Spice hat geschrieben: ↑Mi 22. Jul 2020, 16:44Wenn heute jemand sagt, Gott habe zu ihm gesprochen, dann meint er auch nicht, dass Gott leiblich neben ihm war und er ihm etwas ins Ohr geflüstert hat.
Darauf wollte ich auch nicht hinaus. Aber Gott macht sich verständlich. Wenn Gott Adam ein Verbot erteilt, dann versteht Adam auch was da verboten wird und was die Konsequenzen sein würden bei Übertretung. Dieses Verstehen ist eine kognitive Leistung, die man von unbeschriebenen Blättern gar nicht erwarten kann. Wozu dann also das Gerede ?
Spice hat geschrieben: ↑Mi 22. Jul 2020, 16:44Nein, in jeder Hinsicht. Man hat nur etwas Eigenes, wenn man sich etwas aneignet, bzw. etwas auf einen einwirkt.
Dazu braucht es zumindest ein Selbstbewusstsein und eine Unterscheidungsfähigkeit zwischen Selbst und Umwelt, zwischen Subjekt und Objekt und dann ist das kein tabula rasa mehr. Ein solches Wesen könnte nicht leben oder es wäre maximal ein Zombie, weniger als ein Tier.
Spice hat geschrieben: ↑Mi 22. Jul 2020, 16:44Wir sind immer noch nach dem Bild Gottes geschaffen.
Erschaffen vielleicht, aber Paulus differenziert zwischen Menschen und dem Sohn Gottes im Bilde Gottes. Wenn der Mensch als Bild Gottes gezeugt wird, so wird er im Laufe seines Lebens doch immer mehr zu einem Zerrbild.
Spice hat geschrieben: ↑Mi 22. Jul 2020, 16:44Die Seele - als tabula rasa - ist reines Leben, also Gott.
Wie kommt man auf sowas ?
Spice hat geschrieben: ↑Mi 22. Jul 2020, 16:44Schon der Text sagt etwas anderes. Sie haben sich die Erkenntnis erworben.
Ich folge dem Text. Von "erwerben" steht da schon gar nichts. Nur dass sie geworden sind wie einer von uns und nicht wie fälschlich übersetzt wird "unsereiner" sprich ich oder wir. Sowas steht da nämlich definitiv nicht im Text, höchstens in Übersetzungen.
Spice hat geschrieben: ↑Mi 22. Jul 2020, 16:44Das kannst Du machen, aber das bringt nichts.
Du meinst, das passt dir nicht ins Konzept. Das glaub ich dir. An den Haaren herbei gezogen ist der Zusammenhang aber nicht, weil es meines Wissens nach der einzig handfeste Zusammenhang zwischen einer konkreten Pluralität des Elohim Begriffs, seines Charakters und dem Menschen im Bilde Gottes herstellt. Wenn man dagegen Jesaja Jesaja sein lassen will, weil der doch erst viel später und deswegen völlig planlos war, ja dann bringt das natürlich nichts. Nebenbei erwähnt, auch Sprüche 8 deutet den Zusammenhang an. Aber das ist ja eh nur von einem pseudepigraphischen Salomo der ohnehin nie existierte. (Achtung Ironie !)
Spice hat geschrieben: ↑Mi 22. Jul 2020, 16:44Was ist denn an der Aufmachung schlecht?
Was heißt schlecht ? Ich sprach von Ansprüchen. Wissenschaftliche Publikationen sehen halt typischerweise anders aus. Namedropping, Quellenangaben und Bezüge zu anderen Publikationen, akademischer Slang, eine ostentative Affirmation zur historisch kritischen Bibelwissenschaft. Das hier ist eher ein Essay. Für christliche Verlage ist die These zu subversiv.
Spice hat geschrieben: ↑Mi 22. Jul 2020, 16:44Ruach bedeutet ursprünglich auch nur Atem. Also könnte man folgern, es gibt nur Luft und keinen Geist!
Wäre aber die falsche Schlussfolge. Ruach ist nicht Luft, sondern bewegte Luft und unsichtbare Kraft. Folgich müsste man nach der Quelle fragen.
Spice hat geschrieben: ↑Mi 22. Jul 2020, 16:44Das Weltbild des A.T. ist doch überwiegend anthropomorph.
Ja. Soll das jetzt ein Widerspruch sein ? Ich sehe es eher als Bestätigung.
Spice hat geschrieben: ↑Mi 22. Jul 2020, 16:44Richtig, aber um ein geistig-seelisches Geschehen.
Was ist Seele ? Der Mensch, der aus dem Staub der Erde gemacht ist und dem Gottes Odem eingehaucht wurde.
Gott ist kein Teil der Schöpfung, auch wenn er sich möglicherweise darin manifestieren kann. In solcher Form wäre er dann aber nur Offenbarungsgröße.
Also, um den Faden zurück zu finden : Auf Gott als Urheber kann man anhand der Schöpfung schließen, wie Paulus in Römer 1 sagt. Mehr aber erst mal nicht.
Spice hat geschrieben: ↑Mi 22. Jul 2020, 16:44Da haben also die Schreiber von Gen. 1-3 gar nicht gewusst, was sie geschrieben haben?
Die Schreiber ? Das hast du gesagt. Ich gehe von Mose aus, dem Gott die Geschichte offenbarte und der sie dann niederschrieb. Eine redaktionelle Überarbeitung in der babylonischen Zeit beziehe ich für die Texte mit ein, nicht aber eine Neuerfindung oder mesopotamische Einflüsse.
Und natürlich hat der Autor von Genesis 1-3 gewusst, was er da schrieb, denn er schrieb ja auch die restlichen Kapitel so wie die restlichen vier Bücher Mose oder zumindest dessen Protoversionen, die dann später redaktionell überarbeitet wurden in der heutigen Form. Ihm war also spätestens mit Abschluss seiner Schreiberei klar, welche Heilsgeschichte seines Volkes da vermittelt werden sollte. Sogar Jesus bestätigt für Mose, dass er über ihn schrieb.
Reduziert auf Genesis 1-3 und dann dem Konzept von Reichelt folgend, findet man keinen Weg mehr zum Evangelium und zum NT, den ich mir irgendwie glaubwürdig vorstellen könnte. Den braucht man aber wohl auch nicht, wenn christlicher Glaube für einen nichts weiter ist als eine Konfessionsangehörigkeit.