Sunbeam hat geschrieben: ↑Do 11. Mär 2021, 16:22
Wörtlich übersetzt heißt dieses Vox Populi Vox Dei zuerst einmal = Volkes Stimme ist Gottes Stimme, und ich bin fest davon überzeugt, das es in diesem Forum viele Christen gibt, die die tiefe Bedeutung dieses Ausspruchs erkennen.
Das ist aber historisch falsch verstanden - Du hast es sozusagen positiv demokratisiert. - Historisch bedeutet es etwas ganz anderes, wie wik weiß:
Die Vorstellung von der Macht der öffentlichen Meinung als etwas Göttlichem findet sich bei Hesiod in Werke und Tage: „Nie wird ganz ein Gerücht sich verlieren, das vielerlei Volkes häufig im Munde geführt; denn ein Gott ist auch das Gerücht selbst“
Hesiod ist nun wahrlich kein Katholik, hat es aber ersichtlich genauso kritisch gemeint wie Alkuin.
Aber Deine demokratisch-positiv gewendete Interpretation erklärt natürlich, warum Medien interessiert sind, möglichst viele Menschen zu beeinflussen - denn sie schaffen sich damit ihre Götter.
Sunbeam hat geschrieben: ↑Do 11. Mär 2021, 16:22
Das ist jetzt aber originaler Lovetrailismus!
Naja - "amerikanische Verhältnisse" in puncto Medien und Volksverdummung haben wir doch sehr real mitgekriegt, oder nicht?
Sunbeam hat geschrieben: ↑Do 11. Mär 2021, 16:22
Die Aufklärung der Meiden, über den weltweiten Missbrauch an Kindern der katholischen Offiziere und Unteroffiziere, hier als fuchsjagdmäßig zu verunglimpfen, das ist finsterste katholische Steinzeit-Demagogie.
Du vergisst dabei, dass dies keiner tut (habe zumindestens noch keinen kennengelernt, der sowas tut). - Aber ich sehe, was DU tust: Du tust etwas typisch Mediales, indem Du einen semantisch jederzeit überprüfbaren Satz von mir in DEINE Welt übersetzt und ihn dann so kommentierst, als stamme die Version meines Satzes in DEINER Welt dem, was ich gesagt habe.
Um inhaltlich darauf einzugehen: Über "Aufklärung" der Medien wird sich (hoffentlich) niemand aufregen. - Wenn also eine Zeitung sagt "Wir haben uns umgehört und haben noch 100 Leute gefunden, die behaupten, von Geistlichen missbraucht worden zu sein", ist das bester Journalismus. - Trotzdem müssen Medien genauso wie unsereins in den sauren Apfel beißen, wenn die Gerichte sagen (müssen), dass meinetwegen 98% dieser 100 Beschuldigungen verjährt sind, also gar nicht verfolgt werden können - was zur bitter anmutenden Konsequenz führt, dass Beschuldigte als unschuldig zu behandeln sind - so ist nun mal unsere säkulare Verfassung. - Dann ersatzweise Richter zu spielen, geht nicht, selbst wenn man dafür Beifall kriegt.
Sunbeam hat geschrieben: ↑Do 11. Mär 2021, 16:22
hätte die katholische Kirche selbst, also selbst die Weltöffentlichkeit umfassend und erschöpfend in dem Maß über diese pervertierte Kinderschänderei informiert
Nein, da kirchenrechtlich Reue und Buße entscheidend sind (und übrigens auch schon vor diesem Skandal an nachgewiesene Opfer Zahlungen geleistet wurden - allerdings erst seit den 90er Jahren, wie mir ein in der Diözese Zuständiger mal gesagt hat). - Eine Änderung gab es, als Leutheusser-Schnarrenberger vor plusminus 10 Jahren als Justizministerin mit den Kirchen abgesprochen hat, dass ab sofort das säkulare Recht uneingeschränkt und sofort gilt, wenn ein Missbrauchsfall bekannt wird. Das war noch vor dem Aufkommen der Missbrauchs-Affäre.
Solche eher differenzierten Hintergründe sind medial nicht zu erfahren - genauso wenig, dass es seit ca. 2015, eben weil damals den Kirchen-Oberen das Ausmaß der Beschuldigungen und mutmaßlichen Tätern in den eigenen Reihen bewusst wurde, einen knüppelharten Verhaltenskodex gibt, wonach (um einen Insider zu zitieren) ein Geistlicher sich heute nicht mal traut, einem Kind die Schnürsenkel zu binden. - Insofern würde mich interessieren, welche neuen Fälle es seit 2010 rum überhaupt gibt - laut Aussage meines Bistums-Verbindungs-Menschen in seinem Bistum kein einziger. - Auch solches ist medial nicht zu erfahren.
Das wirkliche Verdienst der Medien in dieser Sache ist in der Tat, dass ohne deren Recherchen das Ausmaß der Beschuldigungen und mutmaßlichen Täter nicht bekannt geworden wäre - das ist uneingeschränkt gut. - Aber seitdem wird so berichtet, als würde es gute Nachrichten dazu gar nicht geben DÜRFEN, weil sonst die Story kaputt ist. - Und da ist wieder meiner Frage: Wem schadet das mehr? Der Kirche oder der Gesellschaft?