Vergebung ist keine Option

Leben in einer christlich geprägten Gesellschaft
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Helmuth
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Vergebung ist keine Option

Beitrag von Helmuth »

Immer wieder beschäftigt mich das Thema Vergebung. Ich denke, sie ist ein Schlüssel für ein erfolgreiches Leben schlechthin. Nichtchristen beteuern mir gegenüber immer wieder, dass man nicht alles vergeben kann. Als Christ sehe ich das betont anders.

Inwieweit ich allen vergeben könnte, müsste Gott testen, wobei ich hoffe, dass er das lieber nicht über meine Belastungsgrenze prüft. Aber ich denke, meine Bereitschaft lässt sich aus meinem Herzen ablesen und das kennt Gott besser als ich selbst.

Jedenfalls erlebe ich immer wieder, welche Befreiung mit Vergebung einhergeht, als das Gewissen entlastet wird. Und ich möchte mich nicht mit einem schlechten Gewissen tagaus und tagein herumplagen. Darum meine ich Vergebung ist keine Option. So hinterfrage ich mich auch, ob es versteckte Dinge gibt, die noch schlummern.

Wie sieht es dabei bei euch aus? Möchte jemand darauf eingehen?

PS: Das Thema habe ich bewusst in den Bereich „Familie & Partnerschaft“ gestellt, als es gerade dort am meisten Probleme Vergebung bzw. Unvergebung gibt. Ich ersuche aber, dass es hier nicht um foreninterne Dinge geht, denn dazu ist das Thema nicht gesetzt. Ein jeder möge aber etwaige Konsequenzen, so er solche erkennt, für sich selbst ziehen.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Lena
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Lena »

Der Titel ist passend gewählt.

Wer meint nicht vergeben zu können oder zu wollen, der muss sich die Frage stellen: Warum?
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Hoger
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Hoger »

Helmuth hat geschrieben: Fr 3. Okt 2025, 10:56 Wie sieht es dabei bei euch aus? Möchte jemand darauf eingehen?
Kann die Seele mit Gott eine persönliche Beziehung eingehen, wenn die Seele sich nicht immer wieder überprüft, Verschuldungen löst und den anderen ihre Verschuldungen vergibt?
Matth 6,
14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben.
15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird auch euer Vater eure Verfehlungen nicht vergeben.
Also würde ich jetzt fragen: Wie kann der Mensch eine persönliche Gottesbeziehung aufbauen, wenn er nicht anderen vergibt? Das ist doch die "Milch des Glaubens" - wie du immer schreibst. Grundlage halt
Der Ewige segne dich und behüte dich! Der Ewige lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig! Der Ewige erhebe sein Angesicht zu dir und gebe dir Frieden! (Num 6,24–26.)
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Helmuth
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Helmuth »

Lena hat geschrieben: Fr 3. Okt 2025, 13:52 Der Titel ist passend gewählt.
Danke, aber es sehen nicht alle Menschen so, dass Vergebung grundsätzlich keine Option ist, die man sozusagen willkürlich wählen kann oder nicht. Meine Erfahrung ist die, dass die meisten Menschen für sich festlegen, was sie vergeben und was sie nicht vergeben würden. Was sie dabei übersehen, sind die mit Unvergebung verbundenen Konsequenzen.
Lena hat geschrieben: Fr 3. Okt 2025, 13:52 Wer meint nicht vergeben zu können oder zu wollen, der muss sich die Frage stellen: Warum?
Einen Grund hast du schon angegeben: Man will nicht, was auch m.E. der Hauptgrund ist. Am Können liegt es meiner Meinung nach nicht. Da aber jeder Mensch einen freien Willen hat, so hat er sich dazu entscheiden, dass er dieses oder jenes nicht vergeben will. Also muss man tiefer bohren: "Und warum willst dieses oder jenes nicht vergeben?"

Darauf erhält man oft die Antwort, dass man leichte Fehler vergeben kann, dass dies jedoch bei schweren Verfehlungen einfach unmöglich ist, d.h. man beharrt darauf, dass man es eben nicht kann, denn die damit verbundenen Verletzungen seien einfach zu groß. Eine andere Reaktion ist, dass man die Gegenfrage stellt: "Und warum sollte ich?"

So manche Verletzungen sind in der Tat schwer zu tragen, das kann man nicht leugnen, aber man verleugnet damit auch, dass es schon ginge. Daher ziehe ich den Schluss, dass man letztendlich nicht vergeben will. Ein solcher Mensch hat damit jede Gunst in dessen Augen verloren. Man erklärt ihm damit mehr oder weniger ewige Feindschaft.
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Hoger
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Hoger »

Helmuth hat geschrieben: Fr 3. Okt 2025, 17:35 Meine Erfahrung ist die, dass die meisten Menschen für sich festlegen, was sie vergeben und was sie nicht vergeben würden. Was sie dabei übersehen, sind die mit Unvergebung verbundenen Konsequenzen.
Aber nur solange der Glaube an Jesus Christus (seine Erlösung) und das tägliche Ringen in der Nachfolge nicht vorhanden ist.

Schreibst du hier für die Nichtchristen im Forum - oder schreibst du aus der Position eines Nichtchristen?
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Helmuth
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Helmuth »

Hoger hat geschrieben: Fr 3. Okt 2025, 17:58 Schreibst du hier für die Nichtchristen im Forum - oder schreibst du aus der Position eines Nichtchristen?
Ich könnte aus der Position eines Nichtchristen schreiben, als ich ein solcher auch einmal war. Aber hier schreibe ich für alle, die ein Problem mit Vergebung haben, Christen wie Nichtchristen, da ich es für einen Dauerbrenner halte. Manchen muss man sogar erklären, was Vergebung ist und was nicht und manche wieder merken gar nicht, dass sie in Unvergebung leben. Solche erkennt man z.B. an anhaltender Unzufriedenheit.

Von Nichtchristen bin ich es gewohnt, dass sie die Vergebung grundsätzlich auch in Frage stellen. Das kann man als Einsteig dazu benutzen das Evangelium zu verkündigen. Einige davon finden auf dem Weg zu Gott näher hin, andere werden dir weiter den geistigen Stinkefinger zeigen.

Bei Christen wundere ich mich zwar immer wieder, wenn ihnen Vergebung schwer fällt, auch wenn es keine große Sache wäre, aber man wird auch nicht als vollkommen perfekter Christ neugeboren. Man muss dazu so manche Vorgeschichte kennen und die kann sehr variieren.

Vielmehr beginnt so aber für jeden Christen auch ein langer Weg Vergebung zu lernen, dem man bisher zu wenig Beachtung geschenkt hatte. Manche lernen darin schnell, andere langsamer, aber manche leider auch nicht. Letzten Endes schreibe ich auch für mich, ob ich auch allen wieder vergeben habe, oder ob Dinge anstehen. Ich gehe das im Gebet von Zeit zu Zeit durch.
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Hoger
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Hoger »

Helmuth hat geschrieben: Fr 3. Okt 2025, 18:47 Letzten Endes schreibe ich auch für mich,
Das wird der Zweck all deiner Themen sein - es geht immer nur darum dass du anderen etwas erzählen willst, von dem du denkst, dass es für diese wichtig ist.

Vergebung - der Erbsünde haben wir durch Jesus Christus

Vergebung - unserer Verschuldungen (an Anderen) erlangen wir - laut der Bitte im VaterUnser - wenn wir anderen vergeben haben. Und dann ist unsere Beziehung zum Vater wieder möglich.

Weist du, hier ist einer der Unterschiede zwischen den Kirchenchristen und den Vereinschristen. Im Gottesdienst (egal ob lutherischer oder in der katholischen Messe oder der orthodoxen Liturgie) steht am Anfang immer das Bekenntnis der eigenen Schuld und die Vergebung durch Gott (über den Priester) - denn erst durch die Vergebung ist es möglich an der Eucharistie teil zu nehmen.

Ein lutherischer Christ nimmt auch heute noch regelmäßig am Beichtgespräch teil (das hat sich durch die Jahrhunderte erhalte und ist heute in der SELK ein zentraler Glaubenspunkt)
Ein katholischer Christ ebenso - und beide nicht, weil es die Kirche verlangt oder die Tradition (keiner muss heute laut dem Kirchenrecht mehr gehen) sondern weil in ihrem Glauben das Bedürfnis vorhanden ist Gott nahe zu sein, Und das geht halt nur wenn der Christ den anderen vergibt. Das steht in den Evangelien klar und deutlich und auch wenn ihr Vereinschristen permanent den Kirchenchristen den Glauben absprecht = da liegt ihr falsch

Und wenn deine Herangehensweise für dich christlich ist - dann frage ich mich schon, wie lebensfähig und intensiv deine persönliche Gottesbeziehung ist.

Mit was für "Christen" hast du da Umgang?
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Sara Funkelstein »

Helmuth hat geschrieben: Fr 3. Okt 2025, 10:56 Jedenfalls erlebe ich immer wieder, welche Befreiung mit Vergebung einhergeht, als das Gewissen entlastet wird. Und ich möchte mich nicht mit einem schlechten Gewissen tagaus und tagein herumplagen. Darum meine ich Vergebung ist keine Option.
Ich verstehe wahrscheinlich nicht, was du mit der Entlastung des Gewissens im Zusammenhang mit Vergebung meinst.

Du fühlst dich besser, wenn du weißt, dass dir jemand verziehen hat?
Oder ist dein Gewissen entlastet, wenn du jemandem verzeihst...?
Oder...? :?:

Vergebung ist die eine Option (ich lasse es gut sein), Ausgleich die andere (ich verlange Gerechtigkeit). :idea:
Gott hat entschieden, dass die Welt ohne dich nicht auskommt.
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Helmuth
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Helmuth »

Sara Funkelstein hat geschrieben: Fr 3. Okt 2025, 19:34 Ich verstehe wahrscheinlich nicht, was du mit der Entlastung des Gewissens im Zusammenhang mit Vergebung meinst.
Grundsätzlich liegst du schon richtig mit dem, was du auch schreibst:
Sara Funkelstein hat geschrieben: Fr 3. Okt 2025, 19:34 Du fühlst dich besser, wenn du weißt, dass dir jemand verziehen hat?
Oder ist dein Gewissen entlastet, wenn du jemandem verzeihst...?
Ohne Vergebung habe ich keinen Frieden in mir. Ich fühle mich ansonsten mies und niedergeschlagen. Ja, ich brauche sie wie ein Baby die Muttermilch und zwar sowohl für mich selbst, wenn ich Scheiße gebaut habe, als auch, dass ich anderen vergebe, wenn sie sich an mir vergangen haben. Ich mag in mir weder Gewissensbisse noch Groll gegen andere haben,

ich mag das einfach nicht und ich denke, weil ich ein Kind Gottes bin, das nicht dafür geschaffen wurde immer nur zu leiden, sondern sich des Lebens auch zu erfreuen und das mit täglicher Lebensfreude und der Kraft eines Büffels. Ansonsten kann dich der Feind an sich binden und wirst sein Sklave und wie die Beute eines Diebes weggeführt. Ich will aber frei sein, wofür Jesus gekommen ist und für mich der Zugang (die Türe) ist:
Joh 10,9-10 hat geschrieben: Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich eingeht, so wird er errettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen und zu schlachten und zu verderben. Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Überfluss haben.
Sara Funkelstein hat geschrieben: Fr 3. Okt 2025, 19:34 Vergebung ist die eine Option (ich lasse es gut sein), Ausgleich die andere (ich verlange Gerechtigkeit). :idea:
Vergeben oder vergelten sind meines Erachtens nicht die beiden Wege, die du hast, denn die Vergeltung obliegt dir ja nicht. Und diejenigen, die sich an anderen selbst rächen oder Abgeltung einfordern, kommen aus der Nummer so nicht mehr raus. Beruhigt es das Gewissen? Vielleicht nur anfänglich, aber auf Dauer? Man braucht also eine andere, eine dauerhafte Lösung. Ich sehe sie in der Türe, die uns Gott durch Jesus gibt.
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Hoger
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Hoger »

Helmuth hat geschrieben: Fr 3. Okt 2025, 20:16 Ohne Vergebung habe ich keinen Frieden in mir. Ich fühle mich ansonsten mies und niedergeschlagen. Ja, ich brauche sie wie ein Baby die Muttermilch und zwar sowohl für mich selbst, wenn ich Scheiße gebaut habe, als auch, dass ich anderen vergebe, wenn sie sich an mir vergangen haben. Ich mag in mir weder Gewissensbisse noch Groll gegen andere haben,
helmuth - das ist genau das "geistliche Babytum" dass du ablehnst

Das ist die Grundlage aller Vergebung:
Mt 26,28 Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele zur Vergebung der Sünden vergossen wird.
Und das der Weg
8 Wenn wir behaupten, ohne Sünde zu sein, betrügen wir uns selbst und verschließen uns der Wahrheit.
9 Doch wenn wir unsere Sünden bekennen, erweist Gott sich als treu und gerecht: Er vergibt uns unsere Sünden und reinigt uns von allem Unrecht, ´das wir begangen haben`.
10 Wenn wir behaupten, wir hätten nicht gesündigt, machen wir Gott zum Lügner und geben seinem Wort keinen Raum in unserem Leben.
Du kannst anderen Sünden vergeben wie du willst - und du kannst dich dabei gut fühlen oder schlecht = das ist völlig unwichtig. Du musst deine Verfehlungen (an anderen) genauso bekennen, wie dass was dir von anderen widerfahren ist. = vergeben kann nur Gott und nicht du!
Der Ewige segne dich und behüte dich! Der Ewige lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig! Der Ewige erhebe sein Angesicht zu dir und gebe dir Frieden! (Num 6,24–26.)
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