Spice hat geschrieben: ↑Mo 14. Apr 2025, 07:56
Du müsstest auch schon die "Philosophie der Freiheit" gründlich gelesen haben, was ja offenbar nicht der Fall ist, um zu sagen, mit Freiheit hätte Steiner nichts am Hut.
Ich bringe dir mal einen Auszug von Zander zur Entstehung und dem Stand dieses Buches:
Steiner schrieb, wie in schlimmsten Wiener Zeiten, gleich einem gehetzten Wild. Er nahm sich jedenfalls alles andere als Zeit, um die Philosophie der Freiheit sorgfältig zu komponieren, und schien auch bei diesem Buch nicht daran zu denken, versprochene Termine zu halten. Damit brachte er seinen Verleger Emil Felber an den Rand der Verzweiflung. Dessen Geduldsfaden war im Angesicht der sich hinziehenden Drucklegung seidendünn geworden. Er drohte, den schon laufenden Druck zu stoppen. Während bereits die ersten Korrekturbögen auf seinem Schreibtisch lagen, war Steiner noch dabei, den Schluss des Buches zu schreiben, aber er lieferte. Endlich, am 14. November 1893, erschien: Die Philosophie der Freiheit. Grundzüge einer modernen Weltanschauung. Beobachtungs-Resultate nach naturwissenschaftlicher Methode. Auch wenn Steiner dieses Werk lebenslang als sein Opus magnum betrachten sollte und es später zum erkenntnistheoretischen Grundlagenwerk der Anthroposophie erhob, gibt es keinerlei Zweifel, dass dieses Buch zwischen Tür und Angel entstand. Und, wie sich bald zeigen sollte, es dokumentierte nur die tagesaktuelle Zwischenbilanz seiner philosophischen Suchbewegungen. In Aufriss und Konzeption, hinsichtlich seiner philosophischen Feinde und seiner Lösungsansätze folgte die Philosophie der Freiheit im Wesentlichen der Dissertation, nicht gerade unerwartet angesichts des kurzen Zeitabstands zwischen beiden Büchern. »Das Denken« war der Angelpunkt seines Lösungsvorschlags geblieben, doch hatte er jetzt die naturwissenschaftliche Dimension verstärkt: Das Denken sei ein »Beobachtungsobjekt«. Und ohne auch nur den Hauch einer vorsichtigen Formulierung beantwortete er nun die Frage: »Gibt es Grenzen des Erkennens?« Es könne »von Erkenntnisgrenzen nicht gesprochen werden«, für den wahren Erkenntnistheoretiker sei die Welt »eine Einheit (monistisch)«. Denn »in dem Denken haben wir das Element gegeben, das unsere besondere Individualität mit dem Kosmos zu einem Ganzen zusammenschließt«. »Ich bin … wirklich die Dinge; … insofern ich ein Teil des Allgemeinen Weltgeschehens bin«. Das »Ganze«, der »Kosmos« war hier Steiners Leitkategorie, in der alle Phänomene – die Dinge, das Ich, das Denken – aufgehen. Wo aber blieb das Individuum? Steiner wusste, dass dessen Stellung höchst prekär war, weil seine Stärke die Teilhabe an dem immer größeren »Ganzen« war. »Ich empfinde es auch als einen Mangel meines Buches«, gestand er Eduard von Hartmann, »daß es mir nicht hat gelingen wollen, die Frage ganz klar zu beantworten, inwiefern das Individuelle doch nur ein Allgemeines, das Viele ein Eines ist«; er wusste, »daß wir im Denken eigentlich gar nicht mehr Einzelne sind, sondern lediglich ein allgemeines Welterleben mitleben«. Und er fürchtete, damit seinem damaligen Feind ganz nahe zu stehen, der »Mystik«, die er doch nach der Exkursion mit Eckstein zu Jung-Stilling überwunden glaubte....
(Zander: Rudolf Steiner S. 95- 97)
Zander ist akribisch Steiners Leben und seiner Abhängigkeiten nachgegangen. Und ich denke, dass es ausreicht, sich mit den Kritikern Steiners zu beschäftigen um zu wissen um was es geht.
Mit Steiner muss man sich nur beschäftigen, wenn man Anhro sein will - und das muss auf einem christlichen Forum keiner. Aber man sollte auf einem christlichen Forum erklären können und wollen, was Steiner eigenlich lehrt
Zum Unterstrichenen: Das zeigt, dass die individuelle Freiheit bei Steiner nicht vorgesehen ist. Und später stellt er die Entwicklung des Menschen unter die kosmische Entwicklung seiner siebenfachen Entfaltung - Bei Steiner bist du ein Teil der kosmischen Prozesse ohne eigene individuelle Entscheidungen = eine Marionette von geistigen Wesen, die weit über dir stehen
Erforsche mich. Ewiger, und erkenne mein Herz. Prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf dem ewigen Weg!