lovetrail hat geschrieben: ↑Sa 20. Feb 2021, 17:06...
dann könntest du so einige Zitate aus dem NT für ungültig erklären. Hast du dir das schon mal näher angesehen? Da wird immer wieder etwas aufgegriffen, das sich im AT schon erfüllt hat und plötzlich wird es auf einen neuen messianischen Kontext bezogen
Vielleicht hattest Du in Deinem Studium (Du studierst, falls ich das richtig erinnere, berichtige mich ggf. bitte) Kontakt zu Theologiestudenten. Hier in Deutschland werden an den Unis nur die historisch-kritischen Methoden gelehrt. Die muss man tatsächlich im Plural schreiben, aber das ist nur eine Randnotiz.
Worauf ich hinaus will ist, dass angewandte und geglaubte Bibelkritik eine Eigendynamik entwickelt. Es bleibt nicht bei einzelnen Aussagen die man anzweifelt. Dabei spreche ich nicht von sachlicher Textkritik sondern von dem zersetzenden Gedanken den man bereits am früh in der Bibel findet "Sollte Gott gesagt haben..." Dabei wird das grundlegenden Vertrauen, welches man der Bibel als Gottes niedergeschriebenes Wort entgegenbringen sollte, in sein Gegenteil verkehrt. Es ist also nicht mehr die Bibel, die den Leser beurteilt, sondern der Leser beurteilt die Bibel. Dabei dreht man auch die Grundhaltung des Lesers um, der sich von einem Menschen, der dem lebendigen Gott gegenübertritt, in einen Richter über Wahrheit und Unwahrheit, wandelt. Auch dabei bleibt es nicht.
Denn der Vertrauensverlust dreht die Beweislast der Wahrheitsfrage in ihr Gegenteil. Biblische Aussagen werden nicht grundlegend als wahr angesehen, sondern sind erst dann wahr, wenn der Leser von dem Wahrheitsgehalt überzeugt ist. Das öffnet einen weiten Raum für Zweifel, da der Wahrheitsgehalt der Bibel in so einer Sichtweise vom Glaubens -und Bildungsstand des Lesers abhängt. Damit dreht sich im Rahmen des Bibelstudiums alles ins Gegenteil. Plötzlich ist es die Bibel, die Zeugen aufbringen muss um ihre Glaubwürdigkeit zu belegen zu sein und es ist der Leser, der diese Zeugen überprüft und seine Bewertung darüber abgibt. Die biblische Aussage "Prüfet alles und das Gute behaltet." wird entgegen innerbiblischer Anwendung und Wesen also auf die Bibel selbst angewendet. Als Prüfer bleibt der Leser. Ist dieser Leser Christ und hat er sich dieser Form der Bibelkritik verschrieben, setzt er gar den Heiligen Geist gegen die Schrift als Zeugen ein.
In meinen vielen Jahren in denen ich mit Theologiestudenten zu tun hatte und habe, ist es immer dieser destruktive Zweifel an der Bibel, der primär zu überwinden ist. Bei meinen Kontakten konnte dieser Zweifel zum Glück weitgehend abgelegt werden und das Vertrauen in Gott und sein Wort kehrte zurück. Leider ist dies längst nicht immer so.