Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

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Larson
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von Larson »

Michael hat geschrieben: Sa 29. Jan 2022, 03:30 Wie verhält es sich nun mit denen, die nicht seine Brüder sind? Welcher Maßstab wird daran angelegt? Derselbe oder ein anderer?

Mt 25,37 Dann werden die Gerechten ihm antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig und speisten dich? Oder durstig und gaben dir zu trinken? 38 Wann sahen wir dich als Fremdling und nahmen dich auf? Oder nackt und bekleideten dich?

Das Gleichnis hat eine feine Pointe:
Die Gerechten merkten gar nicht, was sie „für den König taten“, sie taten es nicht mit der Absicht, dem König zu gefallen, es war ihre selbstverständliche Gesinnung, zu helfen, wo Not an Mann war, euch gegenüber dem Fremdling, machten keinen Unterschied.
Jes 45,9 Wehe dem, der mit seinem Bildner rechtet – ein Tongefäß unter tönernen Tongefäßen! Darf wohl der Ton zu seinem Bildner sagen: Was machst du? Und dein Werk von dir: Er hat keine Hände?
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Helmuth
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von Helmuth »

Abischai hat geschrieben: Sa 29. Jan 2022, 18:18 Und wenn die mich über den Tisch ziehen, ist das schwerwiegender, als wenn ein Ungläubiger das tut, damit kann ich leben, wenn das von Brüdern kommt, nicht.
Du machst also Unterschiede, jedenfalls drückst du deine andere Erwartungshaltung klar aus. Wenn du eine unterschiedliche Erwartungshaltung hast, warum machst du dann aber keine Unterschiede in deinem Umgang mit anderen?

Stichwort: Goldene Regel.

Natürlich geht es nicht darum jemand etwas Böses anzutun, davon ist keine Rede, denn das wäre Sünde und für diese wird jeder zur Verantwortung gezogen, ob Christ oder Nichtchrist. Aber im Gutes tun lässt auch Paulus dieses Wort anklingen:
Gal 6,10 hat geschrieben: Also nun, wie wir Gelegenheit haben, lasst uns das Gute wirken gegenüber allen, am meisten aber gegenüber den Hausgenossen des Glaubens.
Man liest hier recht deutlich eine Bevorzugung. Ein konkretes Beispiel (so wie auch Jesus praktisch arbeitet): Ich bin im Begriff eine höhere Spende zugunsten eines wohltätigen Zweckes zu leisten. Dann erfahre ich von der Not eines Bruders. Soll ich nun die Spende stattdessen dem Bruder zukommen lassen oder nicht?
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Abischai
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von Abischai »

"Seit barmherzig gegen jedermann, zuerst aber des Glaubens Genossen" Meine Großmutter hat diesen Bibelvers oft zitiert, ich weiß jetz nicht wo er steht...

Also: Ja, um Deine Frage zu beantworten.

Aber vielleicht habe ich die Eingangsfrage falsch verstanden:
Wenn ich das Verhalten dem Bruder gegenüber erwähne, anmahne und predige, so habe ich dabei nur die Brüder und Schwestern im Blick, die "draußen" sind bei der Betrachtung nicht relevant.

Mit der Differenzierung habe ich mich auf dünnes Eis begeben, da ist meine Antwort auch noch nicht so ausgegoren, muß ich noch mal drüber nachdenken. Ich mache mir über sowas eigentlich nie Gedanken, nur wenn es um die Brüder geht, um den allergeringsten der Brüder, darüber denke ich oft nach.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
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lovetrail
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von lovetrail »

Abischai hat geschrieben: Sa 29. Jan 2022, 18:15 @Lovetrail

Ich beziehe das auf Dich und mich, auf die Geschwister untereinander. Und das solltest Du gewisslich beherzigen, was Du einem Bruder angedeihen läßt, mag er noch so unscheinbar sein (der geringste, vielleicht ist jener der aller geringste Bruder, aber er ist es), das tust Du dem Herrn Jesus, sei es gutes oder schlechtes. Da muß man gar nicht so weit in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah.
Ich habe enttäuschte Christen gehört, die machen mit anderen Christen keine Geschäfte mehr, und warum das? Weil sie von denen viel schlechter behandelt worden sind, als von jedem anderen Geschäftspartner in dieser Welt. Ich möchte in deren Haut nicht stecken, wenn der Herr darüber richten wird.
Ich habe viel geschäftlich mit Geschsitern zu tun, da überlege ich mir dreimal, wie und was ich da mache, und wie mein Geschäftsgebahren ist.

Daß viele zeitgenössische Christen das anders sehen zeigt z.B. der Umgang unter uns hier im Forum recht deutlich. Ich würde daher dafür votieren, dieses Wort Jesus sehr ernst und sehr konkret und sehr aktuell hier und jetzt zu verstehen.
Okay, wenn das das Thema sein soll, dann sollte man auch die richtige Bibelstelle dafür anführen.

Ja, Geschwistern in Not sollten wir auf jeden Fall helfen. Bisher ist das bei uns hier noch nicht so oft der Fall. Aber es wird wohl bald so sein. Und dann sind wir Christen alle in Not. Und dann greift die Bibelstelle in Mt.25 wieder so richtig. (Dann zeigt sich eben, wer den Christen hilft)

LG
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!
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Helmuth
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von Helmuth »

Abischai hat geschrieben: Sa 29. Jan 2022, 18:51 Ich mache mir über sowas eigentlich nie Gedanken, nur wenn es um die Brüder geht, um den allergeringsten der Brüder, darüber denke ich oft nach.
Du machst dir also Gedanken, gerade wenn es um die geringen unter den Brüdern geht. Ich sehe da auch noch nicht ganz durch, aber ich denke, dass eine Differenzierung gottgewollt ist.

Man muss zwei Dinge auseinanderhalten: Liebe deine Nächsten wie dich selbst gilt m.E. völlig ohne Ansehen der Person. Der Nächste ist nicht unbedingt dein Bruder, sondern der unmittelbar Nächste und das in ganz zeitlicher und räumlicher Sicht.

Wenn mein Bruder in München wohnt und mir simst, dass er Hilfe benötigt, aber neben mir ein Passant vor meinen Augen auf offener Straße zusammenbricht, dann kann ich nicht sagen: "Es tut mir herzlich leid, aber ich muss mich gerade um meinen Bruder kümmern."

Das erklärt Jesus deutlich in Lukas 10 (Stichwort barmherziger Samariter).

Geht es aber generell um Hilfeleistung, die also nicht davon abhängt, dass jemand meine Nächster ist, der meine unmittelbare Hilfe benötigt, dann kommt in mir der Gedanke hoch, dass mich "die da draußen" im Grunde genommen nicht wirklich zu kümmern haben, sondern zuerst die Meinen.

Aber auch ich muss das erst besser überdenken, daher hier meine Themenstellung.
Zuletzt geändert von Michael am Sa 29. Jan 2022, 19:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Jack Sparrow
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von Jack Sparrow »

Michael hat geschrieben: Sa 29. Jan 2022, 18:13Muss ich das für jedermann oder spezifisch nur für meine Brüder?
Von deinen Brüdern steht dort nichts, denn die Rede ist von den Brüdern des Königs.

Eine andere Frage mag sein, aus welchem Grunde dieser König wohl zwischen "geringsten" Brüdern und sonstigen Brüdern unterscheidet, wenn die doch ohnehin alle gleichermaßen zu behandeln sind.

Larson hat geschrieben:Das Gleichnis hat eine feine Pointe:
Das Dilemma besteht darin, dass Christen gern vorher wüssten, wer zu den Brüdern des Königs zählt, um sich nicht versehentlich einen Zacken aus ihrer Krone zu brechen.
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ProfDrVonUndZu
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Michael hat geschrieben: Sa 29. Jan 2022, 03:30 Eine andere Frage ist mir aber gekommen und beschäftigt mich. Wie verhält es sich nun mit denen, die nicht seine Brüder sind? Welcher Maßstab wird daran angelegt? Derselbe oder ein anderer?

Ich kann auch anders fragen: Muss ich mich gegenüber einem Bruder Jesu als sein Mitbruder gegebenfalls anders vehalten als gegenüber einem Nichtchristen? Worin bestehen hier Unterschiede und und worin gibt es wiederum keine? Wie sieht das unser Herr und erstgeborener unter uns Brüdern und wie sollten wir damit umgehen?
Das Ding ist doch, dass du das erst mal überhaupt nicht erkennst. Weder Böcke, noch Schafe haben die Brüder Jesu als solcher erkannt. Es geht aber nicht darum, dass sie überhaupt nicht erkennbar wären. Der Herr kennt die Seinen (2. Timotheus 2,19). Ein Mensch müsste die Betreffenden aber schon sehr lange kennen oder ihnen nachträglich nachforschen und sie analysieren. Bekenner sind ja sowohl Böcke als auch Schafe. Das Bekenntnis ist natürlich nicht nichts, aber es ist eben nicht genug. Es dient nicht dazu, mir als Mensch ein Werkzeug zur Unterscheidung zu liefern.

Eine weitere Orientierung dafür ist für mich die Passage aus dem Anfang von Jakobus 2 über den armen Mann im unsauberen Kleide, der in die Synagoge kommt.
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Helmuth
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von Helmuth »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Di 1. Feb 2022, 10:04 Das Ding ist doch, dass du das erst mal überhaupt nicht erkennst. Weder Böcke, noch Schafe haben die Brüder Jesu als solcher erkannt.
Hier geht es wohl kaum um eine theoretische Betrachtung, sondern um eine konkrete und praktische Handlungsweise, ob ich etwas tue oder unterlasse, sowie ich in eine bestimmte Situation gestellt werde, sodass sich diese Frage in der Regel so gar nicht stellt. Ich muss also niemand zuvor durchleuchten.

Dabei sind diejenigen Brüder, mit denen ich verkehre, handverlesen und definitv meine Brüder, weil ich diese nicht bloß oberflächlich kenne, sondern eine dauerhafte Beziehung zu ihnen aufgenaut habe. Ich müsste also komplett fehlgeleitet sein, falls ich mich hier grundlegend irren würde.

Und ich respektere auch die anderen Brüder aus allen Gemeinden oder Gemeinschaften, die sich als Christen outen, wenn sie dieses Bekenntnis auch offen ablegen, falls ich sie danach frage. Das gilt auch für Katholiken.

Dabei sind solche, die ich nicht näher kenne, ob nun gläubig oder nicht, für mich nicht maßgeblich. Deren Beziehung zu mir stellt sich im praktischen Umgang nicht anders dar als irgendein anderer Nächster.

Es kommt in der Regel auch kein x-beliebiger Mitmensch und bittet um Hilfe. Ein normal veranlagter Mensch wendet sich zuerst an die Seinen innerhalb seiner Familie oder seines vertrauten Bekannten- und Freundeskreises. Der Nächste ist der, der unmittelbare Hilfe benötigt, ein anderer nicht. Das habe ich schon mit dem Bruder ausgeführt, der nicht "nahe" bei mir wohnt.

Unterscheidungen denke ich muss jeder treffen, da deine Kraft und Möglichkeiten begrenzt sind. Ich habe z.B. heute kein Problem mehr Straßenbettler abzuweisen und sie auf soziale Stellen zu verweisen. Diese betrachte ich nicht als meine Nächsten, zumal sie nur Geld erbetteln, echte Hilfe aber ablehnen.

Bitten sie lediglich um Essen, dann lade ich sie auch dazu ein. Doch wenn ich wüsste, dass es sich um einen Bruder handelt, dann ginge ich wieder ganz anders vor. Dann ist sein Problem wohl kaum nur der Hunger.

Im normalen Umgang treten an mich nur solche heran, die mich kennen und da macht man durchaus Unterschiede, ob es z.B. ein Arbeitkollege ist oder ein Bruder, wobei ich da auch lernen durfte, wie man von manchen Brüdern schamlos ausgenutzt wird.
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oTp
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von oTp »

Ups
Du darfst nicht alles glauben, was du denkst
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ProfDrVonUndZu
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Michael hat geschrieben: Mi 2. Feb 2022, 04:57 Hier geht es wohl kaum um eine theoretische Betrachtung, sondern um eine konkrete und praktische Handlungsweise, ob ich etwas tue oder unterlasse, sowie ich in eine bestimmte Situation gestellt werde, sodass sich diese Frage in der Regel so gar nicht stellt. Ich muss also niemand zuvor durchleuchten.
Um die theoretische Betrachtung kommst du nicht herum, wenn es dir um die Exegese dieser Matthäuspassage geht. Eigentlich frag ich mich ja, wieso sie dir wichtig ist, da sie doch nur bei Matthäus vorkommt und du doch sonst Matthäus ganz gerne ausgrenzt.

Für die Exegese ist erst mal die Feststellung wichtig, dass wir es in dieser Passage mit drei Gruppen zu tun haben. Die Schafe, die Böcke und die Brüder Jesu. Da könnte man zunächst meinen, dass wir hier eine klare Trennung der drei Gruppen haben. Aber ist diese klare Trennung wirklich so gemeint und notwendig ? Ich halte für möglich, dass die Brüder Jesu zumindest auch zu den Schafen gehören können und sich zwei der Gruppen somit überschneiden könnten. Auf diesen Gedanken muss man erst mal kommen. Jetzt könnte man fragen, was dagegen spricht und käme so auch der Frage nach den anderen näher.
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