Philippus hat geschrieben: ↑So 3. Dez 2023, 22:04
Bei konservativen Christen ist eines doch immer auffällig. Deren "Lieblings-Aufregerthemen" sind doch immer wieder die Homosexualität und Abtreibung.
Homosexualität wird in der Bibel sowohl im AT als auch im NT verurteilt. Das Wort "Abtreibung" kommt in der gesamten Bibel nicht vor, aber wird durch halt das fünfte Gebot gerechtfertigt.
Zu beiden Themen habe ich eine ganz einfache und genau so biblisch begründete Meinung: Mich geht das schlicht nichts an. Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet.....-steht doch auch in der Bibel.
Warum sollte ich mich über Homosexualität aufregen, wenn ich noch nie das dringende Bedürfnis verspürt habe, mich mit einem Manne ins Bett zu legen (ich bin männlich).
Ich war selber mal in einen Jungen verliebt, damals war ich 8 Jahre alt. Als ich in die Pubertät kam, waren für mich die jungen Mädchen natürlich viel interessanter.
Wenn das für jemanden eben gerade nicht "natürlich" ist, warum ihn dann verurteilen? Offensichtlich ist bei ihm/ihr mit seinem/ihrem Hormon-Einschuss irgend etwas schief gelaufen, was kann der arme Kerl oder das arme Mädchen dafür?
Es geht hier nicht um Neigungen, sondern um Handlungen.
Genau so mit der Abtreibung: Wenn ein Mädchen/ eine Frau vergewaltigt wurde und dadurch schwanger wurde und das Kind nicht haben möchte und man sie deshalb verurteilt ist es doch wieder genau so eine Vergewaltigung wie die erste.
Liebe kann man nicht befehlen, weder die Liebe zu einem Mann oder zu einer Frau noch die Liebe zu einem Kinde, befohlene Liebe ist halt gar keine Liebe mehr, nur die freiwillige Liebe ist wahre Liebe.
Abtreibung ist aber nicht fehlende Liebe. Nicht mal eine Pflichtverletzung. Sondern eine aktive Handlung.
Ich wäre selber mal beinahe um Haaresbreite in eine Abtreibung verwickelt worden, es war nur Zufall, dass die Frau gar nicht schwanger war, aber ich hätte auch nicht die geringste Chance gehabt, gegen die Abtreibung Einspruch einzulegen. Warum also etwas verurteilen, wo ich nur durch Zufall dem entronnen bin?
Diese Folgerungen ergeben keinerlei Sinn.
Überhaupt, Abtreibung und Homosexualität, bisher war wohl noch jeder Diktator und Despot einschliesslich HItler und Stalin -zuletzt erst wieder Putin vor ein paar Tagen im Fernseher- gegen Abtreibung und gegen Homosexualität und nicht etwa dafür. Man kann wohl schon mal keine Extra-Punkte machen, wenn man sich der Meinung der Diktatoren und Menschenverächter aus der Geschichte anschließt. Den Diktatoren kommt es natürlich darauf an, so viele wie möglich willige Soldaten und Steuerzahler zu haben, die für den Erhalt und die Vermehrung ihrer Macht sorgen und durch ihre Steuern seinen Reichtum finanzieren. Abgetriebene Kinder können das nicht mehr und Homosexuelle vermehren sich naturgemäß nicht mehr.
Und Hitler war Vegetarier ... Dein Beitrag wirkt wie als wolltest du alle möglichen logischen Fehlschlüsse vorführen?
Willst du nicht zum Kern des ganzen kommen?
Also, manche Gläubige verweisen einfach auf ihre heilige Schrift, wo Homosexualität verdammt wird. Aber nach dem Euthyphron-Dilemma kann man sich dann fragen
- Ist die Tat schlecht, weil sie von Gott verdammt wird?
- Verdammt Gott die Tat, weil sie schlecht ist?
Ich habe ein großes Problem mit Option 1., also der voluntaristischen Auffassung. Besonders seltsam dann noch die Methode sich herauszureden mit
"Ja christlich ist das eine Sünde. Aber säkular bin ich ein sehr toleranter Mensch". Das erinnert an die Mitglieder der Letzten Generation, die "privat" nach Bali fliegen.
Daher steht derjenige in der Beweislast, der die moralische Verwerflichkeit behaupten will.
Homosexualität wurde in der Vergangenheit aufgrund der Unnatürlichkeit verdammt.
Heutzutage wird die Natur aber nur noch selten als von Zweckmäßigkeit durchdrungen aufgefasst. Und unabhängig davon benutzen Menschen andauernd ihre Organe auf "unnatürliche" Weise. Die Lunge ist zum
Atmen da .... also ist die Benutzung einer Flöte, wo man mit der Lunge
bläst, unnatürlich und damit sündhaft?
Die Scholastiker haben dann eine subtile Unterscheidung gemacht zwischen "Verwendung
anders als der natürliche Zweck" (erlaubt) vs. "Verwendung gegen den natürlichen Zweck" (sündhaft). Ich glaube nur nicht, dass diese Unterscheidung funktioniert, zumindest nicht bei Homosexualität.
Bei Abtreibung passt es schon eher. Man greift in ein lebensspendendes Organ ein, um Tod zu bringen, was ziemlich klar gegen den natürlichen Zweck geht. Allerdings wäre Töten auch unabhängig davon zu verdammen und andersherum wird gerade bestritten, dass es sich um eine Tötung handelt. Das bringt uns also nicht weiter.
Naja, was ich eine schlimme Entwicklung finde, ist, dass man Abtreibung neuerdings als "reproduktives Recht" verkauft. Irgendwann endet man bei Verhältnissen wie Schweden, wo ein Arzt nicht mal das Recht hat, es abzulehnen, eine Abtreibung durchzuführen. Abtreibung ist etwas, das allein nur positives Recht irgendwie "legitimieren" kann. Es gibt kein natürliches Recht auf Abtreibung.