Hallo Malika,
vieles was Du schilderst kann ich nur zu gut nachvollziehen weil ich es genauso empfinde. Es ist schmerzlich wenn man in dem Glauben irgendwo hinkommt, dass man dort so akzeptiert wird wie man ist und dann alsbald feststellen muss dass das Gegenüber einen im Prinzip nur als willkommenen Träger eigener Überzeugungen sieht, als Rohling aus dem man nun endlich ein Kunstwerk machen kann, wo man endlich zeigen kann, was man gelernt hat. Diese Menschen übersehen, dass man bereits ein Kunstwerk ist. Vielleicht mit handwerklichen Fehlern, vielleicht nicht dem gängigen Geschmack entsprechend.
Dieses Streben, dem anderen seine Heilsüberzeugung ungefragt um die Ohren zu hauen, weil "man selbst es ja auch so erlebt hat und es einem ja schließlich gut tat", ist ein Grund, warum ich sehr große Vorbehalte gegen manche Strömungen habe. Wenn man nicht so funktioniert, wie es die Gemeinschaft gerne hätte, dann liegt es am mangelnden Glauben, an Dämonen oder "am Fleisch". Das verunsichert, man fühlt sich seltsam. Man hat nun zwei Möglichkeiten: Der Gemeinschaft den Rücken kehren, oder auf ihre Spielregeln einsteigen.
Malika hat geschrieben:Irgendwann fühlt sich das an, wie ein Strick um den Hals, der sich immer weiter zuzieht und da kommt mir schon hin und wieder die Frage wie ich als Christ überhaupt existieren soll, wenn ich in jeder Hinsicht so ungenügend bin.
Gott hat Dich niemals ungenügend erschaffen, wenn andere Christen Deine (vermeintlichen oder echten) Fehler so in den Vordergrund rücken, dass Du schon an Dir selbst zweifeln muss, dann frage ich mich, ob diese Menschen das Evangelium gelesen haben und verstanden haben, dass Jesus niemals auf die Fehler der Menschen schaute, sondern immer auf ihren Glauben.
Mir wurden von meiner Familie auch immer Fehler eingeredet, ich habe früher meine Geburtstage gehasst, denn wenn der Alkohol zu wirken begann, dann kamen immer meine Fehler, meine Untaten, meine Sünden auf den Tisch. Dann hagelte es von allen Seiten auf mich ein, ich war alleine. Alleine mitten unter den Menschen die mich eigentlich lieben sollten. Ich war nicht der Mensch der ich war, sondern nur der Mensch der nicht so ist wie die anderen es wollten. Vor kurzem fand ich heraus, dass alles was ich als Wahrheit über meinen Vater (meine Väter) wusste, nur Fassade ist. Dass ich von Kleinauf belogen wurde, dass nie ehrlich mit mir umgegangen wurde. Und man mag drüber lachen, aber wo ich dieses Schreibe muss ich weinen. Hätte ich nicht mittlerweile meine Frau und meine Tochter und hätte ich nicht zurückgefunden zu Jesus Christus, ich bin mir sicher, ich könnte jetzt hier nicht schreiben, denn dann wäre ich nicht mehr da. Ich habe dadurch nie gelernt zu Vertrauen, gleichwohl war ich immer sehr vertrauensselig. Wer mich beeinflussen wollte hatte leichtes Spiel.
Wenn mir nun jemand erzählt, ich müsste schauen was an MIR falsch ist weil ich keine Gemeinde finde, dann möchte ich schreien, Amok laufen, mich in irgendwas verbeißen. Diese Menschen wissen nicht wie verletzend so etwas sein kann.
Langsam, ganz langsam muss ich lernen, Mensch zu akzeptieren wie sie sind, nicht so wie ich sie gerne hätte.
Nein, kein Mensch ist ungenügend Malika!