Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Alle Themen aus Naturwissenschaft & Technik die nicht in die Hauptthemen passen.
Benutzeravatar
closs
Beiträge: 35544
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von closs »

sven23 hat geschrieben:Jung hat seine Patientinnen nicht nur platonisch genagelt.
Das hält Jung. :lol:
Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 17896
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von sven23 »

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Jung hat seine Patientinnen nicht nur platonisch genagelt.
Das hält Jung. :lol:
Mag sein, aber eine Grenzüberschreitung und für einen seriösen Psychiater ein absolutes "no go".
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
Benutzeravatar
Pluto
V.I.P.
Beiträge: 43663
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von Pluto »

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Im übrigen würde ich Jung gar nicht so sehr mit "Gott" in Verbindung bringen - allerdings hat er platonisch gedacht, indem er die "Idee"/die "Realie" als Ausgangspunkt für das verstanden hat, aus dem sich Phänomene des Daseins erklären lassen. -
Na ja, Jung hat seine Patientinnen nicht nur platonisch genagelt. :lol:
Dass C.G. Jung ein esoterischer Mystiker war, ist klar, aber dass er auch noch sexistisch war, wusste ich nicht. Ein Triebtäter also?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
Savonlinna
Beiträge: 4340
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von Savonlinna »

Pluto hat geschrieben:Dass C.G. Jung ein esoterischer Mystiker war, ist klar
Belege?
Benutzeravatar
closs
Beiträge: 35544
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von closs »

sven23 hat geschrieben:Mag sein, aber eine Grenzüberschreitung und für einen seriösen Psychiater ein absolutes "no go".
Ich kenne die Hintergründe nicht - aber könnte man mal die ad hominems von seiner Lehre trennen?
Pluto hat geschrieben:Dass C.G. Jung ein esoterischer Mystiker war, ist klar
Was ist "Mystiker"? - Ist ein Beobachter der Natur oder des Menschen automatisch "Mystiker", wenn seine Ergebnisse nicht weltanschaulich materialistisch sind?
Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 17896
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von sven23 »

closs hat geschrieben: Ich kenne die Hintergründe nicht - aber könnte man mal die ad hominems von seiner Lehre trennen?
Hier ist es fast noch unmöglicher als bei Heidegger, die Person vom Werk zu trennen, wenn gegen das Berufsethos verstoßen wird. Freud was not amused.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
ThomasM
Beiträge: 5648
Registriert: Mo 20. Mai 2013, 19:43

Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von ThomasM »

Hallo Savonlinna

Nach einigen sidetracks und einer jetzt auch noch enstehenden Diskussion über die Person Jungs, hast du wieder etwas sehr wichtiges über die Methodik geschrieben
Savonlinna hat geschrieben:
Angenommen, das Forschungsprojekt "Alle Sprachen dieser Welt auf ihre Tiefenstruktur bringen und dann die Tiefenstruktur aller Tiefenstrukturen bilden" wäre gelungen, dann hätte man gemeinsame Komponenten herausgefiltert, die allen Sprachen zugrunde liegen.

Und dann erst kommt der Deutungsakt: Was haben wir da über dieses faktische Ergebnis hinaus herausgefunden?
Die einen sagen vielleicht: Nun wissen wir, wie ein Teil des menschlichen Gehirns funktioniert.
Andere: Nun wissen wir, wie Gott funktioniert.
Noch andere: Nun wissen wir, wie die Gene funktionieren.

Das sind samt und sonders weltanschauliche - mitunter auch ideologische - Deutungen, die den Boden der Wissenschaft damit verlassen haben.
Du hast dieses Beispiel über die Erforschung der Tiefenstruktur gebracht als Beispiel eines geisteswissenschaftlichen Forschungsprojektes, das sich einer bestimmten Idee, einem bestimmten Ziel verschrieben hat.
In dieser Struktur ist es analog zu jedem naturwissenschaftlichen Forschungsprojekt. Man wird von einer Idee gefangen genommen und setzt sich das Ziel, diese Idee zu beweisen oder zu zeigen. Das kann gelingen, muss aber nicht. Wenn es gelingt, hat man einen wesentlichen Erkenntnisgewinn erreicht.

Danach kommt das, was du korrekt als weltanschaulichen Deutungsakt bezeichnet hat, ein Spielchen, das gerade hier im Forum bei naturwissenschaftlichen Ergebnissen ständig gespielt wird. Da werden naturwissenschaftliche Ergebnisse aufgezählt und die eine Gruppe verlautet "das beweist, dass Gott nicht existiert", die andere Gruppe betont "das zeigt, wie Gott arbeitet" und eine dritte sagt "Gott macht das so nicht, also sind die Ergebnisse falsch".

Hier kommt closs ins Spiel. Sein Einwand "da wurde Gott von Beginn an rausdefiniert", hast du abgewehrt, ich würde ihm in einem bestimmten Sinn zustimmen.
Ich würde sagen "da MUSSTEN wir Gott von Beginn an rausdefinieren", weil sich ein Begriff wie Gott und eine wissenschaftliche Methodik nicht vertragen.
Zumindest ist das bei der naturwissenschaftlichen Methodik so. Will ich naturwissenschaftlich korrekt vorgehen, muss ich Gott links liegen lassen, sonst wird meine Methodik von Beginn an torpediert und ich erreiche gar nichts.

Nun habe ich versucht, über dein Beispiel mit der Tiefenstruktur etwas zu lesen - und bin kläglich gescheitert.
Allein die Sätze, die in Wikipedia und Co formuliert sind gehen über mein Verständnis hinaus. Ich lese diese Sätze zehn Mal und vermag immer noch keinen Sinn zu erkennen. Das ist einfach nicht meine Sprache.
Die Frage, die mich bewegt ist folgende:
Diese Sache mit der Tiefenstruktur ist angelegt als geisteswissenschaftliches Projekt. Welche methodischen Elemente werden verwendet, um zu einem Ergebnis zu kommen? Gibt es Analogien zu den Themen "Theoriebildung", "Vorhersagen" "Experiment" usw. oder sind das ganz eigene Elemente, die da verwendet werden?
Und: Wie allgemeingültig ist diese Beispiel für die Literaturwissenschaft oder gar die Geisteswissenschaft?

Da ich die Frage nicht beantworten kann, kannst du vielleicht die Übersetzerin spielen.

Gruß
Thoams
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.
Benutzeravatar
Pluto
V.I.P.
Beiträge: 43663
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von Pluto »

ThomasM hat geschrieben:Danach kommt das, was du korrekt als weltanschaulichen Deutungsakt bezeichnet hat, ein Spielchen, das gerade hier im Forum bei naturwissenschaftlichen Ergebnissen ständig gespielt wird. Da werden naturwissenschaftliche Ergebnisse aufgezählt und die eine Gruppe verlautet "das beweist, dass Gott nicht existiert", die andere Gruppe betont "das zeigt, wie Gott arbeitet" und eine dritte sagt "Gott macht das so nicht, also sind die Ergebnisse falsch".
Ich kenne keine Naturwissenschaftler die solche Argumente anführen.
Ein aktuelles Beispiel, wie Wissenschaft arbeitet:
Eine der neuen Entdeckungen ist eine Art "Feuerring" um manche Schwarze Löcher. Dieses Phänomen lässt sich mit der ART nicht erklären. Die Deutung ist: Sind die Beobachtungen richtig, oder hatte Einstein Unrecht.
Gott dafür zu bemühen, scheint nicht notwendig zu sein.
Zumindest ist das bei der naturwissenschaftlichen Methodik so. Will ich naturwissenschaftlich korrekt vorgehen, muss ich Gott links liegen lassen, sonst wird meine Methodik von Beginn an torpediert und ich erreiche gar nichts.
Diese Annahme ist nicht zwingend, wenn man wirklich ergebnisoffen forscht.

Der methodologische Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt existiert und was nicht. — [Robert T. Pennock - 1999]

Pennock sagt damit, dass wir der Forschung in er Naturwissenschaft keine Grenzen setzen sollen. Bisher hat sich allerdings immer (im Nachhinein) gezeigt, dass Gott nicht notwendig war, um die Welt zu erklären, wenn wir nur unsere Beobachtungen korrekt intepretieren.
Man sollte nicht den Fehler machen, a priori und ohne gute Begründung, das (noch) Unbekannte einer supranaturalistischen Intelligenz zuzuschreiben.
Aus meiner Sicht ist das Resignation (Kapitulation?) vor dem Unbekannten, die nichts zur Erkenntnis beiträgt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
ThomasM
Beiträge: 5648
Registriert: Mo 20. Mai 2013, 19:43

Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von ThomasM »

Pluto hat geschrieben:
Gott dafür zu bemühen, scheint nicht notwendig zu sein.
Du gehörst ja auch in die erste Gruppe. Du formulierst eine Theorie, die die Realität gut beschreibt und sagst "Gott dafür zu bemühen, scheint nicht notwendig zu sein". Für dich ist Gott immer nur ein Lückenbüßer Gott, den manche Leute einsetzen, um Unbekanntes zu erklären. Da dir dieses Argument nicht stichhaltig ist, verschwindet Gott bei dir.

Ich gehöre in die zweite Gruppe. Für mich ist das Modell, das ich (erfolgreich) formuliere, ein Hinweis dafür, wie gut Gott das alles eingerichtet hat. Gott ist die Quelle der Kraft, die wir durch unsere Formeln beschreiben. Gott ist der Urheber der Bewegungen, die wir im Rahmen der ART beschreiben. Gott hat nichts, aber auch gar Nichts mit Unbeklannten oder mit Lücken zu tun. Er ist schlicht die Basis von Allem.
Jetzt zu rufen "das hat aber gar keinen Erklärungswert" heißt, mich misszuverstehen. Gott ist ja auch gar keine Erklärung. Er ist BASIS.
Pluto hat geschrieben:
Zumindest ist das bei der naturwissenschaftlichen Methodik so. Will ich naturwissenschaftlich korrekt vorgehen, muss ich Gott links liegen lassen, sonst wird meine Methodik von Beginn an torpediert und ich erreiche gar nichts.
Diese Annahme ist nicht zwingend, wenn man wirklich ergebnisoffen forscht.
Sie ist zwingend angesichts der Methodik. Das hat nichts mit ergebnisoffen oder nicht zu tun.
Sondern mit Logik, objektiver Feststellbarkeit, mathematischer Modellierung und experimentellem Nachweis
Pluto hat geschrieben: Man sollte nicht den Fehler machen, a priori und ohne gute Begründung, das (noch) Unbekannte einer supranaturalistischen Intelligenz zuzuschreiben.
Aus meiner Sicht ist das Resignation (Kapitulation?) vor dem Unbekannten, die nichts zur Erkenntnis beiträgt.
Würde mir nicht im Traum einfallen, siehe oben.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.
JackSparrow
Beiträge: 3825
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

Re: Parallelen Geisteswissenschaft - Naturwissenschaft

Beitrag von JackSparrow »

closs hat geschrieben:Was subsummiert man unter dem Begriff "Liebe"? - Die Antwort sein: Man subsummiert sehr Heterogenes darunter.
Im Zweifelsfall hilft der Duden weiter. Will man einen Begriff auf eine Weise verwenden, die dort nicht drin steht, handelt es sich eben nicht um korrektes Hochdeutsch.

Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dass C.G. Jung ein esoterischer Mystiker war, ist klar
Belege?
Das Individuum, das nicht in Gott verankert ist, vermag der physischen und moralischen Macht der Welt auf Grund seines persönlichen Dafürhaltens keinen Widerstand zu leisten. Zivilisation im Übergang, Gesammelte Werke Band 10, https://de.wikiquote.org/wiki/Carl_Gustav_Jung

Solange er keine Belege für einen Gott vorweisen kann, bleibt er ein esoterischer Mystiker.

closs hat geschrieben:Ist ein Beobachter der Natur oder des Menschen automatisch "Mystiker", wenn seine Ergebnisse nicht weltanschaulich materialistisch sind?
Wenn ein Beobachter der Natur von Dingen redet, die er nicht in der Natur beobachtet hat, wird er zum Theoretiker.

Wenn der Theoretiker so tut, als seien seine Theorien echte Beobachtungen, dann wird er sowohl zum Mystiker als auch zum Lügner.
Antworten