Kirchendogmatik - Pro und Kontra - oder ganz anders

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Rilke
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Re: Kirchendogmatik - Pro und Kontra - oder ganz anders

Beitrag von Rilke »

Helmuth hat geschrieben: Fr 25. Jul 2025, 16:29 Gutes Thema, dem stelle ich mich nun spezifisch dir gerne. Zunächst die Gegenwart. Diese ist auch ohne das Herrenmahl gegeben, wenn sich zwei oder drei in seinem Namen versammeln. Man muss dazu nicht das Herrenmahl feiern. Aber klarerweise gilt es dann auch dafür, um nicht zu sagen, dann erst recht.

Erste Frage: Reduziert ihr Jesu Gegenwart auf das Herrenmahl?
Nein, die Gegenwart Christi ist in mehreren Weisen präsent.
- Im Wort Gottes, wo die Schrift gelesen und gebetet wird.
- In der betenden Gemeinde (das von dir genannte Beispiel)
- in den Armen und Geächteten der Gemeinschaft
- im Priester, wenn er im Namen Christi handelt
- und in der Eucharistie in einer einzigartigen Weise

In der Eucharistie ist Jesus wahrhaft, wirklich und wesentlich gegenwärtig – Leib, Blut, Seele und Gottheit. Diese Gegenwart übersteigt unsere Vorstellung. Deshalb sprechen wir nicht von einer bloß inneren, geistlichen Erfahrung, sondern von einer sakramentalen Realität, die durch die Kraft des Heiligen Geistes geschieht. Wir essen wahrhaftig den Leib Christi und trinken wahrhaftig das Blut Christi in seinem Kelch.
Helmuth hat geschrieben: Fr 25. Jul 2025, 16:29 Zweite Frage: Wenn ich eine solche Feier abhalte (innerhalb meiner Familie bzw. allgemein innerhalb unserer Bruderschaft tun wir das), würdest du als Gast daran teilnehmen?
Eine gute Frage, Helmuth!
Als Katholik sehe ich die Eucharistie nicht nur als gemeinsame Feier sondern als das heiligste Sakrament, in dem Christus selbst gegenwärtig ist, in der Form, die der Kirche anvertraut wurde, das heißt mit gültiger priesterlicher Weihe, mit den Einsetzungsworten und im liturgischen Rahmen der Kirche, die durch die Apostel eingesetzt wurde.

Ich würde an deiner Feier als solcher teilnehmen, aber nicht kommunizieren - das Brot verzehren und den Wein trinken - weil sie für mich nicht dieselbe sakramentale Realität haben wie sie die Kirche versteht und lebt.
Außerdem glaube ich, dass das Sakrament die sichtbare Einheit der Kirche Jesu Christi ausdrückt. Diese Einheit fehlt zwischen mir und dir. Die gemeinsame Eucharistie setzt für uns die volle Einheit im Glauben, im Verständnis des Amtes und der Sakramente voraus.
Was immer ein endliches Wesen begreift, ist endlich.
- Hl. Thomas v. Aquin
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Rilke
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Re: Kirchendogmatik - Pro und Kontra - oder ganz anders

Beitrag von Rilke »

Hoger hat geschrieben: Fr 25. Jul 2025, 19:46 Es steht da - warum glaubst du dass du an dem zweifeln kannst, was in der Bibel ausdrücklich so steht?
Glaubst du an die Realpräsenz oder wie ist das im Bekenntnis der apostolischen Gemeinden geregelt?
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Hoger
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Re: Kirchendogmatik - Pro und Kontra - oder ganz anders

Beitrag von Hoger »

Realpräsenz
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Otto
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Re: Kirchendogmatik - Pro und Kontra - oder ganz anders

Beitrag von Otto »

Hoger hat geschrieben: Fr 25. Jul 2025, 19:46
Ziska hat geschrieben: Fr 25. Jul 2025, 15:48 Überlegt mal!
Forderte Jesus seine Nachfolger wirklich dazu auf, buchstäblich sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken?
Blut zu essen war von Gott ausdrücklich verboten! Jesus hielt sich an dieses Gesetz.
Dieses Verbot wurde später auch für Christen erneuert.

Hätte Jesus eine Feier ins Leben gerufen, bei der seine Nachfolger ein heiliges Gesetz Gottes, des Allmächtigen, hätten brechen müssen? Das ist völlig undenkbar!
Es steht auch da - warum glaubst du dass du an dem zweifeln kannst, was in der Bibel ausdrücklich so steht?
. Johannes 5, 48 Ich bin das Brot des Lebens. 49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. 50 Das Brot, das vom Himmel kommt, ist derart, daß man davon ißt und nicht stirbt. 51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brote ißt, wird leben in Ewigkeit. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.“ 52 Da stritten die Juden untereinander und sagten: „Wie kann uns dieser sein Fleisch zu essen geben?“ 53 Jesus entgegnete ihnen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset und sein Blut nicht trinket, habt ihr das Leben nicht in euch. 54 Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. 55 Denn mein Fleisch ist eine wahre Speise und mein Blut ist ein wahrer Trank. 56 Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm. 57 Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich durch den Vater lebe, so wird auch der, der mich ißt, durch mich leben. 58 Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist, nicht wie das [Manna], das eure Väter gegessen haben, die gestorben sind. Wer dieses Brot ißt, wird leben in Ewigkeit.“
Es steht auch da:
Mt 5,29-30 hat geschrieben:Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. 30 Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt. 
Handelst du danach?
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Rilke
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Re: Kirchendogmatik - Pro und Kontra - oder ganz anders

Beitrag von Rilke »

Otto hat geschrieben: Sa 26. Jul 2025, 02:51
Hoger hat geschrieben: Fr 25. Jul 2025, 19:46 Es steht auch da - warum glaubst du dass du an dem zweifeln kannst, was in der Bibel ausdrücklich so steht?
[…]
Es steht auch da:
Mt 5,29-30 hat geschrieben:Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. 30 Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt. 
Handelst du danach?
Ich denke man muss einen gewaltigen kontextuellen Unterschied zwischen Mt 5 und Joh 6 sehen bevor man ein Urteil fällen kann.

Jesus hat in Mt 5 eindeutig metaphorisch gesprochen, das wird eben durch den Kontext klar: Niemand versteht diese Stelle buchstäblich, und die Kirche hat sie nie so verstanden. Das Ziel seiner Aussage ist offensichtlich innere Umkehr und radikale Sündenvermeidung, nicht die individuelle Selbstverstümmelung. Das wird durch den gesamten Zusammenhang der Bergpredigt deutlich.

In Johannes 6 sieht die Sache jedoch entschieden anders aus.

Zunächst einmal gab es die abwertende Antwort der Juden, die empört fragten: "Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?", ganz so ähnlich wie es Ziska getan hat. Hätte Jesus hier im Gleichnis gesprochen, dann wäre jetzt der Moment gekommen um das Verständnis der Versammelten richtig zu stellen. EIne solche Stelle finden wir in Mt 16,6–12, in der Jesus ein Gleichnis über Sauerteig verwendet und die Jünger es missverstehen, woraufhin Jesus sie korrigiert.

Aber Jesus verschärfte seine Aussage über das Verzehren seines Fleisch und Blutes. Denn wo Jesus im Vers 51 noch das griechische Verb für "essen" verwendet (φάγω), so verschärft er seine Aussage im Vers 54: er benutzt das Wort "kauen" (τρώγω) um klar zu machen, dass er es buchstäblich meinte.

Selbst als sich schließlich viele Jünger von ihm abwendeten, verbesserte sich Jesus nicht oder erklärte seine Lehre zum Gleichnis. Er rief ihnen nicht hinterher "Ihr habt mich falsch verstanden!". Warum nicht? Weil sie ihn ganz richtig verstanden hatten.
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Helmuth
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Re: Kirchendogmatik - Pro und Kontra - oder ganz anders

Beitrag von Helmuth »

Rilke hat geschrieben: Fr 25. Jul 2025, 21:36 - und in der Eucharistie in einer einzigartigen Weise
Einverstanden, das sehe ich nicht anders.
Rilke hat geschrieben: Fr 25. Jul 2025, 21:36 In der Eucharistie ist Jesus wahrhaft, wirklich und wesentlich gegenwärtig – Leib, Blut, Seele und Gottheit. Diese Gegenwart übersteigt unsere Vorstellung.
Ich sage, er ist nicht anders gegenwärtig als sonst, nur in dem Fall mit der Hinwendung an sein Opfer. Das bleibt unbeschadet anderer Dinge einzigartig. Trotzdem sehe ich Fehlschlüsse. Der Herr ist nicht gegenwärtig, weil das dogmatisch oder kirchlich bestätigt wird, sondern weil der Herr das sagt. Das glaubt man oder nicht. Der Heilige Geist bestätigt das auch bzw. auch nicht.

Darum gilt unter Menschen auch immer: Prüft die Geister! Denn es kann sich der Heilige Geist auch zurückziehen, wenn sich unheilige Geister im Namen Jesu versammlen. Eine weitere Frage, die es, wie ich denke, auf den Punkt bringen kann:

Ist es nicht so, dass ihr lehrt, bei uns ist in der Eucharistie der Heilige Geist tätigt am Werk, aber bei euch derart nicht, weil ihr das Herrenmahl nicht mit uns feiert. Das einzigartige Geschenk seine Gegenwart zu erfahren wird auch nur im Vollzug des Sakramentes nach unserer dogmatischen Vorgabe ausgeteilt.

Ergo: Alle anderen reden sich nur ein, dass sie ein "Herrenmahl" praktizieren. :?:
Rilke hat geschrieben: Fr 25. Jul 2025, 21:36 Ich würde an deiner Feier als solcher teilnehmen, aber nicht kommunizieren - das Brot verzehren und den Wein trinken - weil sie für mich nicht dieselbe sakramentale Realität haben wie sie die Kirche versteht und lebt.
Du verweigest damit unsere heilige Gemeinschaft, die für dich damit nicht heilig ist. Wie sollte ich es anders deuten? An der Stelle tritt für mich wieder Römer 14 in Kraft. Ich muss es letztendlich deinem Gewissen überlassen. Und soweit wird das auch respektiert.

Es wird auch keiner gezwungen. Ich habe das Mahl schon mehrere Male nicht eingenommen, aber nicht wegen der Gemeinschaft, sondern weil ich mich an dem Tag persönlich unwürdig empfunden habe, d.h. nicht die Gemeinschaft war das Probelm, sondern ich.

Ansonsten kann ich es in jeder Kirche mitfeiern, ganz egal wo. Ich muss mich auch nicht darum kümmen, in welchem Zustand sich der jeweils andere Bruder befindet. Wie auch, oder kennt man immer jeden? Das ist des Herrn Sache.

Wichtig ist für mich nur, dass ich erkenne, dass das Mahl von den Durchführenden auf heilige Art und Weise erfolgt, wie Paulus auch von der Würdigkeit spricht. Dazu liefert die Schrift ausreichend die Kriterien bzw. zeigt es mir der Heilige Geist selbst auch an.
Rilke hat geschrieben: Fr 25. Jul 2025, 21:36 Außerdem glaube ich, dass das Sakrament die sichtbare Einheit der Kirche Jesu Christi ausdrückt. Diese Einheit fehlt zwischen mir und dir. Die gemeinsame Eucharistie setzt für uns die volle Einheit im Glauben, im Verständnis des Amtes und der Sakramente voraus.
In letzter Konsequenz sind wir damit nicht Brüder. All das nun infolge eines Dogmas! Was wird Jesus dazu sagen? Nun, wir werden auch das erfahren, denn eines Tages stehen wir gemeinsam vor ihm. Es gibt dann aber nur: Wir sind seine Brüder oder wir sind es nicht.
Zuletzt geändert von Helmuth am Sa 26. Jul 2025, 09:36, insgesamt 1-mal geändert.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Rilke
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Re: Kirchendogmatik - Pro und Kontra - oder ganz anders

Beitrag von Rilke »

Helmuth hat geschrieben: Sa 26. Jul 2025, 08:29 Ich sage, er ist nicht anders gegenwärtig als sonst auch, nur in dem Fall mit der Hinwendung an sein Opfer. Dies ist unbeschadet anderen Dinge aber auch einzigartig. Trotzdem sehe ich Fehlschlüsse. Der Herr ist nicht gegenwärtig, weil das dogmatisch so bestätigt wird, sondern weil der tatsächliche Heilige Geist auch real anwesend ist und seine Gegenwart bestätigt.
Da zeigst du einen wichtigen Punkt auf, der auf das Thema des Threads zurückgreift:
Das Dogma von der realen Präsenz Christi (= wir konsumieren kein Brot sondern den Leib Christi), ist keine Ursache seiner Gegenwart sondern eine Sicherung dessen was Christus selbst gewirkt hat. Das Dogma schützt, was uns geschenkt wurde, es erschafft es nicht.

Mir ist aber auch bewusst, dass du die Realpräsenz, wie sie seit Anbeginn der Kirche gelehrt wird, ablehnst. Du magst zwar die gleiche Sprache wie ich benutzen, aber wir widersprechen uns definitiv in unserem Glaubensbekenntnis bezüglich des "Herrenmahls", wie du es nennst.
Helmuth hat geschrieben: Sa 26. Jul 2025, 08:29 Ist es nicht so, dass ihr lehrt, bei uns ist in der Eucharistie der Heilige Geist tätigt am Werk, aber bei euch derart nicht, weil ihr das Herrenmahl nicht mit uns feiert. Dieses besondere Geschenk seine Gegenwart zu erfahren wird nur im Vollzug des Sakramentes nach unserer dogmatischen Vorgabe ausgeteilt. Alle anderen reden sich nur ein, dass sie ein "Herrenmahl" praktizieren. :?:
Also wir behaupten sicherlich nicht, dass der Heilige Geist in christlichen Gemeinschaften gar nicht wirke. Der Geist Gottes ist frei und wirkt wo er will. Die katholische Kirche erkennt sehr wohl an, dass es auch außerhalb ihrer sichtbaren Struktur echte Zeichen der Gnade, echte geistliche Früchte und Gemeinschaft mit Christus geben kann.
Aber die Eucharistie ist nicht beliebig rekonstruierbar sondern an eine konkrete Gestalt gebunden, in der Christus sie eingesetzt hat: mit geweihtem Amt, sakramentaler Form, und in kirchlicher Einheit.

Wir sagen deswegen: euch fehlt ein Teil um an der sakramentale Realität teilzuhaben. Wir sagen das nicht aus Überheblichkeit sondern aus Treue zu dem was der Kirche anvertraut wurde.
Das "Herrenmahl" ist nämlich mehr als eine symbolische Erinnerung.
Helmuth hat geschrieben: Sa 26. Jul 2025, 08:29 Du verweigest damit unsere heilige Gemeinschaft, die für dich damit nicht heilig ist. Wie sollte ich es anders deuten? An der Stelle tritt für mich wieder Römer 14 in Kraft. Ich muss es letztendlich deinem Gewissen überlassen. Und soweit wird das auch respektiert.

Es wird bei uns keiner gezwungen. Ich habe das Mahl schon mehrere Male nicht eingenommen, aber nicht wegen der Gemeinschaft, sondern weil ich mich an dem Tag persönlich unwürdig empfunden habe, d.h. nicht die Gemeinschaft war das Probelm, sondern ich.

Ansonsten kann ich es in jeder Gemeinde mitfeiern, egal wo. Ich muss mich auch nicht darum kümmen, in welchem Zustand sich der jeweils andere Bruder befindet. Wie auch, oder kennt man immer jeden? Das ist des Herrn Sache.

Wichtig ist für mich nur, dass ich erkenne, dass das Mahl von den Durchführenden auf heilige Art und Weise erfolgt, wie Paulus auch von der Würdigkeit redet. Dazu liefert die Schrift ausreichend die Kriterien bzw. zeigt es mir der Heilige Geist selbst auch an.
Erst einmal: Es geht nicht darum, dass ich deine Gemeinschaft für "nicht heilig genug" halte. Ich bestreite nicht, dass ihr euch mit ehrlichem Herzen an das erinnert, was der Herr Jesus Christus geboten hat.

Aber (und ich bitte dich darauf einzugehen):
Die Eucharistie ist im Verständnis der RKK kein Erinnerungsmahl und auch keine symbolische Handlung. Es ist ein Sakrament, das mehr tut, als wir sehen können.
Was ich damit meine ist, dass das Brot in der Wandlung wesensmäßig zum Leib Christi wird, der Wein somit zum Blut des Herrn. Das obwohl die äußere Gestalt (das Aussehen, der Geschmack, die physikalischen Eigenschaften von Brot und Wein) bleibt. Das bezeichnen wir als Realpräsenz und diese ist kein bloßes Gefühl oder inneres Erleben, sondern ein objektives, unsichtbares Geheimnis, das Christus selbst verheißen hat.

Der Grund warum ich an eurem Herrenmahl nicht teilnehmen würde ist ganz einfach erklärt. Ich kann nicht daran teilnehmen, wenn ich nicht glaube, dass dort wirklich Christus selbst gegenwärtig ist (in der Realpräsenz), so wie die Kirche es seit frühester Zeit geglaubt, gefeiert und bezeugt hat. Wenn Christus sagt: "Das ist mein Leib", dann ist das für mich keine Metapher und kein Symbol, sondern eine göttliche Wirklichkeit, die nur im Glauben empfangen werden kann. Wenn ich also in einer Feier Brot und Wein ("den Leib und das Blut Christi") zu mir nehme, von denen die Gemeinschaft selbst sagt sie seien nur ein Symbol, und ich das mit einem Amen bestätige, dann würde ich etwas bejahen, das ich im Herzen nicht glaube. Damit würde ich mein eigenen Gewissen betrügen, und gleichzeitig mein Amen missbrauchen, das ja die persönliche Zustimmung zum Glauben bedeutet.

Macht das Sinn?
Helmuth hat geschrieben: Sa 26. Jul 2025, 08:29 In letzter Konsequenz sind wir damit nicht Brüder. All das nun infolge eines Dogmas!
Aber Helmuth, es ist nicht das Dogma, das uns trennt. Unsere Trennung besteht in deiner Weigerung, sich der Wahrheit zu beugen, die Christus selbst seiner Kirche anvertraut hat. Das Dogma ist nicht die Ursache der Trennung, sondern der Ausdruck der Treue gegenüber der Wahrheit, die von Anfang an geglaubt und bewahrt wurde.

Mit deiner Weigerung stellst du dich nicht gegen mich sondern gegen das was die Kirche seit den Aposteln geglaubt, verkündet und gefeiert hat. Schon in den ersten Jahrzehnten nach den Aposteln bezeugten die Kirchenväter wie Ignatius von Antiochien, Justin der Märtyrer und Irenäus von Lyon absolut unmissverständlich den Glauben, dass die Eucharistie kein gewöhnliches Brot, sondern der Leib Christi ist.
Wer diesen überlieferten Glauben verlässt und abstreitet, stellt sich nicht nur gegen "ein Dogma", sondern gegen das lebendige Zeugnis der Kirche von Anfang an. Der Glaube an die Realpräsenz ist ja keine römisch-katholische Sondermeinung.
So sehe ich das.
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Hoger
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Re: Kirchendogmatik - Pro und Kontra - oder ganz anders

Beitrag von Hoger »

Otto hat geschrieben: Sa 26. Jul 2025, 02:51
Hoger hat geschrieben: Fr 25. Jul 2025, 19:46
Ziska hat geschrieben: Fr 25. Jul 2025, 15:48 Überlegt mal!
Forderte Jesus seine Nachfolger wirklich dazu auf, buchstäblich sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken?
Blut zu essen war von Gott ausdrücklich verboten! Jesus hielt sich an dieses Gesetz.
Dieses Verbot wurde später auch für Christen erneuert.

Hätte Jesus eine Feier ins Leben gerufen, bei der seine Nachfolger ein heiliges Gesetz Gottes, des Allmächtigen, hätten brechen müssen? Das ist völlig undenkbar!
Es steht auch da - warum glaubst du dass du an dem zweifeln kannst, was in der Bibel ausdrücklich so steht?
. Johannes 5, 48 Ich bin das Brot des Lebens. 49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. 50 Das Brot, das vom Himmel kommt, ist derart, daß man davon ißt und nicht stirbt. 51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brote ißt, wird leben in Ewigkeit. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.“ 52 Da stritten die Juden untereinander und sagten: „Wie kann uns dieser sein Fleisch zu essen geben?“ 53 Jesus entgegnete ihnen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset und sein Blut nicht trinket, habt ihr das Leben nicht in euch. 54 Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. 55 Denn mein Fleisch ist eine wahre Speise und mein Blut ist ein wahrer Trank. 56 Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm. 57 Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich durch den Vater lebe, so wird auch der, der mich ißt, durch mich leben. 58 Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist, nicht wie das [Manna], das eure Väter gegessen haben, die gestorben sind. Wer dieses Brot ißt, wird leben in Ewigkeit.“
Es steht auch da:
Mt 5,29-30 hat geschrieben:Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. 30 Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt. 
Handelst du danach?
Du kannst die Aussagen beider Stellen nicht unterscheiden?
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Re: Kirchendogmatik - Pro und Kontra - oder ganz anders

Beitrag von Helmuth »

Rilke hat geschrieben: Sa 26. Jul 2025, 09:35 Aber Helmuth, es ist nicht das Dogma, das uns trennt.
In dem Fall sogar sehr deutlich meine ich. Das willst du schönreden, doch insbesondere meine ich bei dir ich eine klare Trennung, zu sehen, weit mehr als mit Brüdern aus anderen Denominationen. Du redest es schön, damit es nicht zu hart klingt und ich nicht betrübt bin, aber es ist für mich eine deutliche Sektierung.

Das Ausschlachten der Eucharistie wird uns vermutlich nicht weiterbringen. Hier wurden die Grenzen, wie ich meine, beiderseits aufgzeigt. Wir meinen es beide biblisch zu handhaben, nur sind bei euch eure Dogmen dazu unerlässlich.

So das Ergebnis. Ich erwarte in dem Punkt keine Änderung. Dazu müsste einer von uns von seiner Auffassung abrücken. Aber eines hat sich gezeigt: Ich hätte kein Probelm mit dir Abendmahl in einer katholischen Kirche zu feiern, du verweigerst das aber bei uns.

Es sei denn, du weist mich extra darauf hin, dass ich mit meiner Glaubensauffassung, die du nicht teilen kannst, daran gar nicht teilnehme und dich daran stößt. Dann müsste ich es aus Gewissengründen meiden, aber dann nicht wegen meines Gewissen, das sich frei fühlt, sondern wegen deines, wie Paulus das in 1. Kor. 10:23-33 ausführt bzw. auch in 1. Kor 8, wo er über Gewissen und Verantwortung redet.

Den Aspekt könnte man noch beleuchten, ansonsten habe ich zum Herrenmahl nichts weiter beizutragen, als ich meine Sichtweise gezeigt habe. So würde ich darum bitten es mit einem anderen Dogma zu versuchen um zu sehen, in welche Richtung diese dann führen wird.

PS: Immer noch solltest du uner uns beiden den Lead haben (so wurde einiges umformuliert). Hin und wieder vergesse ich das, man ist halt wie man ist. 8-)
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Zippo
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Re: Kirchendogmatik - Pro und Kontra - oder ganz anders

Beitrag von Zippo »

Rilke hat geschrieben: Fr 25. Jul 2025, 11:45
Zippo hat geschrieben: Do 24. Jul 2025, 12:04 Welche Dogmen in der katholischen Kirche hälst du für wichtig, durch welche Dogmen spricht die katholische Kirche ?
Du mußt jetzt nicht alle aufzählen, vielleicht mal so ein Beispiel.
Hallo Thomas!
Ich würde behaupten, dass die große Mehrheit der Dogmen, die durch die Katholische Kirche deklariert wurden, auch vom durchschnittlichen evangelikalen Christen zweifelsfrei bezeugt werden kann.
Der durchschnittliche evangelikale Christ denkt aber auch nicht viel darüber nach und glaubt, was ihm gepredigt wird.
Rilke
So gelten zB die Jungfrauengeburt,
Es steht so geschrieben, daß der Mensch Jesus ohne Einfluß eines Mannes gezeugt wurde, das bezeugt die Bibel eindeutig, also werden es alle Christen glauben. Lk 1,35, Jes 7,14.
Die unbefleckte Empfängnis Mariens dagegen ist ein Dogma der katholischen Kirche, daß ich in der Bibel nicht finde, eine reine Magd wird sie gewesen sein, aber wie sollte sie frei von der Erbsünde sein ? Da hat uns doch erst der Herr Jesus Christus von befreit. Rö 5 Quelle google KI Stichwort: Wo steht das mit der unbefleckten Empfängnis ?
Rilke

die Gottheit Jesu Christi,
Von Anfang an sehr umstritten, es gibt da ganz viele Gedanken zu. Die katholische Kirche folgt dem athanasischen Verständnis, es gibt aber auch das arianische Glaubensbekenntnis, da ist der Sohn Gottes, der vom Himmel herabkam, ein Geschöpf Gottes, eben der Erstgeborene.
Ich persönlich glaube, daß dieser Erstgeborene als Gott in der Welt in Erscheinung treten durfte, die er sich von seinem Vater erbeten hat Kol 1,15-17. Gott sprach aus ihm und so entsteht eine Art Teophanie, eine Gotteserscheinung.
Das war im AT der Engel des HERRN z. Bsp. 2 Mo 3,1, im NT die menschliche Gestalt des Herrn Jesus Christus Joh 14,8-10, 2 Kor 5,19.
Nach seiner Auferstehung wurde der Erstgeborene dann erhöht Hebr 1,6-8 , Phil 2, 6-9 und in den Stand eines Gottes erhoben, der neben dem Vater auch angerufen werden und dem Anbetung zukommen kann. Off 5,8-13

Da ist also noch viel Spielraum und kein Bedarf für Dogmatik, die das Denken einengt.
Rilke

die Sündenvergebung durch sein Opfer am Kreuz
Das wird wohl jeder Christ einsehen und als Grundsatz in seinem Glaubensleben unterbringen. Da steht ja genügend geschrieben. z. Bsp. Joh 3,16
Auf dem Prüfstand könnte höchstens stehen, wie an den Sohn geglaubt wird, was sich hinter dem Wort "glauben" verbirgt, ob es nur ein Lippenbekenntnis bleibt oder ob es auch hinüber geht zu wahrer Nachfolge. Mt 11,28-30
Rilke

und die Dreieinigkeit zu den verkündeten Dogmen der RKK.
Ein heiß umkämpftes Thema, die Dreieinigkeit Gottes, ich würde sie nicht zum Dogma machen, weil es darüber noch keinen Frieden gegeben hat. Da sieht Gott noch diskussionsbedarf, aber der Satan nutzt es auch aus, um diese Lehrdifferenzen in Streit ausarten zu lassen.
Rilke

Andere Dogmen sind "typisch katholisch" wie etwa die Autorität des Papstes, die unbefleckte Empfängnis, das Fegefeuer, usw.
Es gibt ein Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes, das ist vielen gläubigen Christen eine Anmaßung. Schon, daß die katholische Kirche sich anmaßt, das Amt des Petrus weiterführen zu dürfen, mit all seinen apostolischen Vollmachten, ist eine Anmaßung und führt zu gräßlichen Irrtümern. Mt 16,18-19

Für das Fegefeuer finde ich als einzige Belegstelle im NT die Verse 1 Kor 3,11-17, mit dem Gedanken kann ich mich anfreunden. Ich werde wohl im Fegefeuer landen. :shock:
Rilke

Ich habe nichts von einem offiziellen Katalog von Dogmen gehört oder finden können, laut dem RK-Theologen Ludwig Ott gibt es etwa anerkannte 250 Dogmen, viele davon selbsterklärend und keiner ernsthaften Diskussion unter Christen notwendig, wie zum Beispiel:

Es gibt nur einen Gott;
er ist Herr des Himmels und der Erde;
er ist ewig;
absolut unveränderlich;
vollkommen.
Diese Punkte würde ich schon diskutieren. Vor allem im Hintergrund des Dreieinigkeitsdenkens. Ich würde z. Bsp. nur Gott den Vater als wahren Gott betrachten, der ewig lebt. Der Heilige Geist gehört zu ihm. Er hat dem Sohn, auch als Erstgeborener aller Schöpfung bezeichnet Kol 1,15-17, die Schöpfung geschaffen und ihn auch als Gott dieser Welt eingesetzt.
Er ist nicht ewig, aber auch Eigentümer dieser Welt und bestimmt ihr Schicksal Hebr 1,1-3 und das Schickasal der Menschen, weil ihm alles Gericht übergeben wird. Joh 5,26-27

Gott ist in seinem Wesen unveränderlich, das besagt z. Bsp.
[ELB-CSV: Jes. 41,4] Wer hat es gewirkt und getan? Der die Geschlechter ruft von Anfang an. Ich, der HERR, bin der Erste, und bei den Letzten bin ich derselbe.
[ELB-CSV: Jes. 43,10] Ihr seid meine Zeugen, spricht der HERR, und mein Knecht, den ich erwählt habe: damit ihr erkennt und mir glaubt und einseht, dass ich derselbe bin. Vor mir wurde kein Gott gebildet, und nach mir wird keiner sein.
Aber wäre es nicht denkbar, daß sich seine Einstellung ändert, so heißt es doch manchmal, daß Gott etwas reut 1 Mo 6,6 -7, 1, 2 Mo 33,1-3. 15-17, Sam 15,11 und er von weiterer Strafe absieht 1 Chr 21,15 usw.
Da ist also diskussionsbedarf, das Thema der Unveränderlichkeit Gottes würde ich auch nicht einfach so in einem Dogma einfrieren.

Gruß Thomas
2 Kor 13,13 Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
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