Re: Heilsgeschichtliche Rolle und persönlicher Charakter
Verfasst: So 3. Nov 2019, 11:56
Niemand weigert sich einfach so aus dem Blauen heraus.Hiob hat geschrieben: ↑Sa 2. Nov 2019, 13:38Rembremerding hat geschrieben: ↑Do 31. Okt 2019, 09:59 Nicht der Charakter, Veranlagung, äußere Umstände lassen uns letztlich scheitern, sondern die Weigerung heute mit Gott neu zu beginnen.
Ich würde eher fragen, was entscheidet, dass er den richtigen Weg nicht erkennt? - Und dafür gibt es eine ganze Palette von Gründen.Und da ist halt wieder mal MEINE Frage: Was entscheidet, dass der Mensch den richtigen Weg ERKENNT?
1. Es fällt den heutigen Menschen schwer, überhaupt anzuerkennen, dass es einen Gott gibt, denn das allgemeine Bewusstsein der Neuzeit lebt er der Vorstellung alles sei aus materiellen Gesetzen entstanden und deshalb allein aus ihnen erklärbar. Die Hypothese "Gott" sei deshalb überflüssig.
Das war in den Zeiten, wo es noch keine Naturwissenschaft in unserem heutigen Sinne anders. Da haben mehr oder weniger alle Menschen ganz selbstverständlich angenommen, es gäbe einen oder mehrere Götter, Engel und Dämonen usw.
2. Ist man überhaupt dahin gekommen, dass es "so etwas, wie ein höheres Wesen" gebe, führt das bei vielen noch lange nicht dazu, diesem Ahnen eine Wichtigkeit für das eigene Leben zuzumessen. Die Lösung der eigenen Probleme erwartet man von innerweltlichen Aktivitäten.
3. Wenn man so weit gekommen ist Hilfe für sein eigenes Leben aus immaterieller Quelle zu benötigen, gibt es neben den bekannten Hauptreligionen Christentum, Islam und Buddhismus/Hinduismus noch zahlreiche andere Angebote, z.B. Schamanismus.
Man wird sich also, falls man sich überhaupt einen Überblick verschafft, etwas wählen von dem man meint, dass sie bereits gewissen Überzeugungen, die man hat entspricht.
Wenn man in einem christlichen Kulturkreis aufgewachsen ist, wird das wahrscheinlich eine Form des Christentums sein. In einem islamischen Land natürlich der Islam, in einem buddhistischen Land der Buddhismus.
4. Ist man bereits in einer Familie aufgewachsen, die in einer bestimmten Form, also protestantisch, katholisch, freikirchlich, irgendeine Sekte (z. B. Zeugen Jehovas) verankert ist, wird man sich nun bewusst auch dieser zuwenden.
5. Meist wird man es mit der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft bewenden lassen. Nur wenn man merkt, dass irgendwas mit den Lehren nicht stimmt oder einem etwas nicht gefällt, wird man nach anderen Möglichkeiten Ausschau halten.
6. Nun zu denen, die sich für eine Form des Christentums entschieden haben:
a) einem intensiven Bibelstudium wird man sich nur widmen, wenn man meint nur dadurch ein wirklich "christl. Leben" führen zu können. Wenn allerdings die Vorstellung vorherrscht, dass man sowieso aus Gnade in den Himmel kommt und nicht nur, wenn sich das eigene Leben radikal ändert, wird dieses Studium nur ein Hobby sein und deshalb immer wieder vernachlässigt werden. Schließlich muss man "nicht alles wissen", und außerdem ist die Bibel schwer verständlich und liefert so nur Zündstoff für Streit.
b) Wenn man weiß, dass nur eine radikale Veränderung den Eingang durch die "enge Pforte" ermöglicht, hat man eigentlich schon begriffen, dass nicht der Buchstabe erlöst und auch kein plötzliches "Zauberwirken" Jesu/Gottes, und wird deshalb das Gefängnis des Biblizismus verlassen und die erlösende Wahrheit suchen, die ja darin besteht, dass Christus in uns dadurch Gestalt gewinnt, indem ich immer besser erkenne, welche Wirkungen möglich sind, wenn ich mich, wie er mit dem Vater, also dem Ewigen identifiziere.
Fazit: Die meisten erkennen überhaupt nicht den richtigen Weg, weil sie gar keinen Anlass finden, ihn zu suchen.