Re: Opfertheologie
Verfasst: Mo 27. Dez 2021, 11:38
Nun, ich muss immer schmunzeln, wenn wir jemand "menschliches Denken" vorwirft. Und während er damit antwortet ganz menschlich über ein anderes Thema diskutiert, wie das Thema, das ich vorher in dem vorausgehenden Beitrag angeschnitten hatte. Und nicht auf meine Aussagen eingeht. So wie hier Du.Michael hat geschrieben: ↑Mo 27. Dez 2021, 09:35 Menschliches Denken. Was gibst du für eine verlorene Hand, die jemand durch dein Schuld verloren hat? Hackst du dir deine ab, um sie an dem anderen anzuheften? Einen solchen Tatausgleich will Gott weder, noch ist er möglich, auch wenn die Medizin so manches Wunder schon vollbringt, aber eine vollständig gesunde Hand kann allein eine Machttat Gottes bewirken. Du nicht.
Ich hatte nicht darüber geschrieben, welche Strafen warum wie angemessen sind zur Tat (oder Ausgleichshandlungen), sondern darüber, dass die Opferrituale von Gott vorgeschrieben nicht Gott dienen, sondern dem Menschen. Gott ist so nett. Du kannst jetzt dies bestätigen oder dagegenhalten. So oder so: aber DAS war das Thema von meinem Beitrag.
Du argumentierst hier nicht, und ich denke auch nicht, dass Du meinen Gedankengang nachvollzogen hast, als Du hier antwortetest.Es geht aber vor Gott nicht anders. Wie meinst du verhält es sich bei einem Mord? Hier stößt man nun an die Grenze. Denn du musst dann dein Leben geben, um das zu sühnen, was auch die gerechte Forderung Gottes ist. Nur bist du dann nicht mehr am Leben. Also was hast du von dann von dem Selbst-Opfer? Der andere kommt damit auch nicht mehr zum Leben.
Zippo hatte geschrieben, dass die rechte Herzenshaltung sei, das Leben von einem Tier für seine Sünden zu geben. Ich wies mit meinen Beitrag darauf hin, dass es nicht irgendein Tier war, das geopfert wurde, sondern das Eigentum des Opfernden. Also der opferte was von sich. Wenn es einem selbst kostet, ist es besser. Es zeugt von der Ernsthaftigkeit des Opfers. Nichts anderes liegt auch dem Opferverständnis im Judentum des AT zugrunde. Deswegen gab es sogar für ärmere Menschen, "billigere" Opfer. Da langte dann z.B. eine Taube, statt einem Lamm.
Bei der Vorstellung vom stv. Opfertod Jesu im Sinne der Satisfaktionstheorie macht es sich einfach: man verweist darauf, dass man von sich nichts mehr bringen oder opfern muss, selbst keinen Preis mehr zahlt, weil das tut jemand anders. So einfach. Das hat aber mit der jüdischen Vorstellung von Opfer im AT allerdings nichts mehr zu tun.
Ein vergessener Aspekt (so mein Eindruck) ist auch: bevor ich vor Gott trete und um Verzeihung zu bitten, müsste ich doch eigentlich alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben um den Schaden wieder gut zu machen. Also wenn ich einem anderen die Hand abgetrennt habe, dann hat er einen Nachteil in seinem weiteren Leben. Meine Verantwortung als Täter wäre nun, diesen Nachteil auszugleichen: von finanziellen Entschädigungen bis hin zum Nutzen meiner eigenen Hände in Arbeit für den Betroffenen. Oder gehst Du lieber gleich zu Gott und verweist darauf, dass er ja schon das Opfer vollbracht hat für Dich? Das wäre aber bequem.
Der Widersacher Gottes hat einen Namen: Egoismus. Und man sollte die Dogmen mal darauf prüfen, inwieweit sie nicht dem Wiedersacher, dem Egoismus dienen. Aber das ist nur meine ganz menschliche Meinung.