Hier mal eine Antwort direkt aus dem katholischen Bereich:
https://www.katholisch.de/artikel/32202 ... uben-sagenFrage: Nochmal zurück zur Nahtoderfahrung: Von medizinischer Seite lässt sich das Phänomen immer noch nicht ganz erklären. Es gibt die Theorie, dass solche Erfahrungen durch besondere Hirnaktivitäten hervorgerufen werden, die es unserem Bewusstsein leichter machen sollen, Abschied zu nehmen. Wie bewerten Sie das theologisch?
Biesinger: Ich sehe diese medizinischen Erklärungsversuche nicht im Widerspruch zur theologischen Verheißung, dass wir über den Tod hinaus bei Gott aufgehoben sind. Dass die Evolution, die ich als Teil der Schöpfung Gottes verstehe, uns die Stunde des Sterbens durch Hormonausschüttung oder besondere Hirnaktivitäten erleichtert, halte ich für sehr plausibel. Neurologen vermuten, dass das Gehirn mit dieser Überaktivität auf die Ausnahmesituation reagiert, die Organe und sich selbst nicht mehr richtig steuern zu können. Und offensichtlich nimmt unser Bewusstsein diese Situation als befreiend und beruhigend wahr und verbindet sie mit uns bereits vertrauten Bildern.
Frage: Das klingt sehr nach einer Projektion unserer religiösen Erwartungen.
Biesinger: Nahtoderfahrungen gibt es in allen Kulturen und Religionen und auch bei Menschen, die nicht religiös sind. Die Erfahrungen können inhaltlich dabei sehr verschieden sein. Das Bild von einem hellen Licht legt natürlich einen Zusammenhang mit der christlichen Sozialisation nahe. Da ist die Lichtmetaphorik ja sehr präsent – etwa bei Jesus: Ich bin das Licht der Welt. Aber das muss gar nicht dagegensprechen, dass die Erfahrung real entsteht, nur weil sie kulturell oder von der Symbolik der jeweiligen Religion geprägt ist. Gleichzeitig muss man aber klar sagen, dass eine Nahtoderfahrung kein Gottesbeweis ist und auch kein Beweis dafür, dass es eine Auferweckung der Toten gibt. Ich würde nicht beanspruchen, dass ich die Stimme Gottes gehört habe. Aber solche Erlebnisse sind ein Hinweis, dass es ein Bewusstsein gibt, das mehr ist als unser Körper.
Dem stimme ich aus meiner Erfahrung heraus zu. Es gibt ein Bewusstsein in uns, dass sich innerhalb der psychosomatischen Einheit in irgendeiner Weise selbst wahrnehmen kann. Mehr ist da nicht herauszudeuten.