Tausend Spiegel
Ein Hund hatte von einem ganz besonderen Tempel gehört: Es war der Tempel der tausend Spiegel. Der Hund wusste nicht, was ein Spiegel war, aber es hörte sich lustig an und so machte er sich auf den Weg.
Beim Tempel angekommen, lief er die Treppen hinauf, öffnete das Tor und trat ein. Da sahen ihm aus tausend Spiegeln tausend Hunde entgegen. Und er freute sich und wedelte mit dem Schwanz. Da freu-ten sich in tausend Spiegeln tausend Hunde und wedelten auch alle mit dem Schwanz! Der Hund dachte sich: Die Welt ist voller glücklicher und zufriedener Hunde. Und von nun an kam er jeden Tag in den Tempel der tausend Spiegel.
An diesem Nachmittag kam ein anderer Hund zu dem Tempel. Auch er lief hinauf und trat ein: Da sahen ihm aus tausend Spiegeln tausend Hunde entgegen. Der Hund bekam große Angst , knurrte und zog den Schweif ein. Da knurrten aus tausend Spiegeln tausend Hunde und zogen auch alle ihren Schweif ein. Und der Hund dachte sich: Die Welt ist voller böser, knurrender Hunde. Und er kam niemals wieder in den Tempel der tausend Spiegel.
Diese Geschichte hat zwei Lehren: Zum einen, dass wir das erhalten, was wir geben. „Wie man in den Wald ruft, so schallt es zurück“, so lautet ein Sprichwort, dessen Umkehrung man so ausdrücken könnte: „Gib, was du bekommen willst!“.
Zum anderen, dass die Welt, wie wir sie wahrnehmen, ein Spiegel unseres Denkens ist: Wir können hineinsehen und uns darin erkennen. Sehen wir genau hin.
Weisheitsgeschichten
Re: Weisheitsgeschichten
Das echte Wunder
Als Bankei im Ryumon-Tempel predigte, war ein Shinsu-Priester, der an die Erlösung durch die Wiederholung des Namens des Buddha der Liebe glaubte, eifersüchtig auf Bankeis große Zuhörerschaft und wollte mit ihm debattieren.
Bankei war mitten in einer Rede, als der Priester erschien, aber der Mann verursachte eine solche Störung, dass Bankei seine Ausführungen unterbracht und nach dem Grund des Lärms fragte.
„Der Gründer unserer Sekte“ prahlte der Priester, „hatte so wunderbare Kräfte, dass er einen Pinsel auf der einen Seite des Flusses in der Hand hielt und sein Diener auf der anderen Seite ein Papier, und der Lehrer schrieb den ganzen Namen Amidas durch die Luft. Kannst du etwas so Wunderbares tun?“
Bankei erwiderte milde: „Vielleicht kann dein Schlaukopf diesen Trick zeigen, aber das ist nicht die Art des Zen. Mein Wunder besteht darin, dass ich esse, wenn ich hungrig bin, und trinke, wenn ich durstig bin.“
Als Bankei im Ryumon-Tempel predigte, war ein Shinsu-Priester, der an die Erlösung durch die Wiederholung des Namens des Buddha der Liebe glaubte, eifersüchtig auf Bankeis große Zuhörerschaft und wollte mit ihm debattieren.
Bankei war mitten in einer Rede, als der Priester erschien, aber der Mann verursachte eine solche Störung, dass Bankei seine Ausführungen unterbracht und nach dem Grund des Lärms fragte.
„Der Gründer unserer Sekte“ prahlte der Priester, „hatte so wunderbare Kräfte, dass er einen Pinsel auf der einen Seite des Flusses in der Hand hielt und sein Diener auf der anderen Seite ein Papier, und der Lehrer schrieb den ganzen Namen Amidas durch die Luft. Kannst du etwas so Wunderbares tun?“
Bankei erwiderte milde: „Vielleicht kann dein Schlaukopf diesen Trick zeigen, aber das ist nicht die Art des Zen. Mein Wunder besteht darin, dass ich esse, wenn ich hungrig bin, und trinke, wenn ich durstig bin.“