Salome23 hat geschrieben:ganz so ist es wieder nicht...
Das ist ja der Zwiespalt:
Einerseits geht es uns insofern sehr, sehr gut, dass
* wir seit 70 Jahren in Europa keinen Krieg mehr haben,
* Europa eine der reichsten Gegenden der Welt ist,
* D/CH eine der reichsten Länder in Europa ist,
* keiner aufgrund von Sozialsystemen hungern muss,
* viele wie selbstverständlich 2 x pro Jahr nach Mallorca, Tunesien oder Antalya fliegen kann,
* es Meinungsfreiheit und eine freiheitliche Verfassung gibt,
* etc.
Im Vergleich die Zeit meiner Eltern,
* in der mein Vater mit 18 in den Krieg ging und mit 27 schwer kriegsversehrt zurück kam,
* in der meine Mutter als 17Jährige Zündungen in Sprengkörper eingeschraubt hat,
* in der der durchschnittliche Haushalt bis in die 60er Jahre in Kaufkraft gerechnet weniger als ein heutiger Hartz4-Haushalt hatte,
* in der es für uns nach 20 Jahren den ersten Urlaub gab (nach Oberbayern),
* in der EIN Auto pro Familie Hyper-Luxus war,
* in der es Hunger gab,
* etc.
Allerdings gilt auch,
* dass damals mehr auf Bildung wert gelegt wurde (und nicht nur auf berufliche Aus-Bildung wie heute),
* dass die Zeiten auf Hoffnung und "Es-wird-alles-besser" ausgelegt waren, so dass man sich jeder Jahr auf einen kleinen Fortschritt freuen konnte,
* dass man es damals schaffte, aus 4 Heringen (mehr hatte man nicht) einen Heringssalat für 20 Personen zu machen und sich darüber gefreut hat,
* dass Dummheit damals nicht so selbstbewusst auftreten konnte wie heute,
* etc.
Was wir heute haben, nennt man kultur-geschichtlich eigentlich "Dekadenz" - "de-cadere" - von etwas ("de-") herabstürzen, also der Niedergang einer Kultur.
Bei uns hat sich medial und gesellschaftlich eine fett-triefende Dummheit breitgemacht. Das Alarmierende dabei ist, dass diese nicht verordnet ist, sondern Bestandteil eines "freien" Selbstverständnisses ist.
Zur Hoffnung gibt Anlass, dass diese Phase vielleicht ihren Zenit hinter sich hat - bei der Generation der ab den 80/90ern Geborenen scheint ein Umdenken stattzufinden. - Schaumer mal.