Re: Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?
Verfasst: So 4. Jul 2021, 17:51
Da kann man verschiedene Modelle durchspielen. Meine Grundeinstellung ist, dass man Geist nicht korpuskelmäßig sehen darf.
Die "irdische" sicherlich nicht, aber die geistliche Existenz. Nicht in dem Sinne, dass die geistliche Existenz Claymores vor dessen Geburt bereits "im Himmel" Urständ gefeiert hat, sondern dass die Zeugung die Materialisierung von etwas ist und nicht dessen Produktion.
Umgekehrt. Es sind zwei geistliche Existenzen gefügt, die sich zum gegebenen Zeitpunkt materialisieren - meinetwegen bei der Teilung der Zygote. ---- Nehmen wir einen viel schwierigeren Fall: Zwei Seelen in EINEM Körper. Claymore und Hiob könnten wegen eines (ebenfalls gefügten) "Naturunfalls" in EINEM Körper sein - so was scheint es bei Menschen zu geben, wie Psychiater berichten.
Genau das ist der Punkt. Und da würde ich sagen "Nein, geht nicht", weil das Materielle nicht der Macher der Seele ist, sondern deren Empfänger.
Indem es in selbiges herabsteigt. Das ist natürlich alles spekulativ, aber es geht nicht anders. - Die Vorannahme/der Glaube ist dabei, dass Materie aus Geist kommt: "Gott = Geist, ergo "Geist schuf Materie, wenn Gott die Welt schuf". - Die Frage wäre also: Wie soll man sich die Verbindung von Schaffendem und Geschaffenem vorstellen?
Physikalische "Geist-Strahlung" ist es sicherlich nicht - aber was dann? - Aus meiner Sicht ist Geist dem entsprechenden (!) Materiellen inhärent. --- Das heißt: Im Moment, in dem ein Kind gezeugt wird, passiert dies mit einer Art von Materie, der Geist bereits inhärent ist. Und zwar so, dass man es biologisch NICHT erkennen kann. - Umgekehrt: Same und Ei können genauso NICHT Geist in sich tragen, weil es so nicht gefügt ist. - Aber WENN Geist inhärent ist, dann von Anfang an (wichtig wegen Abtreibungs-Thema).
Genau - mit anderen Worten: Es wird KI-Seele genau dann geben, wenn "Seele" so definiert wird, dass es geht. Aber das wäre dann Neusprech, die mit der Bedeutung des theologischen Altsprech nichts mehr zu tun hätte - im Grunde Selbstverarschung.
Genau - das ist ein Selbstläufer ohne jegliche göttliche Verbindung. --- Oder in Anlehnung von eben Gesagtem: Man braucht nur nicht an "Gott=Geist" und "Gott schuf die Welt" zu glauben, um Spielräume zu haben, um nach eigenem Maß künstliche Seelen zu schaffen. - Das heißt aber auch: Mensch macht auf Gott.
Die Res extensa wären eine Teilmenge davon.
Klar - deshalb kann Descartes diesen nur dadurch ausschließen, dass er GLAUBT, dass Gott uns nicht veräppeln will und es deshalb den Malignus nicht gibt. - Descartes ist da selber in einer Sackgasse, die er per Glauben nach vorne öffnet, weil er sonst kein Instrument dazu hat.
Wenn etwas auf der einen Ebene wurscht ist, kann es auf der nächsten Ebene trotzdem relevant bin. - Wenn sich ein eingebildetes Paradies genauso anfühlt wie ein wirkliches Paradies, ändert sich dies, sobald es um das Paradies selber geht. Denn dann ist es NICHT egal, ob der Mensch das Paradies oder eine Fata Morgana erlebt.
Er löst das Problem doch vorher schon. - Die Aussage "Wir können nicht wissen, ob es außer dem Cogito was gibt, weil das, was wir mit dem Cogito wahrnehmen, gleichermaßen 'Einbildung' oder 'Wirklichkeit' sein könnte" bringt er doch nur, um damit zu sagen "Wir können es nicht entscheiden" (das ist auch heute noch so). - Und eben deshalb sagt er: "Ich glaube, dass es außerhalb von uns meinetwegen die Res Extensa als Entität gibt, weil uns Gott nicht veräppelt". - Ergo: Das von Dir hier zitierte Denkmodell tritt gar nicht ein.Claymore hat geschrieben: ↑So 4. Jul 2021, 14:16 Wenn die Mitmenschen (die im eigenen Erleben auftauchen) nicht so existieren wie man selbst existiert, d. h. mit ihrem eigenen Innenleben, welches eng mit ihren (durch die Sinne erfahrbaren) Körpern verbunden ist, dann ist man ihnen moralisch auch nicht verpflichtet. Ausgerechnet über diesen WIRKLICH bedeutenden Unterschied schweigt sich Descartes aus.