Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Rund um Bibel und Glaube
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Ziska
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Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Beitrag von Ziska »

Ein Junge hat von seinem Vater ein Geschenk bekommen und ist überglücklich.
Es will seinem Vater unbedingt zeigen, wie dankbar er ist.

Jetzt holt sich der Junge ein ganz besonderes Buch und schlägt es auf.
Darin sind ganz viele Dankesreden aufgeschrieben. Lange und kurze, für jede Gelegenheit.

Einige kurze kennt er schon, sie wurden vor vielen Jahren aufgeschrieben.
Es sind natürlich die Worte, die Gedanken von anderen Menschen.

Schnell wird das passende heraus gesucht, dieses mal ein etwas längeres, bestimmt eine halbe Stunde lang, und es wird auswendig gelernt.

Voller Stolz geht der Junge zum Vater, stellt sich vor ihm hin und sagt diese Dankesrede auf.
Dann verschwindet er wieder…
———————————
Ein kleines Mädchen möchte sich auch bei ihrem Papa für die Erfüllung des lang ersehnten Wunsches bedanken.

Mit einem dankbaren Strahlen im Gesicht steht es vor dem Papa und die Worte sprudeln ihr nur so aus dem Herzen und über ihre Lippen.
Worte aus reiner Liebe und Dankbarkeit, Worte die ihr in diesem Moment einfallen.

Dabei kullern ihr sogar ein paar Tränen der Dankbarkeit über ihre Wangen.
Dann verschwindet es wieder…

Welcher Vater war wohl eher berührt und überzeugt, dass das Kind ihn wirklich von Herzen liebt?
Welches Kind hatte wohl mehr Freude daran, sich für ihre Geschenke zu bedanken?

Beide haben etwas getan. Beide haben sich bedankt.
LG Ziska
Was ist der Feuersee? Ist er ein Synonym für die Hölle oder die Gehenna? https://www.jw.org/de/biblische-lehren/fragen/feuersee/

Gibt es die Hölle? Was sagt die Bibel?
https://www.jw.org/de/biblische-lehren/ ... ie-hoelle/
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Hans-Joachim
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Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Beitrag von Hans-Joachim »

Ziska hat geschrieben: Mo 5. Mai 2025, 06:46 Welcher Vater war wohl eher berührt und überzeugt, dass das Kind ihn wirklich von Herzen liebt?
Welches Kind hatte wohl mehr Freude daran, sich für ihre Geschenke zu bedanken?

Beide haben etwas getan. Beide haben sich bedankt.
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Spice
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Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Beitrag von Spice »

Hans-Joachim hat geschrieben: Mo 5. Mai 2025, 08:19
Ziska hat geschrieben: Mo 5. Mai 2025, 06:46 Welcher Vater war wohl eher berührt und überzeugt, dass das Kind ihn wirklich von Herzen liebt?
Welches Kind hatte wohl mehr Freude daran, sich für ihre Geschenke zu bedanken?

Beide haben etwas getan. Beide haben sich bedankt.
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Mir auch. Allerdings könnte man für die rituellen Gebete, wenn man sie ernsthaft macht, auch noch eine Lanze brechen: Sie könnten als Affirmationen verstanden werden, mit denen man sich selbst erzieht in diesem Sinne zu denken und zu leben.
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Helmuth
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Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Beitrag von Helmuth »

Ich würde nicht rituelles Gebet sagen, das es auch gibt, sondern vorgefertigt bzw. eine Vorlage. Ist das Vater Unser nicht auch eine Vorlage? Und wie viele Menschen beten es nur runter ohne viel darüber nachzudenken. Beten sie damit wirklich?

Als ich Schüler war, war es wie ein Ritual, wenn unser RK-Professor unser Klasse betreten hatte. Es wurde stes zu jedem Stundenbeginng das VU runtgeratscht, und das war in der Tat nur ein Geplapper. Danach kam der kurze Befehl: "Setzen". So wird auch ein von Jesus selbst gegebenes Gebet zum reinen Habitus.

Ich nehme es heute als Vorlage und bete danach frei. Ich und mein Sohn nehmen immer wieder Psalm 91 als Gebetsvorlage. Das ist gar kein Gebet, sondern eine Proklamation, aber dazu beten wir sie. Und weil wir sie nicht auswendig können, so lesen wir sie einfach. Die auferbauende Wirkung, die diese Worte haben, ist mit Sicheheit vom Heiligen Geist getragen.

So meine ich Vorlagen sind per se nichts Schlechtes. Kinder lesen ihren Elten oft Gedichte des Lobes vor, die sie zuvor auswendig gelernt haben, z.B. zum Muttertag, das ist wie Gebet. Es kommt darauf an, was im Herzen ist, darauf wolllte Ziska anspielen. Darin stimme ich überein, aber weniger in welcher Form es geschieht.

Und so wie ein Vater oder eine Mutter das Herz ihre Kindes mit der Zeit schon ausreichend kennen, um wieviel mehr kennt Gott unser Herz und weiß, ob wir wirklich beten oder nur einen Text runterratschen.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
Spice
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Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Beitrag von Spice »

Helmuth hat geschrieben: Mo 5. Mai 2025, 09:32 Ich würde nicht rituelles Gebet sagen, das es auch gibt, sondern vorgefertigt bzw. eine Vorlage. Ist das Vater Unser nicht auch eine Vorlage? Und wie viele Menschen beten es nur runter ohne viel darüber nachzudenken. Beten sie damit wirklich?

Als ich Schüler war, war es wie ein Ritual, wenn unser RK-Professor unser Klasse betreten hatte. Es wurde stes zu jedem Stundenbeginng das VU runtgeratscht, und das war in der Tat nur ein Geplapper. Danach kam der kurze Befehl: "Setzen". So wird auch ein von Jesus selbst gegebenes Gebet zum reinen Habitus.

Ich nehme es heute als Vorlage und bete danach frei. Ich und mein Sohn nehmen immer wieder Psalm 91 als Gebetsvorlage. Das ist gar kein Gebet, sondern eine Proklamation, aber dazu beten wir sie. Und weil wir sie nicht auswendig können, so lesen wir sie einfach. Die auferbauende Wirkung, die diese Worte haben, ist mit Sicheheit vom Heiligen Geist getragen.

So meine ich Vorlagen sind per se nichts Schlechtes. Kinder lesen ihren Elten oft Gedichte des Lobes vor, die sie zuvor auswendig gelernt haben, z.B. zum Muttertag, das ist wie Gebet. Es kommt darauf an, was im Herzen ist, darauf wolllte Ziska anspielen. Darin stimme ich überein, aber weniger in welcher Form es geschieht.

Und so wie ein Vater oder eine Mutter das Herz ihre Kindes mit der Zeit schon ausreichend kennen, um wieviel mehr kennt Gott unser Herz und weiß, ob wir wirklich beten oder nur einen Text runterratschen.
Im Grunde ist doch ein Gebet, wie das "Vater unser" eine Meditationsvorlage, d.h. um Gottes Willen muss es nicht gebetet werden (denn der muss nicht gelobt oder um etwas gebeten werden. Er weiß das alles selbst), sondern wir sollen es tun, um unseretwillen, damit wir richtig ausgerichtet werden. Ein solches gebet im Gottesdienst ist deshalb für die meisten Teilnehmenden nichts als Geplapper dessen Inhalt einem nicht durch den Tag begleitet.
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Lichtstrebender
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Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Beitrag von Lichtstrebender »

Im Matthäus 6 wird von Jesus das "Vater Unser" eingeführt als Reaktion
auf Heuchler (Unaufrichtigkeit beim Beten),
zu großer Fokus auf die Worte (plappern, viele Worte)
und das zur Schau stellen ("gehe in dein Kämmerlein")

Somit sollte ein Gebet eine intime , aufrichtige Handlung sein.
Das man von Gott beschenkt wird, ist vom Gebet unabhängig
("Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.")

Somit ist das Gebet für mich sich ein sich annähern mit Gott auf Seelenebene,
und muß auf allen bewussten Ebenen aufrichtig sein.
Dadruch führt es zu einer individuellen Intimität mit Gott.
Es kann mit Worten oder ohne geschehen,
der Hauptteil findet auf Seelenebene statt.
Erstarrte Vögel, das Gefängnis ist offen
und ihr wagt nicht, zu fliegen!
Ich schrecke euch auf,
damit ihr flieget!
................
Warten auf Paul....
Spice
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Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Beitrag von Spice »

Hi Lichtstrebender,
du warst lange nicht da. Schön wieder von dir zu hören!
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Hoger
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Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Beitrag von Hoger »

Lichtstrebender hat geschrieben: Mo 5. Mai 2025, 10:54 Im Matthäus 6 wird von Jesus das "Vater Unser" eingeführt als Reaktion
auf Heuchler (Unaufrichtigkeit beim Beten),
zu großer Fokus auf die Worte (plappern, viele Worte)
und das zur Schau stellen ("gehe in dein Kämmerlein")
Lukasevangelium 11
1 Jesus hielt sich an einem bestimmten Ort auf und betete. Als er sein Gebet unterbrach, sagte einer seiner Gefährten zu ihm: »Herr, unterweise uns darin, wie wir beten sollen, so wie Johannes seinen Schülern ja auch gezeigt hat, wie sie beten sollen.«
2 Da sagte er zu ihnen: »Wenn ihr betet, dann sprecht: Vater, dein Name soll heiliggehalten werden! Deine gute Herrschaft soll sich ausbreiten.
3 Unsere Nahrung, die wir zum Leben brauchen, gib uns bitte jeden Tag.
4 Und nimm fort von uns unsere Verfehlungen! Und auch wir werden denen vergeben, die uns gegenüber Schuld auf sich geladen haben. Und lass uns nicht in Lebenslagen geraten, in denen die Prüfungen überhandnehmen!«


So wie jeder Rabbi damals seinen Schülern eine bestimmte Gebetsformel gab - so auch Johannes, so auch Jesus.
Erforsche mich. Ewiger, und erkenne mein Herz. Prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf dem ewigen Weg!
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Lichtstrebender
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Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Beitrag von Lichtstrebender »

Hoger hat geschrieben: Mi 7. Mai 2025, 20:26
Lichtstrebender hat geschrieben: Mo 5. Mai 2025, 10:54 Im Matthäus 6 wird von Jesus das "Vater Unser" eingeführt als Reaktion
auf Heuchler (Unaufrichtigkeit beim Beten),
zu großer Fokus auf die Worte (plappern, viele Worte)
und das zur Schau stellen ("gehe in dein Kämmerlein")
Lukasevangelium 11
1 Jesus hielt sich an einem bestimmten Ort auf und betete. Als er sein Gebet unterbrach, sagte einer seiner Gefährten zu ihm: »Herr, unterweise uns darin, wie wir beten sollen, so wie Johannes seinen Schülern ja auch gezeigt hat, wie sie beten sollen.«
2 Da sagte er zu ihnen: »Wenn ihr betet, dann sprecht: Vater, dein Name soll heiliggehalten werden! Deine gute Herrschaft soll sich ausbreiten.
3 Unsere Nahrung, die wir zum Leben brauchen, gib uns bitte jeden Tag.
4 Und nimm fort von uns unsere Verfehlungen! Und auch wir werden denen vergeben, die uns gegenüber Schuld auf sich geladen haben. Und lass uns nicht in Lebenslagen geraten, in denen die Prüfungen überhandnehmen!«


So wie jeder Rabbi damals seinen Schülern eine bestimmte Gebetsformel gab - so auch Johannes, so auch Jesus.

Ich hab mal ein wenig recherchiert und die Rabbi als Titel scheint erst nach 70 n.Chr. zu existieren, trotzdem hast du nicht ganz unrecht.

In meinen Recherchen fand ich Aussagen, daß das Kaddisch-Gebet der Juden ähnlich war und zur Zeit Jesu sehr
verbreitet, somit könnte das eine Variante sein.

https://www.juedische-allgemeine.de/rel ... aterunser/
https://www.talmud.de/tlmd/das-kaddisch-gebet/

Das würde auch die apokyphe Version des Gebets von Johannes des Täufers erklären,
das ähnlich klingt.


https://www-apocryphicity-ca.translate ... r_pto=rq
Das erste Gebet des Heiligen Johannes des Täufers an seine Jünger: „Heiliger Vater,
bewahre deine Stärke und zeige uns deine Herrlichkeit und mache uns deinen Sohn bekannt und erfülle uns,
mein Herr, mit deinem Geist, der durch deine Erkenntnis Licht gibt.“

Somit ist der Fokus der Lukasversion und der Matthäus version ein wenig anders.

Die Version in Matthäus 6 wirk auf mich weiser.
Es muss ja auch nicht sein,
da es sich widerspricht, Lukas 11 und Matthäus 6 muß sich ja nicht zur gleichen Zeit stattgefunden haben.

Jesus war sich sicher der Diskrepanz zwischen Kommunikation per Sprache und Kommunikation per Seele bewußt.
Erstarrte Vögel, das Gefängnis ist offen
und ihr wagt nicht, zu fliegen!
Ich schrecke euch auf,
damit ihr flieget!
................
Warten auf Paul....
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Hoger
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Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Beitrag von Hoger »

Lichtstrebender hat geschrieben: Do 8. Mai 2025, 14:20 Somit ist der Fokus der Lukasversion und der Matthäus version ein wenig anders.
Das Matthäus-evangelium ist an Judenchristen gerichtet und die Bergpredigt (worin das VaterUnser) entspricht der Gesetzgebung auf dem Berg im AT

Das Lukasevangelium dagegen an Heidenchristen und Lukas vermittelt die Lehre des Paulus so, das sie Heidenchristen verstehen können

Das hat mit weisheitsvoller wenig zu tun. Die Adressaten sind andere
Erforsche mich. Ewiger, und erkenne mein Herz. Prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf dem ewigen Weg!
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