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Re: Christliche Gesprächskultur

Verfasst: Fr 7. Feb 2020, 08:30
von Helmuth
Abischai hat geschrieben: Do 6. Feb 2020, 21:00 Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan." "Wer seinen Bruder >Raka< nennt, ist des Feuers schuldig." Man muß sich der Verantwortung bewußt sein, wenn man jemanden irgendwie tadelt. Ist es wirklich ein gerechtfertigter Tadel, oder ist es ein egoistischer Abwehrreflex. Ich kann das nicht immer einwandfrei auseinanderhalten.
Danke, das ist nachvollziehbar und schlüssig.
Abischai hat geschrieben: Do 6. Feb 2020, 21:00 Ich habe das nicht auf "Theologe" als Kampfbegriff bezogen, sondern ich habe einfach die Begriffe erklärt, wie ich sie kenne, einzeln und unabhängig voneinander.
Verstehe, ich sehe es so, dass das Begriff "Theologe" per se kein Kampfbegriff sein kann, d.h. in dem Sinne wie wir das hier definiert hätten. Es liegt im Auge des Berachters. Wenn sich jemand damit falsch angesprochen fühlt, so muss er sich selbst erforschen, er muss also damit nicht den erforschen, der ihn ausgesprochen hat, sondern in sich gehen. Soweit meine Meinung dazu.

Dasselbe gilt für die Pharisäer, die Jesus damit regelrecht gekennzeichnet hat. Doch was hat er gekennzeichnet? Den Begriff oder ihr Verhalten? Lesen wir genauer, so wird es klar. Letzteres hat er genauestens beschrieben. Eine Fülle ihres Verhaltens liefert Matthäus 23. Sie taten auch was Jesus sagte. Er benutzte den Begriff aber nicht als "Kampf" wie hier dargestellt sondern als Kampf gegen das Böse.

Gebrauchen wir den Begriff "du Pharisäer" heute, so assoziieren wir ihn auch oft mit Matth. 23. Insoferne ergibt sich dann aufgrund des Gesprächsverlaufs auch die Verwendung.

Ich verwende den Begriff äußert selten, nur wenn ich ausdrücklich davon überzeugt bin, die angesprochene Person verhält sich überwiegend und nachweislich gem. Matth. 23 und schadet in ihrem Tun eindeutig meiner Person. Und mit eindeutig meine ich eindeutig.

Kann ich mich dabei irren? Ja, aber ich denke es ist unwahrscheinlich. Was sein kann ist, dann man Gleiches mit Gleiches zu vergelten sucht, Dieses Problem ist gegeben, überdeckt das erste und damit kann es der andere wiederum gegen dich verwenden. Ein Machtspiel des Teufels, aber sobald ich das erkenne mache ich den Rückzieher.

Wenn ich überzeugt "du verlogener Mensch" sage, übelasse ich es der Person, wie sie damit klarkommt, und welche Konsequezen ich davontrage ist wiederum meine Sache. In der Regel beschimpfen man dich dann erst recht bzw. es tritt eine Verstockung ein.

Die Psychologie kennt die beiden Verhaltensmuster extrovertiert und introvertriert. Entweder startet das Gegenüber den Kampf erst so richtig oder zieht sich beleidigt zurück und redet nicht mehr mit dir. Beides sehe ich als Kennzeichen einer bösen Herzenshaltung, wenn der Konflikt nicht geregelt werden kann.

Re: Christliche Gesprächskultur

Verfasst: Mo 10. Feb 2020, 15:37
von PeB
Michael hat geschrieben: Fr 7. Feb 2020, 08:30 Verstehe, ich sehe es so, dass das Begriff "Theologe" per se kein Kampfbegriff sein kann, d.h. in dem Sinne wie wir das hier definiert hätten. Es liegt im Auge des Berachters. Wenn sich jemand damit falsch angesprochen fühlt, so muss er sich selbst erforschen, er muss also damit nicht den erforschen, der ihn ausgesprochen hat, sondern in sich gehen. Soweit meine Meinung dazu.
Bitte bedenke auch, dass es ebenso im Auge des Anwenders liegen kann. Es kann auch sein, dass der Begriff "Theologe" (oder auch andere) in einer abschätzigen Absicht verwendet wurden.
Sinngemäß: "Du argumentierst rein theologisch, aber dir fehlt der Heilige Geist."
Auch wenn der zweite Teilsatz in der Ansprache nicht vorkommt ("dir fehlt der Heilige Geist"), sollte der Sprecher sich selbst darüber Gedanken machen, ob er den Begriff in diesem Sinne gebrauchen wollte und vor allem - warum.

Re: Christliche Gesprächskultur

Verfasst: Di 11. Feb 2020, 07:00
von Travis
PeB hat geschrieben: Mo 10. Feb 2020, 15:37 Bitte bedenke auch, dass es ebenso im Auge des Anwenders liegen kann. Es kann auch sein, dass der Begriff "Theologe" (oder auch andere) in einer abschätzigen Absicht verwendet wurden.
Theologie ist die Lehre von Gott. In meinem Fall dem Gott, der in der Bibel offenbart wird. Ablehnung kommt mir da meist von Nichtchristen entgegen, allerdings gebrauchen die den Begriff "Theologe" dann gar nicht.

Was andere Menschen mit diesem Begriff verbinden ist so unterschiedlich, dass man nicht auf alle eingehen kann. Sollte ich den Begriff daher nicht mehr verwenden? Das wäre aus meiner Sicht keine Lösung. Lieber erkläre ich dem Gesprächspartner, was ich damit meine (siehe oben). In der Sprache der Jugend bin etwas wie ein "Bibel-Nerd", womit ich ebenfalls leben kann.

Generell halte ich es für wichtig, den Gesprächspartner als Person nicht abzuwerten. Leider hat sich eine Rhetorik entwickelt, die genau das macht. Sie bezieht sich auf die Person und nicht auf die Äußerung oder die Ansicht der Person. Mit letzterem kann man seinen Unbill ebenso klar formulieren, ohne die Person direkt herabzusetzen.

Re: Christliche Gesprächskultur

Verfasst: Di 11. Feb 2020, 07:58
von Helmuth
PeB hat geschrieben: Mo 10. Feb 2020, 15:37 Sinngemäß: "Du argumentierst rein theologisch, aber dir fehlt der Heilige Geist."
Sinngemäß nach deinen Gedankengängen oder meinen? So ist es für mich eine unzulässige Schlussfolgerung. Es ist damit nicht das Fehlen des HG gemeint sondern die Theologie als Ersatz für den HG anzuwenden. Kannst du den Unterschied erkennen?

Mit dieser Frage daher wieder Return to Sender. Mann sollte nicht die eigenen Gedankenschlüsse mit denen der anderen assoziieren, daher nun von mir ein gutgemeinter Rat: Bevor man eine feste Aussage tätigt, wäre es klüger zuerst nochmal nachzufragen.

Re: Christliche Gesprächskultur

Verfasst: Di 11. Feb 2020, 07:59
von PeB
Travis hat geschrieben: Di 11. Feb 2020, 07:00 Was andere Menschen mit diesem Begriff verbinden ist so unterschiedlich, dass man nicht auf alle eingehen kann. Sollte ich den Begriff daher nicht mehr verwenden?
Nein ganz falsch. Es geht darum, grundsätzlich jeden Begriff nicht "gegen" den Gesprächspartner zu verwenden, sondern im Sinne eines konstruktiven Gespräches.
Es ist doch ein Unterschied, ob ich zu dir sage: ich halte dich für einen guten Theologen,
oder: du bist auch nur so ein seltsamer Theologe...um damit deine Kompetenz in Frage zu stellen.

Re: Christliche Gesprächskultur

Verfasst: Di 11. Feb 2020, 08:01
von PeB
Michael hat geschrieben: Di 11. Feb 2020, 07:58
PeB hat geschrieben: Mo 10. Feb 2020, 15:37 Sinngemäß: "Du argumentierst rein theologisch, aber dir fehlt der Heilige Geist."
Sinngemär nach deinen Gedankengägne oder den meinen?
Weder noch. Theoretisch gesprochen. Ich wollte sagen, dass der Ton die Musik macht. Was will mein Gegenüber mir damit sagen: will es etwas feststellen, mich loben oder diskreditieren?

Re: Christliche Gesprächskultur

Verfasst: Di 11. Feb 2020, 08:01
von Helmuth
PeB hat geschrieben: Di 11. Feb 2020, 07:59 Es ist doch ein Unterschied, ob ich zu dir sage: ich halte dich für einen guten Theologen,
oder: du bist auch nur so ein seltsamer Theologe...um damit deine Kompetenz in Frage zu stellen.
Ja, die Eitelkeit kann auch was und tut das Ihre. :lol:

Aner auch Ernst: Sie ist ein wahrer Hemmschuh für eine gute Gesprächskultur. Einerseits muss man auf diese etwas Rücksicht nehmen, anderseits hat sich Jesus um diese gerade nur sehr wenig gepfiffen.

Re: Christliche Gesprächskultur

Verfasst: Di 11. Feb 2020, 08:18
von Travis
PeB hat geschrieben: Di 11. Feb 2020, 07:59Nein ganz falsch. Es geht darum, grundsätzlich jeden Begriff nicht "gegen" den Gesprächspartner zu verwenden, sondern im Sinne eines konstruktiven Gespräches.
Ja, so sehe ich das auch. Etwas "gegen" einen Gesprächspartner zu haben, ist das letzte Mittel eine langen Auseiandersetzung. Nach hinten heraus wird die Lage jedoch nicht einfacher. Entweder man macht sich der Ungeduld schuldig, oder eben des fehlenden deutlichen Wortes.

Re: Christliche Gesprächskultur

Verfasst: Di 11. Feb 2020, 10:25
von PeB
Michael hat geschrieben: Di 11. Feb 2020, 08:01
PeB hat geschrieben: Di 11. Feb 2020, 07:59 Es ist doch ein Unterschied, ob ich zu dir sage: ich halte dich für einen guten Theologen,
oder: du bist auch nur so ein seltsamer Theologe...um damit deine Kompetenz in Frage zu stellen.
Ja, die Eitelkeit kann auch was und tut das Ihre. :lol:
Ach, du meinst es geht dabei um Eitelkeit.
Hmm, ich meine es so:
Matthäus 5, 22 hat geschrieben:wer aber sagt: Du Narr!, der ist des höllischen Feuers schuldig
Es geht also nicht darum, ob die Eitelkeit des Gesprächspartners versetzt wurde, sondern ob es die Absicht des Redners war, den Gesprächspartner als einen "Narren" darzustellen.

Re: Christliche Gesprächskultur

Verfasst: Di 11. Feb 2020, 10:26
von PeB
Travis hat geschrieben: Di 11. Feb 2020, 08:18
PeB hat geschrieben: Di 11. Feb 2020, 07:59Nein ganz falsch. Es geht darum, grundsätzlich jeden Begriff nicht "gegen" den Gesprächspartner zu verwenden, sondern im Sinne eines konstruktiven Gespräches.
Ja, so sehe ich das auch. Etwas "gegen" einen Gesprächspartner zu haben, ist das letzte Mittel eine langen Auseiandersetzung. Nach hinten heraus wird die Lage jedoch nicht einfacher. Entweder man macht sich der Ungeduld schuldig, oder eben des fehlenden deutlichen Wortes.
Menschliche Fallstricke. Niemand ist gefeit.