Ich hab mal im AT nach dem Evangelium geschaut. Mir ist da aufgefallen, dass dafür immer nur ein einzelnes Wort,
baw-sar verwendet wird, ohne adjektiv, ohne dass es allerdings in sich positiv konnotiert wäre. Mir schleicht sich der Verdacht, dass es hier nicht um einen objektiv guten Inhalt geht, der gegen einen schlechten Inhalt abzuwägen wäre. Objektive Wertmaßstäbe sind eh ne schwierige Sache... Was ich sagen will. Die Botschaft verkündet nicht etwas Neues, als hätten sich die Umstände geändert, sondern sie bietet eine Möglichkeit der Umbewertung, eine
Neuinterpretation fester Umstände, gegenüber konventionellen, aber eben nicht ewiggültiven Ansichten. Demnach wäre das Evangelium im NT auch nicht der individuell einzigartige Tod des Sohnes Gottes, sondern die Auferstehung als Zeichen oder besser als Beweis der schon vorher vorhandenen Möglichkeit der Überwindbarkeit des Todes, die aber keiner mehr für möglich hielt, weil die Gesellschaft sich im Laufe der Zeit mit der Übermacht des Todes abgefunden hat, ja dass sie sogar für einige sehr nützlich schien, die den Tod als Druckmittel, die Angst vor dem Tod als Motivator benutzten. Das macht das Auftreten Jesu zu seiner Zeit aber eben nicht beliebig, wie man meinen könnte, sondern geradezu notwendig.
Als Beispiel Jeremia 20,15
Jeremia 20,15 Verflucht sei der Mann, der meinem Vater die frohe Botschaft brachte und sprach: »Ein männliches Kind ist dir geboren«, und der ihn hoch erfreute!
Für den Vater einst ein Evangelium, aber für den Sohn erwies sich das Leben als Qual. So kann die Nachricht von einer Schwangerschaft den Eltern einerseits ein Evangelium sein, andererseits aber auch Verzweiflung auslösen, wenn man in dem Moment unter Lebensumständen ist, die eine Elternschaft schwer bis unmöglich scheinen lassen. Allerdings bietet auch allerbeste Vorsorge und Absicherung eben nur bestenfalls gefühlte Sicherheit und keine absolute Garantie (vergl. das Gleichnis vom reichen Kornbauen in
Lukas 12,16-19). Und so kann auch eine prekäre Lage sich entweder wenden oder doch am Ende vorteilhafter sein, als wenn man wegen seines wohlhabenden Status-Quo ein Opfer von Neidern wird. Zur Veranschaulichung verweise ich da mal auf eine bekannte Parabel vom weisen Bauern aus der chinesischen Philosophie
https://de.wikipedia.org/wiki/Gl%C3%BCc ... Gl%C3%BCck
Das Evangelium des NT taucht in einer Welt auf, die trostlos scheint. Eine Menschheit, die es Gott scheinbar gar nicht recht machen kann, so dass er sie andauernd mit Plagen straft, oder schon lange weg schaut, weil die Bösen an der Macht und die Gerechten im Elend sind. So kann man das sehen. Diese Umstände hat Gott ja nie geändert bis heute. Das wiederum würden die Machthaber natürlich anders sehen. Sie ziehen ihre Legitimation ja aus dem gerecht werden irgendwelcher göttlichen oder ideologischen Ansprüchen. Ich glaube, dass dies auch eine herrschende Ansicht über das Evangelium ist, die aus der calvinistischen Ecke kommt. Aber das Evangelium Jesu Christi zielt nicht auf progressive Verbesserung ab, sondern auf subversive. Revolution statt Evolution.
Lukas 6,24 Aber wehe euch Reichen, denn ihr habt euren Trost dahin. 25 Wehe euch, die ihr voll seid, denn ihr werdet hungern. Wehe euch, die ihr jetzt lachet, denn ihr werdet trauern und weinen.
Jakobus 1,9 Der niedrige Bruder aber rühme sich seiner Hoheit, 10 der reiche aber seiner Niedrigkeit; denn wie des Grases Blume wird er vergehen.11 Denn die Sonne ist aufgegangen mit ihrer Glut und hat das Gras gedörrt, und seine Blume ist abgefallen, und die Zierde seines Ansehens ist verdorben; also wird auch der Reiche in seinen Wegen verwelken. 12 Glückselig der Mann, der die Versuchung erduldet! Denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche er denen verheißen hat, die ihn lieben.
Psalm 37,1 Von David. Erzürne dich nicht über die Übeltäter, beneide nicht die, welche Unrecht tun! 2 Denn wie das Gras werden sie schnell vergehen, und wie das grüne Kraut verwelken.
Matthäus 13,26 Als aber die Saat aufsproßte und Frucht brachte, da erschien auch das Unkraut. 27 Es kamen aber die Knechte des Hausherrn hinzu und sprachen zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn Unkraut? 28 Er aber sprach zu ihnen: Ein feindseliger Mensch hat dies getan. Die Knechte aber sprachen zu ihm: Willst du denn, daß wir hingehen und es zusammenlesen? 29 Er aber sprach: Nein, damit ihr nicht etwa beim Zusammenlesen des Unkrauts zugleich mit demselben den Weizen ausraufet. 30 Laßt es beides zusammen wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Leset zuerst das Unkraut zusammen und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber sammelt in meine Scheune.
Das Evangelium des NT bezeugt uns, dass der Tod nicht das Ende ist. Dass Gott die Menschen nicht hasst, und auch nie gehasst oder verworfen hat. Es lässt uns die Welt und den Schöpfer in einem neuen bzw. im ursprünglichen Licht sehen, für dass sich die Menschen selber blind gemacht hatten. Gott will uns sagen, dass er uns schon immer alles schenken wollte, aber wir immer den Verkäufern hinterher gerannt sind, die sich wie Schutzgelderpresser benehmen.