Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?
Verfasst: So 26. Mär 2017, 16:19
Dieses Post hatte eine bestimmte Würze, von daher kann ich nicht sagen wie explosiv der Geschmack ist.
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Du hast es richtig erkannt eine Grundlegende Reform im Christentum ist nicht möglich aber auch nicht nötig. Handelt ein Christ nach den Werten Christi wie dieser sie gelehrt hat, so braucht es keine Reform.Agent Scullie hat geschrieben:Im Fall des Christentums wird eine Neuerung, die die christliche Lehre, also die Lehre Jesu Christi, selbst verändern würde, vielleicht nicht ausdrücklich in der Bibel verboten, aber ich wage mal zu behaupten, dass die Mehrzahl der Christen eine solche Neuerung doch als mit der Bibel unvereinbar ansehen würde. Kommt also auf eins aus.
Wenn ich länger darüber nachdenke, muss ich dir prinzipiell recht geben, stimmt. Letzten Endes ist das ja eines der Grundproblemen von Buchreligionen, die sich auf eine Heilige Schrift beziehen, da sie (meist?) nicht reformierbar sind. Woberi Jesus der Sage nach das Judentum reformiert hat. Aber auch hier stimmt es ja nicht, denn das Judentum blieb erhalten und er hat nur eine neue Religion begründet.Agent Scullie hat geschrieben:Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread durchgelesen, würde diese Thematik aber gerne noch einmal aufgreifen: eine Religion, sei es nun der Islam, das Christentum oder sonst eine religiöse Lehre, kann nicht reformiert werden. Auch das Christentum wurde nie reformiert. Was in Zusammenhang mit dem Christentum tatsächlich reformiert wurde, war nicht die Religion selbst, sondern einmal die religiöse Institution, also die Kirche, einmal in Form der Reformation zu Beginn zu des 16. Jahrhunderts und dann noch durch kleinere Reformen, und zum zweiten der Staat, indem er, was du, Tyrion, hier ansprichst, aufhörte, sich als weltlicher Verteidiger der Lehre Christi zu sehen, und seinen Bürgern die Freiheit des religiösen Bekenntnisses gewährte (wie z.B. erstmalig unter Friedrich dem Großen, "In meinem Staat soll jeder nach seiner Façon selig werden").
Dennoch gibt es hier auch Menschen, die die Richtung definieren, wie man welche Koransure und welchen Ausspruch des Propheten zu interpretieren hat. Es müsste folglich eine eigene Institution erschaffen werden (die erstmal nicht anerkannt wird, fürchte ich).Übertragen wir das nun auf den Islam, so ist zunächst einmal festzustellen, dass es, zumindest im sunnitischen Islam, keine der Kirche vergleichbare religiöse Institution gibt, die reformiert werden könnte.
Klar - es geht ja auch um eine überstaatliche Reformation. So wird es heutzutage wohl nicht möglich sein, einen eigenen, großen, repressiven Kirchenstaat zu etablieren (den es ja mal gab - der Vatikan ist ja nur ein Rudiment davon, das übrig ist). Insofern hat sich (bis auf die radikalen Extremchristen) das gesamte Christentum in sich geändert. Auch in der Auslegung. Früher wurde das "Gewaltverbot" so nicht erkannt und gesehen, heute schon. Bereits so eine "Kleinigkeit" würde reichen (und hat beim Christentum halbwegs gereicht).Was Reformen des Staates anbetrifft, so hat es die in diversen muslimisch geprägten Ländern auch schon gegeben, so z.B. in der Türkei unter Atatürk, auch wenn Herr Erdogan auch da an einer Gegenreformation arbeitet.
Das wäre traurig, weil sich dann nichts ändern würde. Der Islam könnte nur überstaatlich friedlicher ausgelegt werden, aus der Gemeinschaft der Gläubigen selbst getragen werden. Die Heiligen Schriften sind zumindest dermaßen widersprüchlich, dass man vom Gotteskrieger bis hin zum nächstenliebenden Pazifist alles herauslesen kann (egal, ob Moslem oder Christ betreffend). Da kann man anpacken. Leider auch in die Gegenrichtung, was der sunnitische Islam zeigt (z. B. IS) oder auch das Christentum ("widergeborene" Christen, andere radikale Sekten -die zum Glück offiziell nicht am Gewaltverbot nagen - wobei ich dem Braten da nicht traue).Fazit: eine Reform des Islam, d.h. der Religion selbst, kann es nicht geben, weil es die bei keinen Religionen geben kann, Reformen des Staates sind in muslimisch geprägten Ländern hingegen durchaus möglich, ebenso Reformen des Klerus, soweit ein solcher im Islam existent ist, wie etwa im Iran oder in Saudi-Arabien.
Doch, denn es gibt eine geistige Evolution des MenschenAgent Scullie hat geschrieben:Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread durchgelesen, würde diese Thematik aber gerne noch einmal aufgreifen: eine Religion, sei es nun der Islam, das Christentum oder sonst eine religiöse Lehre, kann nicht reformiert werden.
»Noch vieles habe ich euch zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird. Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden.«
(Johannes 16:12- 14)
"Daraus geht hervor, dass Mohammed der verheißene Tröster ist." Quelle: Muhammad in der Bibel
So interpretieren es Muslime. Das ist sicher ein klassisches Beispiel dafür, wie unterschiedlich Menschen solche Worte interpretieren könnenfin hat geschrieben:»Noch vieles habe ich euch zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird. Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden.«
(Johannes 16:12- 14)
"Daraus geht hervor, dass Mohammed der verheißene Tröster ist." Quelle: Muhammad in der Bibel
Doch wie kommen wir zu einem Welt-Ethos? Ich denke, dass die Religion am ehesten von sich behaupten kann, die Wahrheit im höchsten Sinne zu spiegeln, die einen solchen die Menschen verbindenden Ethos am Besten vermittelt. Eloquente und erhabene Gedanken und theologische Systeme bringen im Grunde nichts, wenn sie sich nicht im Sein manifestieren. Christen haben da zum Glück ein ganz konkretes Vorbild, an dem sie sich orientieren können, wenn es um die Frage geht, was rechtes Sein und Tun, wahres Leben bedeutet:„Eine Weltepoche, die anders als jede frühere geprägt ist durch Weltpolitik, Welttechnologie, Weltwirtschaft und Weltzivilisation, bedarf eines Weltethos.“ Hans Küng, 1993
Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. (Joh 14,6; EU)
Da sind wir ja mal einer Meinung. Stimmt - wir brauchen eine gemeinsame Wertegrundlage, eine globale Ethik, die Leid mindern und Glück und Zufriedenheit fördern soll.Novalis hat geschrieben:[Ich sehe es so: die Menschheitsfamilie braucht einen gemeinsamen weltweiten Ethos, wenn sie eine Zukunft haben will
Und schon kommt ein abwertender Hammer. Mit welchem Recht spielst du dich als der auf, der "mit Sicherheit" weiß, dass säkular (ich versuche, deine Ismen mal außen vor zu lassen, insbesondere das beleidigende Verwenden von "Nihilismus") kein "Weltethos" generiert werden kann? Das diskreditiert deine "guten" moralischen Werte zu reinem Hochmut und sich über andere Stellen. Das ist ein Problem von Menschen, die meinen, sie seien wegen ihres Glaubens etwas besseres.Von der nihilistischen Geisteshaltung des Materialismus wird dieser mit Sicherheit nicht kommen.
Darüber kann man in der Tat diskutieren. Wird Gott dafür gebraucht, durch (fiktive oder reale) Drohungen Menschen dazu zu zwingen, einen Moralcodex wie z.B. die 10 Gebote, für sich anzunehmen? Falls ja, wäre es traurig, da die Menschen dann nicht aufgrund von Verständnis dafür, warum ein Moralcodex nötig ist, diesen annehmen, sondern nur aus Angst. Und ja, dann kann, wenn man darauf kommen würde, dass Gott ja gar nicht existiert, als Gegenpol alle Grenzen und Werte verlieren. Deshalb gibt es ja weltliche Gesetze, die gegensteuern.Wie sagte nicht schon der Iwan Karamasoff von Dostojewski: „Wenn Gott nicht existiert, ist alles erlaubt!“
Eine pure These, die ich nicht so teile. Leider begründest du diese These nicht.- oder anders gesagt: ohne meta-physische Sinndeutung, ohne ein System transzendenter Werte und Ideale, die dem Menschen einen Platz in der größeren kosmischen Ordnung zuweisen, gibt es keine Grundlage für einen verbindlichen Ethos,schon gar nicht für einen Welt-Ethos, den wir aber benötigen.
Küng hat da sicherlich recht. Aber was hat das mit deiner (herablassenden) These zu tun?„Eine Weltepoche, die anders als jede frühere geprägt ist durch Weltpolitik, Welttechnologie, Weltwirtschaft und Weltzivilisation, bedarf eines Weltethos.“ Hans Küng, 1993
Auf der Ebene kann man diskutieren. (Endlich!) "Ich denke, dass..." klingt da besser als "Es ist völlig klar, dass...".Doch wie kommen wir zu einem Welt-Ethos? Ich denke, dass die Religion am ehesten von sich behaupten kann, die Wahrheit im höchsten Sinne zu spiegeln, die einen solchen die Menschen verbindenden Ethos am Besten vermittelt.
Du meinst, dass sie von den Menschen, die sie betreffen, auch angenommen und getragen werden? Stimmt. Daher finde ich es so erbärmlich, dass du einen gar nicht so kleinen Teil der Menschheit kategorsich ausschließt und ihnen deinen Ethos überstülpen willst. Damit wäre das Projekt bereits von Anfang an gescheitert. Ich hoffe, Küng denkt da ein bisserl weiter als du.Eloquente und erhabene Gedanken und theologische Systeme bringen im Grunde nichts, wenn sie sich nicht im Sein manifestieren.
Dieser Satz von Jesus hilft keinen Deut weiter, was einen Weltethos betrifft. Hier geht es um Seelenheil oder irgendwas in der Art. Wieder mal ein frommer Spruch, der nicht weiterhilft. Damit willst du begründen, dass letzten Endes Christen allein prädestiniert für das Definieren eines Weltethos wären? Verstehe ich dich da richtig? Oder willst du nur sagen, dass Christen es einfach haben, weil sie Jesus als Vorbild für einen Weltethos haben?Christen haben da zum Glück ein ganz konkretes Vorbild, an dem sie sich orientieren können, wenn es um die Frage geht, was rechtes Sein und Tun, wahres Leben bedeutet:
Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. (Joh 14,6; EU)
So, ich habe mir jetzt die 16 Seiten des Welt-Ethos durchgelesen: http://www.weltethos.org/1-pdf/10-stift ... german.pdfNovalis hat geschrieben:ohne meta-physische Sinndeutung, ohne ein System transzendenter Werte und Ideale, die dem Menschen einen Platz in der größeren kosmischen Ordnung zuweisen, gibt es keine Grundlage für einen verbindlichen Ethos,schon gar nicht für einen Welt-Ethos, den wir aber benötigen.
„Eine Weltepoche, die anders als jede frühere geprägt ist durch Weltpolitik, Welttechnologie, Weltwirtschaft und Weltzivilisation, bedarf eines Weltethos.“ Hans Küng, 1993