Christian41285 hat geschrieben:Tötet die Ungläubigen wo ihr sie findet! Steht im Koran. Was gibts da falsch zu verstehen?
Soll das ein Scherz sein? Sehr viel gibt es da falsch zu verstehen, wenn der historische Kontext nicht beachtet wird, denn das ist immerhin schon 1400 Jahre her (schon in einem einzigen Jahrhundert wandelt sich sehr viel) und der Qurʾān wurde im Laufe von 23 Jahren in der menschlichen Geschichte aufgeschrieben, inmitten der arabischen Stammeskultur des 7. Jahrhunderts. Wenn das nicht beachtet wird, dann können diese Worte nur falsch verstanden werden. Deswegen ist
jede literalistische Lesart, wie sie von religiösen Fanatikern betrieben wird, falsch. Kommen wir zur Deutung: im Islam gibt es ein Recht auf Selbstverteidigung, zum Schutz von Leib und Leben. Es ist bekannt, dass die Muslime zuvor angegriffen und verfolgt wurden:
"Erlaubnis (sich zu verteidigen) ist denen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen Unrecht geschah" (22:40)
Die Erlaubnis ist an eine Bedingung geknüpft. Ihnen ist Unrecht widerfahren, sie wurden verfolgt und angegriffen, weshalb sie in der damaligen Situation ihre Existenz verteidigten. Wenn Du die ausführliche Fassung hören willst, könntest Du das Buch von Reza Aslan lesen, denn darin erklärt er sehr ausführlich, detailreich und literarisch sehr gut beschrieben die historischen Umstände. Die Muslime waren sozusagen ein eigenes Volk und wenn ein Volk durch ein anderes verfolgt wird über längere Zeit, dann ist es den Verfolgten gestattet, sich gegen die Verfolger zu wehren (mit den „Ungläubigen“ sind also die Verfolger gemeint, genauer gesagt die Quraisch). Im übrigen gehört die Bejahung der universellen Würde ausnahmslos jedes Menschen zu einem wesentlichen Bestandteil des spirituellen Menschenbildes des Islam:
Als dein Herr zu Seinen Engeln sprach: „Seht, ich werde den Menschen aus Lehm erschaffen, und wenn Ich ihn geformt und ihm von Meinem Geist (min rūḥī) eingehaucht habe, dann fallt vor ihm nieder!“, da warfen alle Engel sich nieder – (38:71-73) Falaturi leitet hiervon ab, dass allein dem Menschen ein Teil des Göttlichen gegeben wurde, das von der restlichen Schöpfung, von Raum und Zeit, unabhängig ist. Dieses Göttliche geht der Vernunft voran. Das "Wie" der Erschaffung des Menschen, stellt seine Besonderheit dar. Was genau dieses Göttliche ist, lässt sich nur schwer auszumachen, da die gesamte Adams-Erzählung allegorisch verstanden werden muss. Zumindest kann es sich um keine Substanz im Menschen handeln, hierfür eignet sich das Wort Geist nicht. Eine genauere Beschreibung dieses Absoluten im Menschen ist aber nicht weiter möglich, wehrt dies doch schon die Offenbarung ab:
Und sie werden dich über den Geist (al-rūḥ) befragen. Sprich: „Der Geist (al-rūḥ) ist eine Angelegenheit meines Herrn. Aber ihr habt nur wenig Wissen darüber.“ (17:85) Al-rūḥ ist dasjenige, das dem Menschen Leben verleiht und zugleich immerwährend mit Gott verbindet. In dieser besonderen Beschaffenheit des Menschen wurzelt seine transzendente Würde. Der Mensch ist nicht nur ein Erdenkoloss. Der Mensch ist nicht nur Lehm. Und so adelte Gott den Menschen, als er den Engeln befahl, sich vor Adam und damit stellvertretend vor allen Menschen niederzuwerfen:
Und als Wir zu den Engeln sprachen: „Werft euch vor Adam nieder!“ – da warfen sie sich nieder, außer Iblis, der sich aus Hochmut weigerte und so zu einem der Glaubensverweigerer wurde. (2:34) Und wahrlich, Wir zeichneten die Kinder Adams aus und trugen sie über Land und See und versorgten sie mit guten Dingen und bevorteilten sie gegenüber den meisten Unserer Geschöpfe. (17:70) Die Niederwerfung der Engel war kein Akt der Anbetung, sondern ein Akt des Anerkennens der außergewöhnlichen Stellung des Menschen innerhalb der Schöpfung. Alle Menschen wurden mit dieser Niederwerfung geadelt – selbst der schlechteste. Folglich dürfen Muslime niemals die Menschlichkeit eines Menschen bestreiten oder seine Würde verleugnen. Die transzendente Würde des Menschen ist ein absoluter unantastbarer Wert.
http://islam.de/26043.php
Hier ist es wichtig zu beachten, dass der Einzige, der sich vor Adam nicht niederwerfen wollte, Iblis (der Teufel) war. Mit anderen Worten: er hat die durch Gott verliehene Würde des Menschen negiert. Wenn Menschen die Würde anderer Menschen negieren, dann folgen sie damit dem Iblis. Damit ist klar, in welche Kategorie Terroristen fallen und wem sie in Wahrheit dienen, nicht wahr? Da können sie noch so sehr von Gott faseln und sich auf den Propheten berufen, aber wenn sie das Göttliche im Menschen - seine Würde - nicht achten, dann ist es nichts als Lüge und Schein. Eben scheinheilig. Al Ghasāli schrieb zu diesem Thema:
„Diese irdische Welt ist eine Karawanserei auf dem Wege zu Gott, und alle Menschen finden sich in ihr als Reisegenossen zusammen. Da sie aber alle nach demselben Ziele wandern und gleichsam eine Karawane bilden, so müssen sie Frieden und Eintracht miteinander halten und untereinander helfen und ein jeder die Rechte des anderen achten.“
Daraus geht klar hervor, dass jedem Menschen aufgrund der simplen Tatsache seiner Existenz, eine besondere Würde zugesprochen wird. Sie wird nicht zuerkannt (nach dem jemand ein bestimmtes Glaubensbekenntnis ablegt) sondern es wird anerkannt, was der Schöpfer jedem Menschen von Grund auf gegeben hat: den Geist (al-rūḥ), etwas vom Göttlichen, was dem Menschen „
eingehaucht“ wurde. Das entspricht der Idee im Christentum, dass alle Menschen nach dem Bild Gottes geschaffen wurden. Das ist eine der zeitlosen spirituellen Aussagen, die heute noch genau so wichtig sind (und m.E. auch WAHR), wie damals
Ich denke das Buch ist einfach schlecht und fördert Gewalt. Es ist keineswegs eine friedliche Religion.
LG
Es gibt auch Menschen wie Richard Dawkins, die exakt das Gleiche über die Bibel sagen würden, denn auch darin stehen nicht nur Worte der Liebe. Ob Religion friedlich ist oder nicht, das hängt von ihrer Auslegung ab. Ein aktuelles Beispiel: die Vertreibung der Palästinenser wurde mit Verweis auf die biblische Landnahme begründet (gemeint ist die Landnahme Kanaans). Christen wiederum haben in ihrer Geschichte immer wieder auf den Schwertvers in Matthäus 10,34-37 verwiesen, um Gewalt zu rechtfertigen. Daraus geht klar hervor, dass es von der Auslegung abhängt ob eine Religion friedlich ist oder nicht. Religionen besitzen sowohl ein Friedenspotential, als auch ein Gewaltpotential.
Denn beides ist im Menschen. Das Wort „
Islam“ selbst kann als „
Frieden machen“ übersetzt werden, denn salām bedeutet so viel wie „
Unversehrt, Wohlfahrt, Heil, Friede, Sicherheit“. Frieden mit wem oder was? Frieden mit Gott, Frieden mit sich selbst, Frieden mit den Mitmenschen, Frieden mit der Schöpfung, das sind die vier Ebenen in denen sich Frieden darstellt. Von seinem reinen Begriffsinhalt, steht also beim Islam das Friedenspotential im Vordergrund: Frieden zu finden und zu machen ist das dieser Religion innewohnende Ziel. Oder besser gesagt: das Ziel jeder Religion, wen sie menschenfreundlich und lebensbejahend ausgelegt wird. Der „
Muslim“ ist demnach derjenige „
der Frieden macht“ Genauer gesagt: „
durch Hingabe an Gott.“ was inhaltlich noch genauer definiert wird:
in dem er das Gebet verrichtet, die Zakat (Armensteuer) zahlt, das Gute gebietet und das Böse verbietet (22:42)