Vergebung ist keine Option

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Helmuth
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Helmuth »

Magdalena61 hat geschrieben: Mi 15. Okt 2025, 15:04 Das kann man aber erst dann machen, nachdem alle eigenen Versuche einer Aussprache und Einigung gescheitert sind.
Es hat bisher noch keiner verlangt der Konfrontation aus dem Weg zu gehen, sich widerstandslos zu ergeben und auf diese Weise zu vergeben. Das wäre in der Tat pervers. Wenn man einander kennt, dann ist das keine Option. Ich bin immer davon ausgegangen, die Aussprache ist erfolgt und war fruchtlos. An sich sind wir ja im Wort erfahren und müssen nicht jede Grundlage erörtern.

Oder doch? ;)

Wenn mich wer fragt, was zu tun ist und er die Sache noch gar nicht mit seinem Kontrahenten geklärt hat, ist es auch besser sich nicht zu äußern, sondern man schickt ihn erst zu derjenigen Person und sagt, er möge wiederkommen, wenn es nutzlos war. Dann kann man Stufe 2 nach Mt. 18:16 anwenden.

Situationen ohne Konfrontation gibt es im Alltag aber auch und sie sind sogar häufig. Ein Autofahrer überholt dich und ruft dir aus geöffnetem Fenster zu: „Blöde Kuh, nimm dir ein Taxi, wenn du nicht Autofahren kannst. Gib doch deinen Schein der Polizei zurück.“ Sie zeigt dir noch den Stinkefinger, steigt aufs Gas und rauscht ab.

Was tun? Nachfahren und stellen? Eine Anzeige machen? Dann hat die Polizei was zu lachen. Ich fräße den Ärger runter und sage dann bewusst zu mir: „Ach scheiß drauf und vergib ihm.“ Ja es war verletzend, aber das will ich nicht mit mir herumschleppen um dann anderen zornig zu begegnen. Was können die dafür? Ein einfaches Gebet schafft dem Abhilfe. Mein Manko ist oft nicht sofort zu beten.
Magdalena61 hat geschrieben: Mi 15. Okt 2025, 15:04 Liegt tatsächlich Sünde vor, oder bezeichne ich ein Verhalten als Sünde, weil ich es so sehe? Wenn ich mich selbst prüfe, dann stelle ich vielleicht fest, dass ich in Wirklichkeit darauf aus bin, der anderen Person mein persönliches Schriftverständnis aufzudrücken oder gar, sie zu kontrollieren, also ihr meinen Willen aufzuzwingen?
Ausgezeichneter Einwand. Aber spricht das nicht für Vergebung? Vielleicht ist sie nutzlos, da es tatsächlich nicht am anderen liegt. Aber es kostet der Krone keine Zacke und mein Friede ist wiederhergestellt. Es ist das m.E. auch weise. Und wenn ich meine, die Schuld liegt sehr wohl beim anderen frage ich dennoch: Muss ich alles bereden? Weise bleibt es erst zu überlegen und dem Zorn Einhalt zu gebieten. Zwei Sprichwörter zum Nachsinnen:
Spr 18,2 hat geschrieben: Der Tor hat kein Gefallen an Verständnis, sondern nur daran, dass sein Herz sich offenbare.
Spr 14,9 hat geschrieben: Die Narren spotten über die Schuld, aber unter den Aufrichtigen ist Wohlwollen.
Ich brauche auch eine Einschätzung des anderen, von weise bis närrisch, der Schwere des Falles, aber auch welches Verhältnis uns prägt. Meine Ehefrau wird immer anders behandelt werden als die Nachbarin vom 3. Stock, die ich nur flüchtig sehe und zu mir im Aufzug einmal: „Sie Trottel“ gesagt hat.

Auch hier klärt m.E. mehr das Gebet. Geleitet vom Geist kann man entscheiden die Sache anzusprechen oder fallen zu lassen. Hast du dabei schon vergeben, ergibt sich eine andere Basis für den weiteren Umgang und ich sehe das weiter als den generellen Weg.


Der umgekehrte Fall:

Es gibt auch da klare Fälle und unklare. So lässt sich keiner Schuld aufladen, indem andere eine Entschuldigung einfordern für Dinge, die man nicht als schuldhaft sieht. Handlungen aus Zwang klären ohnehin nichts. Einsicht ist keine Einbahnstraße, man braucht sie sowohl für Schuld, als auch dafür, was keine Schuld ist, sondern nur aus Eitelkeit gefordert wird, wegen des sog. verletzten Stolzes. Der gehört jedem selbst.

Aber auch hier hilft die Demut weiter lieber einmal mehr um Vergebung zu bitten als genau einmal zu wenig und damit in Schuld zu verbleiben. Man sollte sich aber sicher sein. Wir lesen dazu sogar ein biblisches Beispiel:
2. Kor 12,13 hat geschrieben: Denn was ist es, worin ihr gegenüber den anderen Versammlungen verkürzt worden seid, es sei denn, dass ich selbst euch nicht zur Last gefallen bin? Vergebt mir dieses Unrecht.
Hier im Forum liest du öfter meine Aussage, dass ich nicht der Eitelkeit diene, sondern dem Herrn Jesus. Er kann auch Recht und Unrecht unterscheiden. Oder es möge der Moderator klären, der an seiner statt agiert. Dann relativiert sich meine eigene Einschätzung.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Lena
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Lena »

2.Kor. 5,20" hat geschrieben:So sind wir nun Botschafter
an Christi statt,
denn Gott ermahnt durch uns;
so bitten wir nun
an Christi statt:
Lasst euch versöhnen mit Gott!
Damit unsere Mitmenschen dies tun wollen,
ist unsere Vergebungsbereitschaft wichtig
und wir handeln in Wahrheit an Christi statt.
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Hoger
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Hoger »

Lena hat geschrieben: Do 16. Okt 2025, 13:25
2.Kor. 5,20" hat geschrieben:So sind wir nun Botschafter
an Christi statt,
denn Gott ermahnt durch uns;
so bitten wir nun
an Christi statt:
Lasst euch versöhnen mit Gott!
Damit unsere Mitmenschen dies tun wollen,
ist unsere Vergebungsbereitschaft wichtig
und wir handeln in Wahrheit an Christi statt.
20 Um CHRISTI willen sind wir also Gesandte, gleichsam, indem von GOTT durch
unsere Wirksamkeit eingeladen wird; wir bitten im Namen CHRISTI:
Ihr würdet
euch versöhnen lassen mit GOTT!
Paulus schreibt an die Korinther und die Versöhnung bezieht sich auf das Verhalten der Korinther, das Paulus bemängelte, und die Versöhnung betrifft Gott und nicht dich.

Und Paulus schreibt auch nicht von seinem Verhalten, sondern davon, dass er (und seine Mitarbeiter - darum geht es im "uns") in ihrer Wirksamkeit Gott wirken lassen....
"Nächstenliebe ist der Maßstab, nach dem der Herr uns richten wird"
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Helmuth
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Helmuth »

Lena hat geschrieben: Do 16. Okt 2025, 13:25 Damit unsere Mitmenschen dies tun wollen, ist unsere Vergebungsbereitschaft wichtig und wir handeln in Wahrheit an Christi statt.
Wir sollen an Christi statt handeln, ein wahres Wort, aber mit einer allzu großen Erwartungshaltung kann man auch enntäuscht werden. Man kann beten und hoffen, dass die Mitmenschen auch vergeben, weil man zuerst vergeben hat, aber ich setze die Erwartungshaltung dabei nicht zu hoch. Ansonsten wirst du erneut verletzt.

Es ist mal wichtig, dass man selbst vergeben hat. So hat man zuerst vor Gott seine Schuldigkeit getan und in dem Sinn stimme ich zu, dass dies auch eine Voraussetzung ist. Oftmals bringt das den anderen auch sich zu erweichen, das kann man auch erleben und auf diese Weise geschieht auch unter Menschen Versöhnung. Der Wille Gottes ist es jedenfalls.

Ich habe auch schon erlebt, wie Menschen erwartet haben, dass auch der anderen zur Einsicht kommen muss, als hätte man darauf ein persönliches Anrecht und dann wurde der Bruch nur umso größer. Dann ist in dir kein Friede eingelehrt. Loslassen bedeutet in der Tat so viel wie, ich bin aus dieser Nummer mal draußen und die Sache gehört nun Gott allein.

Dabei muss man Vergebungsbereitschaft zu einer festen Haltung machen, die diesen Vorsatz auch festitg, damit man nicht den Punkt verpasst, wenn der andere später unerwartet zu dir kommt und um Vergebung bittet. Dann zu sagen, es ist nun zu spät, wäre ein Signal, dass man gar nicht vergeben hat, dass es dir in dem Sinn nun gleichgültig ist im Sinne von: "Du bist für mich Luft geworden".

Und weil du "Botschafter an Christi statt" zitiert hast, wer diese Haltung nicht lernt, kann unmöglich brauchbar sein für den Herrn das Evangelium zu verkündigen. Wie kann ich von der Vergebung der Sünde predigen, halte selbst aber Dinge fest und lasse sie nicht los? Gott braucht keine Heuchler als Zeugen, sondern solche, die werden wollen wie sein Sohn.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Kingdom
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Kingdom »

Helmuth hat geschrieben: Fr 17. Okt 2025, 13:37 Ich habe auch schon erlebt, wie Menschen erwartet haben, dass auch der anderen zur Einsicht kommen muss, als hätte man darauf ein persönliches Anrecht und dann wurde der Bruch nur umso größer.
Da ist eben die falsche Erwartungshaltung, von Herzen lieben heisst eben wie auch der andere entscheidet, ich will ihn nicht zusätzlich mit meiner Unvergebenheit belasten. Christus hat es am Kreuz eben auch einfach mal getan, obschon er wusste nicht jeder wird auf diese Vorausschauende Vergebenungshaltung reagieren!

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Magdalena61
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Magdalena61 »

Viele schöne Worte.
So lange nicht konkret etwas vorliegt, von dem man meint, es nicht tolerieren zu können.

Wann vergebt ihr den Katholiken, dass sie als Meditationshilfe Bilder nützen und den Papst "Heiliger Vater" nennen? Wenn man etwas vergeben hat, dann muss man ja nicht mehr ellenlange Vorwürfe erheben und streiten und kann sich auf die Gemeinsamkeiten konzentrieren.

"Das ist doch etwas ganz anderes"?
Nein, das ist es nicht: Jemand tut etwas, das ich für falsch halte und ich fühle mich dazu berufen, ihm das vorzuhalten und auf eine Gesinnungsänderung hinzuwirken, das ist der Kern der Sache. Wenn ich auf die Threads zu diesen Themen reflektiere, war da schon ein bemerkenswertes Engagement...

Und genauso ist es, wenn sich mir gegenüber jemand unangemessen verhält. Vielleicht bin ich ebenfalls der Meinung, er sollte seine Gesinnung ändern, und deshalb spreche ich ihm keine Vergebung zu, so lange er darauf beharrt, im Recht zu sein und sich deshalb weigert, Buße zu tun.

Wie ich persönlich damit umgehe, habe ich schon geschrieben. "Loslassen", die Sache an Gott abgeben bewirkt mit der Zeit ein Verblassen der Emotionen. Man kommt wieder ins seelische Gleichgewicht. Man wird vor neue Aufgaben gestellt und bearbeitet diese mit ganzer Energie. Es ist, als hat man seinen Geldbeutel mit einigen Ersparnissen verloren... das schmerzt eine Weile lang, aber man kann dem verlorenen Geld ja nicht endlos hinterhertrauern.
Also arbeitet man, und fängt wieder an, Rücklagen zu sammeln. Das ist nicht die schlechteste Voraussetzung, falls der andere doch eines Tages ankommt und um Vergebung bittet. In der Zwischenzeit bin ich meinen Weg weitergegangen, Gott hat meine Wunden geheilt, und ich erfahre Segen in meinem Leben.

Das bewirkt, dass es mir eigentlich relativ egal ist, wie der andere sich verhält...ob er einsichtig geworden ist oder nicht. Ich stehe mehr oder weniger neben der Situation, als betrifft es mich nicht. Ich habe etwas gewonnen, das man nicht mit Geld bezahlen kann: Menschliche und geistliche Souveränität.
LG
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Magdalena61
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Magdalena61 »

Helmuth hat geschrieben: Mi 15. Okt 2025, 17:17 Situationen ohne Konfrontation gibt es im Alltag aber auch und sie sind sogar häufig. Ein Autofahrer überholt dich und ruft dir aus geöffnetem Fenster zu: „Blöde Kuh, nimm dir ein Taxi, wenn du nicht Autofahren kannst. Gib doch deinen Schein der Polizei zurück.“ Sie zeigt dir noch den Stinkefinger, steigt aufs Gas und rauscht ab.
Im Straßenverkehr kann man mich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Und wenn es denn doch einmal passierte, dann schimpfte ich erst einmal "was ist denn DAS für einer?! Total bekloppt oder was?" , dann befolgte ich 1.Petr. 3,9 in der leichten Abwandlung: "HERR, wenn DU willst, dann segne ihn/ sie bitte."
Reiner Gehorsam. Ich fühlte es nicht.

Aber diese Reaktion hat eine unschlagbare Wirkung- auf das eigene Herz. Man fühlt sich nicht mehr am Boden... und außerdem kennt man die Person, die beleidigte, ja gar nicht. Mit Segnen war das für mich erledigt. Auch gefühlsmäßig.

Wenn jemand mich in eine gefährliche Situation gebracht hatte, folgte dann der Dank an Gott, für die Bewahrung.
Wenn man gerade wieder taufrisch Bewahrung erfahren hat, ist Gott "näher"... man fasst es noch nicht so ganz, dass man um ein Haar der Katastrophe entkommen ist... und die Erfahrung der Treue und Gegenwart Gottes rührt das Herz an.

Mir würde es ziemlich aufgeblasen vorkommen, wenn ich da "großmütig" vergebe. Ich, ich, ich.... bin ja ein so guter Mensch... ich danke dir Gott, dass ich nicht bin wie... -- das ist viel zu viel Aufwand, für meinen Geschmack.

Segnen gibt auch an Gott ab.
Mein Manko ist oft nicht sofort zu beten.
Wenn du dein Gehirn konditionierst, wird es sich und dich daran erinnern, auch dann, wenn du zornig wirst.
Magdalena61 hat geschrieben: Mi 15. Okt 2025, 15:04 Liegt tatsächlich Sünde vor, oder bezeichne ich ein Verhalten als Sünde, weil ich es so sehe? Wenn ich mich selbst prüfe, dann stelle ich vielleicht fest, dass ich in Wirklichkeit darauf aus bin, der anderen Person mein persönliches Schriftverständnis aufzudrücken oder gar, sie zu kontrollieren, also ihr meinen Willen aufzuzwingen?
Ausgezeichneter Einwand. Aber spricht das nicht für Vergebung? Vielleicht ist sie nutzlos, da es tatsächlich nicht am anderen liegt. Aber es kostet der Krone keine Zacke und mein Friede ist wiederhergestellt.
Wenn's dir gut tut, zu vergeben, dann tue es halt. Aber ohne es den anderen merken zu lassen.

Mir ging es vor allem um die biblischen Weisungen.
Und wenn ich meine, die Schuld liegt sehr wohl beim anderen frage ich dennoch: Muss ich alles bereden? Weise bleibt es erst zu überlegen und dem Zorn Einhalt zu gebieten.
Mir scheint, mit dem 7x 70 Mal sind zwischenmenschliche Beziehungen gemeint. Die üblichen Reibereien in einer Gruppe; Familie, Ehe.
Mit etwas mehr Großzügigkeit kommt man da schon weiter und schont die eigenen Nerven sowie die Nerven der anderen.
Aber das fällt dann mehr unter "Nachsicht üben mit der Unzulänglichkeit der Mitmenschen".

Güte erweisen (ohne Eigenlob).
Geduld, Freundlichkeit und Güte sind eine Frucht des Geistes.

Vorausgesetzt, es liegt nicht wirklich Sünde vor, absichtliche Bosheit, die man nicht ignorieren darf.

Hilfreich finde ich nach wie vor die Unterscheidung, ob jemand sich absichtlich daneben benimmt, um mich zu ärgern/ zu provozieren oder ob er tatsächlich so bescheiden veranlagt ist, dass er es nicht besser hinkriegt und mir damit auf die Nerven geht.
Im ersten Fall stelle ich das ab, wenn möglich. Vergebung hin oder her... man muss sich nicht alles bieten lassen.
LG
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Johncom
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Johncom »

Hoger hat geschrieben: Sa 4. Okt 2025, 12:38 Sünden vergeben wie du willst - und du kannst dich dabei gut fühlen oder schlecht = das ist völlig unwichtig. Du musst deine Verfehlungen (an anderen) genauso bekennen, wie dass was dir von anderen widerfahren ist. = vergeben kann nur Gott und nicht du!
Ja, so stimmt es. Vergeben kann nur Gott.
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Johncom
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Johncom »

Magdalena61 hat geschrieben: Sa 18. Okt 2025, 00:17
Wenn jemand mich in eine gefährliche Situation gebracht hatte, folgte dann der Dank an Gott, für die Bewahrung.
Wenn man gerade wieder taufrisch Bewahrung erfahren hat, ist Gott "näher"... man fasst es noch nicht so ganz, dass man um ein Haar der Katastrophe entkommen ist... und die Erfahrung der Treue und Gegenwart Gottes rührt das Herz an.

Mir würde es ziemlich aufgeblasen vorkommen, wenn ich da "großmütig" vergebe. Ich, ich, ich.... bin ja ein so guter Mensch... ich danke dir Gott, dass ich nicht bin wie... -- das ist viel zu viel Aufwand, für meinen Geschmack.

Segnen gibt auch an Gott ab.
Einfach akzepzieren, unsere Dankbarkeit kultivieren.
Auch in der Welt, zB im Straßenverkehr, oder überall wo es Geduld braucht, kann jeder seinen Fortschritt einüben: habe ich jetzt friedlich reagiert oder sind wiedermal sie Emotionen mit mir durch gegangen.

Dankbarkeit erkennen, Bewahrung wertschätzen, das ist christliche Verwirklichung. Und nicht, andere zu beurteilen als gläubig oder nicht-gläubig. Glauben zeigt sich im Bewusstsein, im Leben, und weniger in dem, was man im Kopf hat.

Segnen ist immer was Gott "in Christo" zurück gibt. Verzeihen, verstehen anstelle für Verdammen. Jeder Tag bietet viele Momente,mache nerven einen, man ärgert sich . Aber es es sind auch Chancen dabei: ich will meine Ruhe haben, aber ein anderer braucht mich. Es kann sein, ich gebe nach und "opfere" meine Zeit und Gott segnet.
Man kann es ausprobieren.
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Helmuth
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Re: Vergebung ist keine Option

Beitrag von Helmuth »

Magdalena61 hat geschrieben: Sa 18. Okt 2025, 00:17 Wenn's dir gut tut, zu vergeben, dann tue es halt.
Ich tue es aus Gehorsam Christus gegenüber. Der Friede Gottes ist keine Gefühlsnummer, so ein Typ bin ich nicht, aber ich brauche ihn wie ein Baby die Muttermilch. Wenn ich merke, dass Zorn und Groll hochkommen, dann kommt es darauf an, wer mein Peiniger ist.

Ist es eine Person, die ich gar nicht kenne, vielleicht dann und wann sehe, aber nicht wirklich kenne, dann trage nicht alles aus. Wenn man das anders zu tun gedenkt, dann hätte man den ganzen Tag nichts anderes zu tun als irgend einen Lercherlschas zu schlichte Erfahrungsgemäß kommt dabei ex nix raus. (siehe hier das Forum unter "Persönliches")

Ohne Beziehung fällt die Sache unter: "Vergib und vergiss". Ich bin nicht dazu zu jedes Problem aus der Welt zu schaffen. Gestern hatte ich ein Treffen mit Ex-Kollegen. Ich kenne sie von früher, aber wir sehen uns nur alle 2-3 Monate. Es macht keinen Sinn jedes vermeintlich schlechte Wort auf die Waagschale zu legen.

Das würde die Runde zur Problemwälzerei eigener Befindlichkeiten gestalten und zerbräche. Die Polit-Themen heizen ohnehin genug auf und wir müssen uns immer wieder ermutigen einnander zu sagen, was wir zur Sache denken betrifft nicht unser gegenseitiges Wohlwollen.

Wo aber Beziehung vorliegt, die über solche Treffen hinausgeht, verhält sich die Sache anders. Sünde trübt und dauerhafte Sünde zerbricht jedes Verhältnis. Unter Brüdern wäre das ein NoGo. Dann muss auch die ernsthafte Konfrontation gesucht werden, am besten nach dem Muster von Matth. 18:15-18.

Ich denke den Unterschied zwischen oberflächlichen Friedensbemühungen und tiefgreifenden zu kennen. Letzte erhält man nur mit echter Vergebung. Ich jedenfalls kenne es nicht anders, was wirklich das Herz beruhigt. Bei flüchtigen Bekanntschaften reicht es "Vergeben und vergessen" anwenden, also das völlig bedingungslose Vergeben.

Im Fall realer Beziehungen ist es aber nötig sich auszusprechen, aber auch dann ist es Pflicht zu vergeben, egal wie es ausgeht. Jesu Wort lässt da keine Lücke. Sag du von mir aus "an Gott übergeben", was für mich nicht wirklich etwas anderes ist. Erfolgt das oberflächlich, d.h. wirklich losgelassen hat man nicht, kehrt kein Friede ein. Man kann es nur komplett machen. Erst so wird man den Fall los und holt auch keine Leiche mehr aus dem Keller.

Sonst kann der Friede Gottes nicht einkehren. Ich bin nicht bereit mit Groll und Zorn mein weiteres Leben zu bestreiten, falls der andere keine Einsicht zeigt. Dann muss man schlicht überlegen, ob man die Beziehung löst (Matth 18:18), um nicht immer wieder in die Bedrängnis des eigenen Herzens zu kommen, denn Uneinsichtigkeit verletzt jedes Mal aufs Neue.
Mt 18,17 hat geschrieben: Wenn er aber nicht auf sie hört, so sage es der Versammlung; wenn er aber auch auf die Versammlung nicht hört, sei er dir wie der Heide und der Zöllner.
Jesus geht so weit zu sagen "er sei dir wie ein Heide". Mit denen muss ich keine Beziehung führen, denn so schadet man sich nur selbst. Die Loslösung ist also eine Schutzbestimmung zu deinem eigenen Frieden.
Joh 14,27 hat geschrieben: Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz werde nicht bestürzt, seid auch nicht furchtsam.
Kehrt er ein kommt das Herz zur Ruhe und Zorn und Grimm verflüchtigen sich. Du hast angemerkt, die erste Überlegung sollte sein, ob überhaupt Sünde vorliegt, oder ob sie nur aufgrund der eigene Sichtweise als solche angenommen worden ist. Das fand ich hervorragend.

Ich denke das geht recht einfach. Frag dich: Ist in dir Friede, oder kocht immer was auf, wenn es um die besagte Sache geht? Wer dabei immer eine Leiche aus dem Keller holt, der lebt nicht in im Modus "Vergebung".

Viele Fälle sind auch bloße Eitelkeit und ich sage immer wieder, der diene ich nicht. Ich meine, ich habe dasselbe Problem, denn ich bin auch nur ein Mensch, aber wo sie mir der Heilige Geist zeigt, ist Sendepause mit weiterem Nachsinnen. Das wird im Namen Jesu aus mir selbst ausgetrieben. Die Leichen sollen im Keller bleiben.

Ich will andere nicht in ein unnötiges Schuldverhältnis sperren, weil ich mir nur einbilde, man wolle mir Böses bzw. will ich auch nicht von anderen gebunden werden, die mir etwas vorwerfen, das nur eitler Schas ist. Eitelkeit ist eine Sünde, die jeden nur selbst betrifft. Sie ist ein Gift, die Satan ins Herz legt, das in der Folge auch Vergebung vereitelt.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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