Hallo Savonlinna
Nach einigen sidetracks und einer jetzt auch noch enstehenden Diskussion über die Person Jungs, hast du wieder etwas sehr wichtiges über die Methodik geschrieben
Savonlinna hat geschrieben:
Angenommen, das Forschungsprojekt "Alle Sprachen dieser Welt auf ihre Tiefenstruktur bringen und dann die Tiefenstruktur aller Tiefenstrukturen bilden" wäre gelungen, dann hätte man gemeinsame Komponenten herausgefiltert, die allen Sprachen zugrunde liegen.
Und dann erst kommt der Deutungsakt: Was haben wir da über dieses faktische Ergebnis hinaus herausgefunden?
Die einen sagen vielleicht: Nun wissen wir, wie ein Teil des menschlichen Gehirns funktioniert.
Andere: Nun wissen wir, wie Gott funktioniert.
Noch andere: Nun wissen wir, wie die Gene funktionieren.
Das sind samt und sonders weltanschauliche - mitunter auch ideologische - Deutungen, die den Boden der Wissenschaft damit verlassen haben.
Du hast dieses Beispiel über die Erforschung der Tiefenstruktur gebracht als Beispiel eines geisteswissenschaftlichen Forschungsprojektes, das sich einer bestimmten Idee, einem bestimmten Ziel verschrieben hat.
In dieser Struktur ist es analog zu jedem naturwissenschaftlichen Forschungsprojekt. Man wird von einer Idee gefangen genommen und setzt sich das Ziel, diese Idee zu beweisen oder zu zeigen. Das kann gelingen, muss aber nicht. Wenn es gelingt, hat man einen wesentlichen Erkenntnisgewinn erreicht.
Danach kommt das, was du korrekt als weltanschaulichen Deutungsakt bezeichnet hat, ein Spielchen, das gerade hier im Forum bei naturwissenschaftlichen Ergebnissen ständig gespielt wird. Da werden naturwissenschaftliche Ergebnisse aufgezählt und die eine Gruppe verlautet "das beweist, dass Gott nicht existiert", die andere Gruppe betont "das zeigt, wie Gott arbeitet" und eine dritte sagt "Gott macht das so nicht, also sind die Ergebnisse falsch".
Hier kommt closs ins Spiel. Sein Einwand "da wurde Gott von Beginn an rausdefiniert", hast du abgewehrt, ich würde ihm in einem bestimmten Sinn zustimmen.
Ich würde sagen "da MUSSTEN wir Gott von Beginn an rausdefinieren", weil sich ein Begriff wie Gott und eine wissenschaftliche Methodik nicht vertragen.
Zumindest ist das bei der naturwissenschaftlichen Methodik so. Will ich naturwissenschaftlich korrekt vorgehen, muss ich Gott links liegen lassen, sonst wird meine Methodik von Beginn an torpediert und ich erreiche gar nichts.
Nun habe ich versucht, über dein Beispiel mit der Tiefenstruktur etwas zu lesen - und bin kläglich gescheitert.
Allein die Sätze, die in Wikipedia und Co formuliert sind gehen über mein Verständnis hinaus. Ich lese diese Sätze zehn Mal und vermag immer noch keinen Sinn zu erkennen. Das ist einfach nicht meine Sprache.
Die Frage, die mich bewegt ist folgende:
Diese Sache mit der Tiefenstruktur ist angelegt als geisteswissenschaftliches Projekt. Welche methodischen Elemente werden verwendet, um zu einem Ergebnis zu kommen? Gibt es Analogien zu den Themen "Theoriebildung", "Vorhersagen" "Experiment" usw. oder sind das ganz eigene Elemente, die da verwendet werden?
Und: Wie allgemeingültig ist diese Beispiel für die Literaturwissenschaft oder gar die Geisteswissenschaft?
Da ich die Frage nicht beantworten kann, kannst du vielleicht die Übersetzerin spielen.
Gruß
Thoams
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.