lovetrail hat geschrieben: ↑Do 21. Jan 2021, 07:42
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Do 21. Jan 2021, 06:18
Was an der Erklärung Jesu zu diesem Gleichnis in Mt. 13 ein wenig verwirrt ist: "Der Acker ist die Welt". Aber wenn man annimmt, der Weizen steht für alle Gläubigen in der Welt und der Lolch für alle Ungläubigen der Welt, dann geht die Rechnung nicht auf.
Das verstehe ich nicht, oder ist da ein "nicht" reingerutscht?
Was halt ein wenig unschön bei dieser deiner (bzw wohl der allgemeinen) Auslegung des Gleichnisses ist:
Man wendet innerhalb desselben Gleichnisses zwei verschiedene Schlüssel an. Denn einerseits relativiert man das starke Bild der beiden Sämänner, welche je gute bzw böse Saat säen auf eine Folge die sich beim Menschen zeigt. Man nimmt diesem Bild also die substantielle Bedeutung.
Gleichzeitig würde man den Vorgang der finalen Einsammlung durch Engel doch substantiell auffassen. Also da werden nicht nur die Ärgernisse an sich eingesammelt sondern der ganze Mensch.
?
Mit den "Ärgernissen" skan'-dal-on
sind die "Kinder des Bösen" gemeint, meine ich. Also Menschen.
Und zwar Menschen, die sich im Reich Gottes aufhalten, die aber kein hochzeitliches Kleid tragen.
oder ist da ein "nicht" reingerutscht?
Nein, das steht absichtlich da.
Der Lolch ist ja dem Weizen "zum Verwechseln ähnlich". Also sind das, meiner Meinung nach, keine Ungläubigen, sondern Christen: Gläubige, die sich zur Gemeinde halten, die aber keine Frucht tragen oder wenn Frucht, dann eine schlechte, giftige Frucht.
Denkst du an den Feigenbaum in
Mt. 21,19? Jesus ließ ihn verdorren.
Oder an den Weinstock und die Reben
Joh. 15,5? Reben, die keine Frucht tragen, sind nutzloser Grünmüll und wandern ins Feuer.
Das Gleichnis sehe ich im Einklang mit
Joh. 8,44. Die Menschen, mit denen Jesus sprach, waren
Nachkommen Abrahams und beriefen sich auf diese Abstammung. Jesus sagte zu ihnen: "
Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Begierden wollt ihr tun." Anders ausgedrückt: "Ihr seid Kinder des Bösen".
Freilich, für eine allgemeine praktische Theologie wäre meine Auslegung eine Zumutung. Denn warum sollte ich denn überhaupt zu einer bösen Saat, als solche erstmal erkannt, predigen? Das wäre sinnlos. Diese radikale Sichtweise würde zudem das Tor für Dämonisierung und Verhetzung weit öffnen.
Zudem widerspräche es unserer Vorstellung von Gerechtigkeit. Wir wollen doch gleiche Chancen für alle, oder etwa nicht?
Ein gerechter Gott MUSS jedem Menschen dieselbe Chance geben, sonst ist Er nicht gerecht. Das schließt die Annahme einer von Gott beschlossenen irreversiblen Vorherbestimmung eines Menschen zum Unheil definitiv aus.
Vielleicht gibt es ja auch eine zweite verborgene Deutungsebene des Gleichnisses, also jene die ich dargestellt habe, welche sozusagen auf Spezialfälle - vor allem in der Endzeit - anzuwenden ist.
Ähm. Ich hab's nicht verstanden. Kannst du nochmal einen Versuch unternehmen, mir deine Sichtweise zu erklären?
LG