Sunbeam hat geschrieben: ↑Fr 2. Jul 2021, 15:02
Das könnte man endlos mit Beispiel-Zitaten weiter führen.
Kann man überhaupt nicht. Wie viele seiner Bücher kennst Du überhaupt? Oder kann es sein, dass Du einfach nur abliest und nachzitierst?
Zum einen gab es umfangreiche, wissenschaftlich fundierte Untersuchungen zur Klärung der Frage ob und inwieweit Steiner "Rassist" war oder "rassistisches Gedankengut" verbreitete. Dazu muss man nur mal eben kurz den Wikipedia Eintrag zu seiner Person durchlesen:
Eine Untersuchungskommission unter dem Vorsitz des Juristen Ted van Baarda hat im Auftrag der Antroposofische Vereniging in Nederland (Anthroposophische Gesellschaft in den Niederlanden) die Rassismusvorwürfe gegenüber Rudolf Steiner untersucht. Es fanden sich in den insgesamt 89.000 Textseiten umfassenden Schriften und Vorträgen Steiners sechzehn Passagen, die als diskriminierend eingestuft wurden. Viele Stellen wurden als „unbedenklich“, „missverständlich“ oder „leicht diskriminierend“ beurteilt. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass das Menschenbild Rudolf Steiners „auf der Grundlage der Gleichwertigkeit aller menschlichen Individualitäten und nicht auf einer vermeintlichen Überlegenheit der einen Rasse gegenüber einer anderen“ stehe.
Wolfgang Benz, Leiter des Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung, betont, dass sich Steiner ausdrücklich „vom rassistisch-völkischen Antisemitismus seiner Zeit“ distanziert hat, und resümiert: Sein „Plädoyer für die Assimilation unterscheidet ihn vom Anhänger des Rasseantisemitismus.“
Das Problem an der Sache ist, das solche "Kritik" - die offenkundig nichts als stumpfe Hassrede ist - meist von Menschen kommt, die sich niemals mit Steiner befasst haben sondern nur bestimmte Textstellen und Kritiken kennen und darauf ihre Meinung bauen. Das ist nichts eigenes sondern eben nur nachgeredet.
Ich habe nicht wirklich viel von Steiner gelesen. Ich glaube, es waren insgesamt 8 Bücher. Hinzu kamen vielleicht 10-20 Stunden intensive Gespräche über seine Anschauungen. Mit der Theospophie, aus der die Anthroposopie entstand, habe ich mich auch ein wenig befasst. Und das Wenige bereits war völlig ausreichend, um zu begreifen, dass Steiner mit dem , was man unter einem Rassisten versteht und was man an Rassisten verabscheut und verachtet und veruteilt rein garnichts zu tun hat. Er war im Gegenteil sehr weltoffen, tolerant und respektvoll allen Menschen, Kulturen, Ethnien gegenüber.
Würdest Du Anthroposophen kennen, wüßtest Du, dass diese Menschen alles andere als rassistisch oder diskriminierend sind. Ganz im Gegenteil!
Anstatt sich von Hass und Hetze verführen zu lassen wäre es vernünftiger, sich nicht auf die Meinungen anderer oder eine oberflächliche Betrachtung von Zitaten zu verlassen sondern entweder einfach keine Meinung haben von etwas, worüber man eigentlich nichts weiß oder sich unvoreingenommen mit dem eigenen Gehirn mit der Sache eingehend, aufrichtig zu befassen.
In der theosophischen Anschauung, soweit ich mich erinnere, entwickelt sich die menschliche Seele durch die Inkarnationen in menschlichen Körpern unterschiedlicher "Rassen". Eine "Rasse" ist quasi ein Gefäß mit bestimmten Eigenschaften und Potentialen. Sie entwickelt sich mit der Zeit mit und durch die Seelen, die in sie inkarnieren und die durch sie Erfahrungen sammeln. Mit der Zeit entsteht dann durch die Vermischung eine neue Rasse, die dann von den Seelen bevorzugt wird, weil sie ein größeres Potential bietet. Dadurch soll es leider kommen, dass eine alte Rasse ausstirbt, längst bevor ihr Potential ausgeschöpft ist. Es ist aber nicht so, dass ein Mensch der einen, älteren Rasse per se einem Menschen einer neueren Rasse überlegen ist. Im Gegenteil gibt es auch da viele Fälle, vor allem in der Übergangszeit, wo die Dominanz einer Rasse durch die Dominanz einer anderen ersetzt wird. Wo die neue Rasse noch ganz am Anfang der Entwicklung steht und das überlegene Potential auch nicht erkennbar ist.
Im übrigen soll die in Zukunft dominierende Rasse die slawische sein, gefolgt von einer völlig neuartigen Rasse, die sich aus der vollständigen Vermischung sämtlicher Rassen entwickelt soll und deren erste Vorläufer in Amerika auftreten sollen. Diese neue Rasse, in der sich die gesamte Menschheit vereint, soll dann eine ganz neue Menschheit begründen, die uns viel überlegener sein wird - also im Sinne von reifer, weiser, vergeistigter, friedliebend, intelligent, stark und so weiter.
Das ist vielleicht so wie: Du bist Fotograf und kaufst Dir eine Sony R1X. Am Anfang musst Du Dich mit der Kamera vertraut machen. Du schießt erstmal schlechte Bilder. Mit der Zeit lernst Du sie beherrschen und ihre Funktionen immer mehr ausreizen. Mittlerweile kommt aber die Sony R1XR-M2 auf den Markt. Eigentlich hast Du noch nicht alles mit Deiner R1X gemacht, was damit möglich ist. Aber Du willst unbedingt die R1X-M2. Also kaufst Du sie Dir. Deine alte R1X ist immer noch eine tolle Kamera und Du verkaufst sie für gutes Geld an einen anderen Fotografen, der sich sehr darüber freut. Dann fängst Du an, die RX1R-M2 zu benutzen. Auch da kannst Du erstmal nicht alles benutzen und ausreizen. Das kommt erst mit der Zeit. Die ersten Fotos sind sogar schlechter, weil Du Dich nicht gut genug auskennst und einige Fehler in den Einstellungen machst. Aber mit der Zeit wirst Du immer besser, bis dann der Unterschied sichtbar wird.
Jahre später triffst Du auf einer Vernissage den Mann, dem Du Deine alte R1X verkauft hast. Er ist jetzt ein internationaler Superstar in der Fotografie und seine Bilder bringen Millionen und Kunstpreise. Du staunst über seine Bilder aber am meisten staunst Du, als Du siehst, welche Kamera er benutzt: Deine alte R1X.....
Verstehst Du, was ich meine? Es geht nicht um die Kamera. Beide Kameras sind hervorragend. Mit beiden Kameras lassen sich vorzügliche Bilder schießen. Nur die neuere ist etwas weiter entwickelt. Es ist im Grunde die alte nur ein wenig verbessert. Es geht aber nicht um die Kamera sondern den Fotografen. Der Fotograf ist entscheidend. Die Eigenschaften der Kamera sind wichtig für den Fotografen, aber es handelt sich nur um ein Werkzeug. Ein Amateur wird mit der besten Kamera keine guten Fotos machen und ein Profi kann auch mit einer schlechten Kamera ein Kunstwerk machen. Aber es gibt Grenzen. Nur die muss man auch ausreizen.
Du kannst gerne denken, dass das Blödsinn ist. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, was für eine Anschauung Steiner hatte und ob unter ihr "Rassismus" zu verstehen ist, so wie man es versteht. Vielleicht kannst Du nun besser verstehen, dass der "Rassismus" von Steiner einen esoterischen Hintergrund hat, der überhaupt nichts zu tun hat mit dem Rassismus im dritten Reich oder den USA. Es gibt keinen Rassismus unter Anthroposophen sondern im Gegenteil herrschen dort Toleranz, Akzeptanz und eine tiefe Achtung vor dem Menschen. Steiner so anzugreifen wird ihm nicht gerecht, sondern das ist nicht nur unfair, es ist nicht sachlich sondern einfach nur emotionale, oberflächliche Hassrede, die die Welt nicht besser macht sondern ihr einen negativen Anteil hinzu gibt.
Die Einrichtungen, die aus Steiners Lehre hervorgegangen sind, sind auf der ganzen Welt, in allen Kulturen und Ethnien verteilt. An den Früchten kann man einen Baum beurteilen. Nicht an hasserfüllten Reden von Menschen, die überhaupt nicht wissen, wovon sie reden.
Ich hoffe, Du konntest Deine negativen Emotionen und Vorbehalte und Deinen Drang, Dich über Steiner auszulassen, überwinden und einfach in Ruhe lesen und verstehen, was ich hier geschrieben und versucht habe, Dir mitzuteilen. Dann wirst Du vielleicht seinen "Rassismus" in einem anderen Licht sehen und verstehen, dass seine Aussagen ohne diesen Hintergrund missverstanden werden müssen. Und wer ahnt schon, was für eine Anschauung über die "Evolution" der menschlichen Seele dahinter steckt? Das kann ein materialistisch denkender Mensch, vielleicht noch Atheist, der solche Inhalte meidet und verachtet, einfach nicht nachvollziehen ohne die entsprechenden Informationen.