Zentrum.
Kingdom hat geschrieben: ↑Sa 23. Nov 2024, 18:53Doch die ersten die den Messias erkannten waren ja Juden. Es steht ja beschrieben im ersten zum zweiten kommen in ihren Schriften und auch was er tun wird.
Langsam.
Aus dem Text entnimmst du, dass es um wenige Juden gegangen ist, die einen Kontakt gehabt haben sollen. Egal wie gross das Wunder, "viele Juden" können nicht anwesend gewesen sein.
Es ist klar, dass Juden das Konzept "Messias" grob entworfen und im Text (AT) festgehalten haben.
In diesem Konzept gibt es aber keinerlei Gott-Gleichsetzung. Der Messias ist im Judentum keine "Kontaktstelle zu Gott".
Du musst dich fragen: wenn zum Überzeugen von wenigen Juden (laut NT-Text) Wunder notwendig waren, wieso soll es bei der grossen Masse von Juden funktionieren, dass nur ein Text vorgelegt wird?
Verstehst du: der Ablauf, der im Text zum "Erkennen des Messias" behauptet wird, ist in Bezug auf das Judentum eigentlich unbrauchbar.
Damit es dennoch grossflächig zu einer "Messias"-Abweichung kommt (was ja anscheinend in den ersten Jhd. wirklich der Fall war), muss noch eine Motivation (sozusagen eine Komponente) von ausserhalb des Textes dazukommen.
Kingdom hat geschrieben: ↑Sa 23. Nov 2024, 18:53In den Propheten des AT steht ja geschrieben das Gott als König sie besuchen wird auf einem Esel reitend. Wenn man dies eben verleugnet, wenn es vor den eigenen Augen geschieht, dann schreibt man Gott vor und sagt, so darf es nicht passieren, so darfst du nicht auftreten, so darf es nicht sein.
Auch hier gehst du von einem falschen Bild aus.
Im Judentum ist das Reiten auf einem Esel nicht das Kriterium zum Erkennen des Messias.
Dort geht es eher um eine sensationelle Friedenszeit à la "Fuchs und Has sagen sich freundlich Gute Nacht" oder "Der Löwe steht freundlich beim Schaf" - irgend so etwas.
Das grundsätzliche Kriterium für den "Messias" ist wohl die "Freiheit des auserwählten Volkes, sodass sie nur ihrem Gott unterstehen" - ohne diesen Umstand geht rein gar nichts.
Wenn ich es richtig verstanden habe, ist die "Messias"-Behauptung im AT aus der Gefangenschaft der Juden heraus entstanden.
Durch die Erzählung, dass da ein Mann auf einem Esel geritten ist, wird sich im 1. Jhd. kein einziger Jude umgedreht haben.
Kingdom hat geschrieben: ↑Sa 23. Nov 2024, 18:53Sie haben ein Bild gemacht, wie das Friedensreich, kommen muss ohnne eben zu lesen wie es geschrieben steht das es kommen wird.
Ja, im Judentum soll dieses Friedensreich konkret vorliegen und nicht nur über eine Erzählung.
Hier gilt dann wieder, dass es zu einer zusätzlichen Motivation gekommen sein muss, dass es bei manchen Juden zum Akzeptieren einer Erzählgeschichte über jemanden, der ein nicht konkret vorliegendes Friedensreich propagieren soll, gekommen ist.
In Bezug auf das Judentum ist das ein fundamentaler Bruch - aber dieser Bruch hat stattgefunden.
Meine Fragen drehen sich um diese zusätzliche Motivation, die nicht aus dem Text entstanden sein kann.
Schau dir die Christianisierung Europas an. Das ist lange nicht so abgelaufen, dass nur der Text erzählt wurde.
Die Motivation kam von aussen und war ein machtpolitisches, kämpferisches Durchsetzen, also Zwang.
Was aber war der Zwang bei den Juden im 1. Jhd.?
Kingdom hat geschrieben: ↑Sa 23. Nov 2024, 18:53Nun der neue Bund ist nicht eine Erfindung von Menschen aber wenn die Menschen am Alten Bund festhalten und eben den neuen ignorieren, so hören sie nicht was Gott über diesen neuen Bund sagte.
Schau dir deine Aussage an: du verlässt nie das Konzept des Textes.
Es wurde etwas aufgeschrieben und nun soll das Geschriebene aus den darin enthaltenen Aussagen heraus akzeptiert werden.
So funktioniert es aber nicht.
Meine Empfehlung wäre, dass du im 1. Jhd. nach einem äusseren Zwang für das Judentum suchst, und zwar nach einem flächendeckenden Zwang.
Dieser Zwang ist
nicht im Text beschrieben.
Du kannst es dir relativ leicht herleiten:
Im 1. Jhd. halten sich Juden eher an das, was sie in ihren Texten (AT) als "Aussagen Gottes" festgehalten haben.
Damit ein neuer Text entsteht und akzeptiert wird, muss es zu einer "neuen Aussage Gottes"
gegenüber jedem einzelnen Juden kommen.
Die Bibel-Idylle des NT à la "eine Handvoll Juden haben es beobachtet und erzählen es weiter" ist zu wenig.
Gesucht ist also eine relativ eindeutige Situation für jeden einzelnen Juden, in der er sagt "hier spricht Gott zu mir".
Das Judentum "davor" ist dann nicht das Judentum "danach" - gesucht ist ein dramatischer Wandel.
Im Zuge dieses Wandels entsteht das Christentum, als eine neue Form der Messias-Betonung - hier ist der Messias "der Weg zu Gott".
Angenommen, du würdest hierzu etwas finden, dann könntest du für den Wandel im Text ("AT -> NT" - du nennst es "alter Bund" und "neuer Bund") einen plausiblen Hintergrund angeben - aktuell hast du keinen plausiblen Hintergrund.