Re: Hitler-Deutschland
Verfasst: Sa 21. Okt 2017, 18:08
Ja klar. Google mal nach "Reichskristallnacht und Luthers Geburtstag".closs hat geschrieben:Sicherlich gibt es dazu Arbeiten.
Community für Menschen auf der Suche nach Gott
https://4religion.org/
Ja klar. Google mal nach "Reichskristallnacht und Luthers Geburtstag".closs hat geschrieben:Sicherlich gibt es dazu Arbeiten.
Eine konservative Denkweise wird heute gerne mit dem Nationalsozialismus assoziiert, aber das ist eine irreführende Gleichsetzung, denn der Nationalsozialismus war eine moderne Massenbewegung und es gab einen christlich-konservativen Widerstand gegen ihn. Ebenso gibt es zahllose Aussagen von Nazis, die sich zweifellos gegen das Christentum gerichtet haben. Schon alleine deshalb, weil die Mutter-Religion das Judentum ist. Hier ein Ausschnitt aus einem Brief von Martin Bormann - Reichsleiter und Chef der Parteikanzlei - vom 7. Juni 1941 ging an alle Gauleiter der NSDAP:closs hat geschrieben:Eine der gesellschaftlichen Steilvorlagen ist die Benennung von allem als "braun", was rechts eines gewollten Gesellschaftsbildes ist - ich weiß bis heute nicht, wieviele der AfD-Mitglieder WIKRLICH "braun" sind: 5%? 50%?
Zwar haben sich die Nazis kurzfristig zum Christentum bekannt, um sich die Unterstützung der Christen zu sichern (durch die Unterstützung der katholischen Zentrumspartei kamen sie schließlich an die Macht), aber das langfristige Ziel war die Ersetzung des Christentums durch die nationalsozialistische Ideologie. Oder besser gesagt seine restlose Vernichtung. Die Idee, dass Jesus Christus das Haupt der universalen christlichen Gemeinde, der ekklēsía ist (Eph 4,12–16 EU, Kol 1,18 EU) ist inhaltlich unvereinbar mit dem Führerkult der Nazis. Oder man denke an solche Sätze: “Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!” (Apostelgeschichte 5,29b) da die Nazis das Christentum nicht offen bekämpfen konnten, mussten sie subtilere Mittel anwenden. So schrieb beispielsweise Alfred Rosenbergs sein Buch Der Mythus des 20. Jahrhunderts (erschienen Anfang 1930), welches er gegen alles„Undeutsche“ und „Artfremde“ im Christentum richtete. Interessant finde ich, dass er darin den Marxismus und das katholische Christentum als zwei Facetten desselben jüdischen Geistes angriff.Kein Mensch würde etwas vom Christentum wissen, wenn es ihm nicht in seiner Kindheit von den Pfarrern eingetrichtert worden wäre. Wenn also unsere Jugend künftig einmal von diesem Christentum, dessen Lehren weit unter den unseren stehen, nichts mehr erfährt, wird das Christentum von selbst verschwinden[...] Immer mehr muss das Volk den Kirchen und ihren Organen, den Pfarrern, entwunden werden. Selbstverständlich werden und müssen, von ihrem Standpunkt betrachtet, die Kirchen sich gegen diese Machteinbuße wehren. Niemals aber darf den Kirchen wieder ein Einfluss auf die Volksführung eingeräumt werden. Dieser muss restlos und endgültig gebrochen werden.
Merkst Du was? Vorallem die Protestanten haben sich dem damaligen Zeitgeist unterworfen. Heute wird oft beklagt, dass sich Christen - insbesondere katholische Christen - nicht an den herrschenden Zeitgeist anpassen, während gleichzeitig kritisiert wird, dass sie es damals getan haben. Genau das zeigt doch, was dabei heraus kommt.Pluto hat geschrieben:Ja klar. Google mal nach "Reichskristallnacht und Luthers Geburtstag".closs hat geschrieben:Sicherlich gibt es dazu Arbeiten.
Habe ich gemacht - spontan habe ich etwas gefunden in Richtung "Man wollte beides verknüpfen".Pluto hat geschrieben:Google mal nach "Reichskristallnacht und Luthers Geburtstag".
So sehen es meines Wissens auch die seriösen Historiker - einfach weil man es nicht ignorieren kann.Novalis hat geschrieben:das langfristige Ziel war die Ersetzung des Christentums durch die nationalsozialistische Ideologie. Oder besser gesagt seine restlose Vernichtung.
Richtig.Novalis hat geschrieben: Vorallem die Protestanten haben sich dem damaligen Zeitgeist unterworfen. Heute wird oft beklagt, dass sich Christen - insbesondere katholische Christen - nicht an den herrschenden Zeitgeist anpassen, während gleichzeitig kritisiert wird, dass sie es damals getan haben.
Warum war der Protestantismus so anfällig dafür? Das halte ich für eine wichtige Frage. Vielleicht weil die Anbindung an die größere Tradition fehlt. So jemand wie Rembremerding kann man einfach nicht so leicht über das Ohr hauen.closs hat geschrieben:Richtig.Novalis hat geschrieben: Vorallem die Protestanten haben sich dem damaligen Zeitgeist unterworfen. Heute wird oft beklagt, dass sich Christen - insbesondere katholische Christen - nicht an den herrschenden Zeitgeist anpassen, während gleichzeitig kritisiert wird, dass sie es damals getan haben.- Der Protestant Bonhoeffer war ein "Heiliger" gegen einige protestantische Ströme (von DEM Protestantismus kann man nicht sprechen, weil dieser schon immer ein Sammelbegriff für Unterschiedlichstes ist).
Vielleicht hierzu als kleine Info folgendes:closs hat geschrieben:Der Protestant Bonhoeffer war ein "Heiliger" gegen einige protestantische Ströme (von DEM Protestantismus kann man nicht sprechen, weil dieser schon immer ein Sammelbegriff für Unterschiedlichstes ist).
An anderer Stelle habe ich einmal etwas über Protestanten und ihr Verhältnis zur Obrigkeit verfasst. Vielleicht hilft das, etwas verkürzt, weiter:Novalis hat geschrieben: Warum war der Protestantismus so anfällig dafür? Das halte ich für eine wichtige Frage. Vielleicht weil die Anbindung an die größere Tradition fehlt.
Zwei Gründe sehe ich:Novalis hat geschrieben:Warum war der Protestantismus so anfällig dafür? Das halte ich für eine wichtige Frage.
Genau das - es gibt extrem unterschiedliche Protestanten - die Konservativen unter ihnen verzweifeln fast.Rembremerding hat geschrieben:Die “Dahlemiten” wurden in der Nazi-Zeit erbittert verfolgt
War da möglicherweise auch Gustav Heinemann dabei?Rembremerding hat geschrieben: Zu dieser Fraktion, den so genannten “Dahlemiten” gehörten neben Bonhoeffer auch Pfarrer Martin Niemöller und der Theologe Karl Barth.
Zur Bekennenden Kirche gehörte er schon, aber, so viel ich weiß, nicht zu den Dahlemiten. Die Bekennende Kirche war auch in zwei Flügeln geteilt: Die "Barmer", die keine Spaltung wollten und die Dahlemiten, quasi die Hardliner. Verfolgt wurden sie alle (obwohl Heinemann auch in 2 NS-Organisationen war).closs hat geschrieben:War da möglicherweise auch Gustav Heinemann dabei?Rembremerding hat geschrieben: Zu dieser Fraktion, den so genannten “Dahlemiten” gehörten neben Bonhoeffer auch Pfarrer Martin Niemöller und der Theologe Karl Barth.
Ein gutes Beispiel dafür, wie komplex all diese Fragen sind - kein Terrain für ideologische Kurzantworten.Rembremerding hat geschrieben:Zur Bekennenden Kirche gehörte er schon, aber, so viel ich weiß, nicht zu den Dahlemiten. Die Bekennende Kirche war auch in zwei Flügeln geteilt: Die "Barmer", die keine Spaltung wollten und die Dahlemiten, quasi die Hardliner. Verfolgt wurden sie alle (obwohl Heinemann auch in 2 NS-Organisationen war).
So etwa viele Lutheraner.closs hat geschrieben:es gibt extrem unterschiedliche Protestanten - die Konservativen unter ihnen verzweifeln fast.