"Unschärfen" in Bibeltexten?

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ProfDrVonUndZu
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Magdalena61 hat geschrieben: Do 13. Jan 2022, 21:28 Hier ist eine Übersetzung, die sich "nah am griechischen Wortlaut und der Wortfolge " hält und das, was nicht im Original steht, in eckige Klammern setzt, so, wie das in älteren Elberfelder- Übersetzungen der Fall war.
„Jakob zog nicht nur hinab nach Ägypten, er beschloss dort auch [sein Leben]. Er selbst genauso wie unsere Stammväter. [Nach ihrem Sterben, das nach und nach über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren geschah] wurden sie [nämlich Josef und seine Söhne] sowohl gebracht nach Sichem als auch gebracht [nämlich Jakob und die anderen Erzväter] in die Grabstätte, die Abraham gekauft hatte. [Diese Gräbstätten wurden gekauft] für den Gegenwert von Geld von den Nachkommen Hamors in Sichem [und von Efron, dem Hetiter, in Hebron].“
bibelbund.de
Für mein Gefühl kommt das hin.
Die genannten Patriarchen wurden sowohl in Sichem als auch in Mamre bestattet.
Auch die Herleitung ist interessant zu lesen.
LG
Ich weiss nicht, was so dramatisch sein soll, wenn Stephanus etwas verwechselt haben soll. Er bezieht sich wahrscheinlich nur auf
Josua 24,32 Und die Gebeine Josephs, welche die Kinder Israel aus Ägypten heraufgebracht hatten, begruben sie zu Sichem auf dem Stück Feld, welches Jakob von den Söhnen Hemors, des Vaters Sichems, gekauft hatte um hundert Kesita; und sie wurden den Kindern Joseph zum Erbteil.
Man sollte ja berücksichtigen, dass er in einer bedrängenden Situation war und sicher keine Schriftrollen im Gepräck dabei hatte. Lukas gibt Stephanus Aussagen unkommentiert wieder. Warum hätte er ihn berichtigen sollen ? Jeder spätere Schreibstubengelehrte hätten den Fehler schnell gefunden. Es spricht aber für die Authentizität des Zeugnisses, wenn man den Fehler beibehält. Inhalte der in der Schrift wiedergegebenen mündlichen Zitate sollten nicht mit der Autorität der Schrift verwechselt werden.
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Oleander
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Oleander »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 15. Jan 2022, 18:54 Ich weiss nicht, was so dramatisch sein soll, wenn Stephanus etwas verwechselt haben soll.
Ich hab den Verlauf des Forumsgespräch jetzt nicht so genau verfolgt,war das eine direkte Aussage des Stephanus oder eine Aussage des Verfassers , der es niederschrieb?
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
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Helmuth
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Helmuth »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 15. Jan 2022, 18:54 Es spricht aber für die Authentizität des Zeugnisses, wenn man den Fehler beibehält. Inhalte der in der Schrift wiedergegebenen mündlichen Zitate sollten nicht mit der Autorität der Schrift verwechselt werden.
Amen! Hier sprechen wir mal eine gemeinsame Sprache. :thumbup:
Das finde ich gut, auch wenn wir nicht immer harmonieren.

Stephanus ist ein Zeuge ersten Ranges für das Evangelium, zumal er um Jesus willen sogar sein Leben lassen musste. Man muss mal aufräumen mit der unheiligen Doktrine alle Schrift sei inspiriertes Wort Gottes.

Was lernt man aus dieser Begebenheit? Wenn Menschen getrieben vom HG reden, dann ist das nicht gleichbdeutend, dass sie völlig irrtumsfrei alles sprechen, sondern dass der HG ihre Botschaft mit Vollmacht bestätigt. Im Grunde passierte auch nichts Aufsehenerregendes als er die Stationen der Heilsgeschichte recht kompakt vorgetragen hatte. Vielleicht langweilte sich der Hohe Rat schon.

Erst also er den Hohen damit konfrontiert hatte, dass sie allezeit dem HG widersteben, dann rührten sich die Geister und auch der HG meldete sich zur Stelle, ob er hier in Vollmacht oder in Vermessenheit geredet hätte. Wenn Stephanus im Todeskampf ringend den Himmel offen gesehen hatte und Jesus zur Rechten sitzend, dann war das die Bestätigung Gottes, die ihm der Herr zukommen hat lassen, dass er in seinen Namen auch recht geredet hatte.

Und wenn wer meint er hätte nicht den HG Gottes, weil er den Käufer des Grabes nicht völlig korrekt im Gedächtnis hatte, nun dann zeigt es, welch falsches Gewicht man einer Sache gibt bei der Beruteilung, wer in Gottes Auftrag redet und handelt und wer nicht. Möge das jeder selbst beurteilen, ob das was mit Liebe zu Gott und Menschen zu tun hat.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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ProfDrVonUndZu
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Oleander hat geschrieben: Sa 15. Jan 2022, 19:11
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 15. Jan 2022, 18:54 Ich weiss nicht, was so dramatisch sein soll, wenn Stephanus etwas verwechselt haben soll.
Ich hab den Verlauf des Forumsgespräch jetzt nicht so genau verfolgt,war das eine direkte Aussage des Stephanus oder eine Aussage des Verfassers , der es niederschrieb?
In Apostelgeschichte 7,16 hätte eigentlich statt Abraham der Name Joseph stehen müssen. Abraham kaufte auch ein Grab, aber das hat mit dem Kauf Josephs nichts zu tun. Lukas hat uns die mündliche Rede des Stephanus überliefert. Möglich, dass er den Fehler gemacht hat, aber wahrscheinlicher ist das nicht, da er selber viel mehr als geübter Protokollant erscheint. Es gibt keinen Grund selbiges auch für Stephanus anzunehmen.
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Corona
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Corona »

Magdalena61 hat geschrieben: Sa 15. Jan 2022, 00:33
Corona hat geschrieben: Fr 14. Jan 2022, 12:10 Wo sind den Bewiese für so etwas. Behaupten und einen Text zurechtbiegen kann jedermann.
Nimmst du eine Interlinear zur Hand zeigt sich der Bibelbund widerlegt.
Du hast die Seite nicht zufällig gelesen?
... als auch die Absicht in der Predigt von Stephanus zu erkennen, die zu dieser Verkürzung geführt hat. Leider ist das in den meisten Übersetzungen des Verses nicht mehr zu erkennen.

Zuerst einmal würde ich darum nicht, wie es in den meisten Übersetzungen gemacht wird, die beiden ersten Satzteile von Vers 16 als Folge übersetzen, sondern als parallele Glieder:

„Und sie wurden nach Sichem gebracht und sie wurden in das Grab gebracht, das Abraham gekauft hatte“.

Das „und … und“ kann man auch mit „sowohl … als auch“ übersetzen.
bibelbund.de
Zwei kleine Wörtchen... "sie wurden"... und den angeblichen Widerspruch kannst du frühstücken. Ich füge die beiden Worte in die Lutherübersetzung ein, dann lautet der Vers:
Apg.7,16 (LUT): und sie wurden nach Sichem herübergebracht und [sie wurden] in das Grab gelegt, das Abraham für Geld gekauft hatte von den Söhnen Hamors in Sichem.
Wenn du dich über die Kompetenz der Gelehrten, die für den Bibelbund schreiben, informieren möchtest: Hier ist die homepage bibelbund.de

LG
Selber was reinbasteln, an anderen Orten was weglassen.
Wir basteln uns eine Bibel. :lol:
Jer 23
Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da werde ich dem David einen gerechten Sproß erwecken; In seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel sicher wohnen;
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ProfDrVonUndZu
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Michael hat geschrieben: Sa 15. Jan 2022, 19:12 Und wenn wer meint er hätte nicht den HG Gottes, weil er den Käufer des Grabes nicht völlig korrekt im Gedächtnis hatte, nun dann zeigt es, welch falsches Gewicht man einer Sache gibt bei der Beruteilung, wer in Gottes Auftrag redet und handelt und wer nicht. Möge das jeder selbst beurteilen, ob das was mit Liebe zu Gott und Menschen zu tun hat.
Für jemanden der nicht studiert hat (siehe Johannes 7,15) ist es schon erstaunlich genug, dass er in dieser Situation die Geschichte aus dem Gedächtnis so kompakt zusammen bekommt. Das ist keinesfalls selbstverständlich, denn wir haben heute die Texte sehr schnell und einfach zugänglich und mühelos vergleichbar vorliegen. Normale Leute damals hatten gar keine Schriftrollen in privater Hand und nur Zugang zu den Texten über die Lesungen am Sabbat.
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Corona
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Corona »

Und noch in elgantem Griechisch. Erstaunlich für Fischersleut.
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ProfDrVonUndZu
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Corona hat geschrieben: Sa 15. Jan 2022, 19:36 Und noch in elgantem Griechisch. Erstaunlich für Fischersleut.
Eher unwahrscheinlich, dass die Rede ursprünglich griechisch gesprochen wurde. Wenn, dann in dem Fall, wenn Stephanus ein Diasporajude war, aber es sieht auch nicht danach aus, als würde er aus der Septuaginta rezitieren. Lukas war da auch noch gar nicht dabei. Neben eigenen Miterlebnissen beruft er sich ja vor allem auf Zeugenaussagen.
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Opa Klaus
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Opa Klaus »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 15. Jan 2022, 19:33 Für jemanden der nicht studiert hat (siehe Johannes 7,15) ist es schon erstaunlich genug, dass er in dieser Situation die Geschichte aus dem Gedächtnis so kompakt zusammen bekommt. Das ist keinesfalls selbstverständlich, denn wir haben heute die Texte sehr schnell und einfach zugänglich und mühelos vergleichbar vorliegen. Normale Leute damals hatten gar keine Schriftrollen in privater Hand und nur Zugang zu den Texten über die Lesungen am Sabbat.
>erstaunlich genug ist auch heute immer noch dass z.B. in manchen Berufen das Gedächtnis Höchstleistungen vollbringt, ganz ohne moderne Gedächtnisstützen.
Wer sich per 'Kopfkino' mal lebhaft in die Zeit der Apostel versetzt,
wird erkennen, wie wenig Gedächtnisstützen die hatten
und wie stark sie auf ihr trainiertes Gedächtnis angewiesen waren.
Da könnten wir verweichlichten heute, nach 2000 Jahren nicht mithalten und nie Vergleiche ziehen.
Ich versteh das so wie dargelegt .weil ich mir bewusst bin, ich könnte total daneben liegen. www.prueter.eu und www.weltverbesserung.eu "Der schrecklichste der Schrecken ist der Mensch in seinem Wahn"
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Helmuth
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Re: "Unschärfen" in Bibeltexten?

Beitrag von Helmuth »

Corona hat geschrieben: Sa 15. Jan 2022, 19:36 Und noch in elgantem Griechisch. Erstaunlich für Fischersleut.
Die meisten NT-Berichte fasste man in Koine ab, wobei ich davon ausgehe, dass Lukas zur gebildeten Schicht gehört hatte. Dass Stephanus vor dem Hohen Rat Griechisch geredet hätte halte ich für einen guten Witz deinerseits, aber mehr auch nicht. :)

Wir stimmen soweit überein, dass man die Schriften nicht wie ein Abnickaffe lesen sollte, sondern auch mit Verstand. Nur funktioniert der leider bei vielen nicht, wie er sollte. Er ist entweder durch den Unglauben oder durch dogmatische Verblendung verformt. Beides liefert falsche Ergebnisse, nur bewertet Gott das auch unterschiedlich.

Ich meine, wenn ausgebildete Theologen über den simplen Fakt stolpern, dass sie nicht merken, dass das Grab, das Stephanus anspricht, nicht von Abraham gekauft wurde, dafür aber seitenlange Abhandlungen schreiben, um daraus am Ende doch noch eine korrekte Aussage machen zu wollen, welche Art Verstand macht das?

Wäre es ein einmaliger Irrtum, wäre das eine normale und übliche menschliche Fehlleistung, der wir alle unterliegen. Das kann man korrigieren, worum ich mich her abmühe, wiewohl ich ebenso nicht irrtumslos bin. Wenn dies aber zur Methodik wird, mit der alle Unschärfen wegerklärt werden sollen, so ist ein solcher Geist verformt.

Ein Erkennungsmerkmal meine ich an solchen zu beobachten. Sie lehren in keiner Vollmacht mehr, es ist kraft- und saftlos, was sie für den Herrn bewirken, sprich das überzeugt niemand. Sie sind Weise, die in ihrer Weisheit zu Toren geworden sind. Man kann dieses Wort an ihnen anwenden:
Mk 1,22 hat geschrieben:Und sie erstaunten sehr über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten.
Darf ich das mal mit meiner Wiener Seele ausdrückem, wie dieses Wort bei mir ankommt:
Helmuth hat geschrieben: "Do woans gaunz baff, wäu' er hot eana zagt, wos Soche is und wo's laug geht und ned so wia de Wappla, die ober'scheit'n Biwe-wixer, die vü Wossa und dabei a no auf Wichtig moch'n, auwa an Dreck drauf hob'n.
Jesus und die Apostel lehrten getrieben vom HG, was bei etlichen jüdischen Pharisäern und Schriftgelehrten der damaligen Zeit nicht der Fall war. Darum hatte das, was sie lehrten, auf das Volk auch keine große Wirkung.

Interessanterweise war Lukas weder Apostel noch Prophet noch Lehrer noch sonst wie von Gott berufen, wie es ein Petrus oder Paulus war. Ja er war nicht einmal Jude. Er schrieb seine Berichte sogar nur für eine einzige Person. Dennoch erhalten wir von ihm zwei bedeutende Werke allererster Güte für das gesamte NT.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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