Raketen und Geschütze - und eine Frau in einer Kirche

Literatur, Malerei, Bildhauerei
Nevis

Re: Raketen und Geschütze - und eine Frau in einer Kirche

Beitrag von Nevis »

Ich erzähle weiter ...

So spazierten Olga und ich über das weite Gelände des Waffen-Museums.
Von Rakete zu Rakete, von Geschütz zu Geschütz, von Kanone zu Kanone.
Es war ein großes weiträumiges Freilicht-Musum.

Und überall studierten wir die vielen Zahlen-Angaben über Kaliber und Reichweite und Herstellungsdatum und und und ....

Mit mäßigem Interesse ...
Genauer: Ich langweilte mich grauenhaft!
Und wie ich vermutete, langweilte sich Olga ebenso, oder gar noch mehr.

Doch: Keiner konnte das dem anderen gegenüber zugeben.
Ich konnte es nicht, denn man wollte mir als Gast doch etwas zeigen, das der Stadt Perm offenbar sehr wichtig war. Da durfte ich doch keine Langweile zeigen.

Und Olga konnte mir gegenüber doch auch nicht klagen, dass sie nun ihrer Schwägerin Nina zuliebe ein großes Opfer brachte, indem sie mich in diesem tödlich langweiligen Museumsgelände herumführte.

Eine vertrackte Situation. Und kein Ende und kein Ausweg war in Sicht ....

Doch mit etwas Glück fand ich einen Weg, wie Olga und ich dieser Situation entkommen konnten.
Und wie aus der lose-lose-Lage eine win-win-Lage wurde.
Zur beiderseitigen Freude!

More later ....
Nevis

Re: Raketen und Geschütze - und eine Frau in einer Kirche

Beitrag von Nevis »

Es war so:

In mittlerer Entferung sah ich einen kleinen Hügel.
Und auf diesem Hügel war ein Wäldchen.
Und aus diesem Wäldchen ragten heraus: die goldenen Türme einer russisch-orthodoxen Kirche.

Und ich fragte Olga so wie nebenbei, ob wir nicht auch jene Kirche anschauen könnten?

Bingooooo! Das war die beste Idee, die ich in jener Situation haben konnte.
Und wie gut diese Idee war, das zeigte sich bald.
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Kolibri
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Re: Raketen und Geschütze - und eine Frau in einer Kirche

Beitrag von Kolibri »

Nevis hat geschrieben: Do 17. Okt 2019, 12:20 Vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs und besonders des Krieges Deutschland/Russland
kann man jenen Besuch im Waffen-Museum auch als ein Symbol des Friedens und des Vertrauens sehen.

Ein Deutscher besucht also nun eine ehemals verbotene Stadt. Und eine schöne freundliche russische Frau zeigt ihm nun die Kriegs-Waffen, die nun in einem Museum sind.

Und es gibt keine Spur von Feindschaft zwischen den beiden.
Wenn das kein Symbol des Friedes ist!

An dieser Stelle möchte ich auch gerne noch sagen, dass ich in Russland niemals auch nur einen Hauch von Feindseligkeit mir gegenüber gespürt habe.

Ganz im Gegenteil. Immer nur Freundlichkeit und Herzlichkeit. :Herz2:
Die russische Seele ist wirklich etwas besonderes, in meinem Team arbeiten zwei russische Frauen, eine ist geboren in Kasachstan und hat ähnlich wie ich ein asiatisches mongolisches aussehen und eine in Petrosawodsk. Die Frau aus Petrosawodsk nennen alle Big Mama , weil sie so herzlich ist und immer an jeden denkt, Ihr verdanke ich auch, das ich nicht nur Teamleiterin geworden bin sondern auch Koordinationsleiterin und so die schweren körperlichen Aufgaben nicht mehr machen muss.
Wir waren auch schon öfters eingeladen zu ihren Familienfeierlichkeiten und mein Mann hat sich mit ihrem Mann angefreundet, naja da get dann schon mal eine FLasche Wodka weg, wenn die beiden sich treffen. :lol:
Nevis

Re: Raketen und Geschütze - und eine Frau in einer Kirche

Beitrag von Nevis »

Kolibri hat geschrieben: Do 17. Okt 2019, 18:44 Wir waren auch schon öfters eingeladen zu ihren Familienfeierlichkeiten und mein Mann hat sich mit ihrem Mann angefreundet, naja da get dann schon mal eine Flasche Wodka weg, wenn die beiden sich treffen.
Das erinnert mich: Damals habe ich u. a. Schwarzwälder Kirsch-Likör als Gastgeschenk mit nach Russland gebracht.
Nevis

Re: Raketen und Geschütze - und eine Frau in einer Kirche

Beitrag von Nevis »

Nachher erzähle ich wieder weiter von Olga, den Raketen und Geschützen, und der Kirche in jenem Wäldchen auf dem Hügel über der Stadt Perm in Russland.
Nevis

Re: Raketen und Geschütze - und eine Frau in einer Kirche

Beitrag von Nevis »

Ich erzähle weiter ....

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Als ich Olga fragte, ob wir nicht auch jene russisch-orthodoxe Kirche da oben in dem Wäldchen auf dem Hügel besuchen könnten, war ich mir nicht sicher, wie der Vorschlag ankommen würde.

Was ich da noch nicht wusste: Olga war und ist eine tief-gläubige und innige Anhängerin der russisch-orthodoxen Kirche. Eine Ärztin und eine Wissenschaftlerin, und dennoch tief gläubig. Das muss ja kein Widerspruch sein.

Nina hingegen war und ist eine überzeugte Atheistin. Dennoch aber fuhr sie dann später mit mir zu dem berühmten "Kloster am Weißen Berg" - auch so genannt: der Athos des Urals, das Belogorski-Kloster - russisch: Белогорский монастырь.

Larissa wiederum, die ich dann auch in Perm kennenlernte, hatte eine fast panische Angst vor russisch-orthodoxen Kirchen. Sie war atheistisch erzogen worden. Und ihre Mutter hatte sie davor gewarnt, jemals eine russisch-orthodoxe Kirche zu betreten. Laut der Mutter bestünde die Gefahr, dass man ihre Tochter dann sofort schon hinter der Tür ergreifen und zwangstaufen würde. So erzählte mir Larissa dann in Baden-Baden, wo es mir gelang, ihr die Angst vor den russisch-orthodoxen Kirchen zu nehmen.

Olga jedenfalls hatte offensichtlich keine Angst vor russsisch-orthodoxen Kirchen. Sie war sofort bereit, die Besichtigung des Waffen-Museums zu be-enden, und mich zur Kirche zu begleiten.

Und so stiegen wir dann den Hügel hinan, aufwärts zu dem Wäldchen und den goldenen Türmen der Kirche des russisch-orthodoxen Glaubens.

More later ....
Nevis

Re: Raketen und Geschütze - und eine Frau in einer Kirche

Beitrag von Nevis »

Wir betraten nun also die Kirche in jenem Wäldchen am Hügel.
In Baden-Baden war ich schon mehrfach in der russisch-orthodoxen Kirche dort gewesen.
Aber nun sah ich zum ersten Mal eine solche Kirche in Russland.

Für mich war es ein wunderbarer Eindruck. So wie die Türme vor Gold strahlten, so strahlte auch das Innere, aber noch herrlicher und vielfältiger.

Es war gerade kein Gottesdienst. Aber ein Priester sang liturgische Gesänge. Wer je russische Chöre gehört hat, der weiß, wie ergreifend die russische Liturgie klingen kann.

"Gospodi pomiluj - Herr, erbarme dich!"

Soviel verstand und verstehe ich, weil ich dabei früher einmal selber mitgesungen hatte in einem deutschen Chor. Nun also hörte ich es in Russland im Original.


Wer es auch hören möchte, hier ist es zu hören:

>>>> https://www.youtube.com/watch?v=pFpN3Tn46lA

Und auch hier:

>>> https://www.youtube.com/watch?v=9gWxBfueAuQ
Nevis

Re: Raketen und Geschütze - und eine Frau in einer Kirche

Beitrag von Nevis »

Und hier sind russische Mönche aus Sagorsk zu hören:

https://www.youtube.com/watch?v=cs8D-q0ys9c

In diesem Stil sang auch jener Priester in der Kirche im Wäldchen auf dem Hügel zu Perm am Ural in Russland.
Nevis

Re: Raketen und Geschütze - und eine Frau in einer Kirche

Beitrag von Nevis »

Nun könnt ihr diese Geschichte mit musikalischer Umrahmung lesen. :idea:
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Kolibri
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Re: Raketen und Geschütze - und eine Frau in einer Kirche

Beitrag von Kolibri »

Nevis hat geschrieben: Do 17. Okt 2019, 21:28 Ich erzähle weiter ....

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Was ich da noch nicht wusste: Olga war und ist eine tief-gläubige und innige Anhängerin der russisch-orthodoxen Kirche. Eine Ärztin und eine Wissenschaftlerin, und dennoch tief gläubig. Das muss ja kein Widerspruch sein.


More later ....
Meine Schwester ist katholisch und Biologin auch ich hatte mal angefangen Biologie zu studieren. Glaube und WIssenschaft können sich ergänzen und müssen nicht im WIderspruch zueinander stehen.

ansonsten eine sehr schöne Geschichte :thumbup:
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