Re: Es gibt keine These, dass es einen Gott gibt!
Verfasst: Mo 29. Mai 2023, 03:40
Das ist eine Frage, die gemeinhin nur gestellt wird, damit man dann den Gott seiner Wahl als Erklärung für diese "Sonderbarkeit" einsetzen kann, dabei gibt es hier eigentlich gar nichts groß Sonderbares festzustellen.
Wir gehen davon aus, dass (dauerhaft) flüssiges Wasser eine Voraussetzung für die Entstehung von Leben (wie wir es kennen) ist. Um jeden Stern herum lässt sich abhängig von der Leuchtkraft theoretisch ein Bereich finden, in dem Planeten mit passenden atmosphärischen Bedingungen gerade so viel Energie abbekommen würden, dass Wasser dauerhaft in flüssiger Form vorliegen kann. Da geht es dann auch nicht um kleine Bereiche und Formulierungen wie "etwas näher" und "etwas weiter entfernt" werden sehr schnell sehr relativ. Die Erde ist an ihrem sonnennächsten Punkt etwa 5 Millionen Kilometer näher an der Sonne als an ihrem sonnenfernsten. Trotzdem ist bei uns auf der Nordhalbkugel Winter, wenn die Erde der Sonne am nächsten ist und Sommer, wenn sie am weitesten entfernt ist, da hier die Neigung der viel wichtigere Faktor ist, als die Distanz. Ganz allgemein sprechen wir bei habitablen Zonen also von Bereichen die zumindest mal einige Millionen km breit sein können.
Kosmisch gesehen sind "einige Millionen km" natürlich nicht die Welt, aber für uns bereits in einem Bereich, denn wir gar nicht mehr greifen können und die entscheidenden Zahlen werden jetzt sehr schnell sehr viel größer. Die Schätzungen für die Anzahl an Sternen im Universum gehen in den Trilliardenbereich. Wie viele Planeten es gibt, ist schwer zu sagen. Ist unser Sonnensystem mit acht Planeten eher dünn besiedelt oder ein Ausreißer nach oben? Haben die meisten Sterne Planeten oder nicht?
Gehen wir des Arguments wegen mal sehr zurückhaltend an die Sache, viel viel zurückhaltender, als es bisherige Beobachtungen nahelegen würden. Sagen wir 99,99999% aller geschätzten Sterne haben nicht mindestens einen Planeten um sich herumschwirren. Bleiben immer noch mehrer Billiarden Planeten. Jetzt sagen wir, 99,99999% dieser Planeten liegen nicht dauerhaft in der habitablen Zone ihres jeweiligen Sterns. Selbst dann kommen wir noch auf ein paar Hundert Millionen Planeten in habitablen Zonen und damit zu viele als das wir diese Menge richtig erfassen könnten.
Was genau macht die Lage der Erde im Sonnensystem nun also so besonders, dass man eine lenkende Hand als Erklärung dafür benötigt? Wäre die Erde der einzige Planet, dann könnte man eher argumentieren, dass es doch auffälig wäre, dass dieser eine Planet auch noch genau in dem Bereich liegt, der die nötigen Bedingungen für das Entstehen (oder aus kreationistischer Sicht wohl eher das Bestehen) von Leben erfüllt.
Aber gemessen an der Anzahl an Objekten im Universum haut einen Umstand, dass da ein Planet in der habitablen Zone seines Sterns rumhängt, nicht wirklich vom Hocker. Big whoop.