Re: Das Buch Hiob - Historie oder Legende?
Verfasst: Do 9. Jan 2025, 16:07
DAS nimmst du "wörtlich", vielleicht auch noch 6x 24 Stunden? obwohl die Gestirne erst am 4. Tag als Tag-und-Nacht- Generatoren eingesetzt wurden -- aber die Geschehnisse um Hiob stellst du in Frage?Helmuth hat geschrieben: ↑Mi 8. Jan 2025, 06:56Die Genesis ist für mich nicht kompliziert, ich muss ja nichts kreieren, sondern nur glauben, dass Gott die Dinge so gemacht hat.Magdalena61 hat geschrieben: ↑Mi 8. Jan 2025, 01:43 Meiner Meinung nach ist das "Bildersprache", die, wie in der Genesis, einen komplexen Sachverhalt beschreibt; in sehr einfachen Worten und auf menschliche Vorstellungskraft reduziert.
Im Buch Hiob steckt jede Menge Erkenntnis, auch Identifikationspotenzial. Die Art, wie es geschrieben ist, unterscheidet sich freilich von anderen Büchern. Und wenn auch in anderen antiken Völkern eine Hiob-Legende existierte, dann bestätigt das einfach nur, dass Gott auch außerhalb Israels mit Menschen und Völkern agiert(e).
Den Anfang des Buches halte ich für eine konstruierte Einleitung und die Szene mit Satan und den Gottessöhnen nicht für realisisch, sondern für eine Projektion des oder der Urheber(s) mit der Logik: Ein allmächtiger Gott hat die totale Kontrolle über jeden Vorgang in der Welt. Und wenn einem Menschen Leid zustößt, das er "nicht verdient hat", dann hat Gott diese Kontrolle nicht zu 100% wahrgenommen, jedenfalls nicht zugunsten des Betroffenen - eine Schlußfolgerung, die einige Berechtigung hat.
Du hattest ja einige Verse zitiert und gesagt:
Kommt darauf an, wie man die Einleitung des Hiobbuches mit dem Dialog zwischen Gott und Satan einordnet.Diese Worte Gottes sind für mich nicht authentisch. Ich habe gerade authentische Worte zitiert, und diese stehen im Widerspruch zu Hiob 1:6-12.
Das ist doch gerade das Dilemma für Gläubige: Die immer wieder erlebte Unvereinbarkeit unserer Vorstellung von Gott im Hinblick auf seine Verheißungen wie Schutz, Segen, Bewahrung für diejenigen, die Ihm gehorchen und folgen... und der immer wieder erlebten Realität massiver Anfechtungen, Bedrohungen und Verluste.
Dann kommen von "Wohlmeinenen" so Sprüche wie: Es muss alles zum Besten dienen, Gott prüft deinen Glauben im Feuer, um zu sehen, ob du treu bist... es ist verborgene Sünde in deinem Leben... du glaubst nicht genug... jeder, der ernsthaft Jesus nachfolgen will, wird Erfahrungen von Anfeindungen, Ausgrenzung und Verfolgung machen...
Es mag sein, das etwas davon zutrifft, aber oftmals eben nicht, und jemandem, der leidet, dann auch noch die Schuld für seinen Schmerz anzulasten, auf Verdacht hin, obwohl man keine konkreten Gründe nennen kann, ist zynisch, herzlos und pervers.
Offenbar hast du keinen Zugang zum Buch Hiob.
Andere finden sich in Hiob wieder. Vielen Gläubigen ist das Buch zum Trost geworden, sagen einige Statements dazu. Und es ist gut, dass man nicht Untertänigkeit heucheln muss, wenn das Herz etwas ganz anderes sagt. Die drastischen Worte Hiobs lassen Raum für Klage, die dem Menschen Erleichterung bringen kann, weil er aussprechen darf, was ihn bewegt.
Die Genesis?Damit sehe ich das als historischen Tatsachenbericht.
Tatsache: Ja: Gott ist der Schöpfer. Alles andere... also, wie das genau zugegangen ist... in wissenschaftlicher Hinsicht, darüber erfahren wir: Nichts.
Welche?Es gibt zuviele Ungereimtheiten mit den anderen kanonischen Texten.
Jakobus hielt es für erforderlich zu schreiben "Widersteht dem Teufel, dann... "- Jak. 4.Das ist sogar meine feste Überzeugung. Da denken wir mal gleich. Kein Satan hat auch diese Macht. Diese Überhöhung seiner Macht ist leider ein Dilemma von Christen, die sich zuviel mit Satan beschäftigen und zuwenig mit Jesus, der uns zeigt, wie er den erfolgreich abwimmelt.Magdalena61 hat geschrieben: ↑Mi 8. Jan 2025, 01:43 Dass Gott mit Satan um das Glück von Menschen und um Menschenleben schachert, halte ich für ausgeschlossen.
Paulus schreibt, "wir kämpfen nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut, sondern gegen Mächte und Gewalten...Eph. 6. Der Bibelserver ist gerade down, sonst würde ich die Stellen verlinken.
Die "Richtung" der Einleitung des Hiobbuches "stimmt". Allenfalls kann man Gott einen "zulassenden Willen" vorwerfen, und genau das tut Hiob.
Was nützt es denn, die Theodizeefrage auszuklammern und sich angesichts zahlreicher persönlicher und internationaler Katastrophen einen in die Tasche zu lügen und an einem Gottesbild festzuhalten, dass ganz offensichtlich nicht wirklich kompatibel ist mit der Realität? Ehrlicher ist doch ein Glaube, der eben auch sagen oder von mir aus schreien... darf: Ich verstehe das nicht, Gott! Warum ?!? lässt du das zu... warum greifst du nicht ein... wie lange noch?!-- u.a.
Es muss ja nicht alles speziell für dich geschrieben sein. Mir begegnen immer wieder Reels mit Kindern, die unerwartet oder nach Krankheit verstorben sind. Bei vielen weiß man nicht, warum sie so früh sterben mussten. Aber die Worte, die Eltern dazu schreiben, sind herzergreifend.Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen? Ok, und was fange ich damit an?
Für diese trauernden Väter und Mütter kann eine Entlastung darin liegen, die Verantwortung an Gott abgeben zu können, anstatt endlos zu grübeln, ob sie etwas falsch gemacht und damit den Tod des Kindes zu verantworten haben.
Also, willkürlich bestimmt nicht, aber das sagt Hiob ja auch gar nicht.Und meine Frage dazu: ist dem aber wirklich so? Dass Gott gibt, aber willkürlich nimmt?
Wenn ein Haus einstürzt und viele oder alle, die sich darin aufgehalten haben, umkommen-- laut AT sähe man Gott dahinter. Das hätten sie von der eingestürzten Brücke in Genua... 43 Tote... wohl auch behauptet. Oder von dem Unglück in Israel anlässlich einer Hochzeitsfeier mit mindestens 26 Toten und Hunderten Verletzten.
Ein Haus oder eine Brücke stürzen nicht einfach so ein. Nicht grundlos. Und Gott ist nicht zwangsläufig der himmlische Lückenbüßer für menschliches Versagen oder menschliche Bosheit. Diese Rolle nimmt Er nicht an.
Es gibt viele Zeugnisse wunderbarer Bewahrung. Aber es gibt auch die Zeugnisse des Schmerzes.
Aber das führt zu weit.
LG