Savonlinna hat geschrieben:Es ist dann ideologisch, wenn darin ein Unterton liegt, der z.B. Individuelles für wertlos hält und es auch durchsetzt: Individuelles müsse grundsätzlich der Gruppe geopfert werden. Und es wird geopfert. Von oben.
Natürlich können Ideologien missbraucht werden. Da bin ich doch auf deiner Linie. Der Missbrauch von Ideologie ist etwas anderes als Ideologie. Das geht hier etwas durcheinander. Darauf wollte ich aufmerksam machen.
Die Absolutsetzung von "Der Mensch ist ein Gruppentier" ist für eine gemeinsame Lebensgestaltung die einzig richtige Ideologie/Weltanschauung, weil Naturgesetze nicht verhandelbar sind. Das ist den Wenigsten leider noch im Bewusstsein.
Hingegen wird eine Ideologie der "Individualität" propagiert, beispielsweise um Andere zum Konsum zu verleiten "Weil ich es mir wert bin", den Kapitalismus zu rechtfertigen (wenn jeder für sich agiert, geht es "automatisch" allen gut). Es wird suggeriert, dass das Individuum einen höheren Stellenwert habe als die Gruppe.
Ganz gefährlich wird es besonders für die Freiheit, wenn kritische Infrastrukturen der Kontrolle der Gruppe die davon abhängt entzogen und "privatisiert" werden bzw. verantwortungsfreien Phänomenen wie Märkten, Börsen oder Investoren überlassen werden (müssen ! - aktuell Griechenland). Das Bewusstsein für die existenzielle Bedeutung Kritischer Infrastrukturen ist "den Menschen-Gruppen" verlorengegangen.
Da ist uns jeder Wüstenstamm der einen Brunnen gräbt weit voraus. Da ist auch völlig belanglos ob dieser Brunnen "Brunnen" oder Nr. 1 (Teich is nich da) genannt wird - wichtig ist, das jeder Mensch des Stammes sich bewusst ist, dass er die Lebensgrundlage des gesamten Stammes ist.
Savonlinna hat geschrieben:Ideologiekritik ist in erster Linie Sprachkritik.
Bezieht sich das auf Ideologie oder den Missbrauch von Ideologie? Worüber reden wir?