Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?
Verfasst: So 2. Apr 2017, 21:54
Dieses Post hatte eine bestimmte Würze, von daher kann ich nicht sagen wie explosiv der Geschmack ist.
Community für Menschen auf der Suche nach Gott
https://4religion.org/
Das ist sehr absolut formuliert und da bin ich anderer Meinung. Das Judentum ist hierfür ein sehr gutes Beispiel.Agent Scullie hat geschrieben:Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread durchgelesen, würde diese Thematik aber gerne noch einmal aufgreifen: eine Religion, sei es nun der Islam, das Christentum oder sonst eine religiöse Lehre, kann nicht reformiert werden.Tyrion hat geschrieben:Warum sollte eine Reform des Islam nicht möglich sein? Das Christentum wurde ja auch menschlich gemacht, reformiert. Das ging zwar sehr blutig vonstatten, da hierfür Staat und Kirche voneinander getrennt werden mussten, was die Vertreter des Christentums nicht so toll fanden. Aber danach war es möglich, dem Christentum das Töten und Foltern im Namen ihres Gottes so weit möglich auszutreiben. Dafür mussten die Vertreter der christlichen Glaubensrichtungen entmachtet werden.
Die eigentliche Reformation begann erst nach Luther, mit der Widerlegung des "Clockwork Universe", Ende des 18. Jahrhunderts.Halman hat geschrieben:Das ist sehr absolut formuliert und da bin ich anderer Meinung. Das Judentum ist hierfür ein sehr gutes Beispiel.Agent Scullie hat geschrieben:Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread durchgelesen, würde diese Thematik aber gerne noch einmal aufgreifen: eine Religion, sei es nun der Islam, das Christentum oder sonst eine religiöse Lehre, kann nicht reformiert werden.
Das glauben zwar die Juden. Aber für mich war die talmudische Tradition genau das Gegenteil als eine Reformation. Sie führte eher zu einer Rückkehr zum ursprünglichen Glauben.Halman hat geschrieben:Ganz entscheidend für abrahamitische Offenbarungs- und Schriftreligionen sind ihre zugrundeliegenden Heiligen Schriften. So bestand im Judentum des ersten Jahrhunderts, welches Jesus kannte, noch keine talmudische Traditation, wenn auch schon die Mischna in mündlicher Form zumindest teilweise vorlag. Durch den Talmud wird der Tanach (unser AT) auslegt. Die in der Gemara (dem größten Teil des mehrbändigen Talmuds) "dokumentierte Diskussionen der Rabbinen" gab es im ersten Jahrhundert noch nicht (mehr dazu in meinem Beitrag vom Mi 22. Feb 2017, 20:35).
Ja. Dies hängt meiner Meinung nach damit zusammen, dass für das katholische Glaubenssystem der katholischen Bibelkanon, das Konzil von Nicäa, der katholische Katechismus und die augustinische Theologie enorm bedeutsam sind.Pluto hat geschrieben:Stimmt. Das Christentum ebenfalls.Halman hat geschrieben:Das ist sehr absolut formuliert und da bin ich anderer Meinung. Das Judentum ist hierfür ein sehr gutes Beispiel.Agent Scullie hat geschrieben:Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread durchgelesen, würde diese Thematik aber gerne noch einmal aufgreifen: eine Religion, sei es nun der Islam, das Christentum oder sonst eine religiöse Lehre, kann nicht reformiert werden.
Aber die eigentliche Reformation begann erst nach Luther, mit der Widerlegung des "Clockwork Universe", Ende des 18. Jhrhunderts.
Aber das war eine Reformation außerhalb des Christentums. Dass sich die rkK selbst heute schwer tut mit der Reformation von Innen dürfte offensichtlich sein.
Ja, dann ist es doch eine Reform im eigentlichen Wortsinn.Pluto hat geschrieben:Das glauben zwar die Juden. Aber für mich führte die talmudische Tradition zu genau dem Gegenteil als eine Reformation. Sie führte eher zu einer Rückkehr zum ursprünglichen Glauben.Halman hat geschrieben:Ganz entscheidend für abrahamitische Offenbarungs- und Schriftreligionen sind ihre zugrundeliegenden Heiligen Schriften. So bestand im Judentum des ersten Jahrhunderts, welches Jesus kannte, noch keine talmudische Traditation, wenn auch schon die Mischna in mündlicher Form zumindest teilweise vorlag. Durch den Talmud wird der Tanach (unser AT) auslegt. Die in der Gemara (dem größten Teil des mehrbändigen Talmuds) "dokumentierte Diskussionen der Rabbinen" gab es im ersten Jahrhundert noch nicht (mehr dazu in meinem Beitrag vom Mi 22. Feb 2017, 20:35).
Verstehe ich nicht. Eine Rückkehr ist eine Reformation?Halman hat geschrieben:Ja, dann ist es doch eine Reform im eigentlichen Wortsinn.
Stimmt, aber er kritisiert den katholischen Bibelkanon. Damit entfallen sieben Bibelbücher und einige Zusätze zum AT (z.B. im Buch Daniel).Agent Scullie hat geschrieben:Im Fall des Christentums wird eine Neuerung, die die christliche Lehre, also die Lehre Jesu Christi, selbst verändern würde, vielleicht nicht ausdrücklich in der Bibel verboten, aber ich wage mal zu behaupten, dass die Mehrzahl der Christen eine solche Neuerung doch als mit der Bibel unvereinbar ansehen würde. Kommt also auf eins aus. Alle Reformen, die es in Verbindung mit dem Christentum gegeben hat, d.h. Reformen der Kirche oder des Staates in christlich geprägten Ländern, haben die christliche Lehre an sich stets unangetastet gelassen. Ein Martin Luther hat Praktiken der katholischen Kirche, wie z.B. den Ablasshandel, kritisiert, aber niemals Bibelstellen.Halman hat geschrieben:Im sunnitischen Islam ist eine „Neuerung“ (arab. Bid'ah), welche den Islam selbst erneuert, verboten.
So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
Ja, allerdings im Widerspruch zum Gründungsgeschehen im ersten Jahrhundert. Mohammed war aber von Anfang an auch ein Feldheer und Staatsmann.Agent Scullie hat geschrieben:Aber als sich das Christentum dann ab dem 4. Jahrhundert von der Untergrundbewegung zur beherrschenden Staatsreligion entwickelt hatte, bildete es ebenfalls, ganz ähnlich dem Islam, die Basis für "eine schlagkräftige Einheit von Religion und Staat, Herrscher und Untertanen".Halman hat geschrieben:Was die Trennung zwischen Religion und Staat angeht, verweise ich auf das Buch "DER ISLAM - 1400 Jahre Glaube, Krieg und Kultur" vom SPIEGEL-Buchverlag und zitiere aus den Seiten 146—147 Rainer Taub:Hierzu gehört vor allem der Umstand, dass der militärisch-politische Blitzaufstieg der Muslime eine Trennung von Kirche und Staat, Religion und Welt erst gar nicht hatte entstehen lassen. Während das Christentum zunächst eine jahrhundertelange Untergrundexistenz führen musste, bildete die islamische Gesellschaft von Anfang an eine schlagkräftige Einheit von Religion und Staat, Herrscher und Untertanen.
Ja, weil die mittelalterliche katholische Kirche von der römischen Staatskirche geprägt war.Agent Scullie hat geschrieben:Och, im Mittelalter gab es ganz ähnlich klingende Selbstbeschreibungen des Christentums. So hieß es bei Bischof Adalbero von Laon: "Das Haus Gottes ist dreigeteilt, die einen beten, die anderen kämpfen, die dritten endlich arbeiten". Oder Hildegard von Bingen verglich den Staatsaufbau mit einem Kirchengebäude: geistliche und weltliche Fürsten seien die Pfeiler und Mauern, das Dach seien die Ritter, die Fenster seien die Gelehrten, die das Licht hereinlassen, und der Fußboden sei das Volk.Halman hat geschrieben:Eine überlieferte islamische Selbstbeschreibung fasst dies in einem einprägsamen Bild: »Der Islam, der Herrscher und die Menschen sind wie das Zelt, der Mast, die Stricke und die Pflöcke. Das Zelt ist der Islam, der Mast ist der Herrscher, die Stricke und Pflöcke sind die Menschen.«
Ganz so liberal ist es im sunnitischen Islam nicht. Die vier Rechtschulen (benannt nach ihren Gründern),Agent Scullie hat geschrieben:Ja, es gibt da z.B. die Schriftgelehrten. Jedoch kann sich im Grunde jeder Hinz und Kunz mal eben selbst zum Schriftgelehrten erklären, es gibt keine zentrale Stelle, bei der er sich erst die Genehmigung einholen müsste. Und überdies heißt es im Islam, dass die Deutungshoheit über die islamische Lehre bei jedem einzelnen Gläubigen liegt, jeder Gläubige für sich betrachtet also ein Schriftgelehrter sein soll. Nur ist es halt so, dass sich viele Muslime unsicher sind und lieber auf einen vermeintlichen Experten, d.h. des nächstbesten Schriftgelehrten, hören.Tyrion hat geschrieben:Dennoch gibt es hier auch Menschen, die die Richtung definieren, wie man welche Koransure und welchen Ausspruch des Propheten zu interpretieren hat.Übertragen wir das nun auf den Islam, so ist zunächst einmal festzustellen, dass es, zumindest im sunnitischen Islam, keine der Kirche vergleichbare religiöse Institution gibt, die reformiert werden könnte.
Ja, dies wäre sehr wünschenswert. Gegenwärtig sieht es leider genau anders herum aus.Agent Scullie hat geschrieben:Wünschenswert wäre es also, wenn sich entweder bei der Mehrzahl der Schriftgelehrten oder bei der Mehrzahl der Muslime eine liberale Auslegung des Islam durchsetzen würde.
Das ist Kinderkram!manden1804 hat geschrieben:Zum Islam und allen anderen Religionen :
das sind menschengemachte Religionen , die mit dem WAHREN Gott so gut wie nichts zu tun haben !
Stimmt.Pluto hat geschrieben:Das ist Kinderkram!manden1804 hat geschrieben:Zum Islam und allen anderen Religionen :
das sind menschengemachte Religionen , die mit dem WAHREN Gott so gut wie nichts zu tun haben !
Im Laufe der Geschichte wurden mehr als 10'000 Götter erfunden.
19 Sie werden im Verderben enden, denn ihr Bauch ist ihr Gott