Weisheitsgeschichten
Weisheitsgeschichten
"Ein Zenschüler hatte viele Jahre Zazen (das Sitzen in Meditation) geübt und auch die nötigen Aufgaben im Tempel verrichtet. Dennoch kam er nicht richtig weiter. Er blieb allerdings dran und übte weiter. Nach etlichen Jahren sagte der Meister zu ihm: “Ich weiß nicht, ob das Kloster der richtige Ort für Dich ist“. Der Schüler packte traurig seine Sachen und verließ das Kloster. Dieses war nicht weit vom Bordellbezirk Kyotos entfernt. Er sagte sich, nun komme es auch nicht mehr darauf an, und ging zu einer der Frauen. Und als er bei ihr war, hatte er die Erleuchtung."
Re: Weisheitsgeschichten
"Eines Tages drang ein Dieb in die Hütte des Zen-Meisters Shichiri Kojun ein: «Geld her oder ich werde dich töten!», drohte er. Kojun erwiderte ruhig: «Mein Geld ist dort drüben in der Schublade. Nimm es dir, aber vielleicht bist du so nett und läßt mir noch ein klein wenig übrig, da ich morgen noch etwas Reis einkaufen möchte.» Der Dieb war zwar sehr erstaunt, nahm sich dann aber doch fast das ganze Geld. Als er schon an der Tür war, sagte Kojun: «Wenn man etwas erhalten hat, sollte man sich auch dafür bedanken.» «Danke», erwiderte der Dieb kopfschüttelnd und verschwand. Wenig später wurde der Mann bei einem anderen Einbruch verhaftet, und er gestand, unter anderem auch den Zen-Meister bestohlen zu haben, der daraufhin zur Polizeiwache gerufen wurde. «Er hat auch euer Geld gestohlen, nicht wahr?», fragte der Polizist. «Oh nein, er hat mir nichts gestohlen. Ich gab ihm das Geld, und er bedankte sich dafür», sagte Kojun. Als der Mann seine wegen der anderen Vergehen gegen ihn verhängte Strafe verbüßt hatte, kam er zu Zen-Meister Kojun und bat darum, sein Schüler werden zu dürfen.
...
Ein junger Mann suchte einen Zen-Meister auf: «Meister, wie lange wird es dauern, bis ich Befreiung erlangt habe?» «Vielleicht zehn Jahre», entgegnete der Meister. «Und wenn ich mich besonders anstrenge, wie lange dauert es dann?», fragte der Schüler. «In dem Fall kann es zwanzig Jahre dauern», erwiderte der Meister. «Ich nehme aber wirklich jede Härte auf mich. Ich will so schnell wie möglich ans Ziel gelangen», beteuerte der Mann. «Dann», erwiderte der Meister, «kann es bis zu vierzig Jahren dauern».
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Ein junger Mann suchte einen Zen-Meister auf: «Meister, wie lange wird es dauern, bis ich Befreiung erlangt habe?» «Vielleicht zehn Jahre», entgegnete der Meister. «Und wenn ich mich besonders anstrenge, wie lange dauert es dann?», fragte der Schüler. «In dem Fall kann es zwanzig Jahre dauern», erwiderte der Meister. «Ich nehme aber wirklich jede Härte auf mich. Ich will so schnell wie möglich ans Ziel gelangen», beteuerte der Mann. «Dann», erwiderte der Meister, «kann es bis zu vierzig Jahren dauern».
Re: Weisheitsgeschichten
"In Indien saß einst ein Einsiedler am Ufer des Flusses, als er von einem jungen Mann in seiner Meditation gestört wurde. Der junge Mann kniete nieder und sagte:
«Meister, ich will euer Schüler werden.»
«Weshalb?» fragte der Meister.
«Weil ich Gott finden will.»
Der Meister sprang auf, packte den jungen Mann am Genick, zerrte ihn zum Fluß und stieß seinen Kopf unter Wasser. Nach einer Weile ließ er den jungen Mann los und zog ihn aus dem Fluß. Der junge Mann spie das Wasser aus, das er geschluckt hatte, und fing an zu husten. Ein wenig später hatte er sich beruhigt.
«Was wolltest du am meisten, als ich dich unter Wasser hielt?» fragte der Meister.
«Luft», sagte der junge Mann.
«Gut», sagte der Meister. «Geh wieder dorthin, wo du hergekommen bist, und komm zu mir zurück, wenn du Gott genausosehr willst, wie du eben Luft wolltest».
(Janwillem van de Wetering, Der leere Spiegel)
«Meister, ich will euer Schüler werden.»
«Weshalb?» fragte der Meister.
«Weil ich Gott finden will.»
Der Meister sprang auf, packte den jungen Mann am Genick, zerrte ihn zum Fluß und stieß seinen Kopf unter Wasser. Nach einer Weile ließ er den jungen Mann los und zog ihn aus dem Fluß. Der junge Mann spie das Wasser aus, das er geschluckt hatte, und fing an zu husten. Ein wenig später hatte er sich beruhigt.
«Was wolltest du am meisten, als ich dich unter Wasser hielt?» fragte der Meister.
«Luft», sagte der junge Mann.
«Gut», sagte der Meister. «Geh wieder dorthin, wo du hergekommen bist, und komm zu mir zurück, wenn du Gott genausosehr willst, wie du eben Luft wolltest».
(Janwillem van de Wetering, Der leere Spiegel)
Re: Weisheitsgeschichten
Zensho W. Kopp, "Die Freiheit des Zen"
"Es kam einmal ein Mönch zu dem chinesischen Zen-Meister Tsao-shan (9. Jh.) und fragte ihn:
«Was an den Erscheinungen ist wahr?» Tsao-shan sagte: «Erscheinung ist Wahrheit, und
Wahrheit ist Erscheinung.» Der Mönch verstand nicht und fragte weiter: «Und wo offenbart sich das?»
«Hier!», sagte der Meister und hob das Teebrett in die Höhe.
...
Zenkai Shibayama, "Eine Blume lehrt ohne Worte"
"Es lebte einst ein Zen-Meister mit Namen Sekito (700-790), zu dem viele Mönche kamen, um von ihm belehrt zu werden. Sekito gab ihnen keinerlei Vorlesungen. Endlich verloren die Mönche die Geduld und bedrängten eines Tages den Meister, er solle zu ihnen reden.
Zu ihrem Erstaunen stimmte diesmal Sekito ohne jeden Vorbehalt zu und befahl dem diensthabenden Mönch, die Glocke zu läuten, als Zeichen, daß eine Vorlesung gehalten würde. Alle Mönche versammelten sich in der Halle. Voll Ruhe ging der Meister zum Rednerpult hinauf und sagte; «Für die Erklärung der Sutras gibt es Sutra-Gelehrte, für philosophische Erklärungen gibt es Philosophen. Ich aber bin ein Zen-Meister, und dies solltet ihr wohl bedenken.» Nach diesen Worten stieg er von der Rednertribüne herunter und ging in sein Zimmer zurück.
"Es kam einmal ein Mönch zu dem chinesischen Zen-Meister Tsao-shan (9. Jh.) und fragte ihn:
«Was an den Erscheinungen ist wahr?» Tsao-shan sagte: «Erscheinung ist Wahrheit, und
Wahrheit ist Erscheinung.» Der Mönch verstand nicht und fragte weiter: «Und wo offenbart sich das?»
«Hier!», sagte der Meister und hob das Teebrett in die Höhe.
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Zenkai Shibayama, "Eine Blume lehrt ohne Worte"
"Es lebte einst ein Zen-Meister mit Namen Sekito (700-790), zu dem viele Mönche kamen, um von ihm belehrt zu werden. Sekito gab ihnen keinerlei Vorlesungen. Endlich verloren die Mönche die Geduld und bedrängten eines Tages den Meister, er solle zu ihnen reden.
Zu ihrem Erstaunen stimmte diesmal Sekito ohne jeden Vorbehalt zu und befahl dem diensthabenden Mönch, die Glocke zu läuten, als Zeichen, daß eine Vorlesung gehalten würde. Alle Mönche versammelten sich in der Halle. Voll Ruhe ging der Meister zum Rednerpult hinauf und sagte; «Für die Erklärung der Sutras gibt es Sutra-Gelehrte, für philosophische Erklärungen gibt es Philosophen. Ich aber bin ein Zen-Meister, und dies solltet ihr wohl bedenken.» Nach diesen Worten stieg er von der Rednertribüne herunter und ging in sein Zimmer zurück.
Re: Weisheitsgeschichten
"Philip Kapleau, Die drei Pfeiler des Zen"
Eines Tages sagte ein Mann aus dem Volk zu Zen-Meister Ikkyû:
«Meister, wollt Ihr mir bitte einige Grundregeln der höchsten Weisheit aufschreiben?»
Ikkyû griff sofort zum Pinsel und schrieb: «Aufmerksamkeit.»
«Ist das alles?» fragte der Mann. «Wollt ihr nicht noch etwas hinzufügen?»
Ikkyû schrieb daraufhin zweimal hintereinander: «Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit.»
«Nun», meinte der Mann ziemlich gereizt, «ich sehe wirklich nicht viel Tiefes und Geistreiches in dem, was Ihr gerade geschrieben habt.»
Daraufhin schrieb Ikkyû das gleiche Wort dreimal hintereinander: «Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit.»
Halb verärgert begehrte der Mann zu wissen: «Was bedeutet dieses Wort "Aufmerksamkeit" überhaupt?»
Und Ikkyû antwortete sanft: «Aufmerksamkeit bedeutet Aufmerksamkeit.»
Eines Tages sagte ein Mann aus dem Volk zu Zen-Meister Ikkyû:
«Meister, wollt Ihr mir bitte einige Grundregeln der höchsten Weisheit aufschreiben?»
Ikkyû griff sofort zum Pinsel und schrieb: «Aufmerksamkeit.»
«Ist das alles?» fragte der Mann. «Wollt ihr nicht noch etwas hinzufügen?»
Ikkyû schrieb daraufhin zweimal hintereinander: «Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit.»
«Nun», meinte der Mann ziemlich gereizt, «ich sehe wirklich nicht viel Tiefes und Geistreiches in dem, was Ihr gerade geschrieben habt.»
Daraufhin schrieb Ikkyû das gleiche Wort dreimal hintereinander: «Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit.»
Halb verärgert begehrte der Mann zu wissen: «Was bedeutet dieses Wort "Aufmerksamkeit" überhaupt?»
Und Ikkyû antwortete sanft: «Aufmerksamkeit bedeutet Aufmerksamkeit.»
Re: Weisheitsgeschichten
Meister: "Dich gibt es nicht."
Schüler: "Wem sagst du das?"
Schüler: "Wem sagst du das?"
Re: Weisheitsgeschichten
Frage:
Wie viele Solipsisten braucht es, um eine Glühbirne zu wechseln?
Antwort:
Was stelle ich mir da für komische Fragen?!
Wie viele Solipsisten braucht es, um eine Glühbirne zu wechseln?
Antwort:
Was stelle ich mir da für komische Fragen?!
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
Re: Weisheitsgeschichten
Ja, wem?Janina hat geschrieben:Meister: "Dich gibt es nicht."
Schüler: "Wem sagst du das?"
Re: Weisheitsgeschichten
Wieviele Ostfriesen braucht es, um eine Glühbirne zu wechseln?Pluto hat geschrieben:Wie viele Solipsisten braucht es, um eine Glühbirne zu wechseln?
Was stelle ich mir da für komische Fragen?!
- 11. 1 steht auf dem Tisch und hält die Glühbirne, und die andern saufen Doornkaat, bis der Raum sich dreht.
Wieviele Klingonen braucht es, um eine Glühbirne zu wechseln?
- Keinen. Klingonen fürchten sich nicht im Dunkeln.
Wieviele Investmentbanker braucht es, um eine Glühbirne zu wechseln?
- 2. Einer lässt die Glühbirne fallen, und der andere versucht sie zu verkaufen, bevor sie aufschlägt.
Re: Weisheitsgeschichten
Es geht auch ohne Fragen!Pluto hat geschrieben:Frage:Wie viele Solipsisten braucht es, um eine Glühbirne zu wechseln?Antwort:
Was stelle ich mir da für komische Fragen?!
Gott sprach: "Es werde Licht!"
Chuck Norris antwortete: "Sag bitte!"
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Zum Thread selbst: Wobei Koans - wenn man sich Zeit nimmt - durchaus immer originell und witzig sind.
"Nichts ist so, wie es zu sein scheint. – Aber auch nicht anders." Das nagt an der beschränkten Vorstellungskraft.
Wobei ich mich dann gerade frage, ob Buddhisten überhaupt eine Glühbirne wechseln müssen - oder nur die innere Einstellung zum Licht.