Gott der Liebe, Gott der Rache

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Helmuth
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Re: Gott der Liebe, Gott der Rache

Beitrag von Helmuth »

Zippo hat geschrieben: Mi 15. Okt 2025, 18:54 Strafe kann auch der Besserung dienen.
Wenn man Strafe und Züchtigung gleichsetzt, dann fällt die Differenzierung nach Liebe und Rache unter den Tisch. Es wird verwischt und leider so durch die Übersetzungen unkenntlich gemacht.

Nach Durchsicht des althebräischen Wörterbuches findet man grundsätzlich keinen adäquaten Begriff für "Strafe", wie wir ihn in unserer Denkwelt anwenden. Es wird dem Kontext nach übersetzt, passt aber nicht immer. Bei Kain würde ich sagen passt es grundsätzlich:
1. Mo 4,13 hat geschrieben: Und Kain sprach zu JHWH: Zu groß ist meine Strafe, dass ich sie tragen könnte.
Die Übersetzung mit Strafe ist an sich vom Begriff her nicht korrekt, aber man kann es als solche interpreiteren. Gott ließ Kain den Zustand seiner Gottlosigkeit erkennen, vermutlich auch spüren, nachdem er Gottes Wort schändlich missachtet hatte und löste sich, womöglich für immer, von ihm.

Man liest jedenfalls danach nichts mehr, dass Kain vielleicht noch einen Versuch zur Umkehr und um Vergebung bittend gestartet hätte. Denn dann hätte er gezeigt, dass er sich bessern will. Er wurde bestraft im Sinne von verworfen und verdammt.

Hingegen passt "Strafe" für mich nicht, wenn wir es an Kindererziehung anwenden, wie Gott uns erzieht. Mit Bestrafung verbessert man nichts, sondern legt einen Tatausgleich nach "Wie du mir, so ich dir" fest.
Heb 12,5-6 hat geschrieben: Und habt die Ermahnung vergessen, die zu euch als zu Söhnen spricht: „Mein Sohn, achte nicht gering des Herrn Züchtigung noch ermatte, wenn du von ihm gestraft wirst. Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er geißelt aber jeden Sohn, den er aufnimmt.“
Ginge es um Geld, wenn Kinder z.B. gestohlen haben, dann kann man sie in dem Sinn auch "bestrafen", indem wir das Taschengeld kürzen oder ein Bußgeld festlegen. Die Tat wird in dem Sinn nicht vergeben, denn das würde bedeuten diese Strafe auch zu erlassen. Hier ist es auch ein Grenzfall, denn klarerweise dient es auch der Besserung. Geld fügt aber keine körperliche Schäden zu.

Ich finde es aber inkonsequent bei körperlicher und geistlicher Zucht. Was nun will der Herr? Züchtigung oder Bestrafung? Meine Denkweise wäre so: Eltern, die ihre Kinder bestrafen, erfüllen damit nicht ihren Erziehungsauftrag. Sie lieben ihre Kinder nicht, sondern zeigen derart ihren Hass, wie sie ihren Zorn an ihnen abreagieren und oft dauerhafte Schäden verursachen. So ginge Gott nicht vor.

Hingegen ist die korrekt angewandte Züchtigung die Umsetzung der Liebe Gottes, denn sie geht auch mit rechtem Augenmaß vor um dem Kind damit nicht bleibend Schaden zuzufügen und das auch dann, wenn die Maßnahme zunächst hart erscheint. Doch daraus wächst Frucht:
Heb 12,11 hat geschrieben: Alle Züchtigung aber scheint für die Gegenwart nicht ein Gegenstand der Freude, sondern der Traurigkeit zu sein; danach aber gibt sie die friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die durch sie geübt worden sind.
Bei der Strafe wird dieses Ziel nicht erreicht, sondern es wird nur abgerechnet. Es wäre an sich Definitionssache, welche Begriffe wir einsetzen, aber wie immer man sich dazu festlegt, man kann sie dann nicht wieder beliebig mischen,

Es kann uns sonst der Heilige Geist nicht entsprechend anzeigen, welchen Sinn Gott damit verfolgt, ob er in Liebe und damit uns zur Besserung, oder in seinem Grimm und Zorn, also Rache übend abrechnet und damit uns zum Schaden handelt.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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