Magdalena61 hat geschrieben: ↑Di 23. Apr 2024, 00:52
Der Brief wurde definitiv von jemandem geschrieben, der sich in den Schriften sehr gut auskannte. Ein Prophet, ein Lehrer?
Der Lehrer schreibt "verglichen":
Heb 7,3 hat geschrieben: Ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister, weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens habend, aber dem Sohn Gottes verglichen, bleibt Priester auf immerdar.
Deine ÜS ist da leider mal wieder mangelhaft. Aber so ist eben Dogamtik. Man übersetzt schon so, wie man theologisch denkt, und nicht wie der Autor dem Sinn nach schreibt. Daher muss zu einer brauchbaren Exegese der Urtext angesehen werden.
Das Verb des Satzes lautet nicht "ist", sondern "vergleichen". "Melchsisedek ist nicht ohne Vater und Mutter" ist also nicht die Satzaussage (wie es im Griechischen Grundtext auch nicht so steht), sondern Melchisdek wird
verglichen mit dem Sohn Gottes. Das ist die Aussage.
Der Sohn Gottes, mit dem er verglichen wird, hatte allerdings eine leibliche Mutter. Insofern stimmt der Vergleich nicht ganz. Der Lehrer hätte die Mutter weglassen müssen. Und er hatte auch ein Geschlechstregister, die zweite Abweichung. Das Lk-Ev bezeugt seine Herkunft. Der Lehrer hatte wahrscheinlich nur den Vater, also Gott im Blick. Doch wie auch immer, es bleibt nur ein Vergleich.
Was genau ist nun ein Vergleich? Das Wort Gleichnis kommt davon und damit vergleicht z.B. Jesus viele geistliche Aspekte mit natürlichen Dingen. Ist das Wort Gottes aber ein Samenkorn, weil er es damit vergleicht? Gemeint wäre z.B. das physische wie Weizen?
So ist das Sache der Lesekompetenz, dass man sogenannte Vergleiche bzw. Gleichnisse nicht 1:1 wortwörtlich anstellen darf, sondern den geistlichen Gehalt darin suchen muss.
Damit wieder zum Thema:
Es wird thematisiert, dass Gott keinen Sohn hat, wenn er trinitarisch gedacht wird. Und das ist eine für mich sogar logische Aussage. Sie ist nicht wahr, aber ein logischer Schluss, wenn man trinitarisch denkt. Dagegen ist noch kein greifbares Gegenargument seitens der Trinitarier gekommen.
Das Proklamieren von Dogmen mit dem Verweis auf oft zusammenhanglose Biblestellen ist kein Gegenbeweis, sondern entspricht menschlichem Denken, wenn dabei immer wieder der Kontext übergangen wird bzw. man die Leseart (bzw. Übersetzung) bereits dogmatisch vornimmt.
Die korrekte Exegese muss immer so erfolgen: Was meint der Autor, und nicht wie lese (verstehe) ich seine Aussage. Die Problematik der ÜS habe ich wieder mal gezeigt, dass die schon mangelhaft vorgenommen wird, worauf ich immer wieder hinweise. Trinitarisch Indoktrinierte wollen leider nicht mehr umdenken. Damit treten sie weiter am Stand.