Lena hat geschrieben: ↑Mo 15. Mär 2021, 13:48
Der Zorn wird von einigen Leuten immer wieder als gerechtfertigt beschrieben, da Gott auch zornig sei.
Paulus schreibt über den Zorn, dass sie ihn ablegen sollen. Ohne Zorn sein. Sie seien nicht zum Zorn bestimmt.
Was ich glaube und denke ist, dass der Zorn die Kardinaluntugend überhaupt ist.
Im Gegensatz zur höchsten aller Tugenden, der Liebe.
Der Zorn zerstört, die Liebe erschafft und bewahrt.
Jesus predigt Liebe, Sanftmut, Friedfertigkeit. Wie kann ein Mensch zugleich liebevoll, sanftmütig, friedfertig und zornig sein?
Gottes Gegenspieler liebt den Zorn und hasst die Liebe. Zorn vergiftet das Herz, während die Liebe den Zorn besänftigen und überwinden kann, wenn sie stark genug ist.
Zorn sät immer nur Zorn. Für gewöhnlich ist Zorn verbunden mit Gier, Lust, Egoismus, einem verletzten Ego oder wenn der eigene Wille nicht durchgesetzt werden kann. Gottes Zorn, der in der Bibel beschrieben wird, ist für nicht wenige Christen Grund dafür, zu hassen. Das ist ein Beispiel dafür, wie Hass noch mehr Hass bewirkt.
Manche böse Geschöpfe steigern sich mutwillig in den Zorn, um daraus Kraft zu gewinnen.
Was den zornigen Gott betrifft, denke ich, dass das nichts ist, woran wir uns orientieren sollten. Wir haben Jesus zur Orientierung. Und die höchsten Gebote sind die Gebote der Liebe. Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten. Zornig zu sein, bedeutet, dem Bösen Nahrung zu geben. Denn wenn wir zornig sind, sind wir nicht besser als Gottes Gegenspieler und sein Anhang.
Es wird bei Verführung vor allem an Genuss gedacht. Dass man böse Dinge tut, um genießen zu können. Ich sehe aber auch eine Verführung
zum Hass. Durch Hetze, durch Lügen, durch das Erzeugen von Problemen und so weiter. Wenn wir hassen, sind wir gut kontrollierbar und dann geben wir gute Diener des Bösen ab.
Am bedeutendsten für unsere Haltung zu Aggressivität halte ich aber unsere Einstellung. Viele Menschen heute sind der Ansicht, dass es in begründeten Fällen ganz normal und angemessen ist, sich aufzuregen. Wut wird durch den "guten Grund" gerechtfertigt und abgesegnet. So, dass man es sich kaum mehr vorstellen kann, dass es eben nicht so ist und dass es vielleicht andersherum ist, nämlich dass man in schwierigen Situationen, zB wenn man angegriffen wird, bedrängt wird, betrogen wir etc. eigentlich ganz ruhig bleiben würde und auch sollte.
So wird es uns auch in den Unterhaltungsmedien vorgespielt. Welcher Charakter bleibt schon ruhig und friedlich in allen Situationen und Lebenslagen?
Ich selbst dachte so von Jugend an. Wenn es einen Grund gibt, regt man sich auf. Heute sehe ich es als meine Schwäche, mich aufzuregen, egal, was für Gründe es gibt. Ich kann gut sehen, dass Hass auch Gegenhass erzeugt, dass Hass zu verbreiten, ist, wie zündeln oder Öl ins Feuer zu gießen.
In unserer Welt bedeutet zornig sein auch sich gehen lassen, die Kontrolle verlieren. In ihm lässt unsere Fähigkeit, klar zu denken, nach, unser Erinnerungsvermögen wird beeinträchtigt, wir tendieren dazu, Dinge zu sagen, die wir gar nicht sagen wollen, andere zu verletzen, ungerecht zu behandeln, wir vergessen uns selbst und geraten in einen sehr niedrigen Bewusstseinszustand.
Der Zorn ist ein sehr schlechter Ratgeber.
Sicher gibt es das, dass gute Menschen wütend werden können, eben aus Liebe, weil sie es nicht verkraften, dabei zuzusehen, dass andere leiden und sie nicht helfen können - zum Beispiel. Und trotzdem halte ich auch das für eine gravierende Schwäche.